Klimawandel in der Gesellschaft

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 Präsentation transkript:

Klimawandel in der Gesellschaft Hans von Storch Institut für Küstenforschung, GKSS Forschungszentrum Geesthacht, Schleswig-Holstein Führungskräfteentwicklungsprogramm "First Level Leader" in Deutschland 23./24. November 2006 in Krefeld für neu nominierte Führungskräfte. Dieses 2tägige Training wird von einem Vorstandsmitglied und 2 Seniormanagern durchgeführt und informiert die Teilnehmer über die BP-Gruppe im Allgemeinen sowie u. a. über die Grundwerte der BP. Fester Bestandteil der Agenda ist der 1,5 stündige Vortrag eines externen Referenten, der den Führungskräften den "Blick über den Tellerrand" ermöglichen soll. Da einer unserer Grundwerte "green" ist, denke ich, dass ein Vortrag Ihrerseits sehr gut in diesen Rahmen passt. Hätten Sie Zeit, Lust und Interesse unseren Führungskräften das Thema Klimawandel - Hirngespinst oder Realität näher zu bringen? Haus Rissen, 1. März 2007

Hans von Storch Klimaforscher Spezialgebiet: Küstenklima, also Windstürme, Sturmfluten, Seegang, Nordsee, Nordatlantik Kooperation mit Sozialwissenschaftlern

Simplistische Darstellungen Schäden u.a. durch extremes Wetter

10-jährige Anzahlen von Stürmen in Hamburg mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 7 Bft.

Anzahl von schweren Nordatlantischen Stürmen 1930-1990 – in Wetterkarten.

Fragen Findet Klimawandel statt? Was können wir tun? Szenarien möglicher Zukünfte? Was erwartet uns regional?

Findet Klimawandel statt? Ausdruck „Klimawandel“ ist ungenau. Klima = Statistik des Wetters Diese Statistik ändert sich immer aus natürlichen Gründen (eigene Dynamik; Sonne, Vulkane, Erdbahn ….) Diese Statistik ändert sich seit einiger Zeit auch aufgrund menschlichen Tuns (Treibhausgase, industrielle Aerosole)

Erwartete Eigenschaften des anthropogenen Klimawandels … entwickelt sich deutlich erst in den letzten Dekaden, evtl. auch erst in der Zukunft. … beschleunigt sich mit der Zeit. … manifestiert sich in einer schnellen Erwärmung und nicht in einem bisher nie erreichten Niveau von Temperatur.

Findet Klimawandel statt? Ja, Klimawandel findet statt. Dieser Wandel wird vor allem in thermischen Größen (Temperatur, Wasserstand, Eisbedeckung …) sichtbar, nicht in anderen Größen wie Niederschlag, Stürmen etc. Die Klimawissenschaft hat gute Gründe zu glauben, dass seit Anfang des 20ten Jahrhunderts die Temperatur der bodennahen Luft um ca. 0.7 C zugenommen hat; davon etwa 2/3 aufgrund menschlichen Tuns.

Derzeitige Trends in anderen Grössen müssen nicht mit dem anthropogenen Klimawandel verbunden sein. Temperatur Trends sollten nur dann als „unnatürlich“ und damit anthropogen angesehen werden, wenn sie stärker sind als jene, die im Rahmen natürlicher (historischer) Schwankungen aufgetreten sind: „Detektion“. Dieser Nachweis ist für die global verteilt Temperatur gelungen; für regionale Größen gibt es derartige Nachweise kaum. Sturmintensität

Was können wir mit/gegen den Klimawandel tun? Klimawandel verhindern. Klimawandel hinnehmen und anpassen. Klimawandel vermindern und anpassen.

Reaktionsmöglichkeiten Adaption, Anpassung Vermeidung, Mitigation Optimale Strategie – eine Mischung aus beiden Optionen. Hasselmann, 1990

Vermeidung/Verminderung Vollständige Verhinderung durch Reduktion von Emissionen des anthropogenen Klimawandels erscheint praktisch nicht (mehr) möglich. Auch eine vollständige Implementierung von Kyoto würde nur geringfügige Verminderungen des zu erwartenden Klimawandels bewirken. Verhinderung vielleicht möglich durch „geo-engineering“ (Spiegel im All, Extraktion von Treibhausgasen aus der Ablauft oder der Luft selbst, etc.)

