Überwachung und Privatsphäre im digitalen Zeitalter

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 Präsentation transkript:

Überwachung und Privatsphäre im digitalen Zeitalter Die Präsentation kann zeitlich und inhaltlich angepasst werden. Um den zweiten Teil zu ergänzen, können Akzente auf die Definitionen gelegt werden. Um sich mit dem Thema vertraut zu machen, können Sie folgende Seiten konsultieren: Amnesty International: https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2014-1/ueberwachung-privatsphaere-wird-preisgegeben Humanrights.ch: http://www.humanrights.ch/de/service/menschenrechte/privatsphaere/ 26. März 2012 | Folie 1

Menschenrechte: Freiheit = Privatsphäre 1789 Französische Deklaration der Menschenrechte: Recht auf Freiheit. Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was einem anderen nicht schadet. 1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: Schutz der Freiheitssphäre des Einzelnen. Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben ausgesetzt werden. Hier kann erwähnt werden, dass die Idee des Schutzes der Privatsphähre nicht neu war. Die Idee der Freiheit und der Schutz der Privatsphäre nahmen aufeinander Bezug.

Warum ist das Thema wichtig? Digitale Revolution (digital = abzählbar, digitus = Finger) Alles hinterlässt Datenspuren – immer mehr Daten werden gesammelt Überwachung durch Staaten & Datenhunger der Firmen Totale Überwachung = Ende der Privatsphäre? Ist es heute noch aktuell über Privatsphäre zu sprechen? Mehr denn je! Die technologische Revolution, trotz ihrer Vorzüge, bringt viele Probleme zu Tage. Heute sind nicht nur die Staaten als Garanten der Menschenrechte in der Pflicht, sondern immer mehr auch Unternehmen. Die Konsequenzen sind unterschiedlich, wir werden nachher einige Beispiele zeigen. Aber in erster Linie werden wir auf Konsequenzen eingehen, welche entstehen, wenn Staaten missbräuchlich Informationen sammeln.

Was denken Sie? Zuerst machen wir eine kurze Umfrage in der Klasse. 20. September 2018 | Folie 4

Umfrage Ja Nein Weiss nicht Finden Sie, die Regierung sollte die Kommunikation von allen Personen in (Land X) überwachen? Finden Sie, die Regierung sollte die Kommunikation von allen AusländerInnen in (Land X) überwachen? Finden Sie, die Regierung sollte die Kommunikation von Personen im Ausland überwachen? Finden Sie, die USA sollte die Kommunikation in (Land X) überwachen? Ja: Internet-Firmen sollten den Regierungen Zugang zu den Daten der User geben. Nein: Internet-Firmen sollten die Daten so verschlüsseln, dass die Regierungen keinen Zugang haben. Diese Umfrage hat Amnesty International bei 15’000 Personen in 13 Ländern im Jahr 2015 durchgeführt. Mehr Informationen hierzu: https://www.amnesty.ch/de/laender/amerikas/usa/dok/2015/usa-massenueberwachung Um die Präsentation zu beleben, können Schüler auf diese Fragen direkt antworten oder man erhebt die Meinung der SuS, indem sie zu den einzelnen Fragen die Hand heben und damit ihr Einverständnis bekunden oder nicht. Sie halten die Resulate für jede Frage fest und vergleichen sie mit den folgenden Ergebnissen der gemachten Umfrage.

Umfrage Ja Nein Weiss nicht Finden Sie, die Regierung sollte die Kommunikation von allen Personen in (Land X) überwachen? 26 59 15 Finden Sie, die Regierung sollte die Kommunikation von allen AusländerInnen in (Land X) überwachen? 45 40 Finden Sie, die Regierung sollte die Kommunikation von Personen im Ausland überwachen? 29 49 23 Finden Sie, die USA sollte die Kommunikation in (Land X) überwachen? 17 71 12 Ja: Internet-Firmen sollten den Regierungen Zugang zu den Daten der User geben. Nein: Internet-Firmen sollten die Daten so verschlüsseln, dass die Regierungen keinen Zugang haben. 60

