Grundlagen zur gemeinsamen Fastenaktion 2018 mit Indien

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 Präsentation transkript:

Grundlagen zur gemeinsamen Fastenaktion 2018 mit Indien Möglicher Impuls: „Das Glücksprinzip“ (Film von 2001), Schlüsselszenen: https://www.youtube.com/watch?v=OYrPa0MEteM , gerne auch nur bis 1:50min Danach kurze Sammlung von Eindrücken und Ideen Quelle Bild: Kopp/MISEREOR Grundlagen zur gemeinsamen Fastenaktion 2018 mit Indien

Heute schon die Welt verändert? Warum verändern? In jedem der etwa 815 Millionen Menschen, die weltweit hungern, und mit jedem Menschen, der wegen Hautfarbe, Herkunft, Ethnie, Religion oder Geschlecht ausgegrenzt wird, wird die Schöpfung Gottes verletzt. In jedem der 815 Millionen Menschen, die weltweit hungern, und in jedem Menschen, der wegen Hautfarbe, Herkunft, Ethnie, Religion oder Geschlecht ausgegrenzt wird, wird die Schöpfung Gottes verletzt. Denn allen Menschen ist die gleiche Würde zu eigen. Mit einem Lebensstil und einer Wirtschaft, die den Klimawandel anheizen, Böden und Wasser unbrauchbar machen, wird die Schöpfung Gottes verletzt. MISEREOR sorgt sich um das gute Leben aller Menschen, besonders der Armen, und den Schutz der Mitwelt. Das geht nur in weltweiter Zusammenarbeit, wie Papst Franziskus in Laudato si‘ betont: „Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.“ (LS 13) Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Heute schon die Welt verändert? Woraufhin verändern? Hin zu einem „Guten Leben für alle“, das je nach Gegebenheiten unterschiedlich aussehen kann. Unabdingbar ist, dass alle Menschen die gleiche Würde haben. Vorstellungen vom „guten Leben“ unterscheiden sich je nachdem, wo und in welchen Umständen Menschen leben. Sie hängen davon ab, ob Menschen in Deutschland oder Indien leben, hungern oder gut ernährt sind, Zugang zu sauberem Wasser haben oder nicht, gesund oder krank sind, ihre natürlichen Lebensbedingungen intakt oder zerstört sind, ob und welche Bildung sie erhalten haben, welches Geschlecht, welche Einstellungen und Gewohnheiten sie haben, etc. Was gutes Leben positiv gesehen heißt, lässt sich also nicht so einfach bestimmen. Wir können aber sagen, in welchem Fall ein gutes Leben nicht gegeben ist. MISEREORs Richtschnur ist dabei: alle Menschen haben die gleiche Würde. Folglich gelten für alle dieselben Menschenrechte. Der übermässige Ressourcenverbrauch und die Anheizung des Klimawandels nehmen immer mehr Menschen die Möglichkeit eines Lebens in Würde. Zudem ist die Schöpfung als Quelle allen Lebens schon um ihrer selbst willen zu respektieren. Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Heute schon die Welt verändert? Wer verändert? Jede und jeder kann etwas beitragen zum Wandel, zum guten Leben aller. Die Frage würde zur Überforderung, wenn Umkehr nur Sache der Einzelnen wäre. Gemeinsam können Prozesse gestartet und Strukturen verändert werden, die Umkehr kann hier und jetzt, bei jeder und jedem beginnen. Menschen sind fähig, sich zu ändern und die Welt zu verändern! Jede und jeder kann etwas beitragen zum Wandel, zum guten Leben aller. Die Frage im diesjährigen Leitwort will Mut machen, weil MISEREOR den Menschen etwas zutraut. Wenn jede und jeder nach seinem Beitrag gefragt ist, hört man auf, zuerst über den Beitrag anderer zu urteilen. Die Frage würde zur Überforderung, wenn Umkehr nur Sache der Einzelnen wäre. Gemeinsam können Prozesse gestartet und Strukturen verändert werden, sie kann hier und jetzt, bei jeder und jedem beginnen. Alle bringen ihre jeweilige Sicht ein und haben eine spezifische Verantwortung.

Heute schon die Welt verändert? Wann verändern? Veränderung geht nicht von jetzt auf gleich. Mit dem "Heute" im Leitwort weist die Kirche darauf hin, dass es Grund zur Eile gibt. Es geht dabei nicht um „Panikmache“, sondern um ethisch verantwortete Konsequenzen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen. Veränderung geht nicht von jetzt auf gleich. Doch bleibt z.B. angesichts des von Menschen verursachten Klimawandels und seiner unumkehrbaren, schädlichen Konsequenzen für Menschen und Natur nicht mehr viel Zeit, um grundlegend umzusteuern. Mit dem "Heute" im Leitwort weist die Kirche darauf hin, dass es Grund zur Eile gibt. Es geht dabei nicht um Panikmache, sondern um ethisch verantwortete Konsequenzen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Heute schon die Welt verändert? Wie verändern? Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht. Aber neue Ansätze scheinen in immer mehr Prozessen und Projekten durch, in denen Wandel gelingt. Es braucht gelassene Entschiedenheit und entschiedene Gelassenheit, um in den Prozessen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht. Aber Neues scheint in immer mehr Prozessen und Projekten durch, in denen Wandel auf die ein oder andere Weise gelingt: vom bewussten Einkaufen über regionale Energieerzeugung bis zur politischen Mitbestimmung. Doch seien wir nicht blauäugig: Wer auf ein gutes Leben für alle hin die Welt verändern will, trifft auf Widerstand. Widerstand kommt aus der Politik, Unternehmen, Banken, Gewerkschaften, aber auch von Nachbarinnen und Freunden – und aus uns selbst. Es braucht gelassene Entschiedenheit und entschiedene Gelassenheit, um in den Prozessen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Heute schon die Welt verändert? Ändert sich MISEREOR auch selber? „Heute schon die Welt verändert?“ heißt für MISEREOR vor Ort, regional, national und international immer wieder zu lernen, wie „Verändern“ jeweils aussehen kann. Das heißt offen für neue Fragen zu sein und sich selbst verändern (zu lassen) „Heute schon die Welt verändert?“ heißt für MISEREOR vor Ort, regional, national und international immer wieder zu lernen, wie „Verändern“ jeweils geht. Denn neue Fragen aus dem Zusammenhang von Armut, übermäßiger Ressourcenverbrauch und Klimawandel brauchen neue Ansätze der Arbeit. Das heißt offen für neue Fragen zu sein und sich selbst verändern (lassen). Die Anderen, mit denen man zusammenarbeiten will, bringen ihre Sicht der Dinge ein und stellen die eigenen, lieb gewonnenen Positionen in Frage. Und umgekehrt bringt MISEREOR seine Sicht der Welt ins Gespräch mit Partnern weltweit und in Deutschland ein.