Anpassung Verminderung der Verletzlichkeit gegenüber extremen Wetterereignissen (z.B. Sturmfluten) Anpassung an veränderte Umweltbedingungen (z.B. Hitzestress, Malaria) Wissen über regionale und lokale Auswirkungen des anthropgenen Klimawandels nötig (schwierig)

Mögliche Zukünfte = Szenarien

Was ist ein Szenario? Ein Szenario ist eine konsistente, plausible Beschreibung einer möglichen aber nicht notwendigerweise wahrscheinlichen Zukunft. Ein Szenario nimmt in der Klimaforschung oft die Form einer bedingen Vorhersage an, d.h. eine Vorhersage, die eine die Wirkung von angenommenen zukünftigen Veränderungen (einiger wesentlicher aber kaum vorhersagbaren Entwicklungen) umsetzt in klimatische Folgen. Wenn alle bedingten Vorehrsagen zu den gleichen Projektionen führen, dann wird aus den bedingten Vorhersagen eine Vorhersage (insbesondere: Temperaturen und Wasserstand werden steigen.)

Wozu dienen Szenarien? Szenarien erlauben die die Erforschung der verfügbaren Optionen und die Bewertung von Reaktionen. Szenarien erlauben die Bestimmung von Entwicklungen, die vermieden werden sollten oder als wünschenswert erscheinen. Idealerweise wird eine Reihe von Szenarien entwickelt, die miteinander inkonsistent sind, so dass der “Raum der Möglichkeiten” ganz beschrieben wird. Szenarien erlauben oder verbessern die Wahrnehmung von unerwarteten Entwicklungen (was manchmal Angst macht)

Klimaszenarien Konstruktion von Szenarien für die Emission klimarelevanter Substanzen in die Atmosphäre Ableitung der sich aus den Emissionsszenarien ergebenden Konzentrationen klimarelevanter Substanzen in der Atmosphäre (jedenfalls so ähnlich; bei Aerosolen ist das etwas anders) Simulation des Klimas (Wetterstatistik in Atmosphäre, Ozean ….) in Gegenwart erhöhter Mengen strahlungsaktiver Substanzen in der Atmosphäre.

“SRES” Scenarios SRES = IPCC Special Report on Emissions Scenarios A world of rapid economic growth and rapid introduction of new and more efficient technology. A very heterogeneous world with an emphasis on family values and local traditions. A world of “dematerialization” and introduction of clean technologies. A world with an emphasis on local solutions to economic and environmental sustainability. “ business as usual ” scenario (1992). A1 A2 B1 B2 IS92a IPCC, 2001

Darstellung der Auswirkung des globalen Klimawandels auf regionale Details. Katja Woth Zusammenarbeit u. a. mit BAW, BSH, ALR Husum, FSK Norderney, Hamburg Port Authority u.a.

A2 - CTL: changes in 99 % - iles of wind speed (6 hourly, DJF): west wind sector selected (247.5 to 292.5 deg) HIRHAM RCAO Scenarios for 2085 Woth, personal communication

Sturmfluten in Hamburg 2030,2085 Konkretisierung Sturmfluten in Hamburg 2030,2085

Hamburg – Storm surges

The tidal change is due to coastal protection measures and modifications of the tributaries, and to the deepening of the shipping channel. These measure also had an effect on the heights of severe storm surges – estimates are 45 cm caused by measures of coastal defense and 15 cm by deepening the shipping channel (Haake, 2004: 27).

Szenarien 2030, 2085 Nur Effekt von Klimaveränderungen, nicht von Veränderungen der Morphologie der Tideelbe. Szenarien 2030, 2085

Andere Wettervariablen 2030,2085 Konkretisierung Andere Wettervariablen 2030,2085

Erwartete Änderungen in Temperatur, Niederschlag und Starkwind

Erwartete Änderungen in Temperatur, Niederschlag und Starkwind

Folgerungen – Menschgemachter Klimawandel … ist real und kaum noch vermeidbar, wohl aber verminderbar. … aber in unserem Raum derzeit nicht wirklich erfahrbar … wird sich im kommenden Jahrhundert deutlicher entfalten … wird weitergehende Anpassungsmaßnahmen erforderlich machen. … wird keine Katastrophe sein für unseren Raum.

Klimawandel, Wissenschaft und Gesellschaft Epilog Klimawandel, Wissenschaft und Gesellschaft

Wissenschaftliche Neugier (= „normale“ Wissenschaft) … hat zu der Einsicht geführt, daß das Klima (Statistik des Wetters) veränderlich ist und sich nichtlinear und stochastisch verhält. … hat zu der Einsicht geführt, dass nicht nur externe „Antriebe“ sondern auch menschliches Tun Wirkung auf das Klima hat. WIR VERÄNDERN DIE STATISTIK DES WETTERS (Klima) und damit die Lebensbedingungen von Menschen und Ökosystemen. Diese Veränderung stellt Stress für Gesellschaften und Ökosysteme dar, aber nicht notwendigerweise eine Katastrophe. Das gegenwärtige Klima ist gefährlich; das zukünftige Klima könnte noch gefährlicher werden.

