Ursachen der Inflation und ihre Bekämpfung

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Ursachen der Inflation und ihre Bekämpfung

Inhalt Definition und Wirkungsmechanismen Typische Auslöser einer hausgemachten Inflation Nachfrageinflation Angebotsinflation Importierte Inflation Monetaristische Inflationserklärung Wirkungen von Inflation Inflationsbekämpfung © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Definition Unter Inflation versteht man eine nicht nur kurzfristige Anhebung des allgemeinen Preisniveaus bzw. eine mittel- bis langfristige fortschreitende Reduzierung der Kaufkraft. Unterscheidungen temporäre (?) – permanente (Dauer) offene – zurückgestaute (gesetzliches Verbot von Preiserhöhungen Nachfrage- und Angebotsinflation (je nach Erstimpuls; kann von Güter- oder Faktormärkten ausgehen) importierte [(Fremdwährungs-) Preise oder Wechselkurse] – hausgemachte Inflation Wenn nur einzelne Güter teurer werden, spricht man nicht von Inflation. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Wieso stört Inflation? Preise sind das zentrale Lenkungs- und Koordinationsinstrument einer Marktwirtschaft (→ Preismechanismus) dauerhafte starke Preiserhöhungen (weit unterhalb von 20% und mehr) erfolgen nicht gleichmäßig für alle Güter und sie erschweren die Kalkulation weil die Kosten der Produktion unberechenbar werden  Sicherheitszuschläge, die das Problem verschärfen reduzieren die Bereitschaft, Geld langfristig zu verleihen, wie es für Investitionen benötigt wird, da die Prämie für das Inflationsänderungs-risiko unkalkulierbar erscheint; zugleich steigt Nachfrage v.a. nach Immobilienkrediten wegen inflationsbedingter Tilgungshilfe; → Kreditmarkt funktioniert nicht mehr richtig und Wachstum verlangsamt sich sorgen für spekulative Veränderungen in der Vermögens- („Betongold“) und Ausgabenstruktur („Hamstern“) um Geldwertverlust zu vermeiden (Fehlallokation von Vermögen); Konsum (nichttäglicher Bedarf) und Investition werden u.U. zugunsten der Vermögenssphäre und Hamstern reduziert → Absatzrückgänge in bestimmten Branchen gepaart mit Arbeitslosigkeit führen zu einer Umverteilung von den kleinen Vermögen (überwiegend Kontoguthaben) zu den großen (deutlich mehr Immobilien und Unternehmensbeteiligungen) und von Sparern zu Schuldnern (s.o.) gefährden die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes und damit die Währung an sich  Naturaltausch, Drittwährung oder Währungsreform © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Deflation und von ihr verursachte Störungen Eine Deflation ist eine nicht nur vorübergehende Absenkung des Preisniveaus bzw. eine dauerhafte Kaufkraftmehrung des Geldes Probleme treten dann auf, wenn die Leute dies für ein längerfristig sich wiederholendes Phänomen halten Folge: Alle nicht zwingend erforderlichen Käufe werden aufgeschoben, Realvermögen veräußert um es später billiger zurückzukaufen → Preisverfall setzt sich fort Kreditsicherheiten werden schlechter (Schulden nominal; Sicherheit real) → geringere Kreditvergabe der Banken → weitere Investitions- und Wachstumsdefizite Minderung von Konsum und Investition führt zu Produktionsrückgang und Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Messung der Preisniveauentwicklung Die Frage ist, welche Maße die Kaufkraftentwicklung abbilden. Die Konsumgewohnheiten verschiedener Haushaltstypen unterscheiden sich nach Größe, Alter, sozialer Stellung etc. Darüber hinaus muss gefragt werden, welchen Einfluss Faktoren haben, die