Ein schwieriges Paar – die mediale und die wissenschaftliche Konstruktion des menschgemachten Klimawandels Hans von Storch Institut für Küstenforschung,

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 Präsentation transkript:

Ein schwieriges Paar – die mediale und die wissenschaftliche Konstruktion des menschgemachten Klimawandels Hans von Storch Institut für Küstenforschung, GKSS Clisap/KlimaCampus, Uni HH

Hans von Storch Klimaforscher Spezialgebiet: Küstenklima, also Windstürme, Sturmfluten, Seegang, Nordsee, Nordatlantik Kooperation auch mit Sozialwissenschaftlern

Das “Klimaproblem” wird durch zwei Konstruktionen beschrieben – die medial-kulturelle und die wissenschaftliche Konstruktion. Die medial-kulturelle Konstruktion treibt den Entscheidungsprozeß, der damit suboptimal wird. Wirtschaftliche und politische Interessen treiben die mediale Konstruktion. Die medial-kulturelle Konstruktion beschädigt die wissenschaftliche Konstruktion.

Klima, Klimawandel und Klimakatastrophe als medial konstruiertes Thema

Wissenschaftler beraten die Öffentlichkeit

Das kulturelle Konstrukt des Klimawandels

John Houghton: “God can make use of disasters to speak to people as an aid to getting His message across. … we need to recognise that some of the worst results of natural disasters arise because of human sin - the failure of humans to alleviate them or prevent them although they have the knowledge to do so.” quoted after Science, Nonscience and Nonsense: Approaching Environmental Literacy by Michael Zimmerman, Johns Hopkins University Press, 1995

Distribution of civilizations in early 20th century (expert map) “Der Mensch lebt im Gleichgewicht mit seinem Klima.” Climatically determined „energy“ of people

Eine Geschichte der Wahrnehmung von Klima und menschgemachten Klimaschwankungen in den letzten 1000 Jahren. ESF HOLIVAR Workshop – Programm 11.5.2005 09:00 - 09:30 - Hans von Storch - A history of human perceptions of anthropogenic climate change in the past 1000 years

Öffentliche Aufmerksamkeit Klima wird fast immer als schlechter werdend wahrgenommen. Jahreszeiten weniger zuverlässig, stärkere Extreme, speziell mehr/schwerere Stürme.

Dekonstruktion von kulturell-medialen Wissensansprüchen

Der Anstieg im Umfang der wetterbedingen Schäden ist massiv – aber liegt das an einer Zunahme der extremen Wetterereignisse? Schäden durch Atlantische Hurrikane Eher nicht. “Great Miami”, 1926, Florida, Alamaba – Schäden in Nutzung wie 2005 : 139 b$ Katrina, 2005: 81 b$ Pielke, Jr., R.A., Gratz, J., Landsea, C.W., Collins, D., Saunders, M., and Musulin, R., 2008. Normalized Hurricane Damages in the United States: 1900-2005. Natural Hazards Review

Sturmfluten in der Elbe Vergangenheit Differenz Scheitelhöhen Hamburg - Cuxhaven Sturmfluten in der Elbe deutlich erhöht seit 1962 – aufgrund wasserbaulicher Maßnahmen, vor allem wegen der Verkürzung der Deichlinie

Die derzeitige wissenschaftliche Konstruktion

Klima ändert sich seit 150 und mehr Jahren – vor allem in der Temperatur (und direkt verwandten Größen) Beschleunigt in den letzten 20-30 Jahren – schneller als aufgrund natürlicher Vorgänge zu erwarten ist (Detektion) konsistent nur mit der Erklärung durch anthropogene Treibhausgase (Attribution) aber nur bedingt in anderen Größen. Temperatur Sturmhäufigkeit

Einschätzung: Globale Erwärmung real? Die Gemeinschaft der Klimaforscher ist sehr weitgehend davon überzeugt, dass die derzeitig beobachteten Veränderungen des Klimas weitgehend (ca. 2/3) auf menschlichen Einfluss zurück gehen.