Die gegenwärtige Klimaforschung “Postnormal” – hohe Unsicherheit, erhebliche Risiken Beispiel: Waldsterbensforschung Konkurrenz verschiedener Wissensansprüche (Deutungsvorschläge), die auf Weltanschauungen beruhen, mit wissenschaftlichen Erklärungen. Wissenschaftler sind gefordert, „verantwortlich“ zu handeln (also: Politik zu Handlung zu bewegen), „haften“ aber nicht für ihr Tun und Behaupten. Die Dienstleistung der sozialen Einrichtung „Wissenschaft“, möglichst „objektiv“ „wenn-dann“ Fragen zu beantworten, ist gefährdet („gleichwertig zu NGOs, aber öffentlich finanziert“) Naturwissenschaftlicher brauchen die Beratung durch Sozial- und Kulturwissenschaftler, um den sozialen und kulturellen Einfluss auf ihre Bewertung besser zu reflektieren.

Traditionelles Wissen … beschreibt Klima als ein Mittel höherer Mächte, um Menschen für schlechtes Tun zu bestrafen. … erwartet eine Verschlechterung des Klimas. Wissenschaftler und Manager der Wissenschaft sind nicht frei von solchen kulturellen Konstrukten, wenn sie Forschungsbedarf formulieren. Wissenschaftliche Ergebnisse, die konsistent mit dem traditionellen Wissen sind, “verkaufen” sich besser. Dieser Mechanismus wird von Medien ausgenutzt, um die Öffentlichkeit zu unterhalten (ggfs. zu erschrecken).

Anpassung und Vermeidung Bisher wurde in der öffentlichen Debatte in Deutschland fast ausschließlich die Vermeidung thematisiert (Kyoto). Die Option der Anpassung dagegen wurde als Verwaltung des Bösen als ethisch minderwertig ausgeblendet. Stattdessen wurden in den Medien sinnlose, rückwärtsgewandte Debatten geführt mit “Skeptikern”, die behaupten, das ganze Denk- und Faktengebäude sei getürkt. Öffentlich wirksame Wissenschaftler deuten kategorisch an, die Folgen des Klimawandels seien katastrophal. Die Prüfung von konkreten Fällen liefert aber ein durchaus differenziertes Bild. Daher wurde in der öffentlichen Diskussion ein wesentlicher Vorsorgeaspekt – die Anpassung an Klimagefahren hier und heute, und damit auch in Zukunft, außer Acht gelassen.

Politik als Durchsetzung von Weltanschauungen (politics) Ein Extrem: Klimawandel ist die Mutter aller Umweltkatastrophen. Anderes Extrem: Klimawandel ist die Mutter aller Anstrengungen zur globalen Kontrolle aller Aspekte des menschlichen Lebens. Die Klimadiskussion wird in diesem Kontext reduziert auf die Frage “Wie sollen wir leben?”

Politik als rationaler Entscheidungsprozeß (policies) Bestimmung der gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Verletzlichkeit und des daraus sich ergebenden Anpassungsbedarfs. Berücksichtigung des gleichzeitigen Wandels von Technologie, sozialer Organisation, Werten etc. Verminderung von Emissionen und Verletzlichkeit durch Steuerung der ohnehin vonstatten gehenden Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft – und nicht so sehr durch “Verbesserung” gegenwärtiger Zustände und “Erziehung” der Menschen.

Ethisches Nachwort: Welche Rolle soll Wissenschaft spielen? Wissenschaftler sind wie alle Laien, außer in dem einen engen Gebiet, in denen sie Superspezialisten sind. Wissenschaftler sind nicht besser geeignet als andere Berufsgruppen (Frisöre, Journalisten, Taxifahrer), die Gesamtlage aller Probleme zu beurteilen. Wissenschaft ist eine soziale Einrichtung, die sozialen Kräften ausgesetzt sind (insbes. Präferenzen; kulturell konstruierte Vorstellungen von gut und schlecht). Wissenschaft ist zuallererst eine Kulturleistung. Wissenschaft hilft der Gesellschaft, komplexe Vorgänge und Phänomene zu verstehen. Wissenschaft beantwortet Fragen wie „Warum ist das so?“, „Was geschieht, wenn wir dies oder das tun?“ Wissenschaft ersetzt nicht den gesellschaftlichen Entscheidungsprozess, wertbasiert zwischen Optionen zu wählen. Wissenschaft hilft abzuschätzen, mit welchen Folgen diese Optionen verbunden sind. Wissenschaft sollte keine normativen Empfehlungen abgeben. Wissenschaft soll nicht die Gesellschaft bevormunden. Wissenschaftler sind keine Politiker, Politiker sind keine Wissenschaftler.