Literatur des Naturalismus

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 Präsentation transkript:

Literatur des Naturalismus 5. 12. 2017: Naturalismus; Berliner Moderne Holz/Schlaf: Papa Hamlet (1889) Hauptmann: Vor Sonnenaufgang (1890)

Programmatische Zeitschriften des Naturalismus: Drama (maßgebliche Vertreter im deutschsprachigen Raum: Arno Holz und Johannes Schlaf; Gerhard Hauptmann) Programmatische Zeitschriften des Naturalismus: * Kritische Waffengänge, hg. v. Heinrich und Julius Hart 1882–1884. * Die Gesellschaft, hg. v. Michael Georg Conrad ab 1885 in München. * Freie Bühne für modernes Leben, zunächst hg. v. Otto Brahm (später bekannt unter dem Namen Die neue Rundschau), erschien ab 1890 im bekannten Berliner Verlag S. Fischer.

Problem der Epigonalität Drei wichtige Probleme bzw. Kontroversen der Forschungsgeschichte: 1. Das Verhältnis von ästhetischer Theorie und poetischer Praxis 2. Die Stellung in der Geschichte der Moderne 3. Die Frage der politischen Position -------------------------------------------------------------------------------------------- Lyrik Problem der Epigonalität

Arno Holz/Johannes Schlaf: Papa Hamlet (1889): 4 Textbeispiele: Erzähleinsatz erfolgt medias in res:   Was? Das war Niels Thienwiebel? Niels Thienwiebel, der große, unübertroffene Hamlet aus Trondhjem? Ich esse Luft und werde mit Versprechungen gestopft? Man kann Kapaunen nicht besser mästen? ... »He! Horatio!« »Gleich! Gleich, Nielchen! Wo brennt's denn? Soll ich auch die Skatkarten mitbringen?« »N ... nein! Das heißt...« – – »Donnerwetter noch mal! Das, das ist ja eine, eine – Badewanne!« (S. 19)

Kontrastwirkung: »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage:   »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage: Ob's edler im Gemüt, die Pfeil' und Schleudern Des wütenden Geschicks erdulden, oder ... oder? ... Scheußlich!« Der große Thienwiebel hielt wieder inne. »Nicht zum Aushalten das! Nicht zum Aushalten!!« Die fünf kleinen gelben Lappen hinter dem Ofen, die dort an einer Waschleine zum Trocknen aufgehängt waren, hatten ihn wieder total aus dem Konzept gebracht. »Ekelhaft!« Er hatte sich jetzt, die Hände in seinen Schlafrocktaschen vergraben, erbittert vor das Fenster aufgepflanzt. (S. 20)

Erzählerkommentar: Aber die Philosophie machte es nicht ausfindig. Der große Thienwiebel kam nie dahinter. Er hatte sich jetzt nach und nach bis unten in die Hafenspelunken verirrt. Mehrere Sackträger waren bereits seine Duzbrüder geworden. Bevor nicht »der Hahn, der als Trompete dient dem Morgen«, bereits mehrere Male nachdrücklich gekräht hatte, kam er jetzt selten mehr die Treppen in die Höhe gestolpert. Amalie nähte noch immer die Trikottaillen. Der Stumpfsinn hatte sie nach und nach zur reinen Maschine gemacht. Die reizende Ophelia in ihr war jetzt endgültig begraben. Für alle Zeiten! ... Ihre Brust war noch schwächer geworden ... Dem kleinen Fortinbras ging es noch jämmerlicher. Sein ganzes Gesichtchen war jetzt dicht mit roten Pusteln betupft. Ein Schächtelchen Zinksalbe, zu dem sich die Familie im Anfang denn doch noch aufgeschwungen hatte, lag jetzt zusammengequetscht, verstaubt hinterm Ofen. Es war nicht mehr erneuert worden. Der große Thienwiebel hatte nicht so ganz unrecht: Die ganze Wirtschaft bei ihm zu Hause war der Spiegel und die abgekürzte Chronik des Zeitalters. (S. 53)