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du in der Welt sehen willst.“ Mahatma Gandhi zugeschrieben Quelle Bild: www.wikipedia.de

Gemeinsame Fastenaktion mit der Kirche in Indien „Die indische Fastenaktion dreht sich immer um die Themen Hunger und Krankheit. Durch die gemeinsame Fastenaktion kommen wir aber auch in einen Austausch über die verschiedenen Vorstellungen von Lebensqualität in Indien und Deutschland.“ Bischof Theodore Mascarenhas SFX Die Ursachen von Armut und Umweltzerstörung kann ein Land nicht allein überwinden. Dies ist eine der zentralen Botschaften der päpstlichen Enzyklika Laudato si‘. Das geht nur in der Zusammenarbeit. Die Kirchen in Deutschland und in Indien haben jeweils für sich entdeckt: „Die Welt braucht Veränderung! Wir sind es, die daran mitwirken können!“ Deswegen haben MISEREOR und seine Partner in der Kirche in Indien beschlossen, sich in ihrer jeweiligen Fastenaktion 2018 gemeinsam den neuen, global zusammenhängenden Herausforderungen zu stellen und sich jeweils zu fragen: Wie können wir als Kirche, als Christinnen und Christen, als Teil der Zivilgesellschaft in Indien bzw. in Deutschland heute zu einem „guten Leben für alle“ beitragen? MISEREOR geht damit den Weg weiter, den es in einer Gemeinsamen Fastenaktion mit Brasilien 2016 erstmals beschritten hat. In der Arbeit von zwei Organisationen, die MISEREOR in dieser Fastenzeit aus Indien vorstellt, wird den Ansätzen des „guten Lebens“ in einer globalisierten Welt nachgegangen: Gemeinsam haben die Menschen im Dorf Barhanpur in einer vom Klimawandel betroffenen Region des Bundesstaats Maharashtra die Bewässerung ihrer Felder verbessert, um unabhängiger vom unregelmäßiger werdenden Monsunregen zu sein. Möglich wurde das durch die Arbeit des MISEREOR-Partners Caritas Indien im Projekt JEEVAN (= Leben). Mitarbeitende von JEEVAN animieren die Dorfbewohner, zu selbstbestimmten Akteuren und Akteurinnen ihrer eigenen Entwicklung zu werden und die Umsetzung ihrer legitimen Rechte von den indischen Behörden einzufordern. Projektmitarbeiter moderieren die Treffen, geben aber nicht vor, welche Aufgabe im Dorf als erste angepackt wird. Ihr Beispiel kann Anregungen für die Arbeit von Pfarreien in Deutschland geben. Bei JKGVS ermutigen Schwester Dorothy Fernandes und ihre Mitstreiter(innen) Menschen, ihre Rechte, beispielsweise auf Wohnraum oder Bildung, in der Millionenstadt Patna im Bundesstaat Bihar durchzusetzen. Sie packen an, wo Not ist, und treten für das Recht auf ein würdevolles Leben auch für die Armen in der Stadt ein. Quelle Bild: MISEREOR

SEHEN

Den Armen wird gutes Leben verweigert – Mittel- und Oberschichten sprengen ökologischen Grenzen Im Jahr 2016 lebten mehr als 75% der Armen (< 1,90 US-$/Tag) in Schwellenländern, in denen die Ungleichheit zunimmt Armut und Umweltzerstörung hängen miteinander zusammen Den Ressourcenverbrauch der weltweiten Mittel- und Oberschichten in Frage stellen Kirchen sollen sich dafür einsetzen, ökologische Grenzen zu respektieren

Indien entwickelt sich!? Wirtschaftliches Wachstum verhilft immer mehr Menschen zu materiellem Wohlstand Im Kontrast dazu hungern weiterhin etwa 190 Millionen Menschen in Indien Richten wir unseren Blick auf Indien, das Partnerland der Fastenaktion 2018. Indien ist in Asien und darüber hinaus zu einer bestimmenden Macht geworden. Es gehört zu den G20-Staaten und strebt einen Sitz im UN-Sicherheitsrat an. Wirtschaftliche Liberalisierung und Wachstum haben der wachsenden Mittel- und der Oberschicht mehr materiellen Wohlstand beschert. Ein Beispiel: Es gab in Indien im Jahr 2015 bei einer Bevölkerung von etwa 1,3 Milliarden Menschen ungefähr 210 Millionen Kraftfahrzeuge. Zum Vergleich: in Deutschland sind es bei circa 82 Millionen Einwohnern etwa 55,6 Millionen Kraftfahrzeuge. D. h.: In Indien kommen nur etwa 167 Kraftfahrzeuge auf 1.000 Einwohnerinnen, in Deutschland sind es ungefähr 670. Allerdings werden in dem asiatischen Land täglich mehr als 50.000 neue Kraftfahrzeuge zugelassen (Stand 2015). Im Herbst 2017 illustriert eine Nachricht den wachsenden Einfluss Indiens: das indische Unternehmen Tata verhandelt über die Fusion seiner Stahlsparte mit dem deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp. Der Umsatz beider Unternehmen liegt jeweils um die 7 Milliarden Euro jährlich. Im Kontrast zu dieser wirtschaftlichen Entwicklung Indiens steht: Besonders auf dem Land, aber auch in den Städten hungern etwa 200 Millionen Menschen. Kleinbauern werden zunehmend in ein prekäres Wanderarbeiterdasein gedrängt. Ein Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Menschen am Wohlstand teilhaben? Eine Frage etwa von technologischem Fortschritt und guter Regierungsführung in einer globalisierten Welt? MISEREOR und seine indischen Partner meinen: Nein, diese Vorstellung greift zu kurz. Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Indien entwickelt sich!? Die indische Regierung verfolgt den Weg einer umweltschädlichen und ressourcenintensiven Entwicklung Nachholende Entwicklung führt zu ökologischer und sozialer Zerstörung Ziel muss sein: Aus den Fehlern der Industrieländer lernen Die ökologischen und sozialen Belastungen der „nachholenden Entwicklung“ sind in der extrem schadstoffhaltigen Luft der Großstädte oder den Folgen der zahlreichen Staudamm-Großprojekte bereits täglich erfahrbar. Die vollständige Integration Indiens in die kapitalistische Wirtschaftsweise, die von den im 19. Jahrhundert industrialisierten Ländern des sogenannten entwickelten „Nordens“ angetrieben wurde, würde kaum ein gutes Leben für alle gewährleisten. Das leistet dieses Wirtschaftsmodell auch in Ländern wie Deutschland nicht (mehr). Zum Beispiel fordern Abgase, Abwässer und Abfälle jedes Jahr weltweit neun Millionen Opfer . Diese Behauptung zieht unweigerlich Fragen nach sich: Haben die Menschen in Indien also nicht das gleiche Recht auf „Entwicklung“ wie wir in Deutschland? Die Antwort ist klar: Doch; ihr Recht darauf kann und soll natürlich nicht bestritten werden. Und die indische Regierung und Wirtschaft verfolgen eben momentan den Weg einer umweltschädlichen und ressourcenintensiven Entwicklung. Wer hier wie manche zivilgesellschaftliche Organisation die Rechte der Armen und die Natur verteidigt, wird zunehmend behindert. Wie kann die Weltgemeinschaft aus den Fehlern lernen, die seit dem 19. Jahrhundert die frühindustrialisierten Länder gemacht haben?

