Das Menschenbild im Islam

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 Präsentation transkript:

Das Menschenbild im Islam Prof. Dr. Mouhanad Khorchide khorchide@uni-muenster.de

Der Mensch als.. Subjekt Selbstbestimmung Mündigkeit Freiheit Objekt Fremdbestimmung Bevormundung Determination

Das Menschenbild des Korans Unterschiedliche Bilder: Notwendigkeit einer diachronen Lesart des Korans Notwendigkeit der historischen Kontextualisierung des Korans

Das Menschenbild des Korans „Nein, der Mensch handelt gesetzlos. Dass er meint, er genüge sich selbst!“ (Q 96: 6-7) „Der Mensch ist schwach erschaffen.“ (Q 4:28) „Der Mensch ist frevelhaft und undankbar.“ (Q 14:34)

Das Menschenbild des Korans „Wir haben den Menschen in schönster Gestalt geschaffen“ (Q 95:4) „Wir haben den Kindern Adams Würde verliehen“ (Q 17:70) „Er [Gott] ist es, der für euch alles erschaffen hat, was auf der Erde ist.“ (Q 2:29) Der Mensch als Kalif

Koranische Schöpfungsgeschichte Gott vertraut dem Menschen Der Mensch ist mit der Erkenntnisfähigkeit ausgestattet Es geht um den Menschen. Er steht im Zentrum des Interesses Gottes Das Bewusstsein der eigenen Freiheit als konstitutives Moment des Menschseins Keine Erbsündenlehre

Zuerst die Frage nach dem Gottesbild im Islam An welchen Gott glauben Muslime? An einen Gott, der nur an sich selbst glaubt? oder An einen Gott, dem es um den Menschen geht?

Monologisches Modell Religionen als Bedienungsanleitung für den Menschen Gott-Mensch-Beziehung: Gehorsamkeit des Menschen als Verherrlichung von Gott

Monologisches Modell Offenbarung: Instruktionen religiöses Lehren und Lernen: Vermittlung göttlicher Instruktionen

der Mensch als entmündigtes Wesen kaum Raum für religiöse Erfahrungen Monologisches Modell der Mensch als entmündigtes Wesen kaum Raum für religiöse Erfahrungen

Monologisches Modell

Offenbarung als Dialog zwischen Gott und Menschen Dialogisches Modell Offenbarung als Dialog zwischen Gott und Menschen Religion dient nicht der Verherrlichung Gottes, sondern der Orientierung u. Glückseligkeit des Menschen

Dialogisches Modell Gott-Mensch-Beziehung: dialogische Beziehung Gott sucht Mitliebende: Mensch-Gott-Beziehung als Liebesbeziehung Der Mensch verwirklicht die Intention Gottes

Sinn der Schöpfung Aus der Intention Gottes: Seine Barmherzigkeit und Liebe mitzuteilen. „Es ist der Allbarmherzige, der den Menschen den Koran gelehrt hat, der den Menschen erschaffen hat.“ (Sure 55) „… er liebt sie und sie lieben ihn“ (5:54)

Als Auftrag für den Menschen: »Ich habe den Menschen und den Dschinn [ein Geistwesen] nur deshalb erschaffen, damit sie mir dienen. Ich wünsche keine Versorgung von ihnen, noch wünsche ich, dass sie mich speisen. Gott ist es, der allen Unterhalt beschert und Macht und Festigkeit zu eigen hat.« (Koran 51:56-58)

Sinn der Schöpfung Es geht darum, die göttliche und die menschliche Perspektive zu einem ganzheitlichen Konzept „zusammenzufügen“. Hadith: „Ich war krank… ich war hungrig … ich war durstig…“ (überliefert Nach Muslim)

Der Mensch als Khalif der Auftrag, die ihm zur Verfügung stehenden materiellen und nichtmateriellen Ressourcen in seinem eigenen Sinne, aber auch im Sinne seiner Mitmenschen verantwortungsvoll zu verwalten – mit dem Ziel, die Erde zu kultivieren und die Ordnung des Zusammenlebens zu wahren.

