Capital of the Weimar Republic

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 Präsentation transkript:

Capital of the Weimar Republic 1918 - 1933

Davor: 1. Weltkrieg 28.6.1914: Ermordung des österreichischen Kronprinzen, Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo (Serbien) 5.7.1914: Deutschland (Kaiser Wilhelm II) verspricht Österreich militärische Hilfe 28.7.1914: Österreich erklärt Serbien den Krieg 1.8.1914: Deutschland erklärt Russland (Alliierter von Serbien) den Krieg, Frankreich macht gegen Deutschland mobil 3.8.1914 Deutschland macht gegen Frankreich und Belgien mobil 4.8.1914 Deutschland überfällt Belgien, Großbritannien erklärt Deutschland den Krieg ........ „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (George F Kennan: „the great seminal catastrophe of this century“)

Zeittafel: 9. November 1918 Abdankung von Kaiser Wilhelm II Ausrufung der Weimarer Republik durch Philipp Scheidemann vom Reichstag, Reichskanzler Friedrich Ebert (Ausrufung der Freien Sozialistischen Republik durch Karl Liebknecht vom Stadtschloss - Januar 1919: Spartakusaufstand (geführt von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg) von Reichswehr niedergeschlagen, Ermordung von Liebknecht und Luxemburg (Leichen im Landwehrkanal) - Juni 1919: Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles (Deutschland Kriegsschuld, Reparationsleistungen an Frankreich, Großbritannien, Italien, USA)

Zeittafel ctd. - 1920 Zusammenschluß des Berliner Stadtkerns mit sieben umliegenden Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zu "Groß-Berlin", Einteilung in 20 Bezirke - Berlin wird zur Weltstadt, mit nahezu vier Millionen Einwohnern rückt es zur zweitgrößten Stadt Europas auf - 1923 kurzer Schock der Hyperinflation - 1924-1929 in den "goldenen Zwanzigern" erlebt Berlin auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet eine Blüte - 1929 Beginn der Weltwirtschaftskrise, trägt zur Destabilisierung der Weimarer Republik bei - ab 1930 drei Minderheitsregierungen nacheinander, Notverordnungen statt Gesetze etc. - Zunehmende Politisierung des Alltags, Straßenkämpfe zwischen „Rechten“ und „Linken“ - 30. Januar 1933 Machtübernahme Adolf Hitlers und der NSDAP

Graf Stenbock-Fermor, 1928( quoted by Clay Large): Below ground, all forces have been mobilized. Subterranean passages and stations, an underground construction of phantastical dimensions is growing 16 metres below street level. An unintelligible confusion of beams, girdars, pillars and ladders fills the gorge which is being formed from a concrete box sunk deeply into the ground. [… ] More and more masses of concrete, iron and wood are lowered into this gorge and transformed into stairs, platforms, rail tracks, pillars and roofs. The biggest underground station is being built here.

Aus: Siefried Kracauer: Das Ornament der Masse (Essay, 1927) Mit den Tillergirls hat es begonnen. Diese Produkte der amerikanischen Zerstreuungsfabriken sind keine einzelnen Mädchen mehr, sondern unauflösliche Mädchenkomplexe, deren Bewegungen mathematische Demonstrationen sind. Während sie sich in den Revuen zu Figuren verdichten, ereignen sich auf australischem und indischen Boden, von Amerika zu schweigen, in immer demselben dichtgefüllten Stadion Darbietungen von gleicher geometrischer Genauigkeit. Das kleinste Örtchen, in das sie noch gar nicht gedrungen sind, wird durch die Filmwochenschau über sie unterrichtet. Ein Blick auf die Leinwand belehrt, dass die Ornamente aus Tausenden von Körpern bestehen, Körpern in Badehosen ohne Geschlecht. Der Regelmäßigkeit ihrer Muster jubelt die durch die Tribünen gegliederte Menge zu. […] Den Beinen der Tillergirls entsprechen die Hände in der Fabrik. (Tillergirls: dance group founded around 1900 by Mr Tiller in Manchester: aestetics: chorus line)

Warenhaus Hermann Tietz am Alexanderplatz (Hertie)

Kaufhäuser = Kathedralen des Konsums Walter Benjamin: Kaufhäuser = Kathedralen des Konsums Wichtige Einflüsse: Internationalisierung von Industrie, Geldwirtschaft & Konsum Billigproduktion - Wachsender Abstand zwischen Arm und Reich