Einschätzung: IPCC Berichte zutreffend? Die Einsichten der Klimaforschung werden in den IPCC-Berichten (Intergovernmental Panel on Climate Change, in der Öffentlichkeit bisweilen als „Klimarat der UN“ bezeichnet) gut zusammengefasst.

BACC projections: Winter temperature Regional climate model simulated temperature changes in % for winter (DJF) between the periods 1961‑1990 and 2071‑2100 using the SRES‑A2 emissions scenario. The upper plots show results from the HIRHAM Model and the lower plots are from the RCAO Model. Plots on the left used GCM boundary conditions from HadAM3H; plots on the right used ECHAM4/OPYC3.

BACC projections: Summer precipitation Regional climate model simulated precipitation changes in % for summer (JJA) between the periods 1961‑1990 and 2071‑2100 using the SRES‑A2 emissions scenario. The upper plots show results from the HIRHAM Model and the lower plots are from the RCAO Model. Plots on the left used GCM boundary conditions from HadAM3H; plots on the right used ECHAM4/OPYC3.

BACC projections: River runoff Change of river flow to Baltic Sea basins 2071-2100 Depicted here are the change in hydrological conditions in the BALTEX area accoring to the RCAO model runs (river runoff to the Baltic Sea sub basins). All runs predict a considerable wetter winter and spring, and a slightly drier summer. NEXT

Szenarien für Norddeutschland Szenarien für Norddeutschland (gerundet): 2030: Temperaturen +1 ±0.4 Grad; Starkwind +2%±1% (Winter); Niederschlag –10% Sommer, +10% Winter (±5%); 2085: Temperaturen +3 ±1.2 Grad; Starkwind +8%±4%; (Winter) Niederschlag –30% Sommer, +30% Winter (±10%);

Sturmfluthöhen in Cuxhaven und Hamburg Ohne Landhebung/senkung, und wasserbauliche morphologische Veränderungen!

Wissenschaft als gesellschaftlicer Berater im Umgang mit dem menschgemachten Klimawandel.

Cost-Benefit Analyse Hasselmann, 1990

Was beherrscht das gesellschaftliche Interpretationssystem Was beherrscht das gesellschaftliche Interpretationssystem? – alternative Wissensansprüche, insbesondere: Vorwissenschaftliches Wissen Veraltetes wissenschaftliches Wissen. Falsifizierte wissenschaftliche Wissensansprüche Uminterpretiertes/selektiertes Wissen, um öffentliche Meinung zu steuern. Wissen zur Durchsetzung bestimmter (wirtschaftlicher, politischer oder weltanschaulicher) Ziele Ideologisches, religiösen und ethisches Wissen. Alltagswissen Tradiertes Wissen

Die „Deuter“ Die „Deuter“ sind kulturell konditioniert – zumindest in ihrer Art zu fragen und Antworten zu akzeptieren. Wissenschaftler und Manager der Wissenschaft sind nicht frei von alternativen Wissensansprüchen, wenn sie Forschungsbedarf formulieren. Wissensansprüche, die alarmierend erscheinen und mit vorwissenschaftlichen Wissensansprüchen konsistent sind, eignen sich besser für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. „Science“ und „nature“ sind Filter für „interessante“ Wissensansprüche („Bild-Zeitung der Wissenschaft“) Öffentliche mediale Präsenz erhöht den Expertenstatus der Wissenschaftler. Positiver Feedback hin zur selektiv/dramatisierenden Darstellung.

Mediale vs. wissenschaftliche Konstruktion Positiver Feedback – das mediale Konstrukt wirkt in die Wissenschaft hinein; dies verstärkt die Wirkkraft des medialen Konstrukts weiter zuungunsten des wissenschaftlichen Konstrukts. Langfristig scheint die Wissenschaft Selbstreinigungskräfte zur Überwindung dieser Dynamik zu haben, insbesondere wenn mediale Marktwert der Dramatik nachlässt. Naturwissenschaftlicher brauchen die Beratung durch Sozial- und Kulturwissenschaftler, um den sozialen und kulturellen Einfluss auf ihre Bewertung besser zu reflektieren.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit Siehe auch: http://coast.gkss.de/staff/storch Kontakt: hvonstorch@web.de