Dieses Bild zeigt symbolhaft die Lage armgemachter Menschen in indischen Großstädten. Sie sind von der Entwicklung des Landes abgehängt Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Diese Entwicklung darf nicht weitergehen 1. Soziale und ökologische Probleme hängen zusammen Lebensstile und Produktionsweisen des wohlhabenden Teils der Menschheit führen u.a. zu Artensterben und Klimawandel In Armut lebende Menschen sind besonders von den Auswirkungen dieser Krisen betroffen Nur durch internationale Zusammenarbeit können die Gefahren eingegrenzt und Ursachen angegangen werden Lebensstile und Produktionsweisen des wohlhabenden Teils der Menschheit haben zu Artensterben, gestörtem Stickstoffkreislauf und Klimawandel geführt: So lebt dieser Teil der Weltbevölkerung auf Kosten anderer und der Natur. In Armut lebende Menschen trifft der Klimawandel im Besonderen: Er führt schon jetzt dazu, dass sich Regen- und Trockenzeiten verschieben und Ernten ausfallen. Hurrikane erreichen unbekannte Intensität und Zerstörungskraft, Starkniederschläge nehmen zu und reißen gerade die Hütten der Ärmsten mit, weil sie diese oft nur an besonders gefährdeten Orten errichten können. Der steigende Meeresspiegel überflutet erste bewohnte Inseln im Pazifik. Erdrutsche werden häufiger, Gletscher – wichtige Trinkwasserreserven – schmelzen unwiederbringlich ab. Der Klimawandel kann heute nur noch begrenzt, aber nicht mehr rückgängig gemacht werden: Treibhausgase verbleiben lange in der Atmosphäre. Was heute ausgestoßen wird, wirkt noch hunderte Jahre nach. Die sogenannten Kipp-Punkte, die die Erwärmung unregulierbar verstärken würden, müssen vermieden werden. Den Weg weist das Pariser Klimaabkommen von 2015 mit dem 2°C- bzw. 1,5°C-Ziel für die maximale Erwärmung, verglichen mit der Zeit vor Beginn der Industrialisierung. Die nationalen Klimaschutzpläne in Indien und Deutschland bauen darauf auf. Vgl. http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/

Diese Entwicklung darf nicht weitergehen 2. Auslagerung der Kosten Die Kosten für die Entwicklung werden ausgelagert („externalisiert“) Wohlhabende Menschen profitieren von einer neuen Entwicklungsstufe, während ärmere die sozialen und ökologischen Auswirkungen zu spüren bekommen Das „Außen“ der Externalisierung ist eine Illusion: Die Probleme betreffen mittelfristig alle Menschen 2. Das Externalisierungsproblem: Die Kosten der Luftverschmutzung trägt beispielsweise nicht etwa der Kohlekraftwerksbetreiber. Sondern die Bevölkerung in der Umgebung sowie in den Kohle-Abbaugebieten „zahlt“ – mit gesundheitlichen Problemen und Vertreibung von ihrem Land; die Natur verliert sauberes Wasser und intakte Böden. Dieser Mechanismus der Externalisierung, mit dem die früh-industrialisierten Länder viele soziale und ökologische Kosten und Risiken ihrer Entwicklung in die Regionen des globalen Südens und in die Zukunft auslagern, stößt mittlerweile an die Grenze der eigenen globalen Expansion. Die Dimensionen Nord und Süd verschwimmen zunehmend. Auch innerhalb der Entwicklungs- und Schwellenländer wird Kapital auf Kosten der in Armut lebenden Menschen gebildet. Und in dem Maße, in dem räumliche und zeitliche Distanzen schrumpfen und allumfassende globale Märkte entstehen, wird deutlich, dass das „Außen“ der Auslagerung immer eine Illusion war. So betrifft der Klimawandel mittel- bis langfristig alle Menschen auf dieser Welt – nicht nur die Menschen in verwundbaren Entwicklungsländern.

Diese Entwicklung darf nicht weitergehen 3. Orientierung am Weltgemeinwohl fehlt Negative Konsequenzen der Globalisierung sind Folge der derzeitigen Wirtschaftsweise Unternehmen und Banken werden gesellschaftlich und politisch unzureichend kontrolliert Das Streben nach Profit steht über den Interessen der Menschheit und damit dem Anspruch des Gemeinwohls. Es ist eine Haltung notwendig, die sich am Weltgemeinwohl orientiert Die Probleme der Globalisierung sind in einer Wirtschaftsweise verwurzelt, in der u.a. Unternehmen und Banken gesellschaftlich und politisch unzureichend kontrolliert werden und in der das Streben nach Profit über den Interessen der Menschheit und dem Anspruch des Gemeinwohls steht. Es fehlt eine Haltung, in der sich die Menschen nicht am individuellen materiellen Wohl, sondern am Weltgemeinwohl orientieren. Die Hoffnung, systembedingte Probleme durch technologischen Fortschritt lösen zu können, stößt da an Grenzen, wo dieser selbst neue Probleme hervorbringt.

Die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN nehmen die Verantwortung aller Länder in den Fokus. Trotz einiger berechtigter Kritik bieten sie die Möglichkeit einer gemeinsamen Orientierung hin zu einer nachhaltige Entwicklung. Quelle Bild: Welthaus Bielefeld

Hier wird kenntlich gemacht, wo sich die Beispielprojekte befinden. Quelle Karte: Auswärtiges Amt

Indien im Überblick Staatsform: Parlamentarische Demokratie Premierminister: Narendra Modi Hauptstadt: Neu-Delhi Nationalfeiertage: 26. Januar (Tag der Republik; 1950), 15. August (Unabhängigkeitstag; 1947) Fläche: 3.287.000 km² (ca. 9-mal so groß wie Deutschland) Einwohner(innen): ca. 1,3 Milliarden (2016). Indien ist nach China das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt

Indien im Überblick Altersstruktur: 75 % der Bevölkerung ist jünger als 35 Jahre, 50 % jünger als 25 Jahre Sprachen: Englisch, Hindi und 21 weitere Nationalsprachen Religionen: ca. 80 % Hinduismus, 14 % Islam, 2 % Christentum und andere Hunger: 14,5 % der Gesamtbevölkerung, etwa 190 Millionen Menschen sind unterernährt Index menschlicher Entwicklung: Platz 131 (Deutschland 18) Wichtigste Exportgüter: Chemische Erzeugnisse, Textilien, Agrarerzeugnisse Bevölkerungswachstum: ca. 1,7% pro Jahr Altersstruktur: 75 % der Bevölkerung ist jünger als 35 Jahre, 50 % jünger als 25 Jahre Sprachen: Englisch, Hindi und 21 weitere Nationalsprachen Religionen: 80 % Hinduismus, 14 % Islam, 2 % Christentum, außerdem Sikhismus, Buddhismus, Jainismus und andere. Von den ca. 25 Millionen Christinnen und Christen in Indien bekennen sich etwa 18 Millionen zur katholischen Kirche. Währung: 1 Indische Rupie (INR) = 100 Paise, 1 € ≙ ca. 70 INR Alphabetisierungsrate: ca. 74 % (Zensus 2011) BIP: 2.263 Mrd. US-Dollar, BIP pro Kopf: 1.709,4 US-Dollar (Platz 137), zum Vergleich Deutschland: BIP 3,467 Mrd. USD, 41,936 USD pro Kopf (Rang 18) Index der menschlichen Entwicklung: Platz 131. Hunger: 14,5 % der Gesamtbevölkerung, etwa 190 Millionen Menschen, sind unterernährt (FAO Welternährungsbericht 2017) Davon sind ca. 97 Millionen Kinder und Jugendliche . Wichtigste Exportgüter: Chemische Erzeugnisse, Textilien, Agrarerzeugnisse

