Vogelfreundliches Bauen mit Glas

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 Präsentation transkript:

Vogelfreundliches Bauen mit Glas Glas als Vogelfalle und technische Lösungen

Vogelfreundliche Lösungen Inhaltsverzeichnis Problemstellung Aus Sicht des Vogels Glas als Vogelfalle Vogelfreundliche Lösungen Richtlinien und Normen Informationsquellen

Problemstellung Der Tod an Scheiben ist in unserer zivilisierten Welt ein grosses Vogelschutzproblem. Hunderttausende von Vögeln kommen allein in unserem Land jedes Jahr um, weil sie mit Glas kollidieren. Viele Gebäude könnten vogelfreundlicher gebaut, viele Fallen entschärft werden. Das Problem wird für die Vögel immer grösser, da häufiger mit Glas gebaut wird. Solche Vogelfallen von Anfang an zu verhindern liegt in der Hand der Architekten, Designer und Bauherren. Dafür braucht es das Wissen und Verständnis für potentielle Konfliktbereiche.

Problemstellung Die Zahl der Todesfälle nach Kollisionen mit Glas ist schwer zu erfassen, da die Vögel nicht unbedingt am Ort selber sterben, sondern oft erst später an inneren Verletzungen erliegen. Zudem werden tote Vögel schnell von Katzen und anderen Raubtieren entfernt. Schätzungen gehen aber von jährlich hunderttausenden von Todesfällen aus, und dies alleine in der Schweiz. Kollisionsspuren: Federn an Scheiben und am Boden davor. Nur die wenigsten Kollisionen werden von uns Menschen bemerkt. >> Das Problem wird deswegen deutlich unterschätzt.

Aus Sicht des Vogels Die Sinneswahrnehmung der Vögel unterscheidet sich von derjenigen des Menschen. Vögel können Grüntöne feiner unterscheiden wie wir. Hecken oder Wälder sind für sie folglich nicht einfach eine grüne Wand, sondern bilden eine facettenreiche Landschaft.

Aus Sicht des Vogels CC0-1.0 | maxpixel.freegreatpicture.com CC0-1.0 | www.pixabay.com Vor allem kleine Vogelarten sind es gewöhnt, durch nur wenige Zentimeter grosse Öffnungen zu fliegen (Geäst der Bäume). Aber auch grössere Arten wie Eulen oder Habichte fliegen sehr geschickt durch dichte Baumkronen. F. Dahlmann | CC-BY-2.0 | www.flickr.com

Aus Sicht des Vogels Vögel haben ihre Augen seitlich positioniert. Viele sehen deshalb 360 Grad rings herum. Das gestattet, auch Feinde, die von hinten kommen, frühzeitig zu entdecken. Der Nachteil: Das stereoskopische Sehen gegen vorne ist nur schwach ausgebildet, in einem engen Winkel. Die räumliche Wahrnehmung ist deshalb viel schlechter als bei uns Menschen.

Aus Sicht des Vogels Zwei Eigenschaften des Glases sind für den Vogel eine Gefahr: Durchsicht/Transparenz Vögel erkennen nicht, dass Glas eine Barriere ist

Aus Sicht des Vogels 2. Spiegelungen/Reflexion Vögel verstehen nicht, dass Spiegelungen falsch sind. Je attraktiver die Umgebung, desto grösser das Risiko Fazit: Ein Vogel nimmt seine Umwelt anders wahr als wir. Für die Verhinderung von Kollisionen bedeutet dies: Sie lassen sich dann effizient verhindern, wenn wir dem Vogel möglichst klare Signale geben, die auf guten Kontrastwirkungen aufbauen.

Glas als Vogelfalle Beispiele aus der Praxis: >> Durchsicht/Transparenz : Des einen Freud’ des andern Leid…

Glas als Vogelfalle Beispiele aus der Praxis: >> Durchsicht/Transparenz: Wir Menschen erkennen diese Eckkonstruktion und wissen, dass die Räume zwischen den Rahmen mit Glas gefüllt sind. Vögel haben dieses Wissen nicht und sehen nur den Lebensraum oder freien Himmel. Glasecken sind besonders kritisch, da sie den Vögeln die Möglichkeit eines freien Durchflugs vorgaukeln.

