Barock im deutschsprachigen Raum
Begriff: von portug. barocco, "unregelmäßig, schief”. Bez. für einen Stil der bildenden Kunst. Zunächst wurde der Begriff hauptsächlich in der Baukunst gebraucht, in abwertendem Sinne für alles Bizarre, Unförmige. Aus der Architektur wurde die Bezeichnung auf die Musik und Literatur übertragen erst im 19. Jh. wurde der Stilbegriff Barock ins Positive gewendet, im 20 Jh. wurde er zum Epochenbegriff erweitert. Datierung: „Barock" - Begriff für die Epoche von etwa 1600-1750 (etwa gleichlaufend mit der europ. Geschichtsepoche des beginnenden Absolutismus)
Grundzüge: Kämpfe der Großmächte um das europäische Gleichgewicht, große Auseinandersetzungen zwischen Katholizismus und dem Protestantismus, Aufkommen des fürstlichen Absolutismus, Neuorientierung der Naturwissenschaften an empirischem Denken, Politische Verhältnisse in dieser Epoche - 30jähriger Krieg, Absolutismus in Staat und Kirche: Die Macht lag bei den Fürsten bzw. beim Papst oder seinen Kardinälen Macht bedarf der Repräsentation: der italienische Barock entwickelte eine Repräsentationsmusik in vorher nie gekanntem Maße: die Prunkform der Musik (dieser Stil kam der Repräsentation von Hof und Kirche entgegen) es gab auch Fürsten und Aristokraten die selber Musiker waren, Künstler waren von Geldgebern Gegenreformation (Jesuiten, Ignatius Loyola) Dichtung ist lernbar (Poetiken); Betonung der Form; virtuose Beherrschung der (rhetorischen) Darstellungsmittel; dichterischer Antithese
Der Dreißigjährige Krieg 1618-48 Konfessionen in Europa 1618 (Besitzstände)
Der Westfälische Friede 1648
Der Westfälische Friede 1648 Einige wichtige Bestimmungen: I. Religiöse Bestimmungen Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wird wiederhergestellt und auf die Reformierten (Calvinisten) ausgedehnt. Der Landesherr legt - wie schon 1555 geregelt - die Religion seines Territoriums fest. Wer diese Religion nicht annehmen will, muss auswandern. II. Gebietsveränderungen zu Gunsten ausländischer Mächte Schweden erhält Vorpommern mit Stettin und der Odermündung, Wismar, die Herzogtümer Bremen (ohne die Stadt Bremen selbst) und Verden (Elbe- und Wesermündung). Frankreich erhält die bisher österreichischen Hoheitsrechte im Elsass III. Verfassungsänderungen im Reich Die Schweizer Eidgenossenschaft scheidet aus dem Reich aus.
Barocke Literatur Themen: Bezugspunkt ist der Tod ("memento mori"); thematisiert werden unter der Polarität von Diesseits und Jenseits die Scheinhaftigkeit, Veränderlichkeit, Vergänglichkeit der Welt ebenso wie der Lebensgenuss (Lyrik); Welt als Theater, Leben als Rollenspiel; relig. Themen; geschichtl. Stoffe (Trauerspiel); "Haupt- und Staatsaktionen" (höf. Roman). Dichter: Beamte, Professoren, Lehrer, Ärzte, Pastoren, Ordensleute; protest. Element herrscht (in der muttersprachl. Dichtung) vor; liter. Zentren: Höfe Nord- u. Mitteldeutschland u. Frankens; wichtigste Landschaft ist aber Schlesien. Jesuitenbarock. bevorzugte Formen: (Gesellschafts-, relig.) Lyrik (verbreitete Gedichtform: Sonett); Drama (Jesuitendrama, Trauerspiel, Komödie); Roman (höf.-hist. R., Schäferroman, satir. Roman, Schelmenroman).
Buch von der Deutschen Poeterey (1624) Martin Opitz Buch von der Deutschen Poeterey (1624)
Lebensgier - Todesbewusstsein Aufbau - Zerstörung Blüte - Verfall Antithetik: Diesseits - Jenseits Ewigkeit - Zeit Schein - Sein Spiel - Ernst Lebensgier - Todesbewusstsein Aufbau - Zerstörung Blüte - Verfall carpe diem - memento mori Erotik, Wollust - Tugend, Askese Wohlstand - Armut Gesundheit - Krankheit
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen Autoren: Martin Opitz Paul Fleming Andreas Gryphius Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen Angelus Silesius
Christoph Willibald Gluck Komponisten: Johann Sebastian Bach Johann Pachelbel Christoph Willibald Gluck
Wichtige Merkmale der barocken Baukunst: Ablösung schmaler, langer Kirchenschiffe durch breitere, bisweilen runde Formen Dramaturgischer Gebrauch des Lichtes entweder durch starke Hell/Dunkel-Kontraste oder einheitliche Durchflutung durch zahlreiche Fenster Häufiger Gebrauch von plastischen Zierelementen aus (oft vergoldetem) Holz, Schweifwerk, Kartuschen, Gips bzw. Stuck, Marmor oder Stuckmarmor) Großflächige Deckengemälde Die Außenfassade ist oftmals durch eine dramatische Steigerung zur Mitte charakterisiert. Das Innere ist häufig nur Schale für die dekorative Ausschmückung durch Malerei und Plastik (vor allem im Spätbarock). Häufiger Gebrauch von illusionistischen Effekten wie Scheinarchitektur oder Verschmelzung von Malerei und Architektur
Karlskirche in Wien
Passauer Dom
Passauer Dom
Zwinger in Dresden
Frauenkirche in Dresden Canaletto: Die Elbe bei Dresden
Innenansicht der Klosterkirche Neuzelle
Barocke Prunkuhr
Barock-Kostüme
Barocke Musikkapelle