Die Arbeit von MISEREOR in Indien

Die Arbeit von MISEREOR in Indien Engagement seit der Gründung MISEREORs 1958 Stand Juli 2017 werden 287 Projekte unterstützt Schwerpunkte Förderung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten Unterstützung von Kleinbäuerinnen und -bauern Selbsthilfeinitiativen marginalisierter Bevölkerungsgruppen, wie etwa den Kastenlosen Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen MISEREOR engagiert sich in Indien seit seiner Gründung 1958. Das erste geförderte Projekt war eine Leprastation im Bundesstaat Tamil Nadu. Stand Juli 2017 unterstützte MISEREOR in Indien 287 Projekte mit dem größten Gesamtfördervolumen im Vergleich aller seiner Partnerländer. MISEREOR fördert zahlreiche zivilgesellschaftliche Aktivitäten, die auf die Umsetzung der bis heute vorbildlichen indischen Verfassung zielen. In diesem Sinne arbeitet MISEREOR rechtebasiert. MISEREOR-Partner gehen in ihren Projekten von den Möglichkeiten der Menschen vor Ort aus. Denn tiefgreifender Wandel wird nur möglich, wenn er aus den Quellen der eigenen Kultur gestützt wird. MISEREOR unterstützt auch solche Organisationen, die Fragen zu sozialem bzw. ökologischen Wandel innerhalb der eigenen Gesellschaft stellen und so beispielsweise auf nationaler Ebene zu Zusammenschlüssen beitragen, die Druck auf die indische Politik beim Thema Klimaschutz ausüben. Schwerpunkte auf dem Land liegen in der Mitfinanzierung von Selbsthilfeinitiativen marginalisierter Bevölkerungsgruppen, wie etwa den Kastenlosen. Ebenfalls unterstützen MISEREOR-Partner die lokale Bevölkerung darin, staatliche Förderprogramme zu nutzen sowie auf biologische und traditionelle Landwirtschaftspraktiken umzustellen. Ein weiterer Fokus besteht darin, besonders Frauen und jungen Mädchen Zugang zur Gesundheitsvorsorge zu ermöglichen. MISEREOR unterstützt zudem den Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen, indem es etwa Projekte zur Überwindung alter, widerrechtlicher Praktiken wie der Mitgiftpflicht mitfinanziert. In den Städten wenden die MISEREOR-Partnerorganisationen einen doppelten Ansatz an. Einerseits wird die direkte Verbesserung von Lebenssituationen städtischer Armer angestrebt. Beispielsweise wird mittellosen Frauen das Erlernen des Schneiderinnenhandwerks ermöglicht, so dass sie ein Einkommen erzielen können. Andererseits ermuntern die Partner MISEREORs die begleiteten lokalen Gruppen, ihre in der Verfassung verbrieften Rechte einzuklagen und durchzusetzen.

Die Beispielprojekte der Fastenaktion Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Filme Filme zu den Projekten der Fastenaktion finden Sie auf der DVD oder auf www.fastenaktion.de

Bilderreihe zu den Projekten Hier können Sie die Bilderreihe zu den Projekten einfügen, oder die pdf-Dateien aus der Materialsammlung benutzen und die Teilnehmenden diese in einer Art Galerie erkunden lassen Die Bilderreihe sowie die pdf-Dateit finden Sie auf der DVD oder unter www.fastenaktion.de

URTEILEN Wir laden Sie dazu ein, die im Grundlagenartikel genannten Bibelstellen auszudrucken und diese von Kleingruppen bearbeiten zu lassen. Die Teilnehmenden sollen anhand der Zitate das Gesehene reflektieren und es in auch in Relation zur eigenen Lebenswelt setzen. Im Anschluss an eine 10minütige Diskussionsphase werden die Ergebnisse der gesamten Gruppe präsentiert.

Gutes Leben Die Frage „Heute schon die Welt verändert?“ lässt sich auf zwei Ebenen betrachten: Menschen verändern aktiv ihre Lebenswelt vor Ort, wie in den Beispielprojekten in Indien. Menschen in Deutschland können diese lokalen Projekte unterstützen Armut und Schutz der Mitwelt kann nicht mehr von jedem Land allein, sondern nur in globaler Zusammenarbeit angegangen werden Bis hierhin haben wir gezeigt, dass die Frage „Heute schon die Welt verändert?“ aus zwei Ebenen der Arbeit MISEREORs herrührt: Menschen drängen aus unmittelbaren Problemen wie Armut, Ausgrenzung, Umweltzerstörung darauf, vor Ort ihre Lebensbedingungen konkret zu verbessern. Sie entwickeln ihre eigenen Ressourcen und fordern ihre Rechte ein. Dafür stehen hier die Projektbeispiele von Caritas Indien (JEEVAN) und von JKGVS. Der solidarische Einsatz von Menschen in Deutschland trägt dazu bei, diese Arbeit in Indien durch Spenden zu ermöglichen. Gleichzeitig zu dieser lokalen Perspektive zeigt sich, dass Armut und Schutz der Mitwelt nicht mehr von jedem Land allein, sondern nur in globaler Zusammenarbeit angegangen werden können: Weg von der nachholenden Entwicklung „unterentwickelter“ Länder hin zur gemeinsamen Aufgabe der Steuerung einer globalen Entwicklung, welche den gleichen Anspruch auf Würde und Lebenschancen aller Menschen umsetzt und dabei ökologische Kreisläufe respektiert. Lebensbedingungen in Indien und Deutschland hängen untrennbar zusammen. Dabei erweist sich das bisherige Modell von Entwicklung aber als nicht zukunftstauglich, weil seine Idee von Lebensqualität nur einem (kleineren) Teil der Menschheit nutzt, dem anderen Teil sowie der Mitwelt aber schadet. Papst Franziskus mahnt in Laudato si‘: „Die Veränderung ist etwas Wünschenswertes, wird aber beunruhigend, wenn sie sich in eine Verschlechterung der Welt und der Lebensqualität eines großen Teils der Menschheit verwandelt.“ (LS 18) Es braucht andere Modelle, in Indien, in Deutschland, weltweit. MISEREOR stellt sich der Frage: Welche Kriterien haben alternative Modelle von gutem Leben bzw. Lebensqualität zu erfüllen, um den eigenen Ansprüchen MISEREORs (und seiner Partner) an Gleichheit, Freiheit und Solidarität durch Gerechtigkeit und Schutz der Mitwelt sowohl lokal als auch im globalen Maßstab gerecht zu werden? Dieser Frage soll hier aus der Perspektive einer Organisation nachgegangen werden, die im christlichen Glauben verwurzelt ist. Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Entwicklung von Lebensqualität neu definieren „Qualität“ beruht immer auf einem Werturteil, das unter Umständen verschieden ausfallen kann Das bisher vorherrschende Modell von „Lebensqualität“ hängt zu großen Teilen mit einer Kultur zusammen, die Glück durch Konsum verspricht Dadurch nimmt die wirkliche Lebensqualität der Menschen ab, zum Beispiel durch die Zerstörung der Umwelt, niedrige Qualität von Lebensmitteln und Erschöpfung der Ressourcen Was unter Lebensqualität verstanden wird, hier gleichbedeutend mit gutem Leben verwendet, das ist sehr unterschiedlich. Qualität (von lat. „qualis“) ist dem Begriff nach zunächst nur die Frage nach der Beschaffenheit von etwas. Dieser Beschaffenheit wird dann ein bestimmter Wert beigemessen. Von daher beruht „Qualität“ immer auf einem Werturteil, das unter Umständen verschieden ausfallen kann. Das der bisherigen Entwicklung in Deutschland und mittlerweile auch in Indien vorherrschende Modell von „Lebensqualität“ hängt zu großen Teilen mit einer sog. „konsumistischen Kultur“ zusammen: Lebensglück durch möglichst viel Konsum, basierend auf einer Wirtschaftsweise, die alles zur Ware macht, inklusive menschliche Körper, Beziehungen und die Natur. Dies führt dazu, dass in vielen Ländern des globalen Südens „oft die wirkliche Lebensqualität der Menschen im Zusammenhang mit einem Wirtschaftswachstum ab[nimmt], und zwar wegen der Zerstörung der Umwelt, wegen der niedrigen Qualität der eigenen Nahrungsmittel oder durch die Erschöpfung einiger Ressourcen.“ (LS 194). Was ist aber „wirkliche“ oder „bessere“ Lebensqualität, wenn es nicht Konsum ist?