Glas als Vogelfalle Beispiele aus der Praxis: >> Passerellen, verglaste Durchgänge, Pausenhallen, Wartehäuschen und Windschutzvorrichtungen, hinter denen Vegetation erkennbar ist, sind klassische Vogelfallen. Besonders heikel sind Verbindungselemente zwischen grösseren Bauten, weil dies auch die Bewegungsachsen der Vögel sind.

Glas als Vogelfalle Beispiele aus der Praxis: >> Spiegelungen/Reflexion: Spiegelungen von Bäumen täuschen einen geeigneten Lebensraum vor und ziehen Vögel an. Je attraktiver die Umgebung für Vögel ist, desto höher ist das Kollisionsrisiko. Die Fassade dieser Sporthalle gibt einem Vogel den Eindruck, dass dort Bäume stehen, in die er hinein fliegen kann. Kollisionen sind vorprogrammiert.

Glas als Vogelfalle Beispiele aus der Praxis: >> Spiegelungen/Reflexion: Spiegelungen von Himmel täuschen einen offenen Fluchtweg vor. Ein Vogel wird hier den rechten Teil des Gebäudes, neben der Spiegelung des anderen Hauses, nicht unbedingt als Hindernis erkennen, sondern versuchen, durch die vorgetäuschten Öffnungen der Struktur zu fliegen.

Glas als Vogelfalle Beispiele aus der Praxis: Spiegelnde Metallverkleidungen oder Glasfassaden sind, insbesondere in parkartigen Landschaften, gefährlich. Dass die einzelnen Elemente leicht abgewinkelt sind, bietet keinen Schutz.

Vogelfreundliche Lösungen Was tun? Architekten und Bauherren können mit der geeigneten Wahl von Design und Material viele Gefahrenquellen entschärfen. Allgemein wichtig vor dem Bau: >> Standort / Umgebungsgestaltung >> Konstruktion (z.B. keine transparenten Eckbereiche) >> Glastypen (Milchglas, reflektionsarmes Glas) >> Beschattungssysteme, Steuerung >> Bedruckung, Folien (Handflächenregel beachten) >> Innenarchitektur, Möblierung >> Bepflanzung (keine Pflanzen vor reflektierenden Scheiben oder hinter transparentem Glas) Bei nachträglichen Massnahmen: >> Wo liegt das Problem: Transparenz oder Spiegelung? >> Bei Spiegelung Markierung immer aussen anbringen >> Bei Transparenz helfen auch Massnahmen im Innern (z.B. Vorhänge) >> Empfehlungen betreffend Abdeckungsgrad der Markierung beachten

Vogelfreundliche Lösungen Ein breites Angebot an gemustertem Glas existiert bei diversen Glasherstellern. >> Es gilt, die Handflächenregel zu beachten: Als Regel kann man die Grösse einer Handfläche nehmen, um zu evaluieren, ob Öffnungen für Vögel zum Durchfliegen geeignet wäre (siehe «Aus Sicht des Vogels). Glasflächen, die Vögel als Öffnungen ansehen könnten, müssen kleiner als eine Handfläche sein. Dies gibt einen Anhaltspunkt, wie Muster im Glas oder Dekorationen gestaltet werden müssen, um als Gegenmassnahme effizient zu sein. Empfehlungen aus den Testergebnissen im Flugkanal: Horizontale Linien: mind. 3 mm breit bei 3 cm Abstand, mind. 5 mm breit bei max. 5 cm Abstand Vertikale Linien: mind. 5 mm breit, max. Abstand 10 cm Bedingung: guter Kontrast zum Hintergrund. Sonst sind breitere Linien erforderlich Bedeckungsgrad bei Punktrastern: mind. 25% bei kleinen Punkten, mind. 15% bei Punkten ab 30 mm Durchmesser

Vogelfreundliche Lösungen Mit Klebefolien lassen sich kunstvolle Motive darstellen, die die monotonen Glasflächen unterbrechen und sie für Vögel sichtbar und für Menschen attraktiv machen. Auch perforierte grossflächige Werbebanner, die an Fassaden angebracht werden, machen das Glas sichtbar, lassen aber dennoch Licht ins Innere des Gebäudes.

