Histologie der Atemwege und der Lunge

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 Präsentation transkript:

Histologie der Atemwege und der Lunge Prof. Dr. Pál Röhlich 25-26. 02. 2013

Das Atmungssystem funkzionell besteht aus den Atemwegen: konduktiver (luftleitender) Teil: Einteilung: extrapulmonale Atemwege: Nasenhöhle, Nasopharynx, Larynx, Trachea, Hauptbronchien pulmonale Atemwege: Bronchialbaum (Bronchien, Bronchiolen) 2. Respirationsoberfläche: Alveolen (Gasaustausch!)

Allgemeine Bauprinzipien I. Atemwege Allgemeine Bauprinzipien I. Tunica mucosa (Schleimhaut) 1. Epithel („respiratorisches Epithel”): mehrreihiges hochprismatisches Flimmerepithel Flimmerepithelzellen Basale Reservezellen Becherzellen Endokrine Zellen 2. L. propria: lockeres Bindegewebe Lymphatische Zellen (Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen, usw.), Lymphfollikeln, Mastzellen. Tonsilla pharyngea, „tonsilla laryngea”. Gemischte Drüsen (vor allem muköse Endkammern) Elastische Fasern, Membranen (stark entwickelt vor allem im Kehlkopf und Luftröhre) (Venenplexus: Schwellkörper in der Nasenhöhle) II. Tunica fibromusculocartilaginea (Stützgerüst aus bindegewebigen Fasern, Muskelschicht und Knorpel) III. Tunica adventitia. lockeres Bindegewebe

Mukoziliärer Transport Schleimschicht an der Epitheloberfäche: visköses Sekret der Becherzellen (im Epithel) und der Drüsen (in der L. propria) Funktion: * fängt Bakterien und Schmutzpartikeln an der Oberfläche ein * Schutzschicht: hält Bakterien weit vom Epithel * verhindert das Austrocknen der Schleimhaut Zilienschlag am Flimmerepithel befördert den Schleimteppich samt mit den daran klebenden Partikeln Richtung Rachen (1cm/Min), sowohl in der Nasenhöhle und Nasopharynx, als auch in den unteren Atemwegen. Klinische Beziehung: ungenügender Transport, Stauen des Sekretes, Bakterienproliferation, chronische Entzündung des Atemweges Beispiele: Kartagener Syndrom: kein Zilienschlag wegen Mutation des Dynein-Gens Schädigung des Flimmerepithels (Rauchen, industrielle Gase, usw.) Zystische Fibrose: hochvisköser, schwer transportierbarer Schleim (unzureichende Wasserabgabe ins Sekret wegen Mutation eines Cl-Transporter Gens)

Respiratorische Mucosa Ausnahmen: Regio olfactoria (Riechschleimhaut am Dach der Nasenhöhle Regio cutanea (im vestibulum nasi): eingestülpte Haut, mit Talg- und Schweißdrüsen und mit starken Haaren (vibrissae) Plica vocalis: mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel Nasenhöhle (regio respiratorica) Nasopharynx Larynx Trachea Bronchi Bronchioli (keine extraepitheliale Drüsen und keine Knorpelplatten) Histologie von Kehlkopfdeckel (epiglottis), Kehlkopf (larynx) und Luftröhre (trachea) studieren Sie am Histologie-Praktikum

Bronchus Gemischte Drüsen Resp. Epithel Lamina propria Muskelschicht Knorpelplatte (Hyalinknorpel)

Bronchiolus (Durchmesser < 1 mm, Knorpelplatten und Drüsen fehlen) Muskelschicht Peribronchiolares Bindegewebe T. mucosa Arterie (Ast des a. pulmonalis Systems)

Verzweigungen des Bronchialbaumes: dichotomisch, oft asymmetrisch Muskelschicht der Bronchi und Bronchioli Platte Bündeln von glatten Muskelzellen, spiralförmige Anordnung, Scherengitter Funktion: Einstellung der Weite des Atemweges (Regelung des Totraumes) Innervation: Parasympathikus (cholinerg): Muskelkontraktion (Bronchokonstriktion), Verkleinerung des Totraumes bei Ruheatmung Sympathikus (adrenerg): Erschlaffung (Bronchodilatation), Vergrößerung des Totraumes, z.B. forcierte Atmung Klinische Beziehung: krampfartige dauerhafte Kontraktion auf Histamin, freigesetzt von Mastzellen bei allergischen Reaktionen (Bronchialasthma). Eingeengte Atemwege, erschwerte Ausatmung.

Endverzweigungen: bronchiolus terminalis bronchiolus respiratorius alveoli Endverzweigungen: bronchiolus terminalis bronchiolus respiratorius ductus und saccus alveolaris Was hält die Luftwege offen? Bei den oberen Atemwegen (Nasenhöhle, Nasopharynx): Knochenunterlage mit angewachsener Schleimhaut, Bei den unteren Atemwegen (Larynx, Trachea, Bronchien): Knorpelunterlage mit angewachsener Schleimhaut, Bei den Bronchiolen: Zugkraft der elastischen Fasern in der Lunge, die in den Bronchiolen verankert sind.