nicht zum täglichen Bedarf gehören. PKW, Möbel etc. werden berücksichtigt, Aktienpreise und Immobilienpreise (anders als Mieten) nicht. Haben deren Preisentwicklungen keinen Einfluss auf das Ausgabeverhalten der Haushalte? (vgl. Allokationsverzerrungen bei Inflation und Deflation) Preiskaleidoskop des Statistischen Bundesamtes © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Qualitätsmängel des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) Der HVPI misst die Preisentwicklung eines nur alle fünf Jahre aktualisierten (Einkommens- und Verbrauchsstichprobe EVS; letzte: 2008) gewichteten Spektrums von etwa 750 im Land erzeugten oder importierten Waren, die die privaten Haushalte nachfragen. Durch die mehrjährige Fixierung der Mengen im Warenkorb werden keine Mengenreaktionen auf asymmetrisch steigende Preise unterstellt, d.h. überdurchschnittlich und unterdurchschnittlich verteuerte Waren werden angeblich in der alten Menge nachgefragt. Neue Güter (die im Warenkorb nicht enthalten sind; z.B. i-Pod vom 23.10.2001 nicht im Warenkorb 2000-2005) vergrößern die Opportunitäts-kosten des Kaufes eines im Warenkorb vorhandenen Gutes (CDs; Stereoanlage), die Auswahlmöglichkeit steigt. Damit erhöht sich der subjektive Wert des Geldes. Qualitätsverbesserungen bei Konstanz der Preise erhöhen beim vermeintlich selben, im Warenkorb enthaltenen, Gut den Gegenwert des Geldes. Geänderte Preise beziehen sich nicht mehr auf die gleiche Ware Statistikämter versuchen diesen Effekt durch Preisbereinigung abzubilden (hedonische Modelle) Folge: die Inflation wird bis zu 1% p.a. zu hoch angenommen. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Der Kettenindex Aufgrund EU-Recht ab 2005 eingeführt Vergleicht immer zwei aufeinander folgende Jahre Die Preisänderung zwischen beiden Jahren wird erfasst (z.B. 2,1%) Weiter auseinander liegende Zeiträume werden vergleichbar gemacht durch Multiplikation der Indexwerte (1,021*1,013%) miteinander Vorteil: Keine Mengenrelation wird länger als 1 Jahr fixiert Nachteil: Teilmengen (z.B. BIP je Bundesland) über Mehrjahreszeiträume nicht mehr addierbar; Quotenausweis (z.B. Sparquote) deshalb nur noch mit nominalen Größen eines Jahres machbar. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Verwendung der Inflations-bereinigung US DOMESTIC GROSSES Adjusted for Ticket Price Inflation Rank Title (click to view) Studio Adjusted Gross Unadjusted Gross Year^ 1 Gone with the Wind MGM $1,537,559,600 $198,676,459 1939^ 2 Star Wars Fox $1,355,490,100 $460,998,007 1977^ 3 The Sound of Music $1,083,781,000 $158,671,368 1965 4 E.T.: The Extra-Terrestrial Uni. $1,079,511,500 $435,110,554 1982^ 5 The Ten Commandments Par. $996,910,000 $65,500,000 1956 6 Titanic $976,712,200 $600,788,188 1997 7 Jaws $974,679,800 $260,000,000 1975 8 Doctor Zhivago $944,670,800 $111,721,910 9 The Exorcist WB $841,427,600 $232,671,011 1973^ 10 Snow White and the Seven Dwarfs Dis. $829,490,000 $184,925,486 1937^ 11 101 Dalmatians $760,370,300 $144,880,014 1961^ 12 The Empire Strikes Back $747,154,600 $290,475,067 1980^ 13 Ben-Hur $745,780,000 $74,000,000 1959 14 Return of the Jedi $715,792,100 $309,306,177 1983^ 15 Avatar $687,962,000 $687,962,011 2009 16 The Sting $678,377,100 $156,000,000 1973 17 Raiders of the Lost Ark $670,759,500 $242,374,454 1981^ 18 Jurassic Park $656,026,500 $357,067,947 1993 19 The Graduate AVCO $651,198,300 $104,901,839 1967^ 20 Star Wars: Episode I - The Phantom Menace $645,524,400 $431,088,301 1999 21 