Buen Vivir Eine hoffnungsvolle Perspektive aus dem Weltsüden

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mit Carolina Hehenkamp
 Präsentation transkript:

Buen Vivir Eine hoffnungsvolle Perspektive aus dem Weltsüden Impulsveranstaltung Ökumenische Kampgane 2018 Brot für Alle - Fastenopfer Samstag, 13. Januar 2018 Hirschengraben 50, 8001 Zürich Josef Estermann

Aufbau des Referats 1. Zivilisationskrise und Gegenbewegungen 2. “Gut Leben” im Norden und Süden 3. Jenseits anthropozentrischer Entwicklungsmodelle 4. Synopse der beiden Zivilisations- und Entwicklungsmodelle 5. “Gut Leben” als Einklang und Konvivenz 6. Ist “Gut Leben” eine Alternative für uns? 7. Verbindungen zur Theologie

1. Zivilisationskrise und Gegenbewegungen Inflation von Krisen Abendland und Christentum: eine unverbrüchliche Allianz? Zivilgesellschaftliche Gegenbewegungen: Weltsozialforen (seit 2001) Indignados («Empörte»; seit 2008) Occupy (seit 2008) Arabischer Frühling (seit 2011) Décroissance-Bewegung und ATTAC

2. “Gut Leben” im Norden und Süden Abendländischen Konzept: éubios («Gutes Leben») von Aristoteles Amerindianisches Konzept: suma qamaña; allin kawsay, sumak kawsay, ivi maräei; küme mogen Vivir Bien (Bolivien) oder Buen Vivir (Peru; Ecuador) Abya Yala statt «Lateinamerika»

3. Jenseits anthropozentrischer Entwicklungsmodelle Das andine «Vivir Bien» hat einen anderen weltanschaulichen Hintergrund und ein anderes Menschenbild als Grundlage. Neuzeitliches Abendland: Anthropozentrisch (cogito ergo sum); mechanizistisch; individualistisch; substanzbezogen Amerindianische Weisheit: Kosmozentrisch (pacha); organisch; kollektiv; relational

4. Synopse der beiden Zivilisations- und Entwicklungsmodelle „Zivilisationsmodelle“ Vorherrschende abendländische Moderne Amerindianische Zivilisation Substanzialität Relationalität Mechanizität Organizität Anthropozentrismus Bio- und Kosmozentrismus Analytizität Holismus Individualismus Kommunitarismus Linearität und Progessivität der Zeit Zyklizität und Umkehrbarkeit der Zeit Homo faber Homo cultivator Principium tertii non datur Principium tertii datur Ausschließender Dualismus Einschließende Komplementarität Natur als Gegenstand der Manipulation Natur als lebendiger Organismus Androzentrismus und Patriarchat Chachawarmi/qhariwarmi Apokalyptische Eschatologie Retrospektive Utopien Quantitativer Charakter der Zeit Qualitativer Charakter der Zeit „

“Entwicklungsmodelle” Kapitalistische Entwicklung Das indigene “Gut Leben” Das wirtschaftliche und finanzielle Wachstum ist unbegrenzt. Ein unbegrenztes Wachstum ist der Krebs. Das „Gut Leben“ ist nur möglich mittels des „Besser Lebens“. Wir sind gleich, aber zugleich verschieden; das „Besser Leben“ geht auf Kosten Anderer. Der menschliche Egoismus ist die Triebfeder des wirtschaftlichen Wachstums. Die gegenseitige Hilfe (ayni) ist der Motor des “Gut Lebens”. Die Konkurrenz unter den menschlichen Subjekten ist die Grundlage für den Reichtum. Die Solidarität und Komplementarität bringen Lebensqualität hervor. Die persönlichen Laster (Gier; Egoismus, Eifersucht; usw.) werden zu öffentlichen Tugenden (Mandeville). Die andine Trilogie hat sowohl im Persönlichen als Öffentlichen Gültigkeit: ama suwa, ama llulla, ama qella! Der Freie Markt (Nachfrage und Angebot) trägt zur sozialen Gerechtigkeit bei. Der Freie Markt fördert die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten. Die Natur ist Objekt und Produktionsmittel. Die Natur ist unsere lebendige Mutter. Alles ist quantifizierbar. Die Qualität hat Vorrang vor der Quantität. Die Welt ist eine Maschine. Die Welt ist Pacha, geordneter Organismus im Gleichgewicht. Das Leben kann auf das Mechanische zurückgeführt werden. Das Leben ist ein Merkmal all dessen, was existiert (ein Transcendentale). Die natürlichen Ressourcen sind Produktionsmittel. Die natürlichen Ressourcen sind die Lebensgrundlage. Das Geld schafft Reichtum (“produziert”). Nur die Natur produziert. Die Entwicklung trägt zum Glück bei. Das “Gut Leben” ist Ausdruck des Glücks.

5. «Gut Leben» als Einklang und Konvivenz Zusammen-Leben (Konvivenz) Einklang mit anderen Menschen (sozial), der Natur (ökologisch), den Ressourcen (ökonomisch), den Urahnen (spirituell), den vergangenen und zukünftigen Generationen, dem Göttlichen (religiös), den weisheitlichen Prinzipien (philosophisch) Nachhaltigkeit im umfassenden (kosmisch-spirituellen) Sinne Interdependenz von allem, was lebt (pacha)

6. Ist “Gut Leben” eine Alternative für uns? Spiegeln unserer «blinden Flecken» Kritik der Ideologie des unbeschränkten Wachstums Das abendländische Wirtschaftsmodell und der damit vcerbundene Lebensstil sind nicht globalisierbar Neue “alte” Tugenden: Entschleunigung; Verzicht; Gemeinwohl; Solidarität; Interdependenz; Sorge Globales, aber nicht globalisiertes Bewusstsein: Glokalisierung («global denken, lokal handeln»).

7. Verbindungen zur Theologie... «Gut Leben» und «Reich Gottes» Metaphern von Festmahl; Geburtswehen der Schöpfung; Löwe und Lamm; usw. «Leben in Fülle» (Jh 10.10) Eine Welt, in der alle Platz haben, auch die Natur: ein «neuer Himmel und eine neue Erde»

Muchas gracias - Yupaychani – Yuspagara – Jallalla Herzlichen Dank Muchas gracias - Yupaychani – Yuspagara – Jallalla

Gut Leben – Buen Vivir – Suma Qamaña – Sumak Kawsay