Vogelfreundliche Lösungen Ein gut sichtbares Blattmuster für die Scheiben des Verbindungsganges zwischen Wohnblöcken

Vogelfreundliche Lösungen Balkonbrüstungen aus opaken Materialien bieten den Bewohnern einen oft willkommenen Sichtschutz.

Vogelfreundliche Lösungen In Zusammenarbeit von Glas Trösch mit der Schweizerischen Vogelwarte entstanden: Glas Silverstar BirdProtect (gemustertes Glas)

Vogelfreundliche Lösungen Nota bene: Vogelsilhouetten haben keine abschreckende „Greifvogel-Wirkung“ auf Vögel. Nur wenn sie genügend dicht aufgeklebt werden, können Vögel das Hindernis erkennen (Handflächenregel!).

Vogelfreundliche Lösungen Aussen angebrachte Beschattungssysteme unterbrechen den spiegelnden Effekt, der sonst durch die glatte Glasfläche entstehen würde, oder markieren die transparenten Ecken.

Richtlinien und Normen Im Fragenkatalog für den Minergie-Eco Standard für Neubauten muss auch die Gefährdung für Vögel abgeklärt werden und gegebenenfalls Massnahmen ergriffen werden. Minergie-ECO ist ein Kooperationsprojekt der Vereine Minergie und eco-bau. Minergie-ECO ergänzt die Minergie-Gebäudestandards mit den Themen Gesundheit und Bauökologie. Minergie-ECO ordnet die Anforderungen in sechs Themen. Gesundheitliche Aspekte werden in den Themen Tageslicht, Schallschutz und Innenraumklima berücksichtigt. Die Themen nachhaltiges Gebäudekonzept, Materialisierung und Prozesse sowie Graue Energie beinhalten bauökologische Anforderungen. Der ECO-Katalog für Neubauten umfasst insgesamt 79 Kriterien, wovon 12 Kriterien als Ausschlusskriterien gelten. Die Vorgabe betr. Vogelschutz NG6.010 findet sich beim Thema Gebäudekonzept.

Richtlinien und Normen Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS 2.0 Hochbau ist der erste umfassende und zertifizierungsfähige Standard für nachhaltiges Bauen in der Schweiz. Es handelt sich um ein Gemeinschaftswerk der privaten und öffentlichen Hand. Der Standard konsolidiert die Anliegen an das nachhaltige Bauen aus unterschiedlichen Schweizer Initiativen und Instrumenten und führt sie zu einem neuen Ganzen zusammen.   Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS orientiert sich betr. Vogelsicheres Glas an den Minergie-Kriterien.

Richtlinien und Normen Die Anforderungen an die Vogelfreundliche Verwendung von Glas am Bau sind auch in der neu überarbeiteten SIGAB-Richtlinie 002 enthalten.

Informationsquellen http://vogelglas.vogelwarte.ch/ Nutzen Sie die Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“: http://www.vogelwarte.ch/assets/files/publications/upload2017/schmid_2012_voegel_glas_licht_de.pdf Schauen Sie unter www.vogelglas.vogelwarte.ch oder http://www.vogelwarte.ch/de/projekte/konflikte/voegel-und-glas.html Nehmen Sie bei Fragen mit der Schweizerischen Vogelwarte Kontakt auf: Schweizerische Vogelwarte Sempach, glas@vogelwarte.ch, 041 462 97 00 http://vogelglas.vogelwarte.ch/