Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung

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 Präsentation transkript:

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Langzeitarchivierung von digitalem Kulturgut und digitale Bibliotheken Entwicklungen auf europäischer Ebene Symposium Digitale Langzeitarchivierung Wien, 18. April 2007 Max Kaiser Österreichische Nationalbibliothek max.kaiser@onb.ac.at www.onb.ac.at/ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Explosion der Menge an Information Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Explosion der Menge an Information Zuwachs an wissenschaftlicher Information: Anfang der 1960er Jahre: Gesamtmenge der wissenschaftlichen Information verdoppelte sich alle 12–15 Jahre Anfang der 1990er Jahre: Informationsmenge verdoppelte sich alle 6 Jahre Heute: Verfügbare wissenschaftliche Information verdoppelt sich alle 1–2 Jahre Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Informationsmenge aller 370 Millionen Bücher sämtlicher Bibliotheken Deutschlands (1 Petabyte) Neue Information weltweit 2002 (5 Exabyte) Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Explosion der Menge an Information Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Explosion der Menge an Information 5 Exabyte an „neuer Information“ im Jahr 2002* = 5.000 Petabyte = 5 Milliarden Gigabyte = 5.000fache Informationsmenge aller 370 Millionen Bücher sämtlicher Bibliotheken Deutschland Nur 0,01 % der 5 Exabyte an „neuer Information“ liegt in Papierform vor 92 % der Daten sind digital auf magnetischen Datenträgern gespeichert Wachsende Kluft zwischen immer avancierteren Möglichkeiten, zunehmend komplexe digitale Information zu erzeugen und Vermögen, diese langfristig zu bewahren  „Digitale Amnesie“? * P. Lyman / H. Varian: How much Information 2003?, http://www.sims.berkeley.edu/research/projects/how-much-info-2003/ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Paradigmenwechsel zu „digital only“ Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Paradigmenwechsel zu „digital only“ Umstieg von „analog“ auf „digital“ beim Fernsehen: allgemein bekannt vgl. „DVB-T – ORF digital“: Umstellung bis 2009/10 Ähnliche Umstellung im Print-Bereich! Schätzung der British Library (2005*): wissenschaftlichen Publikationen im Jahr 2020: 40% ausschließlich digital 50% gedruckt und digital 10% ausschließlich gedruckt Fundamentale Veränderung der Aufgaben von Bibliotheken und anderen Gedächtnisinstitutionen: Langfristige Erhaltung der digitalen Information *http://www.bl.uk/news/2005/pressrelease20050629.html Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Herausforderungen | 1 Im Gegensatz zu „traditionellen“ Medien reicht es nicht aus, die digitalen Datenträger zu erhalten Technische Systeme erforderlich, um die Daten zu interpretieren Digitale Information veraltet gemeinsam mit der technischen Umgebung, in der sie erzeugt, gespeichert und verwaltet wird Abhängigkeiten von: Hardware Speichermedien Betriebssysteme Anwendungssoftware Middleware Kontextinformation Daten unterliegen dem immer kürzeren Lebenszyklus der technischen Systeme Verschwinden gemeinsam mit diesen Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Herausforderungen | 2 Wer übernimmt wann wofür und wie lange die Verantwortung? Neue Formen der Kooperation erforderlich Neue Rollen, Kostenmodelle, Verantwortlichkeiten, Workflows, Richtlinien und Strategien notwendig Rechtliche Grundlagen unzureichend bzw. nicht ausreichend geklärt Pflichtablieferung, Zugänglichmachung, Kopierschutzmaßnahmen, Datenmigrations etc. Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen Langzeitarchivierung: Sicherstellung, dass authentische Versionen digitaler Ressourcen auch mit zukünftigen technischen Umgebungen zugänglich und benutzbar sind Nicht nur technische Maßnahmen, sondern ganzes Bündel von organisatorischen Maßnahmen notwendig! Technische Maßnahmen: Bewahrung des Datenstroms (Homogene Speichersysteme, Backup-Strategien,…) Erhaltung der Benutzbarkeit: Die eigentliche Herausforderung! Identifikation der zu erhaltenden „signifikanten Eigenschaften“ der digitalen Ressourcen Entscheidung für passende technische Strategie (Migration, Emulation, Metadaten, …) Ziel: Aufbau „Vertrauenswürdiger Digitaler Archive“ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Digitale Ressourcen an Bibliotheken Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Digitale Ressourcen an Bibliotheken Erworbene, lizenzierte oder freie elektronische Publikationen E-Journals, E-Books, Datenbanken, Open Access Ressourcen „Semi-publizierte“ Dokumente (z.B. ohne ISBN) Elektronische Hochschulschriften (E-Dissertationen etc.) Pre-Prints, Post-Prints, Working Papers, Forschungsberichte Nicht-publizierte Ressourcen Wissenschaftliche Primärdaten E-Learning Materialien Elektronische Manuskripte Web Harvests Aus dem WWW geharvestete Ressourcen Digitalisate Bilder, Text (Bücher, Manuskripte, …), Audio, Video, 3D Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Beispiel Digitalisierung Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Beispiel Digitalisierung Groß angelegte nationale Digitalisierungsprogramme Beispiel Großbritannien, Niederlande Digitalisierungsinitiativen einzelner (National-)Bibliotheken: „Gallica“ der Bibliothèque nationale de France (100.000 Bände) Zeitungsdigitalisierungsprojekt der British Library (3 Mio Seiten) Projekt der British Library mit Microsoft (100.000 Bände) Zeitungsdigitalisierungsprojekte der KB Niederlande Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek mit Google (1.000.000 Bände) Zeitungsdigitalisierungsprojekte der Österreichischen Nationalbibliothek (3,5 Mio Seiten) Gesamtdigitalisierung der Bestände der Norwegischen und der Slowakischen Nationalbibliothek ... Ergebnis: Große Datenbestände, die langfristig bewahrt werden müssen Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 The European Library „The European Library“: Online-Portal zu den digitalen Sammlungen und Katalogen der europäischen Nationalbibliotheken, online seit 2005 http://www.theeuropeanlibrary.org Service der CENL (Conference of European National Librarians), Office an der KB Niederlande Derzeit Zugang zu mehr als 250 Sammlungen von 23 Nationalbibliotheken aus 22 Ländern Ausgangspunkt für zukünftige „Europäische Digitale Bibliothek“ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Elektronische Zeitschriften | 1 Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Elektronische Zeitschriften | 1 E-Journals im STM-Bereich bereits dominant In anderen Bereichen ähnliche Entwicklung Bis 2016 Hälfte der Zeitschriften ausschließlich elektronisch Print-Abonnements aus Kostengründen oft abbestellt Zugriff über Lizenzverträge, kein „Erwerb“ Was passiert bei Ablauf der Lizenz / Konkurs des Verlags? Langfristige Archivierung der Ressourcen? Aufgrund der Lizenzverträge häufig unzulässig Für eine einzelne (Universitäts-)bibliothek auch angesichts der Kosten und Komplexität keinesfalls zu bewältigen Archivlösungen, die durch Verlage angeboten werden, meist unzureichend vertrauenswürdig Pflichtabgabegesetze angesichts des „internationalen“ Charakters von E-Zeitschriften unzureichend Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Elektronische Zeitschriften | 2 Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Elektronische Zeitschriften | 2 Weltweit mehrere Initiativen zur E-Journal-Archivierung Kooperationen zwischen Verlagen und einzelnen (National-)Bibliotheken: KB Niederlande als zentrale Archivbibliothek für zahlreiche E-Journals (Elsevier, Blackwell u.a.) Kooperation zwischen Deutscher Nationalbibliothek und Springer-Verlag Entstehung internationaler Konsortien Portico (seit 2006), http://www.portico.org/ Unabhängiger Service, „Dunkles“ Archiv; Kooperation zwischen zahlreichen Bibliotheken und Verlagen LOCKSS Alliance (Lots of Copies Keep Stuff Save) / CLOCKSS (Controlled LOCKSS), http://www.clockss.org/ Zentrale Archivlösung für E-Journals in Österreich Desiderat! Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 E-Science Zusammenarbeit über gemeinsame technische Infrastruktur Gemeinsame Nutzung von (großen) Datenbeständen, Computer-ressourcen, Instrumenten und Kommunikationsinfrastrukturen Neue Arbeitsmethoden, neuartige Wissenschaftskommunikation Radikale Veränderung der Wissenschaftsstruktur Naturwissenschaften, Technik, Medizin Beispiel: Virtuelle Observatorien Zunehmend auch Geistes- und Sozialwissenschaften Z.B. Arbeit an großen Datenbeständen aus Digitalisierungsprojekten Textanalysen, Textmining – Beispiel: TextGRID-Projekt Korpuslinguistik Zunehmende Bedeutung von Daten für die Forschung Beispiel: Large Hadron Collider (CERN): 15 PB Daten/Jahr ab 2007 Zunehmende Bedeutung der Publikation von (Primär-) Daten Verlinkung von E-Publikationen mit Primärdaten (z.B. in Bioinformatik) Datenbanken ergänzen wissenschaftliche Publikationen bzw. beginnen sie zu ersetzen (z.B. in Disziplinen wie Biologie) Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Veränderungen im Publikationswesen: Open Access Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Veränderungen im Publikationswesen: Open Access Internet hat Informations-, Kommunikations- und Publikationsstruktur in der Wissenschaft stark verändert Nutzung des WWW als freie Publikationsplattform „Open Access“-Bewegung: Freier Zugriff auf qualitätsgeprüfte wissenschaftliche Artikel (peer-review), Konferenzschriften, Hochschulschriften, Working Papers und Datensätze Ziel: weitestmögliche Verbreitung von Forschungsergebnissen Zwei Paradigmen: „Selbstarchivierung“ Autoren publizieren frei zugängliche („Archiv“-)Kopien ihrer Publikationen auf Dokumentenservern ihrer Universitäten oder in fachlichen elektronischen Repositories Open Access Zeitschriften Peer-Review, häufig hoher Impactfaktor Umkehr des Kostenmodells: Autor zahlt für Veröffentlichung Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 World Wide Web Zunehmend Grundlage unserer Wissensgesellschaft Zunehmend zentrales Medium im Privatbereich Blogs, Wickis, Community-Plattformen, … Durchschnittliche „Halbwertszeit“ einer Internetseite: 2 Monate bis maximal 5 Jahre Zunehmende Dynamisierung der Inhalte Inhalte werden dynamisch aus Datenbanken generiert, u.a. durch Benutzerinteraktionen Wie lässt sich diese Information für zukünftige Generationen bewahren? Komplexe Herausforderung: „Web Harvesting“ Initiativen zahlreicher Nationalbibliotheken In mehreren Ländern bereits gesetzlich geregelt IIPC: International Internet Preservation Consortium, http://netpreserve.org/ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Langzeitarchivierung Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Langzeitarchivierung Langfristige Bewahrung von Digitales Kulturerbe (Digitalisate, Publikationen, …) Veröffentlichungen in Repositories Inhalte des World Wide Web Forschungsdaten, … Aufbau von Vertrauenswürdigen Digitalen Archiven Maßnahmen über gesamten Lebenszyklus der Ressourcen Erstellung – Ablieferung – Zugänglichmachung - Archivierung Essentiell: Netzwerke von Repositories auf nationaler und internationaler Ebene Gemeinsame Services, verteilte Aufgaben Weitgehende Automatisierung der Prozesse erforderlich Herausforderungen nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch und finanziell Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Nationale