„Gutes Leben aller“ in biblischen Bildern Gutes Leben heißt, wirtschaftlich genug zum Leben zu haben wie auch sozial Teil einer solidarischen und gewaltfreien Gemeinschaft der Gleichen zu sein In biblischer Perspektive kann der Mensch gutes Leben oder Lebensqualität nicht durch viel Konsum, durch großen Reichtum, durch hervorragende Leistung, durch gutes Aussehen oder etwa durch besondere Fähigkeiten gewinnen. Im Gegenteil: Freiheit von Besitz ist geradezu eine Voraussetzung, um offen für das Reich Gottes zu sein (Mk 19,23/Lk 6,20) Welche Inspiration zu welcher „Lebensqualität“, zu welchem „guten Leben“ gibt es in der Bibel zu entdecken? Die Metaphern für das Reich Gottes verstehen wir als Bilder von positiver Lebensqualität. In ihnen wird beschrieben, wie es aussieht, wenn das endlich kommt, das dem gutem Leben für alle noch fehlt. Das erste und zweite Testament sind voller Bilder und Gleichnisse für dieses „gute Leben“. Es geht dabei um Fülle (Joh 10,10), um Gesundwerden (z.B. Lk 5,12-16 parr; 5,17-26 parr), um Überwindung von Hunger, um Freude, Gewaltfreiheit und Liebe zu den Feinden, um Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Bereitschaft zum Bekenntnis (Mt 5,3-12, Lk 6,-20-26), die Integration der Ausgestoßenen (Lk 5,27-32). Gutes Leben heißt also, wirtschaftlich genug zum Leben zu haben wie auch sozial Teil einer solidarischen und gewaltfreien Gemeinschaft der Gleichen zu sein. Vollendung guten Lebens ist die Feier in der gelingenden Gemeinschaft der Verschiedenen (Lk 14,15-24 par). Dem entspricht die Vision des Jesaja vom Eins-Sein der Völker, so z.B. beim Festmahl, das Gott ausrichtet: „Gott zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg.“ (Jes 25,6-8) Doch ist diese Fülle für uns immer nur in der Gegenwart erlebbar, kann nicht abgesichert oder kalkuliert werden: „Sorgt euch also nicht um morgen…“ (Mt 6,34). Wo Dämonen ausgetrieben sind, ist das Reich Gottes schon da (Mt 12,28). Die Frage liegt auf der Hand: Wer oder was sind unsere heutigen „Dämonen“, die es auszutreiben gilt bzw. von denen wir befreit werden wollen? In biblischer Perspektive ist „gutes Leben“ immer ein in Gott verwurzeltes Leben. Gott nicht als ein abstraktes Jenseits gedacht, aus dem kein Echo auf menschliches Rufen kommt, sondern als transzendente Kraft, die Menschen durch ihre Geschichte hindurch begleitet. Gott ist im Leben von Menschen erfahrbar: als Befreiung aus Knechtschaft wie in der Exodus-Erzählung, als Gerechtigkeit wie in der Verkündigung der Propheten, als Überwindung des Bösen und Ermöglichung zum solidarisch-barmherzigen Handeln wie bei Jesus, als Erlösung aus menschlicher Begrenztheit wie bei Paulus. „Gutes Leben“ lässt sich nicht verdienen durch viele gute Taten oder durch möglichst große Anstrengungen. In biblischer Perspektive kann der Mensch gutes Leben oder Lebensqualität nicht durch viel Konsum, durch großen Reichtum, durch hervorragende Leistung, durch gutes Aussehen oder etwa durch besondere Fähigkeiten gewinnen. Im Gegenteil: Freiheit von Besitz ist geradezu eine Voraussetzung, um offen für das Reich Gottes zu sein (Mk 19,23/Lk 6,20). Das ist die Richtung, die Papst Franziskus einschlägt: „Die christliche Spiritualität schlägt ein anderes Verständnis von Lebensqualität vor und ermutigt zu einem prophetischen und kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein. Es ist wichtig, eine alte Lehre anzunehmen, die in verschiedenen religiösen Traditionen und auch in der Bibel vorhanden ist. Es handelt sich um die Überzeugung, dass »weniger mehr ist«.“ (LS 222)

„Gutes Leben aller“ in biblischen Bildern Leben ist Geschenk: alle verdanken wir unser Dasein auf der Erde anderen (Eltern, allen Menschen, allem Lebendigen und der Natur) Wer von der Sorge befreit ist, sich selbst rechtfertigen zu müssen für die eigenen Schwächen und das ganze Elend der Welt, der oder die kann freier werden, sich auf andere hin auszustrecken Gutes Leben sollte demnach weder Ergebnis von Besitz noch neue Leistung sein, für die Menschen arbeiten, rennen, wetteifern müssen. Sondern „gutes Leben“ wächst umso mehr als Menschen in das Hineinwachsen, was vorgegeben ist, und entsprechend handeln: Leben ist Geschenk, alle verdanken wir unser Dasein auf der Erde anderen. Zunächst unseren Eltern, dann aber auch allen Menschen, allem Lebendigen und der Natur, mit denen wir in einer unkündbaren Beziehung stehen. Dieses Geschenk gilt es in Dankbarkeit anzunehmen. Wer von der Selbst-Sorge befreit ist, aus der Sorge, sich selbst rechtfertigen zu müssen für die eigenen Schwächen und das ganze Elend der Welt, der oder die kann freier werden, sich auf andere hin auszustrecken. Mit anderen Worten: Menschen können für Befreiung, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Erlösung – um diese biblischen Kennzeichen guten Lebens aufzunehmen – arbeiten, aber sie können sie nicht aus sich selbst herstellen. Sie wird ihnen geschenkt. Umkehr zu gutem Leben bedeutet in diesem Sinne, sich vom Konsumismus befreien zu lassen und das Leben als Geschenk, nicht als Verdienst anzunehmen.

Das Gesagte kann bei diesem Symbolbild reflektiert werden Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Gutes Leben in ökologischer Perspektive In Laudato Si’ wird die Verbundenheit des Menschen mit der Natur und seine Verantwortungspflicht für sie betont: „Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen.“ (LS 11) „Jede Gemeinschaft darf von der Erde das nehmen, was sie zu ihrem Überleben braucht, hat aber auch die Pflicht, sie zu schützen und das Fortbestehen ihrer Fruchtbarkeit für die kommenden Generationen zu gewährleisten.“ (LS 67) Die traditionelle Zentrierung auf den Menschen und die Gefährdung seines Überlebens scheint aber nicht genügend zu einer Umkehr zu motivieren (vgl. Felix Wilfred, Ökotheologie). Ob die Erkenntnis, dass die Natur Teil unseres Selbst und Seins ist, dazu führt, unseren zerstörerischen Konsum selber einzuschränken – das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch eine offene Frage. Rückt die Menschheit von ihrem selbstmörderischen Kurs ab? In Laudato si‘ setzt Papst Franziskus auf diese Einsichtsfähigkeit der Menschen. Der Enzyklika liegt die Einsicht zugrunde, dass das Selbst, die anderen und die Natur im Innersten verwoben sind, und dass ein Gleichgewicht unter diesen Gesichtspunkten der Realität gesucht werden muss. In LS 11 heißt es: Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen.“ In LS 42 „Da alle Geschöpfe miteinander verbunden sind, muss jedes mit Liebe und Bewunderung gewürdigt werden, und alle sind wir aufeinander angewiesen.“ Laudato si‘ bestätigt, was die Bibelwissenschaft erkannt hat: Die (Wieder-)Entdeckung der Eingebundenheit des Menschen in die Natur, die Umwelt oder Mitwelt, die Schöpfung ebnet den Weg, zur Neuinterpretation der biblischen Schöpfungsberichte in Gen 1 und 2: „Es ist wichtig, die biblischen Texte in ihrem Zusammenhang zu lesen, mit einer geeigneten Hermeneutik, und daran zu erinnern, dass sie uns einladen, den Garten der Welt zu ‚bebauen‘ und zu ‚hüten‘ (vgl. Gen 2,15). Während ‚bebauen‘ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist mit ‚hüten‘ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten, bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen und der Natur ein. Jede Gemeinschaft darf von der Erde das nehmen, was sie zu ihrem Überleben braucht, hat aber auch die Pflicht, sie zu schützen und das Fortbestehen ihrer Fruchtbarkeit für die kommenden Generationen zu gewährleisten.“ (LS 67).