Ernüchterndes Ende: Es hatte gerade fünf geschlagen. Vor dem neuen, großen Schnapsladen an der Ecke der Petrikirche stolperte er. Jesus! Seine Semmeln waren ihm in den Rinnstein geflogen, er war mitten in den Schnee geschlagen. Aber er nahm sich nicht einmal die Zeit, sie wieder aufzulesen. Er kam erst wieder zur Besinnung, als er sich bereits drüben am Jakobiplatz mit beiden Händen an die große, dick beeiste Glocke gehängt hatte, die denn auch sofort oben die ganze Polizeiwache alarmierte. Jesus! Jesus!! Als der dicke Sieversen dann endlich angestapft kam, konstatierte er, daß der Mann erfroren war. »Erfroren durch Suff!« Seinen zerbeulten Zylinder hatte ihm der kleine, buckelige Tille vorhin grade gegen die Laterne gequetscht. Aus seinen zerlumpten, apfelgrünen Frackschößen sah noch die Flasche. Wohlan, eine pathetische Rede! Es war der große Thienwiebel. Und seine Seele? Seine Seele, die ein unsterblich Ding war? Lirum, Larum! Das Leben ist brutal, Amalie! Verlaß dich drauf! Aber – es war ja alles egal! So oder so! (S. 63)

Gerhart Hauptmann: Vor Sonnenaufgang (1890) 2. Akt, ausufernde Regieanweisung: “Morgens gegen vier Uhr. Im Wirtshaus sind die Fenster erleuchtet, ein grau-fahler Morgenschein durch den Torweg, der sich ganz allmählich im Laufe des Vorgangs zu einer dunklen Röte entwickelt, die sich dann, ebenso allmählich, in helles Tageslicht auflöst. Unter dem Torweg, auf der Erde, sitzt Bleibst (etwa sechzigjährig) und dengelt seine Sense. Wie der Vorhang aufgeht, sieht man kaum mehr als seine Silhouette, die gegen den grauen Morgenhimmel absticht, vernimmt aber das eintönige, ununterbrochene, regelmäßige Aufschlagen des Dengelhammers auf den Dengelamboß. Dieses Geräusch bleibt während einiger Minuten allein hörbar, hierauf die feierliche Morgenstille unterbrochen durch das Geschrei aus dem Wirtshaus abziehender Gäste. Die Wirtshaustür fliegt krachend ins Schloß. Die Lichter in den Fenstern verlöschen. Hundebellen fern, Hähne krähen laut durcheinander. Auf dem Gange vom Wirtshaus her wird eine dunkle Gestalt bemerklich; dieselbe bewegt sich in Zickzacklinien dem Hofe zu; es ist der Bauer Krause, welcher wie immer als letzter Gast das Wirtshaus verlassen hat.” (S. 41)

5. Akt, Loths Entschluss, Helene zu verlassen: “LOTH 5. Akt, Loths Entschluss, Helene zu verlassen: “LOTH. Das kann uns nichts helfen, Schimmel. So steht es: es gibt drei Möglichkeiten! Entweder ich heirate sie, und dann ... nein, dieser Ausweg existiert überhaupt nicht. Oder – die bewußte Kugel. Na ja, dann hätte man wenigstens Ruhe. Aber nein! so weit sind wir noch nicht, so was kann man sich einstweilen noch nicht leisten – also: leben! kämpfen! – Weiter, immer weiter. Sein Blick fällt auf den Tisch, er bemerkt das von Eduard zurechtgestellte Schreibzeug, setzt sich, ergreift die Feder, zaudert und sagt. Oder am Ende? [...] – nur eben ... ich kann nicht anders. Er schreibt, adressiert und kuvertiert. Er steht auf und reicht Schimmelpfennig die Hand. Im übrigen verlasse ich mich – auf dich.” (S. 119f.)

Johannes Schlaf über Loths Charakter zu Gehart Hauptmann: “Sie führen uns endlich einmal einen kerngesunden, fest auf seinen beiden Füßen stehenden Menschen in einem durchaus gesunden Konflikt vor, den er in gesunder und natürlicher Weise überdauert”.