Initiativen – Beispiel Großbritannien Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Nationale Initiativen – Beispiel Großbritannien Programme des JISC (Joint Information Systems Committee), http://www.jisc.ac.uk/ Aufbau einer nationalen Infrastruktur für digitale Repositories und digitale Langzeitarchivierung In den vergangenen Jahren dutzende Projekte gefördert Zuletzt: Repositories and Preservation Programme (14 Mio £) Digital Repositories Programme, Digital Preservation and Records Management, DP and Asset Management, … Beispielprojekte: Digital Curation Center, http://www.dcc.ac.uk/ SHERPA / Sherpa Digital Preservation, http://www.sherpadp.org.uk PRESERV Eprints, http://preserv.eprints.org/ LIFE, http://www.ucl.ac.uk/ls/lifeproject/ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Nationale Initiativen – Beispiel Großbritannien Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Nationale Initiativen – Beispiel Großbritannien Digital Preservation Coalition, http://www.dpconline.org/ Sehr erfolgreiche Initiative, 2001 gegründet Strategische Alllianz von 27 Organisationen British Library, National Archives, BBC, Digital Curation Center, … Ziele u.a.: Katalysatorfunktion für konkrete Maßnahmen Schaffung von Problembewusstsein Beispiele für Good Practices Lobbying für Förderprogramme Identifikation von prioritären Strategien zur Langzeitarchivierung Aufbau von nationalen und internationalen Kooperationen Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Nationale Initiativen – Beispiel Niederlande Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Nationale Initiativen – Beispiel Niederlande DAREnet-Programm, gefördert durch SURF Foundation Interoperabilität zwischen digitalen Repositories der Universitäten Mehr als 120.000 Dokumente über zentrales Portal abrufbar http://www.darenet.nl/en/page/language.view/search.page Langzeitarchivierung durch Königliche Bibliothek „Cream of Science“: Publikationen der 200 Spitzenforscher Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Nationale Initiativen – Beispiel Deutschland Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Nationale Initiativen – Beispiel Deutschland DINI-Initiative Qualitätszertifikat für digitale Dokumentenserver http://www.dini.de/ NESTOR Kompetenznetzwerk für Langzeitarchivierung, http://www.langzeitarchivierung.de/ Gefördert durch Bundesministerium für Bildung und Forschung Koordiniert durch Deutsche Nationalbibliothek KOPAL Kooperativer Aufbau eines Langzeitarchivs digitaler Informationen http://kopal.langzeitarchivierung.de/ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Europäische Forschungsprojekte Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Europäische Forschungsprojekte Langzeitarchivierung, 6. Rahmenprogramm (IST, Access to and Preservation of Cultural and Scientific Resources) PLANETS, http://www.planets-project.eu/ CASPAR, http://www.casparpreserves.eu/ DPE, http://www.digitalpreservationeurope.eu/ Vernetzung von Repositories, 6. Rahmenprogramm (IST, Research Networking Testbeds) DRIVER – Digital Repository Infrastructure Vision for European Research, http://www.driver-repository.eu/ Interoperabilität europäischer Repositories Ziel: Aufbau einer pan-europäischen Repository-Infrastruktur Vernetzung v. u.a. SHERPA-Netzwerk (UK), DARE-Netzwerk (NL), DINI-Netzwerk (D) Basiert auf GÉANT2-Forschungsnetzwerk Derzeit 1. Ausschreibung für Digitale Bibliotheken und Langzeitarchivierung im 7. Rahmenprogamm Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