Der Mensch als Khalif Der Mensch als Medium der Verwirklichung von Gottes Intention nach Liebe und Barmherzigkeit

Dialogisches Modell

Dialogisches Modell Der Koran ist das Resultat von Dialog, Debatte, Argumentation, Annahme und Zurückweisung.

Konsequenzen Entlang dieser beiden Modelle der Gott-Mensch-Beziehung, unterscheiden sich 2 Auffassungen vom Menschenbild:

Menschenbild im Islam I Der Mensch ist Subjekt der Religion und der Geschichte Er ist ausgestattet mit - Vernunft - Freiheit (Selbstbestimmung) Er ist mündig Als Kalif ist er ein Medium der Verwirklichung von Gottes Intention Beziehung zu Gott: Vertrauen und Liebe

Menschenbild im Islam II Der Mensch ist Objekt der Religion und der Geschichte Er wird bevormundet Er ist unmündig Er führt nur aus, er wird funktionalisiert Beziehung zu Gott: Unreflektierter Gehorsam

Konsequenzen für die religiöse Erziehung Monologisches Modell Konzept der Vermittlung SuS sind Objekte Bevormundung Unreflektiertes Hinnehmen von Anweisungen Schwarze Pädagogik Dialogisches Modell Konzept der Aneignung SuS sind Subjekte Selbstbestimmung Befähigung zur kritischen Reflexion Dialogische Pädagogik

Frauenbild im Islam Die Frau als Subjekt und nicht als Objekt der Religion und der Geschichte Beispiele aus der Praxis

Individueller und gesellschaftlicher Auftrag 1. Läutern des Herzens (Q 62:2): „um sie zu läutern“ »Glückselig ist, wer seine Seele reinigt, unselig aber, wer sie verkommen lässt« (Q 91:7-10)

Individueller und gesellschaftlicher Auftrag 2. Gerechtigkeit: (Q 57:25): „… und schickten mit ihnen das Buch und die Waage herab, auf dass die Menschen Gerechtigkeit üben möchten.“

Das Herz »An dem Tag werden weder Geld noch Kinder helfen, erfolgreich sein wird der, der mit einem gesunden Herzen zu Gott kommt« (Koran 26:88-89)

Ghazali: »Wisse: Der Schlüssel zur Erkenntnis Gottes ist die Selbsterkenntnis. Darum ist gesagt worden: ›Wer sich selbst erkannt hat, der hat seinen Herrn erkannt‹, und darum heißt es im Koran: ›Wir werden sie Unsere Zeichen überall auf Erden und an ihnen selbst sehen lassen, damit ihnen deutlich wird, dass es die Wahrheit ist‹. Es gibt nichts, was dir näher wäre, als du selbst. Wenn du dich aber selbst nicht kennst, wie willst du dann andere kennen?«

Der Weg zu Gott beginnt mit der Selbsterkenntnis Der Koran unterscheidet zwischen einem bloßen Bekenntnis zum Islam und einer inneren Haltung, die das Herz ergreift und ihren Ausdruck im Charakter und im Handeln des Menschen findet. »Die Beduinen sagen: ›Wir glauben.‹ Sag: ›Ihr glaubt nicht.‹ Sagt vielmehr: ›Wir sind ergeben [zugehörig zum Islam], und nicht eingedrungen ist der Glaube in eure Herzen.‹« (49:14)

Der Prozess der Läuterung der Seele kann nur in der Selbsterfahrung, in der ständigen Konfrontation mit sich selbst, angegangen werden. Der Islam macht auf diesen Prozess aufmerksam, erinnert den Menschen an den Auftrag der Selbstläuterung, schafft auch religiöse Medien und Anlässe, um in sich hineinzugehen, wie das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt, das freie Gespräch mit Gott, gibt jedoch keine konkreten Rezepte, wie jedes Individuum sich selbst läutern soll…

Rituale sind kein Selbstzweck „Das Gebet soll von Verwerflichem und Schlechtem fernhalten“ (Koran 29:45) Das Fasten soll zur Frömmigkeit beitragen (2:183)

Rituale sind kein Selbstzweck „Wen sein Gebet von Üblem und Verwerflichem nicht fernhält, der entfernt sich nur noch mehr von Gott.“