Gutes Leben in ökologischer Perspektive Zudem kommt es zu einer Verschiebung der Perspektive: Das Herrschaftsparadigma wird aufgebrochen. Der Mensch wird in Verbundenheit mit seiner ökologischen Mitwelt und den Mitmenschen gesehen Damit schließt Laudato Si’ an die mystischen Traditionen anderer Religionen an und ermöglicht ökumenische sowie interreligiöse Dialoge Zudem kommt es zu einer Verschiebung der Perspektive. „Während das Herrschaftsparadigma die Welt aus der Perspektive Gottes von einem Punkt außerhalb beschreibt, der einen Zugriff und eine zergliedernde Analyse in immer kleinere Teile möglich macht, dominiert in der Enzyklika eine Perspektive eines inneren Punktes, der die Verbundenheit des Einzelnen mit der ökologischen Mitwelt, den anderen Menschen und dem uns verbindenden Ganzen erfahrbar werden lässt. Mit diesem Perspektivwechsel knüpft der Papst an die mystischen Traditionen aller Religionen an, die in den östlichen Religionen oft sogar die dominierende Perspektive ist. Der Papst zitiert in diesem Zusammenhang nicht nur protestantische und orthodoxe Akteure, sondern auch einen Vertreter des muslimischen Sufismus. Dieser Perspektivwechsel eröffnet neue Möglichkeiten für einen ökumenischen und interreligiösen Dialog.“ (Bals, Provokation, 8) Auch für hinduistisches Denken scheint die Formulierung der Verbundenheit von allem mit allem und der Respekt vor der gesamten nichtmenschlichen Schöpfung anschlussfähig zu sein. Gutes Leben umfasst alle Dimensionen des Menschseins, seine Körperlichkeit und seine Beziehungen: zu sich selbst, zu den Mitmenschen, zur Natur, zu Gott. Die Art und Weise, wie Menschen diese Dimensionen leben, ist wiederum auch kulturell geprägt. Mit gutem Leben oder Lebensqualität verbinden Menschen in Indien etwas anderes als in Deutschland. Dazu schreibt auch Papst Franziskus: „Nicht einmal den Grundbegriff der Lebensqualität kann man vorschreiben, sondern muss ihn aus dem Innern der Welt der Symbole und Gewohnheiten, die einer bestimmten Menschengruppe eigen sind, verstehen.“ (LS 144) In der Entwicklungszusammenarbeit treffen folglich unterschiedliche Vorstellungen von gutem Leben aufeinander. Wenn Akteure wie MISEREOR und seine Partner aus Kirche und Zivilgesellschaft in Indien zusammenarbeiten wollen, dann müssen sie sich mehr als früher über die Vorstellungen von gutem Leben verständigen und darüber, was sie gemeinsam tun wollen, um es zu erreichen.

Gutes Leben in Indien In Indien sind es vier Leitbegriffe, deren Zusammenspiel das Lebensziel des „Gutes Leben“ kennzeichnen: Artha (Wohlstand) Kama (Genuss) Dharma (Ethik) Moksha (Erlösung als Ziel menschlichen Lebens) Wichtig ist hier eine Balance zwischen den vier Leitbegriffen. Mit einer stärkeren Besinnung auf Dharma und Moksha kann ein Fokus auf soziale und ökologische Belange entstehen. Die Enzyklika Laudato si‘ ist für die Situation des südasiatischen Subkontinentes keine leichte Kost. Der Papst mahnt die „Grenzen des Wachstums“ an in einer Zeit, in der Indien zwar einerseits starkes wirtschaftliches Wachstum erfährt und in dessen Folge die Konsummöglichkeiten für immer mehr ausweiten, andererseits aber auch klar wird, das breite Teile der indischen Bevölkerung daran nicht teilhaben werden. Der deshalb notwendige soziale und politische Wandel ist erst dann im Leben der Menschen angekommen und verwurzelt, wenn er aus den eigenen kulturellen und religiösen Quellen gespeist worden ist. In Indien sind es vier Leitbegriffe, deren Zusammenspiel das Lebensziel des „Gutes Leben“ kennzeichnen: Artha (Wohlstand), Kama (Genuss), Dharma (Ethik) und Moksha (Erlösung, Ziel menschlichen Lebens). Die Idee von Moksha als eines Erlösungsziels ist den in Indien beheimateten Religionen Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus gemein. Die vier Lebensziele sind aufeinander bezogen. Wenn einzelne Dimensionen, wie Artha und Kama, Wohlstand und Genuss über die anderen, Dharma und Moksha, Ethik und Erlösung, zu herrschen beginnen, dann gerät das Gemeinwohl aus dem Blick. Wenn sich die indische Gesellschaft aus bestimmten hinduistischen Traditionen heraus wieder stärker auf Dharma und Moksha besinnen und sich von fundamentalistischen Engführungen absetzen würde, könnte sie sich erneuern – und die Armen und die Natur zu ihrem Recht kommen lassen.

„Lieben. Geliebt werden. Nie vergessen, wie unwichtig man selbst ist. Sich nie an die unaussprechliche Gewalt und vulgäre Ungleichheit des Lebens um einen herum gewöhnen. Am traurigsten Ort nach Freude suchen. Der Schönheit in ihr Versteck folgen. Nie vereinfachen, was kompliziert ist, oder kompliziert machen, was einfach ist. Kraft achten, nie Macht. Vor allem beobachten. Zu verstehen versuchen. Nie wegsehen. Und nie, nie vergessen.“ Arundhati Roy, Die Politik der Macht

Dialog Die MISEREOR-Partner in der Fastenaktion 2018 aus der Kirche Indiens leben diesen Dialog: daheim in indischen Kulturen und Traditionen – in ihrer Arbeit bezogen auf christliche Werte eines Guten Lebens. Wie die Zusammenarbeit aussehen kann, muss im Dialog miteinander ausgehandelt werden. Es zeigt die Komplexität der Aufgabe der notwendigen Veränderung: MISEREOR sucht den Dialog über Veränderung; einen Dialog, der die jeweiligen kulturellen Hintergründe möglichst ernst zu nehmen versucht, weil sie das Denken mitbestimmen. Die MISEREOR-Partner in der Fastenaktion 2018 aus der Kirche Indiens leben diesen Dialog: daheim in indischen Kulturen und Traditionen – in ihrer Arbeit bezogen auf christliche Werte eines guten Lebens. Wie die Zusammenarbeit aussehen kann, das muss dann im Dialog miteinander ausgehandelt werden. Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Motivation: Barmherzigkeit bzw. Karuna Die Motivation für Veränderung kann nicht nur im Eigennutz liegen, in der kirchlichen Tradition wird hier auf die Barmherzigkeit (Lk 10, 25-37) gesetzt Die indische Tradition kennt den Begriff „ahimsa“. Er meint seiner Grundbedeutung nach den Verzicht auf Schädliches und auf Gewaltanwendung Die Fähigkeit zum Mitgefühl für die Menschen und alle Lebewesen wird „karuna“ genannt -> Hier liegen Quellen für soziale und ökologische Bewegungen in Indien Die Frage, wodurch sich Menschen in Deutschland sowie in Indien zum Einsatz für das gute Leben aller und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen motivieren lassen, bewegt uns. Man kann zwar auf den Eigennutz als Quelle für ein verändertes Handeln verweisen. Bei der Bekämpfung der Armut mag das noch einleuchten, beim ressourcenschonenden Handeln jedoch nicht. Hier werden erst kommende Generationen von weniger CO2-Verbrauch profitieren. Was kann also von der Einsicht zum Handeln führen? Die christliche Tradition setzt auf die Barmherzigkeit (Lk 10, 25-37), aus der heraus den Notleidenden geholfen wird. Übersetzt heißt das heute Nächstenliebe, Mitgefühl, Solidarität, Compassion (J.B. Metz) mit den Armgemachten und Ausgeschlossenen zu entwickeln. Der Hinduismus kennt den Begriff „ahimsa“. Er meint seiner Grundbedeutung nach den Verzicht auf Schädliches und auf Gewaltanwendung. Mahatma Gandhi hat „ahimsa“ als Ideal im Sinn der Gewaltlosigkeit erneuert und es auf alle Lebensbereiche, auch auf die Politik angewandt. In den hinduistischen (buddhistischen und jainistischen) Traditionen Indiens wird die Fähigkeit zum Mitgefühl für die Menschen und alle Lebewesen „karuna“ genannt. Alle Traditionen müssen neu lernen, dass sie bei der „Barmherzigkeit“ die zukünftigen Generationen mitdenken müssen. Hier liegen Quellen für soziale und ökologische Bewegungen in Indien.