Warum diese Doppeldeutigkeit? Privatsphäre versus Sicherheit Der Schutz der Privatsphäre soll den Individuen Bereiche sichern, in welchen sie sich ohne äussere Beschränkung frei entwickeln und entfalten können. Source: Humanrights.ch Rechtlich legitime Einschränkungen? Die vielen unentschlossenen Antworten zeigen die Doppeldeutigkeit dieser Fragen in Bezug auf die Privatsphäre auf. Diese steht in einem Spannungsverhältnis mit einem anderen fundamentalen Aspekt des gemeinschaftlichen Lebens, dem Bedürfnis nach Sicherheit. Hier können Sie bereits in die Möglichkeiten von Grundrechtseinschränkung einführen, wie weiter unten erklärt. Sie können die Information vervollständigen und Beispiele suchen, wo die Einschränkung von Grundrechten nötig wird (Hooliganismus, etc.). Deutsch: http://www.humanrights.ch/de/service/menschenrechte/privatsphaere/ Beispiele für legitime Einschränkungen Erkennungsdienstliche und andere Massnahmen der Polizei zur Aufklärung von Straftaten, insbesondere gerichtlich angeordnete Zwangsmassnahmen wie z.B. die Überwachung der Briefpost und der elektronischen Kommunikation oder eine Hausdurchsuchung. Lebenserhaltende medizinische Behandlung von Kindern gegen den Willen der Eltern, medizinische Untersuchungen durch den Schularzt sowie Impfzwang. 20. September 2018 | Folie 7

Grenzen der Grundrechtseinschränkung In der Schweiz gibt die Verfassung die Parameter vor, welche Einschränkungen von Grundrechten möglich machen:  Art. 36 Einschränkungen von Grundrechten 1 Einschränkungen von Grundrechten bedürfen einer gesetzlichen Grundlage. Schwerwiegende Einschränkungen müssen im Gesetz selbst vorgesehen sein. Ausgenommen sind Fälle ernster, unmittelbarer und nicht anders abwendbarer Gefahr. 2 Einschränkungen von Grundrechten müssen durch ein öffentliches Interesse oder durch den Schutz von Grundrechten Dritter gerechtfertigt sein. 3 Einschränkungen von Grundrechten müssen verhältnismässig sein. 4 Der Kerngehalt der Grundrechte ist unantastbar. Für mehr Informationen: http://www.humanrights.ch/de/service/einsteiger-innen/eingriffe/ 20. September 2018 | Folie 8

Ein Beispiel… Dies zeigt, dass der Entschluss für mehr Sicherheit schwerwiegende Konsequenzen haben kann für die Menschenrechte und für die Gemeinschaft. Sie können das Beispiel vertiefen oder weitere Beispiele machen. 20. September 2018 | Folie 9

Daten sind gefährlich: Deutschland Mitgliederlisten jüdischer Kultusgemeinden 1933 Machtergreifung Nazis 1935 Einrichtung „Judenkartei“ durch Gestapo 1938 Judenkartei für Verhaftungen, Deportationen 1941 Beginn Holocaust

Daten sind gefährlich: Rwanda Ursprünglich: Hutu (Bauer) und Tutsi (Hirte) Während Kolonialzeit: ethnische Kategorie Ab 1926 Ethnie im Personalausweis vermerkt 1994 Völkermord an Tutsi

Daten sind gefährlich: Krieg gegen Terror «Wir töten Menschen aufgrund von Metadaten.» Michael Haydon, ex CIA / NSA-Direktor In Obamas Amtszeit: Tausende bei Drohnenangriffen getötet – meistens identifiziert durch Metadaten (Mobiltelefon)

Amnesty: Überwacht! 1967 vermerkt der Staatsschutz die Gründung der ersten AI- Gruppe in der Schweiz. AI-Mitglieder werden 22 Jahre lang bespitzelt. 2015 informieren die britischen Behörden, dass Amnesty in England überwacht wurde. Wann, warum und wie lange Amnesty überwacht wurde, wird nicht mitgeteilt.

