Quellen zu Pfarrfrauen im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland

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Quellen zu Pfarrfrauen im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland In den vergangenen Jahren ist die Rolle von Frauen in der Evangelischen Kirche im Rheinland intensiv untersucht worden. Anlass dazu gab das 40-jährige Jubiläum der Gleichberechtigung von Frauen im Pfarramt im Jahr 2016. Im Zentrum der Betrachtung standen dabei meist die theologisch ausgebildeten Frauen. Einen ganz anderen Kreis von Frauen nehmen zwei unserer Archiv-bestände in den Blick: die Ehefrauen der Pfarrer – kurz Pfarrfrauen. Sie bereichern damit die kirchliche Frauenforschung um eine weitere wichtige Facette. Dies ist zum einen der Bestand 5WV 016M Rheinischer Pfarrfrauendienst. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Akten der Vorsitzenden des Pfarr-frauendienstes, die an die jeweilige Nachfolgerin weitergereicht wurden. Der zweite Bestand, 6HA 029M Pfarrer Hans Josten, beinhaltet die Handakten des ersten Leiters des Pfarrfrauendienstes. Beide Bestände wurden 2016 verzeichnet und können auf archiv-ekir.de online recherchiert werden. Mit einer Gesamtlaufzeit von 1935 bis 1999 decken diese beiden Bestände die wichtigsten und interessantesten Phasen der Geschichte des Pfarrfrauendienstes ab.

Die Gründung des Rheinischen Pfarrfrauendienstes Die Ehefrauen von Pfarrern waren bis in die jüngere Zeit hinein in der Regel nicht selbst berufstätig. Sie bekleideten auch keine offiziellen Ämter in den Gemeinden. Und doch wurde ihre intensive Mitarbeit in den Gemeinde erwartet und mehr oder weniger vorausgesetzt. Kinderbibelstunden, Frauenkreise, Altenkränzchen, persönliche Gespräche im Pfarrhaus – die Liste der Einsatzfelder war lang. Kinder-erziehung und das Führen des Pfarrhaushaltes kamen natürlich noch hinzu. Um die Pfarrfrauen für „ihre besondere Stellung und ihren besonderen Dienst in der Gemeinde“ auszurichten, wurde 1935 der Rheinische Pfarrfrauenrüstdienst gegründet. Als Geburtsstunde gilt der 10. Juli 1935, der Tag an dem Pfarrer Hans Josten und seine Frau Lotte den Auftrag vom Rheinischen Bruderrat erhielten, sich der Pfarrfrauen in der Rheinprovinz seelsorgerlich anzunehmen. In regelmäßigen Zusammenkünften sollte die Gemeinschaft unter den Pfarrfrauen gestärkt werden. Die Arbeit an biblischen Texten sollte sie für ihren Dienst zurüsten. Dieser neuartige Dienst hatte Vorbildcharakter: In den kommenden Jahren wurden auch in anderen Landeskirchen und in der Evangelischen Kirche in Deutschland ähnliche Dienststellen eingerichtet.

Das Ehepaar Hans und Lotte Josten Ursprünglich hatte es Hans Josten (1883-1964) nach dem Theologie-studium in die weite Welt gezogen. Von 1910 bis 1911 war er als Missionar in Brasilien. Doch sah er auch „wie viel auch hier in der Heimat noch zu tun ist“, und entschied sich schließlich für das heimische Gemeindepfarramt. Ein solches erhielt er zunächst im westfälischen Müsen. 1917 wechselte er nach Witten und 1922 schließlich in die Gemeinde Honnef. Im Sommer 1912 heiratete Hans Josten Charlotte „Lotte“ Nourney (1884-1971). Während der Zeit des Kirchenkampfes hielt er sich zur Bekennenden Kirche (BK), wurde mehrfach von Gemeindegliedern denunziert und von der Gestapo beobachtet, aber nie ernstlich verfolgt. Den Pfarrfrauendienst übernahm Hans Josten im Juli 1935 im Nebenamt. Der Impuls dafür war von Lotte Josten aus-gegangen, die bereits im Februar ein erstes Zusammentreffen von Pfarrfrauen veranstaltet hatte. Die Angebote des Dienstes richteten sich explizit auch an die Pfarrfrauen außerhalb der BK. Bald zeigte sich, dass die Aufgaben trotz der Mitarbeit von Lotte Josten nicht in nebenamtlicher Arbeit bewältigt werden konnten. Daher wurde Hans Josten nominell in den Ruhestand versetzt und übernahm den Dienst von da an hauptamtlich. 1955 wurde Hans Josten aus Altersgründen von seinem Dienst entbunden.

Die weitere Entwicklung des Rheinischen Pfarrfrauendienstes Im Jahr 1947 übertrug die neue Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland Hans Josten erneut den Pfarrfrauendienst. Während die Arbeit in den Kriegs-jahren stark eingeschränkt werden musste, konnten die Aktivitäten nun deutlich ausgedehnt werden. Seit 1950 fanden regelmäßig Rüstzeiten für die sog. Theologenbräute statt, Treffen für Pfarrwitwen und auch wieder mehrtägige Pfarrfrauen-freizeiten. Aus den Rundbriefen Hans Jostens, die er mit „Pfarrfrauenbrief“ oder „Pfarrwitwenbrief“ überschrieb, entwickelte sich das regelmäßig erscheinende Mitteilungsblatt „Der Brief“. Mit dem Ausscheiden von Hans Josten im Jahr 1955 vollzog sich der Wechsel von einem landeskirchlichen Dienst hin zu einer ehrenamtlich geführten Arbeitsgemeinschaft. Alle kommenden Vorsitzenden entstammten von nun an selbst der Pfarrfrauenschaft. In den landeskirchlichen Strukturen vertreten blieb der Pfarrfrauendienst durch seine Mitarbeit im 1971 gegründeten Pfarrfrauenausschuss. Doch durch die fortschreitende Emanzipation ließ auch die Zahl der nicht berufstätigen Pfarrfrauen nach, sodass der Pfarrfrauendienst zunehmend an Bedeutung verlor und schließlich ganz eingestellt wurde.