i2010 Digital Libraries Initiative der EU-Kommission Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 i2010 Digital Libraries Initiative der EU-Kommission Seit 2005 – Zwei Teile: Kulturerbe Digitalisierung von Kulturerbe Zugänglichmachung Langfristige Bewahrung des digitalen Kulturerbes Ziel: Aufbau einer verteilten Europäischen Digitalen Bibliothek Basiert v.a. auf „The European Library“ Wissenschaftliche Information Zugang zu wissenschaftlichen Informationen (Publikationen und Primärdaten) Langfristige Bewahrung wissenschaftlicher Information Ziel: Verbesserung des Zugangs zu wiss. Information, Sicherstellung einer nachhaltigen Informationsinfrastruktur Information: http://ec.europa.eu/information_society/activities/digital_libraries/index_en.htm Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung i2010 Digital Libraries Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Herausforderungen: finanziell organisatorisch technisch rechtlich Digitalisierung Online-Zugänglichkeit i2010-Strategie Langzeiterhaltung Kulturerbe Empfehlung* (Aug. 06) Schlussfolg. d. Europ. Rates (Nov. 06) Online- Konsultation Mitteilung: i2010 Digitale Bibliotheken (Sept. 05) Google, Frankreich, EU-Staatschefs … * „Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit kulturellen Materials und dessen digitaler Bewahrung“ Sept. 05 – Jan. 06 High Level Expert Group Expert Group on Digitisation & Dig. P. März 06 März 07 Mitteilung** (Feb. 07) Wissenschaftliche Information Online- Konsultation Europäischer Forschungsraum März–Juni 06 ** „Wissenschaftliche Information im Digital-zeitalter: Zugang, Verbreitung und Bewahrung“ Study on the economic and technical evolution of the scientific publication markets in Europe (Jan. 06) FP6, FP7, eContentPlus Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Fazit | 1 Vergangene fünf Jahre: Wachsendes Bewusstsein über Bedeutung des Themas „Digitale Langzeitarchivierung“ Erhaltung des digitalen Kulturerbes Basis der Wissens- und Informationsgesellschaft Zahlreiche Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene Projekte einzelner (großer) Institutionen E-Depot – KB Niederlande KOPAL – Deutsche Nationalbibliothek / SUB Göttingen PRONOM – National Archives, UK Digital Preservation Testbed – Nationalarchiv Niederlande IIPC – Web-Archivierung durch Nationalbibliotheken Langzeitarchiv Österreichische Nationalbibliothek … Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Fazit | 2 Fortschritte im Bereich der für Langzeitarchivierung erforderlichen Prozesse und Strukturen – Beispiele: Referenzmodell für Langzeitarchive Open Archival Information System (OAIS) Erfordernisse für „Vertrauenswürdige Digitale Archive“ Metadaten für Langzeitarchivierung PREMIS (Preservation Metadata Implementation Strategies) Analyse und Beschreibung von Dateiformaten File Format Registries (PRONOM, GDFR), Tools (JHOVE), … File-Formate für Langzeitarchivierung PDF/A, Office Open XML, … Kostenmodelle Workflows Modellierung von Archivierungsplanung (DELOS, PLANETS) Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Fazit | 3 Langzeitarchivierung nach wie vor Thema von „großen“ Institutionen Für kleinere Institutionen zu komplex und teuer Nicht jede Gedächtnisinstitution muss vollständiges Programm implementieren Erforderlich: Kooperationen, „Verbünde“ von Repositories, Aufgabenteilung zwischen „großen“ und „kleineren“ Institutionen Pendants zu EU-Programmen auf nationaler Ebene – vgl. Vorbild anderer Länder Arbeitskreis „Digital Preservation“ (ÖCG, TU Wien, ÖNB) als Nukleus einer Kooperationsplattform in Österreich?? http://www.langzeitarchivierung.at/ Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement

Max Kaiser: Digitale Langzeitarchivierung 18.11.2006 Langzeitarchivierung von digitalem Kulturgut und digitale Bibliotheken Entwicklungen auf europäischer Ebene Symposium Digitale Langzeitarchivierung Wien, 18. April 2007 Max Kaiser Österreichische Nationalbibliothek max.kaiser@onb.ac.at www.onb.ac.at/ Danke! Donau-Universität Krems, Bibliotheks- und Informationsmanagement