HANDELN

Handlungsimpulse für Pfarreien & Co. Handlungsimpuls 1: Tee trinken und nicht abwarten Ersetzen Sie in der Fastenzeit Kaffee durch fair gehandelten Tee Führen Sie in einem Morgenimpuls eine Teemeditation durch -> So unterstützen Sie lokale Teebäuerinnen und –bauern in Indien Zwei Aktionsvorschläge 1. Nicht abwarten, sondern Tee trinken Ersetzen Sie während der 40 Tage in der Fastenzeit Ihren Kaffeekonsum durch die verschiedenen Teesorten der GEPA. Sie werden über die Vielfalt des Geschmacks staunen, die dieser Tee bietet. Insbesondere der Verzicht auf Kaffee am Morgen wird vielen am Anfang schwer fallen, aber hilft dabei, auch Kaffee später wieder besser genießen zu können. Gründen Sie eine Tee-Fastengruppe in Ihrer Gemeinde. Für ein klassisches Fasten eignet sich am ehesten der Grüntee der GEPA oder auch ein GEPA-Kräutertee. Durchführung einer Frühschicht zum Fairen Handel mit „Teebeutel-Meditation“ Die ausführliche Anleitung zur Tee-Meditation finden Sie im Grundlagenartikel Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Handlungsimpulse für Pfarreien & Co. Handlungsimpuls 2: Klimawandel begrenzen – Klimaschutz und Energiewende vorantreiben ➜ Gründen Sie eine CO2-Fastengruppe in Ihrer Gemeinde. Bei MISEREOR und der Partnerorganisation Caritas Indien finden Sie dazu viele Ideen und Vorschläge: ➜ Keinen Kohlestrom mehr ➜ Umweltschädliche Subventionen abbauen ➜ Verkehr klimafreundlich gestalten ➜ Klimaschutz und Energiewende weltweit unterstützen ➜ Beim Klimaschutz die Menschenrechte wahren ➜ Übermäßigen Konsum und Wegwerfmentalität überwinden. Nur durch diese und weitere Schritte lässt sich das im Pariser Klimaschutzabkommen festgehaltene Ziel erreichen, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich weniger als 2°C, möglichst jedoch 1,5°C zu begrenzen. Aktionsvorschläge Gründen Sie eine CO2-Fastengruppe in Ihrer Gemeinde. Die MISEREOR-Partnerorganisation Caritas Indien ruft in ihrer Fastenaktion regelmäßig dazu auf und schlägt Fastenden Schritte wie verantwortliche Stromnutzung, Bäumepflanzen, tägliches Handyfasten von einer Stunde und Autofasten vor: http://caritasindia.org/wp-content/themes/wisdom-responsive/images/pdf/Campaign%20against%20Hunger%20&%20Disease-2016.pdf (in Englischer Sprache) Weitere Anregungen für gemeinsame Schritte finden Sie im Grundlagenartikel der Fastenaktion 2018

Handlungsimpulse für Pfarreien & Co. Handlungsimpuls 2: Klimawandel begrenzen – Klimaschutz und Energiewende vorantreiben ➜ Aus Kohlestrom aussteigen ➜ Umweltschädliche Subventionen abbauen ➜ Verkehr klimafreundlich gestalten ➜ Klimaschutz und Energiewende weltweit unterstützen ➜ Übermäßigen Konsum und Wegwerfmentalität überwinden ➜ Keinen Kohlestrom mehr ➜ Umweltschädliche Subventionen abbauen ➜ Verkehr klimafreundlich gestalten ➜ Klimaschutz und Energiewende weltweit unterstützen ➜ Beim Klimaschutz die Menschenrechte wahren ➜ Übermäßigen Konsum und Wegwerfmentalität überwinden. Nur durch diese und weitere Schritte lässt sich das im Pariser Klimaschutzabkommen festgehaltene Ziel erreichen, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich weniger als 2°C, möglichst jedoch 1,5°C zu begrenzen. Aktionsvorschläge Gründen Sie eine CO2-Fastengruppe in Ihrer Gemeinde. Die MISEREOR-Partnerorganisation Caritas Indien ruft in ihrer Fastenaktion regelmäßig dazu auf und schlägt Fastenden Schritte wie verantwortliche Stromnutzung, Bäumepflanzen, tägliches Handyfasten von einer Stunde und Autofasten vor: http://caritasindia.org/wp-content/themes/wisdom-responsive/images/pdf/Campaign%20against%20Hunger%20&%20Disease-2016.pdf (in Englischer Sprache) Weitere Anregungen für gemeinsame Schritte finden Sie im Grundlagenartikel der Fastenaktion 2018