Fantasia $631,960,900 $76,408,097 1941^ 22 The Godfather $600,600,700 $134,966,411 1972^ 23 Forrest Gump $597,732,100 $329,694,499 1994 24 Mary Poppins $594,963,600 $102,272,727 1964^ 25 The Lion King BV $587,733,900 $328,541,776 1994^ Basisjahr 2010; Quelle: http://www.boxofficemojo.com/alltime/adjusted.htm Internationale Werte nominal: http://www.worldwideboxoffice.com/ Kaufkraftsteige-rung von Löhnen und Gehältern Zinsertrag vor und nach Kaufkraftverlust historische Kosten und Erträge © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Realverzinsung amerikanischer Staatsanleihen Quelle: Deutsche Bundesbank: Inflation: Ölpreisschocks und geldpolitische Reaktionen - Was können wir aus den 70er Jahren lernen? 5-Jahres US-Anleihen Realverzinsung amerikanischer Staatsanleihen 1-Jahres US-Anleihen Änderung Verbraucherpreise 12-Monats-Vgl Quelle: Monetary Policy and the Liquidity Trap Jean-François Nadeau International Affairs, Trade and Finance Division http://www2.parl.gc.ca/Content/LOP/ResearchPublications/prb0853-e.htm Verkürzende Standarddefinition: Nominalzins - Inflationsrate = Realzins © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Typische Auslöser einer hausgemachten Inflation © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Nachfrageinflation Die Güternachfrage (von Staat, Haushalten, Unternehmen und Ausland zusammen) übersteigt das Angebot bei Vollbeschäftigung, weshalb Preissteigerungen erfolgen ohne dass in der Folge eine Mengenerhöhung des Angebotes möglich wäre. Wegen nominaler Faktoreinkommensverbesserungen bleibt der Nachfragedruck einige Zeit aufrecht erhalten. Er erlahmt, wenn Käuferschichten oder Sektoren ihre Nachfrage zurück nehmen oder die Zahlungsmittelversorgung eingeschränkt wird. Ein Inflationsschub kann auch schon entstehen, wenn in Schlüsselbranchen (z.B. Energie und Kommunikation) die Faktorversorgung nicht ausreicht, insgesamt aber noch keine Vollauslastung der Kapazitäten vorliegt. Güter- oder Faktornachfrage treibt die Preise © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Angebotsinflation Entsteht beim Versuch der Anbieter auf Güter- oder Faktormärkten, eine Änderung der funktionalen Einkommensverteilung zu ihren Gunsten durchzusetzen. Dadurch ändert sich die Kalkulation der Produkte und die gestiegenen Kosten (z.B. Löhne oder Gewinne) werden als Preiserhöhung weitergegeben. Beispiele für mögliche Auslöser: Auf dem Arbeitsmarkt sorgt z.B. eine starke Position der Gewerkschaften für einen Preisschub, der nicht inflationsbedingt war und über die Produktivitätszunahme hinausgeht. Durch Konkurrenz um Eigenkapital entsteht Zwang zu höheren Gewinnen um Rendite zu verbessern. Anstieg der Realzinsen für Kapital Beispiele für weitere kostensteigernde Faktoren Höhere Produktionssteuern Stückkostenzunahme bei Auslastungsrückgang (lineare und steigende Skalenerträge ganz und sinkende z.T.) Funktionale Verteilung: Aufteilung des Einkommens auf die Produktionsfaktoren durch höhere Mindest-gewinnforderung stei-gen die kalkulatori-schen Eigenkapital-kosten Auch bei konstanten Gewinnforderungen kann Preisdruck ent-stehen, wenn Faktoren teurer eingekauft werden müssen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Lohndruckinflation Auslöser: die Lohnkosten wachsen schneller als die Produktivität. Führt zu einer Lohn-Preis-Spirale um Gewinneinkommen aufrecht zu erhalten. Nährt sich teilweise auch aus Geldillusion, indem die Haushalte glauben, über mehr Geld zu verfügen und deshalb mehr