Kaufhaus Werthheim, Leipziger Straße

Aus: Georg Hermann „Der kleine Gast“ (Roman, 1925) Fritz Eisner liebte Warenhäuser sehr: Brennpunkte des Lebens, für die ein genialer Architekt eine neue, mauernlose Gotik ersonnen, ganz Glas, ganz Pfeiler. Er liebte sie aber nur mit den Augen und den Sinnen. Er konnte sie stundenlang durchwandern, ohne sich auch nur einmal über dem Wunsch zu ertappen, irgend etwas von alldem für sich zu besitzen. Er war sich nicht einen Augenblick im Unklaren darüber, daß die Einzelheit meist geschmacklos und wertlos war, nur so viel an Geschmack hatte, wie die unglückselige Zeit, der sie entstammte; und nur so viel an Wert besaß, wie eine Industrie ihr mitgeben konnte, die auf Bruchteile von Pfennigen alles berechnen mußte, um sich gegenseitig […] zu unterbieten; und daß gerade hier ferner neun Zehntel von allem Massenware bleiben mußte oder Durchschnitt.

Die Einzelheit haßte er eigentlich; aber diese Riesenmengen, diese Berge von Dingen, in denen das einzelne Stück versank ... ob das nun Strümpfe, Stoffe, Handschuhe, Koffer, Geldbeutel, Ampeln, Bananen, Apfelsinen, Küchengeschirre, bunte Lampions und Japantassen, bedruckte Porzellane, Aluminium, Nickelschüsseln und Messinggeräte, farbige Likörflaschen oder Kinderwagen, Korbsessel, Kimonos, Papiermasken, Silbersachen oder Anzüge, Tennisschläger, Klubboote oder Schlitten, Fische oder Photographiealben waren ... ob das anilingefärbte Orientteppiche, Blumen oder Gläser, Möbel oder Gravüren waren ... einfach die Menge, die Buntheit, die Vielheit, […] das Wandern von einem zum andern – Wechselwelten ... ganze Straßenzüge von Läden in einem Stockwerk zusammengedrängt ... diese Kolonnen, diese Berge, diese Türme, diese Stapel, diese Batterien auf riesigen, vollbestellten Lagertischen, Farbenmassen von Weiß oder Braun, Rosa oder Mattgrün.

Oh, überall gab es da etwas, was letzte Mode war Oh, überall gab es da etwas, was letzte Mode war. Und darum heute charmant und morgen abscheulich war. Oder etwas, das neueste Erfindung sich nannte und Lebensnotwendigkeit schien und deshalb übermorgen schon beim Gerümpel lag. Herrenkragen hingen, zu Ketten verbunden, über Reihen von Oberhemden; Schuhknöpfer als Girlanden rankten sich über Glasbretter. O man kann dann in diesem Gewühl zwischen all den Millionen von Dingen, die man nicht begehrt, und all den Tausenden von Menschen, die man nicht kennt, und die man nie wieder sehen wird – denn es werden immer wieder andere sein! – o so wunderbar einsam – nur Sinn, nur Nerv – sein. Und so tief wunschlos dabei, als ob man auf dem Grund des Meeres läge.

Walther Ruttmann: Berlin, die Sinfonie der Großstadt (1927) http://www.youtube.com/watch?v=sJXJUdREHYg http://www.youtube.com/watch?v=eJ0DfuqPup0 http://www.youtube.com/watch?v=C4hybczIXTQ

Bertolt Brecht / Slatan Dudow: Kuhle Wampe, Oder: Wem gehört die Welt https://www.youtube.com/watch?v=p8Kc2ez_5e4

Das Ende der Weimarer Republik: Die Weltwirtschaftskrise 1929 bringt die schillernde Seifenblase zum Platzen, die Abhängigkeit von der amerikanischen Wirtschaft erweist sich als verhängnisvoll. Fünf Millionen Arbeitslose und bürgerkriegsähnliche Zustände auf den Straßen lassen den Wunsch nach ‚Ruhe und Ordnung‘ wachsen. Ein fruchtbarer Nährboden für Adolf Hitler, der verspricht, die "Schmach von Versailles" und die drückenden Reparationszahlungen zu beseitigen. Geschickt nutzen die Rechtsextremen die modernen Errungenschaften der Zeit für ihre Zwecke. Die Erfindung des Lautsprechers ermöglicht propagandistische Massenveranstaltungen, Adolf Hitler erscheint zu seinen Wahlkämpfen mit einem Flugzeug als Erlöser vom Himmel. Am Ende der ungeliebten Republik sehen viele in ihm den Retter der Arbeitslosen. Die bürgerlichen Parteien dulden seinen Aufstieg oder haben ihm nichts entgegenzusetzen, die Linken bekämpfen sich untereinander.

