Implementierung des Patientenkompetenz-trainings in Deutschland

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 Präsentation transkript:

Implementierung des Patientenkompetenz-trainings in Deutschland Bettina Berger1, Anke Steckelberg2, Stephanie Stock3 1 Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin, Universität Witten/Herdecke, 2 Gesundheitswissenschaften Universität Hamburg, 3 Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) Köln Noch immer wurden in Deutschland keine systematischen Weiterbildungs-angebote für medizinische Laien in evidenzbasierter Medizin implementiert, obwohl mittlerweile Patienten in zahlreichen Gremien des Gesundheits-wesens als Patientenvertreter aktiv eingebunden sind. Das von 2002 -2005 an der Universität Hamburg durchgeführte wissenschaftliche Kompetenztraining vermittelt Kompetenzen zur aktiven Teilnahme an medizinischen Entscheidungsprozessen auf der Mikro-, der Meso- und der Makroebene (1). Während Patientinnenvertreter und Multiplikatoren befähigt werden sollen, sich mit Hilfe von EbM eigenständig im Gesundheitswesen positionieren zu können, sollen Berater befähigt werden, ratsuchende Patienten und Patientinnen zu einer informierten Entscheidung zu befähigen. Durch das Unterrichtskonzept, welches exemplarisches Arbeiten auf der Grundlage starker Binnendifferenzierungen beinhaltet und so das individuelle Lernen in Anschluss an die jeweiligen persönlichen Vorerfahrungen ermöglicht, hat sich die gemeinsame Schulung der heterogenen Zielgruppe bewährt. Von 2002-2007 wurde das Kompetenztraining in Bezug auf ein neues exemplarisches Thema (HPV- Impfung) für das Feministische Frauenge-sundheitszentrum Graz/Österreich überarbeitet und um die Themen „Informierte Entscheidungsfindung“ und „Bewertung von Entscheidungshilfen“ ergänzt (2). Insgesamt nahmen 142 Personen an den elf Kompetenztrainings „Wissen macht stark und gesund“ in Österreich teil. Die Kurse wurden mit dem Critical Health Literacy Test in Bezug auf den Kompetenzzuwachs evaluiert (3). Im Pilotprojekt konnte ein Kompetenzzuwachs nachgewiesen werden, die Auswertung der Daten für das gesamte Training werden derzeit für die Publikation vorbereitet. Eine systematische Evaluation im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie liegt bislang nicht vor, so dass die Voraussetzungen für eine Implementierung bislang fehlen. Für die langfristige Einbettung des Trainings in die Weiterbildungsstrukturen der verschiedenen Träger der Patientenvertretung, der Patientenselbsthilfe und der Patientenberatung wird vorgeschlagen, unter Berücksichtigung der Normalization Process Theory vorerst in Zusammenarbeit mit den geeigneten Trägerorganisationen und auf der Grundlage der vorliegenden Vorstudien und Curricula ein kohärentes Konzept zu entwickeln, welches ausreichend Unterstützung findet, um im Rahmen eines RCTs überprüft zu werden. Hintergrund Stundenplan des Österreicher Trainings (3) Entwicklung einer komplexen Intervention unter Nutzung der Normalization Process Theory (NPT) (5) Bestand-teil der NPT Fragestellungen (Auswahl) Zu berücksichtigende Aspekte in Bezug auf das EbM-Training Kohärence Ist die Intervention einfach zu beschreiben? Bislang haben ca. 75% der TeilnehmerInnen am Training einen Hochschul-/ bzw. einen Fachhochschulabschluss Ist die Intervention klar von anderen zu unterschei-den? Eine eigenständige Positionierung neben EbM-Kursen für Mediziner und medizinische Fachberufe kann und muss begründet werden. Hat die Intervention ein klares Ziel? Geht es um die Ermächtigung (Empowerement) der Teilnehmer durch EbM oder um die Dissamination von EbM durch Patientenvertreter ? Können alle drei Zielgruppen (Patientenvertreter/Patientenberater /Multiplikatoren) gemeinsam geschult werden? Oder ist eine Ausdifferenzierung notwendig? Gibt es eine gemeinsame Idee über das Ziel? Kann eine gemeinsame Zielsetzung des Trainings mit den teilhabenden Organisationen entwickelt werden? Kognitive Partizipation Passen die Ziele zu den übergeordneten Zielen der teilnehmen-den Organi-sationen? Durchführung eines Workshops zur Einbeziehung der potentiellen Trägerorganisationen Welche Schlüsselfiguren treiben die Intervention voran? Identifizierung von geeigneten Schlüsselfiguren in den entsprechenden Trägerorganisationen Kollektive Aktion Was kann von wem übernommen werden? Wie kann die Arbeitsteilung in Bezug auf Teilnehmerakquise, Organisation, Management, Evaluation durchgeführt werden? Reflexives Monitoring Wie bewerten die Teilnehmer die Aktion persönlich /kollektiv? Wie verändern die Teilnehmer die Intervention in Bezug auf ihre Bewertung? Ist die nachhaltige Einbettung eines EbM-Trainings für Patienten- und VerbrauchervertreterInnen in die Weiterbildungslandschaft der jeweiligen Patientenvertretungsstrukturen mit dem Ziel der Steigerung der Critical Health Literacy und der Befähigung einer informierten Entscheidungsfindung auf der Mikro-, Meso- und Makroebene unter Verwendung der NPT möglich? Fragestellung: Methode: 1. Durchführung qualitativer und quantitativer Befragungen der Zielgruppen (Patientenvertreter, Patientenberater/Multiplikatoren) (siehe 6) 2. Adaption der bisherigen Ausbildungskonzepte an die Bedürfnisse der Ziel- gruppen insbesondere bezüglich organisatorischer Aspekte (dezentrale Angebote, kurze Präsenzphasen) der Medien (Einbindung von e-Learning-Elementen) des Curriculums (Erweiterung um Module in Bezug auf nicht-pharmakolo-gische Interventionen und gesundheitsökonomische Aspekte) der Zielgruppen (EbM-Basistraining für alle, Zusatzangebote für Patientenvertreter (Vertiefung Kritische Bewertung von Studien), Patientenberater (Vertiefung Decisioncoaching) ausgewählter Indikationen 3. Einbettungs-Workshop unter Einbeziehung der relevanten Institutionen (UPD, Patientenverbände, Verbraucherzentralen) und geeigneter Kooperationspartner (IQWiG, AWMF, ÄZQ; Uni Hamburg, Max-Planck-Institut) 4. Pilotierung und Evaluation des Pilot-Trainingskurses Literatur: 1. Berger B, Steckelberg A, Meyer G, Kasper J, Mühlhauser I: Training of patient and consumer representatives in the basic competencies of evidence-based medicine: a feasibility study. BMC Med Educ. 2010 Feb 11;10:16. 2. Berger B, Sladek U, Gerlach A, Matyas E, Groth S: „Wissen macht stark und gesund“ – Kompetenztraining zur Stärkung von kritischer Gesundheitsbildung – Inhalte, Methoden und erste Ergebnisse, in: Raum für Eigensinn – Ergebnisse eines Expertentreffens zur Patientenkompetenz, KVC- Verlag 2011 3. Ebner K, Berger B, Groth S, Steckelberg A: „Building Patients’ Health Literacy in Austria, Health Literacy and Competence Training “Strong and Healthy”: Poster: 2nd Therapeutic Patient Education (TPE). 5.- 8. November 2008, Budapest 4. May CR, Mair F, et al. (2009): Development of a theory of implementation and integration: Normalization Process Theory. Implement Sci 4: 29. 5. May CR, Murray E, Finch T, Mair F, Treweek S, Ballini L, Macfarlane A and Rapley T (2010) Normalization Process Theory On-line Users’ Manual and Toolkit. Available from http://www.normalizationprocess.org [Letzter Zugriff am 11th March 2012]. 6. Passon A, Berger B, Scheibler F, Stock S: Transparenz für Patienten fördern - Entscheidungskompetenz stärken. Befragung von Patientenvertretern und –Beratern zum Weiterbildungsbedarf in der Evidenz-basierten Medizin, Poster, 12. Netzwerktagung für Evidenzbasierte Medizin, Hamburg, 13.-15.3.2012