Unterschied Staaten und Firmen Auch Daten sammeln durch Firmen ist problematisch Minimum: Information über Verwendung der Daten; Schutz der Daten; keine Verwendung ohne Zustimmung Unterschiede: „Freiwillige“ Zustimmung bei sozialen Medien. Firmen sammeln nicht systematisch Daten aller Personen, egal ob sie ihr Produkt nutzen oder nicht. Staat verfügt über das Gewaltmonopol (Zwangsmassnahmen) Unterschiede Bei den sozialen Medien stimmen sie freiwillig zu. Unternehmen sammeln nicht systematisch Daten über alle Personen, unabhängig davon, ob sie ihr Produkt nutzen oder nicht. Anders gesagt, die Unternehmen bekommen Daten, wenn sie ihr Produkt konsumieren. Der Staat verfügt im Gegensatz zu Unternehmen über das Gewaltmonopol (Zwangsmassnahmen) und kann systematisch Informationen über Personen sammeln.

Definition Überwachung Beobachten der Kommunikation, Handlung oder Bewegung einer Person, durch Regierungen, Firmen oder Privatpersonen. Aktivitäten abfangen, Informationen sammeln, auswählen, analysieren, verteilen (Inhalte oder Metadaten) Metadaten: wer wann wo mit wem kommuniziert (nicht Inhalt der Kommunikation)

Snowden: Globale Massenüberwachung XXXXX Ein ergänzendes Beispiel hierzu gibt auch der Fall Edward Snowden, der die Massenüberwachung der NSA aufdeckte. https://www.amnesty.ch/de/themen/ueberwachung/edward-snowden/interview-mit-edward-snowden-ich-haette-frueher-an-die-oeffentlichkeit-gehen-muessen

Entwicklungen nach Snowden Snowden-Enthüllungen 2013: Globale Massenüberwachung Internetfirmen: Image-Verlust, Konflikt um Verschlüsselung UNO, Gerichte, NGO: Fordern Recht auf Privatsphäre im digitalen Zeitalter! Staaten: Ausbau Massenüberwachung: Pak, F, D, NL, UK, CH...

Schweiz: Neue Überwachungsgesetze NDG Nachrichtendienstgesetz (Geheimdienst) Sept. 2015 im Parlament verabschiedet Jan. 2016 Referendum erfolgreich Sept. 2016 Abstimmung: NEIN! BÜPF Post & Fernmeldeverkehr (Polizei, Strafverfolgung) März 2016 im Parlament verabschiedet April 2016 Referendum lanciert: Unterschreiben! NDG (Geheimdienst) Neue Massnahmen NDG: Echtzeit-Überwachung (Telefon, Mail, Internet) Drohnen, Satelliten V-Personen Kameras & Mikrofon in Privaträumen Geheime Hausdurchsuchungen IMSI-Catcher (Razzia) Eindringen in Computer (Trojaner) Internetkabel anzapfen und mit Stichworten durchsuchen (Massenüberwachung) BÜPF (Polizei) Massnahmen BÜPF: Vorratsdatenspeicherung: Metadaten: wer wann wo mit wem kommuniziert (Massenüberwachung) Trojaner (neu) IMSI-Catcher (neu)

Amnesty zu Überwachung Amnesty-Position: Überwachung muss gezielt, durch Verdacht begründet, verhältnismässig und durch einen Richter bewilligt sein. Verdachtsunabhängige Massenüberwachung ist nicht zulässig. Verletzung Privatsphäre, freie Meinungsäusserung… Infos: amnesty.ch/überwachung & News-Alert 2017: Internationale Kampagne „Reclaiming Freedom“ Hier können Sie die Position von Amnesty International zu dieser Frage präsentieren, die sich den Menschenrechten verpflichtet fühlt. Sie finden mehr Details im Bericht «Encryption : A Matter of Human Righst». Nur auf Englisch, hier: https://www.amnesty.org/en/documents/pol40/3682/2016/en/

Mehr Überwachung, mehr Sicherheit? Sicherheitspolitik seit 9/11: Mehr Sicherheit dank Folter, Misshandlung, Guantanamo…? Menschenrechtsverletzungen schaffen keine Sicherheit Amnesty: Sicherheit durch Menschenrechtsschutz! Keine Beweise, dass Massenüberwachung wirksam ist – Untersuchungen in USA und Deutschland zeigen das Gegenteil Sicherheit ist wichtig, aber steht sie über dem Menschenrechtsschutz? Die Antwort von Amnestiy International zu dieser Frage ist «nein». Es ist grundsätzlich, dass Staaten die Menschenrechte achten, schützen und gewährleisten müssen. Ohne dringende Gründe dürfen sie nicht aufgeweicht werden.

Merci! Questions & discussion