Walter Benjamin, 1929 (review of Döblin‘s novel): Was ist der Alexanderplatz in Berlin? Das ist die Stelle, wo seit zwei Jahren die gewaltsamsten Veränderungen vorgehen, Bagger und Rammen ununterbrochen in Tätigkeit sind, der Boden von ihren Stößen, von den Kolonnen der Autobusse und U-Bahnen zittert, tiefer als sonstwo die Eingeweide der Großstadt […] sich aufgetan, und stiller als anderswo in den unberührten Labyrinthen um die Marsiliusstraße […], um die Kaiserstraße […], sich Gegenden aus den neunziger Jahren gehalten haben.

Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Bieberkopf (1929)

Gewimmel, welch Gewimmel. Wie sich das bewegte Gewimmel, welch Gewimmel. Wie sich das bewegte. Mein Brägen hat wohl kein Schmalz mehr, der ist wohl ganz ausgetrocknet. Was war das alles. Schuhgeschäfte, Hutgeschäfte, Glühlampen, Destillen. Die Menschen müssen doch Schuhe haben, wenn sie so viel rumlaufen, wir hatten ja auch eine Schusterei, wollen das mal festhalten. Hundert blanke Scheiben, laß die doch blitzen, die werden dir doch nicht bange machen, kannst sie ja kaputt schlagen, was ist denn mit die, sind eben blankgeputzt. Man riß das Pflaster am Rosenthaler Platz auf, er ging zwischen den andern auf Holzbohlen. Man mischt sich unter die andern, da vergeht alles, dann merkst du nichts, Kerl. Figuren standen in den Schaufenstern in Anzügen, Mänteln, mit Röcken, mit Strümpfen und Schuhen. Draußen bewegte sich alles, aber – dahinter – war nichts! Es – lebte – nicht! Es hatte fröhliche Gesichter, es lachte, wartete auf der Schutzinsel gegenüber Aschinger zu zweit oder zu dritt, rauchte Zigaretten, blätterte in Zeitungen. So stand das da wie die Laternen – und – wurde immer starrer. Sie gehörten zusammen mit den Häusern, alles weiß, alles Holz.

Er wanderte die Rosenthaler Straße am Warenhaus Wertheim vorbei, nach rechts bog er ein in die schmale Sophienstraße. Er dachte, diese Straße ist dunkler, wo es dunkel ist, wird es besser sein. Die Gefangenen werden in Einzelhaft, Zellenhaft und Gemeinschaftshaft untergebracht. Bei Einzelhaft wird der Gefangene bei Tag und Nacht unausgesetzt von andern Gefangenen gesondert gehalten. Bei Zellenhaft wird der Gefangene in einer Zelle untergebracht, jedoch bei Bewegung im Freien, beim Unterricht, Gottesdienst mit andern zusammengebracht. Die Wagen tobten und klingelten weiter, es rann Häuserfront neben Häuserfront ohne Aufhören hin. Und Dächer waren auf den Häusern, die schwebten auf den Häusern, seine Augen irrten nach oben: wenn die Dächer nur nicht abrutschten, aber die Häuser standen grade. Wo soll ick armer Deibel hin, er latschte an der Häuserwand lang, es nahm kein Ende damit. Ich bin ein ganz großer Dussel, man wird sich hier doch noch durchschlängeln können, fünf Minuten, zehn Minuten, dann trinkt man einen Kognak und setzt sich.

Walter Benjamin ctd.: Nun ist es wahr, daß selten auf solche Weise erzählt wurde. […] Stilprinzip dieses Buches ist die Montage. Kleinbürgerliche Drucksachen, Skandalgeschichten, Unglücksfälle, Sensationen von 28, Volkslieder, Inserate schneien in diesen Text. Die Montage sprengt den »Roman«, sprengt ihn im Aufbau wie auch stilistisch, und eröffnet neue, sehr epische Möglichkeiten. Im Formalen vor allem. Das Material der Montage ist ja durchaus kein beliebiges. Echte Montage beruht auf dem Dokument.