II. Respirationsoberfläche: die Alveoli

Lungenparenchym (Übersicht) bronchiolus Ast der a. pulmonalis Interlobularseptum ductus alveolaris

Alveoli Interalveolarsepten: Bläschenförmige, dünnwändige Ausstülpungen, mit dünnem Plattenepithel (Alveolarepithel) ausgekleidet. Durchmesser: etwa 250 μm, Zahl: etwa 300 Millionen, Gesamtfäche: etwa 100 m2. Korbartiges, sehr dichtes Kapillarnetz an der Aussenfläche (vom kleinen Kreislauf). Interalveolarsepten: benachbarte Alveolen sind dicht aneinandergedrängt, zwei aneinanderliegende Alveolarwände bilden eine Trennwand zwischen Lufträumen der Alveoli (Interalveolarseptum). Aufbau: Kapillarnetz zwischen zwei Plattenepithelzellschichten, mit wenigen Kollagenfasern und vielen elastischen Fasern. Poren am Septum (Kommunikation zwischen Lufträumen der Alveoli). Klinische Beziehung: Rückbildung der Interalveolarsepten auf schädliche Einwirkungen und im höheren Alter führt zu grössere Lufträume und Verringerung der Respirationsoberfläche (Emphysem). Konsequenz: Gasaustausch vermindert, durch Rückbildung von Kapillarnetzen höherer Widerstand im kleinen Kreislauf und stärkere Belastung des rechten Herzventrikels.

Alveolarepithel Typ I Zellen: Dünne Plattenepithelzellen, bedecken 95% der Oberfläche, Zellkopplung: z. occludens, terminaldifferenzierte Zellen. Funktion: Gasaustausch durch Diffusion Typ II Zellen: vereinzelte kubische Zellen, mit Lipid-gefüllten Vakuolen (schaumiges Cytoplasma). Funktion: Sekretion von Surfactant (Phospholipid) und Surfactant-assoziierten Proteinen, Nachschub von Typ I Zellen. Surfactant (surface-active agent). Phospholipid (Lezithin). Bedeckt die innere Fläche der Alveoli als eine molekulare Schicht und vermindert die Oberflächenspannung mit einer Größenordnung. Erleichtert dadurch die Entfaltung der Alveoli bei der Einatmung. Klinische Beziehung: Atemnotsyndrom der Neugeborenen (Respiratory Distress Syndrom): Schwierigkeit der Öffnung von Alveolen bei Frühgeburt wegen ungenügender Surfactant-Produktion. Atemnot.

Typ II Alveolarepithelzelle Mikrovilli multilamelläres Körperchen Freisetzung von Surfactant Phospholipidschicht (Surfactant) hydrophile (wässerige) Schicht Kollagen Mikrofibrillen Randteil einer Typ I Alveolarepithelzelle zonula occludens

„Luft-Blut Schranke” Diffusionsweg für Gase zwischen Luft und Erythrozyt, besteht aus: Alveolarepithel Typ I Gemeinsame lamina basalis (des Epithels und des Endothels) Endothel der Blutkapillare Dicke: 0,2-0,6 μm Endothel lamina basalis des Endothels Lamina basalis der Alveolarepithelzelle Alveolarepithelzelle Typ I

Das Lungengewebe ist sehr reich an elastischen Fasern (wichtig bei den Atmungsbewegungen und bei der Offenhaltung der Bronchiolen!). Elastische Fasern beim Eingang der Alveolen und in den Interalveolarsepten ductus alveolaris

Abwehrmechanismen im Atmungssystem Mukoziliärer Transport IgA Sekretion (von Plasmazellen durch das Epithel) Baktericide Stoffe: Lysozym, Defensine (vom Sekret der Drüsen) Opsonisierende Substanzen im Sekret der Clara-Zellen (SP-A, SP-D) Alveolare Makrophagen

Alveolare Makrophagen in Alveolen und Terminalbronchiolen Ursprung: Blut-Monozyten, MPS Phagozytieren Staub-, Ruß- u. andere Partikeln Entfernung durch: * mukoziliären Transport in den Rachen, oder * Einwanderung in die Interalveolarsepten, Lymphgefäße, peribronchiale Lymphknoten (anthrakotische Lymphknoten) Klinische Beziehung: „Herzfehlerzellen”. Erythrozyten, ausgetreten von Alveolarkapillaren bei hohem Druck im kleinen Kreislauf, werden von Makrophagen phagozytiert und abgebaut. Haemosiderin. „Staubzellen”. Silikose, Asbestose. Aufgenommene siliziumhaltige Kristalle beschädigen die Makrophagen, die Cytokine sezernieren, wodurch weitere Makrophagen angelockt und Fibroblasten zur Faserproduktion angeregt werden. Lungenfibrose.

Riechschleimhaut (regio olfactoria) Riechepithel Ausführungsgang der Bowman-Drüse Bowman-Drüsen

Riechepithel Riechzelle

Riechzellen im Riechepithel Cilium (mit Chemoreceptormolekülen in der Membran, 9x2+2 Typ, aber unbeweglich) Riechkolben Stützzelle Riechepithelzelle, (Lebensdauer: mehrere Wochen, werden von basalen Reservezellen regeneriert) Reservezelle lamina basalis Schwann-Zelle Axon (basaler Fortsatz der Riechzelle)

Quelle der Abbildungen: Röhlich P.: Histologie (Lehrbuch in ungarischer Sprache), III. Auflage, Semmelweis Verlag, Budapest, 2006