nachfragen obwohl das Preisniveau schon angezogen hat. Stoppt bei Nachfragerückgang oder unzureichender Zahlungsmittelversorgung Verteilungskampf um die Wertschöpfung Höhere Löhne steigern Kosten und führen so zu höheren Preise, die als Recht-fertigung für erneute hohe Lohnforderun-gen dienen. Geldangebot seitens der Banken folgt bei Inflation der erhöhten Nachfrage ihrer Kunden nach Transaktionskasse © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Gewinndruckinflation Unternehmen führen Preisaufschläge mit dem Ziel durch, den Anteil des Gewinneinkommens am Volkseinkommen zu erhöhen. (Kostensenkung reicht nicht, um Ertragsziele zu realisieren.) Gelingen kann die Preisanhebung nur, wenn die Marktmacht der Unternehmen auf dem Gütermarkt dazu ausreicht, d.h. die Konkurrenz muss gering und/oder die Nachfrage relativ preisunelastisch sein. Ob die Verteilungsänderung hin zu den Unternehmen von Dauer ist, wird auf dem Arbeitsmarkt entschieden. Die Initialzündung bei den Güterpreisen mündet ggf. in Lohnerhöhungsforderungen, diese in höhere Preise etc = Preis-Lohn-Spirale In der Regel werden solche Preisspielräume zügig erkannt und genutzt. Tritt also eine Gewinn-druckinflation auf, so geht ihr meist eine Verschiebung der Marktmacht hin zu den Unternehmen voraus. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Importierte Inflation Ursachen für importierte Inflation sind: Nachfrageschub aus dem Ausland, der Nachfrageinflation auslöst. Zunahme der Importpreise für Schlüsselgüter wie Energieträger Inflation durch Wechselkursverschie-bungen möglich (Rohölmarkt) Nachfrageinflation Angebotsinflation © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Monetaristische Inflationserklärung Die Geldmengenerhöhung seitens des Bankensystems als Impuls senkt die Ertragsrate von Liquiditätshaltung. Die nächste Liquiditätsstufe (=Ersatz) sind festverzinsliche Wertpapiere. Die Nachfrage danach steigt zunächst, was die Kurse hebt und die Renditen senkt. Die sinkenden Renditen führen zu vermehrter Realkapitalnachfrage = Güterkäufen  Preissteigerungen bis das erhöhte Geldangebot voll für Transaktionskasse nachgefragt ist. Im Prinzip ähnlich der Nachfrageinflation, nur mit zusätzlichem Geldmengenwachstum vorweg. Erklärung der Cambridge-Gleichung, wonach ΔM in % ≙ Δ P in % © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Geldmenge und Inflation 1,7 2,7 2,2 2,5 Ungefähres mittleres jährliches Wachstum der Gütererzeugung in D = BIP Das Bankensystem hat trotz aller Bemühungen der Zentralbank eine zusätzliche Geldmenge M geschaf-fen, die größer ist als die zusätz-liche Güterproduktion. (Güterpro-duktion und Geldmenge sind voneinander unabhängige Variable.) Somit herrscht Inflationsdruck und die Frage lautet ob die Differenz zwischen Geld- und Produktions-mengenwachstum voll zu Inflation wird. Vgl. Folie 11 Zeitreihe Leistungsbilanzsaldo; BIP-Saldo Quelle: Deutsche Bundesbank: Geld und Geldpolitik, Ausgabe 2001; IdW: Zahlen zur Wirtschaftlichen Entwicklung der BRD; Eigene Berechnungen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Was verursacht diese Differenz Stärkere Zunahme der Importe als der Exporte erhöht das Güterangebot im Inland. (BIP gibt nur inländische Produktion, nicht aber inländisches Warenangebot an) Abnehmende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bewirkt einen höheren Zahlungsmittelbedarf für die gleiche Gütermenge, die gekauft wird. Die Anlagegewohnheiten der Leute ändern sich evtl. in Richtung dauerhaftem Behalt von M3-Komponenten, d.h. einige Bestandteile der Geldmenge sind nicht mehr relevant für Güterkäufe (macht Anpassung des Geldmengenbegriffes erforderlich). Für 1-2-jährige Betrachtungen: Langfristige Anlagen aus dem Bereich Geldkapital werden wegen niedriger Renditen vorübergehend in kürzer befristete Anlagen umgeschichtet, die zu M3 gehören bis die längerfristigen Anlagen wieder attraktiver sind. 2,7 Umlaufgeschwindigkeit; ausländisches Güterangebot. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010 Quelle: welt.de © Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010

Wirkungen von Inflation © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Inflation und Umverteilung Auslöser heimischer Inflation sind immer Ansprüche auf mehr Kaufkraft. Die Durchsetzung treibt die Preise; die Inflation begrenzt also die Realisierung dieses Umverteilungsanspruchs Durch die Reduzierung des Wertes der geldnahen Vermögensteile sind Bezieher von Einkommen aus Kapitaleinkünften (Rentner etc.) und Sparer tendenziell benachteiligt. Schuldner profitieren, weil ihre Verbindlichkeiten weiterhin zum Nominalwert notieren, ihr Einkommen sich aber meist mit der Inflationsrate erhöht. (→ Hypothekengewinnsteuer 1923 und 1948) Bei Steuerprogression steigen die Staatsein-nahmen überproportional. Umverteilung abhängig von Ausgaben Die Realzinsen sinken bei Inflation zumin-dest kurzzeitig ab und eine verzögerte Portfolioum-schichtung erhöht die Entwertung. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Zur Erinnerung: Nominal- und Realzins © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Aktueller Einkommensteuertarif Grundtabelle, d.h. für Ledige Steuersatz in % Internet: www.abgabenrechner.de  Berechnung der Einkommensteuer Spitzensteuersatz Grenzsteuersatz 45 42 30 24 15 Reichensteuer 42% 38% Durchschnittssteuersatz Mittelstands-bauch 30% zum 1.1.09 Grundfreibetrag um 170 EUR auf 7834 EUR angehoben ab 01.01.2010 der Grundfreibetrag nochmals auf 8004 EUR angehoben 22% 8% Eingangssteuersatz rückwirkend zum 1.1.09: 14 % Zu versteuerndes Einkommen in Tsd. € Grundfreibetrag 8 13 26 52 250 500 … © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Kalte Progression Inflation verringert Leistungsfähigkeit (mehr Geld für gleichen Lebensstandard nötig) Erfolgt Einkommensausgleich Belastung des Einkommens mit Steuer steigt durch Progression des Tarifes, da nominal mehr Einkommen obwohl gleiche Verteilungsposition wie vor der Inflation kaufkraftbereinigt netto Schlechterstellung Lösung: Indexierung des Tarifes Zu verst. Einkommen alt: 40.000 Steuerbetrag Est+Soli: -9.595 Kaufkraft Nettoeink. vorher: 30.405 Inflationsrate 5 %  Kaufkraft des alten Eink. nachher: 28.885 Kaufkraftdifferenz: -1.520 zu verst. Eink. neu +5%: 42.105 N.B.: auch die 2.000 (5% aus 40.000) unterliegen Infl.  nicht 40.000*1,05 sondern 40.000/0,95 Steuerabzug neu: -10.411 Nettoeinkommen neu: 31.694 kaufkraftbereinigt (-5%): 30.109 ≙ 1% Verlust Steuersätze alt:  23,99 %; Grenzsatz 36,26 % neu:  24,72 %; Grenzsatz 37,22 % © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Exkurs: Progressive Steuern und keynesianische Wirtschaftspolitik Ein vergleichbarer Mechanismus auf der Ausgabenseite wäre die Arbeitslosenversiche-rung, die im Boom Speckpolster anlegen könnte um diese in der Rezession Kaufkraft erhöhend abzuschmelzen. Meist werden Reserven jedoch wieder für Leistungsverbesse-rungen oder Beitragssenkungen verbraucht. Die progressive Einkommensteuer bremst