Handlungsimpulse für Pfarreien & Co. Handlungsimpuls 3: Den eigenen Sozialraum gestalten Wie verändern wir die Welt bei uns vor Ort? Lassen Sie sich von der Arbeit der Partner-organisation inspirieren und unterstützen Sie Menschen in ihrer Umgebung dabei, ihren Sozialraum selbstbestimmt für alle zu verbessern! Wie verändern wir die Welt bei uns vor Ort? – So zu fragen heißt im Bewusstsein zu wachsen, das Leben der Menschen im eigenen Stadtteil, im Dorf, in der Region verbessern zu können. Als Pfarrei, Jugendverband oder Frauengruppe etc. hat Kirche teils ungeahnte Möglichkeiten, selber ihre guten Ideen für ein „gutes Leben“ umzusetzen. Das gelingt noch besser, wenn mit anderen Verbänden und Initiativen zusammen gearbeitet wird. Bewohner(innen) eines Stadtteils oder Dorfes, etwa Jugendliche, Rentner, Familien, Angestellte, Unternehmerinnen, Flüchtlinge stellen an ihren „Sozialraum“ vielerlei Ansprüche, bringen aber auch eigene Potentiale ein (vgl. alte und neue Netzwerke von Nachbarschaften). MISEREOR lernt in der Zusammenarbeit mit Menschen und ihren Organisationen in Afrika, Asien, Lateinamerika für sich selber. Unsere Lernergebnisse bieten wir Pfarreien und Gruppen gerne an. Wir glauben, dass es möglich ist, daran in Deutschland nach den Möglichkeiten und Bedürfnissen vor Ort anzuknüpfen. MISEREOR interessiert es, zwei Ebenen hier bei uns stärker miteinander zu verbinden: hinauszugehen, um den eigenen Stadtteil oder das eigene Dorf mitzugestalten – und dabei die globale Ebene möglichst immer mitzudenken. Anders gesagt: Haben wir den Mut, „Laudato-si’-verträgliche Pfarrei bzw. Gruppe“ in Deutschland zu werden! Haltung lernen aus Indien Die kommende Fastenzeit kann der richtige Moment sein, sich selbst zu fragen, welche Rolle Mitarbeitende in ihrer Pfarrei oder Gruppe in Deutschland eigentlich einnehmen: • Wo ist es richtig, einfach helfend für Menschen da zu sein, wo wäre es gut, ihre eigene Initiative zu fördern? • Wo gibt es die Möglichkeit des „schöpferischen Innehaltens“, um achtsam für das zu sein, was die Menschen mitbringen und leisten können – in Klausur gehen, Momente der Stille, um Zugang zu den inneren Bildern zu bekommen? • Wo gibt es Möglichkeiten, den „Sozialraum“ wahrzunehmen, auch die Beziehungen zwischen den Menschen? • Wo gibt es Möglichkeiten, das Neue auf „Lernreisen“ wahrzunehmen, die sich mit den Menschen selbst beschäftigen, mit dem, was sie bewegt, was sie denken und tun, ganz ohne eigenes Urteilen? • Bin ich selber der Wandel, den ich in der Welt sehen möchte? Finde ich Möglichkeiten, kleinste Veränderungen zu bewirken, einen Teil beizutragen statt mich von der schieren Größe der Probleme überwältigen zu lassen? Quelle Bild: Kopp/MISEREOR

Zum Abschluss können Sie Bezug nehmen auf das MISEREOR Hungertuch „Ich bin weil Du bist“ In den Liturgischen Bausteinen finden Sie beispielsweise Bausteine für fünf Früh- oder Spätschichten, denen dieses Hungertuch zu Grunde gelegt werden kann. Weitere Materialien dazu finden Sie auf der DVD oder online. Quelle: MISEREOR

Aktion Puzzle-Teilen Hier können Sie Puzzle-Teilen … für unsere Welt Für mehr Lebensqualität lokal und global wollen wir gemeinsam die Welt verändern – gestalten Sie mit Ihrem Puzzle unsere Welt! Heute schon die Welt verändert? Welchen Teil können wir zu mehr Lebensqualität in unserem eigenen Lebensumfeld, auf lokaler, regionaler aber auch auf globaler Ebene beitragen? Überlegen Sie in der Gruppe oder individuell, welche Veränderung Sie sich wünschen und gestalten Sie Ihr Weltpuzzle! Dabei sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt! Politische Themen beschäftigen Sie gerade? Schreiben Sie Forderungen auf! Während eines Gottesdienstes können Fürbitten formuliert werden, die auf den Puzzleteilen festgehalten werden. Sie können Ihre Anliegen frei wählen oder die drei Beispielthemen der Fastenaktion aufgreifen: Fairer Handel, Einsatz für den Klimaschutz oder Gestaltung der sozialen Räume. Wenn die Puzzleteile beschriftet werden sollen, können diese auch auf bunte Pappe übertragen werden. Aber es muss nicht geschrieben werden. Wer möchte, kann auch eine Collage erstellen oder das Puzzleteil bemalen – vielleicht mit einem Mandala oder den indischen Segenszeichen Rangoli. So wird noch einmal unterstrichen, wie bunt und vielfältig unsere Welt ist. An den Puzzleteilen können je nach Situation eine Person oder mehrere gemeinsam arbeiten. Wenn Sie weniger Personen als Teile sind, können mehrere von einer Person gestaltet werden oder die übrig gebliebenen Teile können zur gemeinsamen Visualisierung Ihrer Gemeinde oder Gruppe genutzt werden. Sie können auch den Mut haben, ein Teil fehlen zu lassen! Denn auch unsere Welt ist nicht immer perfekt. Nun wollen wir nicht nur puzzeln, sondern auch „Puzzle-Teilen“. Teilen Sie im Anschluss Ihre Gedanken, Wünsche und Ideen und kommen so mit der Gruppe ins Gespräch. Gibt es gemeinsame Themen oder Vorhaben? Wie möchten wir heute oder in Zukunft die Welt verändern? Für das Puzzle haben wir eine Vorlage entwickelt. Drucken Sie diese aus, übertragen Sie sie am besten auf Pappe und gestalten Sie sie nach Ihren Vorstellungen. Je nach Gruppengröße kann das Puzzle unterschiedlich groß ausfallen. Wenn Sie eine kleine Gruppe oder zum Beispiel eine Familie sind, reicht der Innenkreis mit vier Teilen aus. Kleingruppen nutzen die beiden inneren Kreise mit zwölf Teilen, größere Gruppen nutzen die ganze Vorlage mit insgesamt 28 Teilen. Wenn Sie die kleinen Versionen nutzen, sollten die äußeren Öffnungen nicht mit ausgeschnitten werden. Wenn die Teile auf DIN A4 ausgedruckt werden, hat das fertige Puzzle einen Durchmesser von ca. 35 cm (innerer Kreis), ca. 59 cm (mittlerer Kreis) und ca. 84 cm (äußerer Kreis). Auf DIN A3 ausgedruckt betragen die Maße ca. 49 cm, ca. 84 cm und ca. 120cm. Wir freuen uns auf Ihre Foto-Einsendungen der Puzzles an fastenaktion@misereor.de – hier wollen wir in einer digitalen Galerie zeigen, wie bunt und vielfältig Ihre und unser aller Ideen der Veränderung sind. auf die Aktion Puzzle-Teilen eingehen, oder diese mit der Gruppe gemeinsam durchführen.

Weitere Materialien Schulstunden Liturgische Bausteine Zwei versch. Kreuzwege Hungertuch 2017/2018 Kinderfastenaktion Jugendaktion Weitere Ideen und Materialien finden Sie auf der DVD oder online. Diese können Sie, je nach Zielgruppe, in ihren Vortrag einbauen Quelle Logos: MISEREOR

Gebet zur gemeinsamen Fastenaktion Das Gebet zur gemeinsamen Fastenaktion können Sie zum Abschluss beten: GEBET ZUR GEMEINSAMEN FASTENAKTION   Gott, unser liebender Vater, Schöpfer der Erde und all ihrer Lebewesen, wir preisen Dich für die Schönheit Deiner Schöpfung. Wir bitten um Vergebung, wo wir – aus Gier, Selbstsucht und Gleichgültigkeit – versäumt haben, für unsere Mutter Erde zu sorgen. Schenke uns ein tiefes Bewusstsein für unsere Pflicht, Deine Schöpfung und ihre biologische Vielfalt zu bewahren und zu schützen und so Dir, ihrem Schöpfer, Ehre zu erweisen. Sei unser Anker, wenn Gegenwind in unserem Inneren Verwirrung stiftet; halte uns zusammen, wenn wir von unserem Ziel abkommen, auf das Wohl aller hinzuarbeiten; stärke uns im Entschluss, für die Rechte aller Menschen aufzustehen; gib uns in dieser Fastenzeit ein empfindsameres Herz, damit wir auf die Bedürfnisse unserer Schwestern und Brüder in den Gemeinden, Gesellschaften und Nationen eingehen. Segne jede unserer Bemühungen, auf eine gerechtere, menschlichere und umweltfreundlichere Welt hinzuarbeiten. Amen. Von Caritas Indien/MISEREOR Quelle Bild: Kopp/MISEREOR