Stichprobe im qualitativen Forschungsprozess

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 Präsentation transkript:

Stichprobe im qualitativen Forschungsprozess Prof. Dr. Barbara Wörndl Hochschule Merseburg

Grundsätzliches und Grundbegriffe Stichproben werden dann gezogen, wenn eine Totalerhebung zu teuer und zeitaufwändig wäre. Stichproben sind ein Abbild der Grundgesamtheit. Große Stichproben liefern ein zuverlässigeres Abbild als kleine. Elemente einer Stichprobe können Personen aber auch Dinge sein (z.B. Zeitungen, Bilder, etc.)

Grundsätzliches und Grundbegriffe Stichprobe, Stichprobenumfang, Stichprobengröße (n) Grundgesamtheit (N) Untersuchungseinheit (z.B. Schüler) Erhebungseinheit (z.B. Aufsätze von Schülern)

Zufallsstichprobe (Random sampling) Die Stichprobe hat im quantitativen Forschungsprozess große Wichtigkeit. Weil die Frage nach Verteilung von Anteilswerten und Mittelwerten von Interesse ist, geht es immer auch um die Frage der Repräsentativität und Generalisierbarkeit.

Zufallsstichprobe (Randon sampling) Die Stichprobe wird nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung gezogen. Jede Person einer zu untersuchenden Population hat die gleiche Chance, in die Untersuchung einbezogen zu werden. => Die Ergebnisse einer Studie können auf die Grundgesamtheit verallgemeinert werden.

Theoretisches Sampling Im qualitativen Forschungsprozess interessiert weniger die Frage, wie ein Problem statistisch verteilt ist, als die Frage, welche Probleme gegeben sind und wie sie beschaffen sind. Um ein tieferes Verständnis für ein zu untersuchendes Phänomen zu erhalten, werden nach sorgfältig gewählten Kriterien Gruppen von Personen oder Settings ausgewählt.

Theoretisches Sampling Der Komplexität von menschlichen und sozialen Phänomenen wird Rechnung getragen. Man geht von den Grenzen der Generalisierbarkeit aus. Demgegenüber steht die Verstehensleistung über ein Sache im Mittelpunkt. Das theoretische Urteil über eine Sache steht dann für „Repräsentativität“

Strategien beim theoretischen Sampling Auswahl von extremen Fällen Auswahl von typischen Fällen Maximale Variation im Sample „Annehmlichkeit“ (convenience sampling)

Schritte im theoretischen Sampling Nutzung von verschiedenen Informationsquellen, um wichtige Dimensionen zu entwickeln Entwicklung eines Stichproblenprofils (welche Variablen sind wichtig?) => Schneeball-Sampling (ein Proband führt zum anderen) => Sampling ist ein offener Prozess, dessen Ende nicht festgelegt ist Überprüfung, ob es nötig ist, das Forschungsdesign zu überarbeiten (zu eng? zu weit?, etc.)

mit HS ohne HS Kurze Zeit (bis zu einem Jahr) Stichprobenprofil Alleinerziehende Kurze Zeit (bis zu einem Jahr) Längere Zeit (1 Jahr und mehr) mit HS ohne HS erwerbs-tätig nicht erwerbs-tätig

Umfang der Stichprobe im theoretischen Sampling Wieviele Personen oder Settings in die Untersuchung einbezogen werden, kann nicht a priori entschieden werden. Im Idealfall sammelt und analysiert man solange Daten, bis man keine neuen Informationen bekommt. Der Forschungsprozess erreicht einen Sättigungspunkt, weil der Informationsgrad abnimmt. Das Stichprobenkonzept muss dabei ins Verhältnis gesetzt werden zu Zeit- und Geldbeschränkungen.

Theoretisches versus statistisches Sampling (Quelle: Uwe Flick 2002, S Theoretisches Sampling Umfang der Grundgesamtheit ist vorab unbekannt Merkmale der Grundgesamtheit sind vorab nicht bekannt Mehrmaliges Ziehen von Stichprobenelementen nach jeweils neu festzulegenden Kriterien Stichprobengröße vorab nicht definiert Sampling beendet, wenn theortische Sättigung erreicht Statistisches Sampling Umfang der Grundgesamheit ist bekannt Merkmalsverteilung in der Grundgesamtheit ist abschätzbar Einmalige Ziehung einer Stichprobe nach einem vorab festgelegten Plan Stichprobengröße vorab definiert Sampling beendet, wenn die gesamte Stichprobe untersucht ist