Boomphasen durch überproportionale Einkommensabschöpfung ab, wenn das Geld nicht zusätzlich verausgabt wird; bei Schrumpfung der Wirtschaft würde sie entlasten, d.h. leicht antizyklische Wirkung Da die Ausgaben im Boom aber i.d.R. doch erhöht werden treten in Rezessionsphasen große Finanznöte auf, die mit weiter verschärften Abgaben (= Kaufkraftverlust der Haushalte) oder einem Absenken der Staatsausgaben gestopft werden müssen. So wird aus einem antizyklischen ein prozyklisches Element © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Wachstumswirkungen Aufwertung der aus-ländischen Währung (Kaufkraftparitäten-theorie) begünstigt zwar den Export aber höhere Inlandspreise ergeben umgerech-net den selben Kauf-preis in Fremdwäh-rung, d.h. kein effek-tives Mengenwachs-tum, sondern nur Rückkehr zu alten Werten. Der Effekt von Inflation ist auf jeden Fall eine Verzerrung der Nachfragestruktur hin zu vermeintlich wertstabilen Gütern wie z.B. Immobilien. Deren Wert steigt überproportional, es entstehen „künstliche“ Knappheitssignale und es wird überproportional viel Geld gebunden, das für Güterkäufe in anderen Bereichen fehlt. Deshalb negativer Wachstumseffekt im Inneren, der nicht durch vermehrte Exporte kompensiert werden kann. © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Inflationsbekämpfung © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Inflationsrate Euro-Raum Inflationsrate D Inflationsrate Euro-Raum Gemessen als Änderung des harmonisierten Verbraucherpreisindex Monat zu Monat-12 Jahresrate D EZB-Schwelle © Anselm Dohle-Beltinger 2010

HVPI - Gesamtindex - Inflationsrate des Jahresdurchschnitts Veränderungsrate des Jahresdurchschnitts der Harmonisierten Verbraucherpreisindizes (HVPI) geo\time 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Europäische Union (EC6-1972, EC9-1980,EC10-1985, EC12-1994, EU15-2004, EU25-2006, EU27) 1,3 1,2 1,9 2,2 2,1 2 2,3 3,7 1 (ep Eurozone (EA11-2000, EA12-2006, EA13-2007,EA15-2008, EA16) 1,1 3,3 0,3 (p) Euro-Währungsgebiet (16 Länder) 2,4 Belgien 0,9 2,7 1,6 1,5 2,5 1,8 4,5 Bulgarien 18,7 2,6 10,3 7,4 5,8 6,1 6 7,6 12 Tschechische Republik 9,7 3,9 1,4 -0,1 3 6,3 0,6 Dänemark 1,7 3,6 Deutschland (incl. ex-DDR seit1991) 2,8 0,2 Estland 8,8 3,1 5,6 4,1 4,4 6,7 10,6 Irland 5,3 4 4,7 2,9 -1,7 Griechenland 3,4 3,5 4,2 Spanien -0,3 Frankreich 0,7 3,2 0,1 Italien 0,8 Zypern 4,9 Lettland 4,3 6,2 6,9 6,6 10,1 15,3 Litauen 5,4 -1,1 3,8 11,1 Luxemburg (Grand-Duché) Ungarn 14,2 (i) 10 9,1 5,2 6,8 7,9 Malta Niederlande 5,1 Österreich 0,5 0,4 Polen 11,8 (ei 7,2 Portugal -0,9 Rumänien 59,1 45,8 45,7 34,5 22,5 11,9 Slowenien 8,9 8,6 7,5 5,7 5,5 Slowakei 10,4 12,2 8,4 Finnland Schweden Vereinigtes Königreich : Kroatien Türkei 82,1 61,4 53,2 56,8 47 25,3 8,1 9,3 Island 4,6 12,8 16,3 Norwegen Schweiz -0,7 Vereinigte Staaten Japan :=Nicht verfügbar e=Geschätzter Wert p=Vorläufiger Wert i=Siehe Erklärungstext Datenquelle:: Eurostat Letztes Update: 15.01.2010 Quelle: Eurostat: Jährliche Inflationsrate © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Die Phillips-Kurve 1958 veröffentlichte A.W.Phillipps seinen Aufsatz „Der Zusammenhang zwischen der Arbeitslosigkeit und der Änderungsrate der Nominallöhne im Vereinigten Königreich, 1861 - 1957“. Ergebnis: Je höher die Lohnsteigerungen waren, desto niedriger war die Arbeitslosigkeit. Später wurde dann festgestellt, dass dieser statistische Zusammenhang auch für die Inflationsrate und die Arbeitslosigkeit zutrifft. Er erklärt aber nicht Ursache und Wirkung. Inflationsrate Phillips-Kurve Arbeitslosenquote © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Politische Verwendung Die Botschaft an die Wirtschaftspolitiker schien klar: Ihr könnt Euch aus dem volkswirtschaftlichen Warenhauskatalog heraussuchen, welches Mischungsverhältnis von Arbeitslosigkeit und Inflationsrate ihr für Euer Land haben wollt. Noch Anfang der siebziger Jahre verkündete der damalige Kanzler Schmidt: „Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslose.“ © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Überlegungen zur Marktsituation Hohe Arbeitskräftenachfrage herrscht bei hoher Güternachfrage. Wird diese durch Kapazitäts-ausweitung befriedigt, so spricht man von Wirtschaftswachstum. In dieser Situation lassen sich auf den Gütermärkten Preissteigerungen leicht durchsetzen (geringe Preiselastizität der Nachfrage), die einerseits die Gewerkschaften veranlassen, hohe Lohnforderungen zu stellen um den Kaufkraftverlust auszugleichen, andererseits auch - zumindest kurzfristig - die Gewinne erhöhen und somit Spielraum für überdurchschnittliche Lohnerhöhungen schaffen © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Stagflation Lohnzuwächse, die nachhaltig über den Produktivitäts-Zunahmen liegen, erhöhen die Lohnstückkosten und machen damit Arbeit schwerer bezahlbar  Arbeitslosigkeit. Quelle: iw: Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland 1980, 2006; bis 1979 nur West Arbeitnehmer-Entgelt = Bruttolohn nominal + Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Arbeitslosigkeit und Inflation: keine Lösung © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Geldmengensteuerung durch die EZB Durch eine Anpassung der Wachstumsgeschwindigkeit der Geldmenge soll © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Quelle: Deutsche Bundesbank; Geld und Geldpolitik, Ausgabe 2001 Zinsen Stand 10.04.2008/seit 13.05.2009; Beträge 10.04.2008/04.2009/01.2010 183 Mrd 230 61 4% p.a. 1% 268 Mrd 443 648 5% p.a. 1,75% 0,0 Mrd 1,1 0,4 0,2 Mrd 57,8 147 3% p.a. 0,25% Quelle: Deutsche Bundesbank; Geld und Geldpolitik, Ausgabe 2001 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Tarif- und Fiskalpolitik © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Inflationsbekämpfung Theoretisch lassen sich die Verteilungskämpfe als Ursache durch Moderation entschärfen und eine produktivitätsabhängige Lohnsteigerung sowie Preismäßigung vereinbaren. Das Problem: Alle Branchen wollen gleich viel Zuwachs, haben aber unterschiedliche Produktivitätszuwächse. Deshalb: Finanzpolitik muss ggf. Nachfrage verringern „Konzertierte Aktion“ © Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 2005 - Wichtige Zusammenhänge im Überblick © Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010 Quellen: Institut der Deutschen Wirtschaft, Deutschland in Zahlen 2005 und Standort Deutschland - ein internationaler Vergleich 2006 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

© Anselm Dohle-Beltinger 2010 Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft, Standort Deutschland - ein internationaler Vergleich 2006 © Anselm Dohle-Beltinger 2010

Folgen der Inflationsbekämpfung Ziel ist ein Nachfragerückgang. Das bedeutet eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und einen verschärften Konkurrenzdruck mit häufigeren Pleiten Ergebnis einer harten und konsequenten Antiinflationspolitik sind also Wachstumsverluste, eine Rezession wie zuletzt 1992/1993 © Anselm Dohle-Beltinger 2010