Leitung: StD Gerald Mackenrodt, Würzburg

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 Präsentation transkript:

Leitung: StD Gerald Mackenrodt, Würzburg Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des RU Seminar für Lehramtsstudierende (Unterrichtsfach und Didaktikfach) für Grundschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium  im modularisierten Studiengang 4. Seminarsitzung 07.11.2016 Leitung: StD Gerald Mackenrodt, Würzburg

Mt 13,3c -9: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre! Mt 13,14-30: Und Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune. Lesen Sie den Text langsam und aufmerksam durch. Lesen Sie den Text erneut durch und unterstreichen Sie die Wörter / Wortgruppen, die Sie als Signalwörter im Gesamttext verstehen. Lesen Sie zum dritten Mal den Text und markieren Sie nun mit einer anderen Farbe die Wörter, die für Sie unpassend, unverständlich, wenig zum Sinn des Text beitragend oder schlicht sinnlos erscheinen. Lesen Sie den Text zum vierten Mal durch und überlegen Sie, ob Sie durch diesen Text an einen anderen Text aus der Bibel erinnert werden.

Mt 13,44: 44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Mt 13,45-46 45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. 46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Ausgangsfragen: Wie kann der Eigenwert des biblischen Textes gewahrt werden, wenn gleichzeitig daran festgehalten werden soll, dass die Leser den Text erst zum Sprechen bringen? Wie kann die Rolle der Auslegungsgemeinschaften bei der Exegese zur Geltung kommen? Wie kann der Blick von den Rändern der Leserperspektiven und des Textes her gewahrt werden? => Dekonstruktive Bibeldidaktik nach Ulrich Kropač Lit.: Mirjam Schambeck, Bibeltheologische Didaktik, Göttingen 2009, S. 57-64

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Grundlage: Jacques Derrida (1930 – 2004, Kern seiner Theorie 1967): Kritik am Strukturalismus: das oberste Prinzip ist die Struktur und das Allgemeine Das Sperrige, Fremde, Unbekannte bleibt damit auf der Strecke, weil es vom bereits Erkannten erfasst, kategorisiert und gezähmt wird Deshalb: Philosophie der Differenz: Stark Machen des Anderen, des Fremden, des Uneinholbaren Dabei darf das Denken der Differenz aber nicht selbst als System verstanden werden, weil es ja dann auch identifizieren und verallgemeinern würde Das Differente muss auch gegenüber dem Denken der Differenz angewandt werden, Dekonstruktion kann also damit auch keine Methode, kein Weg sein Differenzdenken ist aber selbst auf die Sprache angewiesen, die das Allgemeine dem Besonderen vorzieht. (=Aporie)

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Das über sich selbst denkende Denken soll nicht mehr Mittelpunkt der Philosophie sein: Bedeutungsgehalt eines Wortes würde damit nur mehr der Rede (der Abstraktion der Worte) zuzumessen sein. Bedeutungsgehalte ist nur im Zusammenhang mit der Schrift zu erheben Schrift ist kein eindeutig identifizierbarer Ausdruck für eine Bedeutung, sondern wird Spur, die einen Kosmos von Verweismöglichkeiten und Bedeutungen eröffnet. Entwurf der Dekonstruktion Entlarvung der Geschlossenheit von Systemen (auch Texten): Ränder, Widersprüchlichkeiten und Brüche sollen vielmehr in den Blick genommen werden und das Textlesen und –verstehen prägen

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Destruktion Konstruktion Text zerlegen Text zergliedern Text destruieren Text aufbauen Text bilden Text zusammenfügen Widersprüchlichkeit, Vielsinnigkeit und Bedeutungsoffenheit eines Textes im Auslegungsgeschehen geltend machen: Brüche, Widersprüche, Inkonsistenzen aufspüren Text aus immer wieder anderen, auch einander widersprechenden Perspektiven heraus wahrnehmen

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Problem: Bedeutung existiert nicht an sich! Bedeutung kann nicht mit dem identifiziert werden, was ein Autor mit dem Text beabsichtigt Bedeutung ist nicht vor der Sprache, sondern ereignet sich mit ihr und in ihr Bedeutung ist immer abhängig vom Sprecher/Leser, vom Text, von der Begegnung zwischen Sprecher/Leser und Text

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Ulrich Kropač: Erstes Prinzip = Lesen als Grundvollzug der Bibelauslegung Lesen realisiert den Prozess der Begegnung von Rezipient und Text Es wird deutlich, wie der Leser durch einen schöpferischen und aktiven Vorgang an der Produktion von Sinn beteiligt ist Leser ist Mitautor des Textes (wie in der Rezeptionsästhetik!) begrenzt damit auch die Sinnpotentiale eines Textes ermöglicht damit aber auch, dass ein Text überhaupt verstanden und bedeutungsvoll werden kann

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Zweites Prinzip = Dekonstruktion des Textes durch mehrfache Lektüre Mehrfaches Lesen sensibilisiert dafür, dass dem ersten, am schnellsten greifbaren Textsinn mit Skepsis zu begegnen ist Aufmerksam werden auf die Widersprüche und Brüche des Textes Ausdehnen und Verlangsamen des Rezeptionsvorgangs Gewonnene Perspektiven werden durch neue, andere, fremde angefragt, korrigiert, in eine neues Licht gehoben Wechselseitiger Dekonstruktionsprozess von Text und Leser: der Text wird vom Leser destruiert und konstruiert der Leser wird vom Text angefragt, aus seiner Welt katapultiert, neu aufgebaut, ihm werden neue Sichtweisen ermöglicht Biblischer Text wird als Ausdruck für Gottes Wort zum Kläger und Richter, zum Angebot von Sinn und Heil für den Menschen

1. Dekonstruktive Bibeldidaktik Drittes Prinzip = Moment der intertextuellen Lektüre der biblischen Texte Text-Text-Bezüge ermöglichen ebenfalls Sinngenerierung Aktivität des Lesers löst aus: (1) Der Leser selbst bringt die Text-Text-Bezüge zu Tage und setzt die Texte miteinander in Beziehung (2) Leser macht die Text-Text-Beziehung fruchtbar: ein Bedeutungskosmos für den Text wird aufgetan: Durch das Zusammenlesen werden Subtexte in den jeweils anderen eingetragen und somit ein neues Spektrum von Sinn und Bedeutung erreicht (3) Größe des Kanons wird neu bemessen: Kanon als Raum, in dem eine Vielfalt an Text-Text-Bezügen eröffnet, aber auch begrenzt wird. Lektüre biblischer Texte erfordert „hohes Maß an Sensibilität und Wissen um textliche Abhängigkeiten, Bezüge und Eintragungen“ (Schambeck, S. 61)

2. Konkreter Blick auf Kropač Leser Der Leser destruiert und konstruiert den Text. Erstes Prinzip: Lesen des Textes Aktiver, schöpferischer Vorgang Leser als Mitautor Zweites Prinzip: Dekonstruktion biblischer Texte durch mehrmaliges Lesen Skepsis gegenüber dem schnell greifbaren Textsinn Aufdecken von Widersprüchen und Brüchen Wechselseitiger Dekonstruktionsprozess Drittes Prinzip: Intertextuelle Lektüre biblischer Texte Leser setzt Texte miteinander in Beziehung Durch „Zusammenlesen“ der Texte entsteht ein neuer Bedeutungskosmos Verweisspuren innerhalb des Kanons aufdecken Biblischer Text Der Text destruiert und konstruiert den Leser. Dekonstruktive Bibeldidaktik nach Ulrich Kropac

2. Bibeltheologische Didaktik Mirjam Schambeck 2. Bibeltheologische Didaktik