Ist Kirche planbar - oder Church by Management?

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Ist Kirche planbar - oder Church by Management? Theologische Perspektiven einer Managementtheorie für die Kirche

Übersicht Management in der Kirche? - Eine anekdotische Hinführung Was meint Kirche? Zur Funktion christlicher Gemeinde Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Sechs Feststellungen in theologischer Absicht

Management in der Kirche? - Eine anekdotische Hinführung Mc Kinsey‘s Bericht über die Berliner Philharmoniker Geschichte macht auf ein Zerrbild ökonomischer Vernunft aufmerksam Kultur ist kein reines Geschäft Kultur ist „Unterbrechung der Geschäfts-Thätigkeit“ (Schleiermacher) Musik lebt von verschwenderischen Wiederholungen, von Unproduktivität, von Pausen

Management in der Kirche? - Eine anekdotische Hinführung Mc Kinsey in der Kirche? Kirche zeichnet sich ähnliche Ineffizienz wie die Berliner Philharmoniker aus Z.B. Tausende von Leuten halten am gleichen Wochenende zum gleichen Text eine Predigt. Auch die Kirche unterhält eine Theologie, die 32-tel Noten spielt - auch hier genügten für die kirchliche Basis Viertelnoten Management in der Kirche - ein ökonomisches Schreckgespenst? Eine durch und durch kommerzialisierte Kirche? Ökonomisierung der Kirchen? Einzug des Neoliberalismus in die Kirche?

Management in der Kirche? - Eine anekdotische Hinführung Die theologische Skepsis ... ist an den Universitäten entstanden Die Rezeption betriebswirtschaftlicher Ansätze und von Management-Modellen ist in konkreten Projekten, in der Praxis entwickelt worden In kirchlichen Praxisfeldern, unter dem Druck der Verhältnisse (vgl. Basel) In kirchennahen Organisationen - z.B. kirchlichen Hilfswerken

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Es gibt vier Grundvollzüge christlicher Gemeinde (vgl. Apg 2,42ff) Koinonia - Aufbau der Gemeinde, „Sammlung“ Liturgie und Verkündigung - symbolischer Ausdruck des Glaubens Katechese und Bildung (Reflexion des Glaubens) Diakonie („Sendung“ - Einsatz für ein erfülltes Leben aller

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Koinonia - Aufbau der Gemeinde Die christliche Gemeinde ist Ekklesia / Kirche - Mahlgemeinschaft - Glaubensgemeinschaft Die christliche Gemeinde ist eine Gemeinschaft, in der Grenzen überwunden werden (Gal 3,26ff) Alle sind berufen, mitzuarbeiten Rahner: Respekt für das Amt; die Liebenden, die Selbstlosen, die Prophetischen machen das Eigentliche der Kirche aus Der Glaube an den Messias Jesus stiftet Gemeinschaft Die befreiende Praxis in seiner Nachfolge kann nur zusammen mit anderen geleistet werden

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Grundvollzug Liturgie und Verkündigung: drei Dimensionen in der Zeit: Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft Erinnerung und Vergegenwärtigung des Messias Jesus und seiner Praxis; die Verpflichtung auf den Ursprung („memoria subversiva“) Leben und Glauben ausdrücken, Erfahrungen zur Sprache bringen und deuten, Anspruch und Zuspruch des Glaubens Zeichenhaft („symbolisch“) gefeierte Vorwegnahme des erfüllten Heils und des wahren Lebens (Vorwegnahme und Kritik)

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Katechese und Bildung Christlicher Glaube bezieht sich auf eine historische Praxis und kann ohne diese Praxis nicht verstanden werden Einübung wesentlicher Glaubenshaltungen und -entscheidungen Hinführung zum symbolischen Ausdruck des Glaubens Befähigung zur Reflexion des Glaubens Es geht um den Zusammenhang von Glauben und Handeln (Orthopraxis)

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Diakonie (erfülltes Leben für alle): Aspekte und Dimensionen Hilfe zur Bewältigung des Lebens, zur Verringerung oder Beseitigung materieller oder sozialer Not Alltagsdiakonie, nicht-professioneller Art: Formen alltäglicher Begegnungen, unspektakulär, mitmenschlich, Nahbereich Diakonie in Krisensituationen (Telefon, Spital, Gefängnis) Aufbau oder Förderung von Selbsthilfe-Gruppen Diakonie im Gemeinwesen: Feststellung von Bedürfnissen und Zielen; Mobilisierung und Kooperation Diakonie und Anspruchsgruppen: Erwerbslose, Ausländer/innen, Sozialhilfe-Empfänger ...

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Karitative / soziale Diakonie und politische Diakonie, individuums- und gesellschaftsbezogen Globale Diakonie - Entwicklungs- und Friedenspolitik, Weltwirtschaftsordnung usw. Alle vier Grundfunktionen christlicher Gemeinde müssen zum Zuge kommen Bezugspunkt für alle vier Funktionen ist die Reich-Gottes-Botschaft und -Praxis Prinzipielle Priorität der Diakonie (O. Fuchs) - d.h. christliche Gemeinde gewinnt ihre Identität durch Diakonie

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Zusammenfassende Feststellungen: Kirche legt Zeugnis ab für die Reich-Gottes-Botschaft (ein erfülltes Leben für alle) Kirche ist nicht für sich selber da, sondern für die Menschen, „für die anderen“ (A. Delp) - Solidarität statt Selbstbehauptung Anders gesagt: Kirche hat einen „Auftrag“ Diesen „Auftrag“ muss sie gegenüber ihren „relevanten“ Adressaten (Zielguppen, Anspruchsgruppen) erfüllen Es sind Adressaten mit Bedürfnissen

Was meint Kirche? - Zur Funktion christlicher Gemeinde Es geht der Kirche um eine auftragsbestimmte Bedürfnisorientierung (C. Famos) Weder rein auftragsbestimmt (ohne Relevanz) Noch rein bedürfnisorientiert (ohne Identität) Ist eine Balance zwischen Auftrag der Kirche und den Bedürfnissen der Adressaten Bedeutet Identität in der Relevanz finden, erhalten, gewinnen Darum geht es Kirchenmanagement und Marketingorientierung

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Vorbemerkungen: Es erfolgt keine Übersicht über verschiedene Managementtheorien, kein Metadiskurs Es soll der Ansatz des NPO-Management praktisch vorgeführt werden Ein wichtiger Protagonist ist das Institut für Verbandsmanagement in Fribourg (VMI) NPO-Management: Management für Non-Profit-Organisationen Kirchen sind nicht die einzigen Organisationen, die Probleme der Relevanz und der Identität lösen müssen Es gibt im NPO-Bereich eine breite Praxis und Reflexionen Dies gilt es vor dem Start zu theologischen Steilflügen zu bedenken

Kirche als soziale Organisation Orientierungsumwelt staatlich techn. wirtsch. ges.-kult. Media Transaktionsumwelt Leistungsziele Ressourcen- bereich (P + F) NPO Beeinflussungs- ziele Anspruchsgruppen Konkurrenz NPOs – ihre Merkmale und ihr Kontext

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Die Orientierungsumwelt des Systems „Kirche“ Ist Umwelt in einem weiteren Sinn Dort sind Trends auszumachen Wirtschaftliche Entwicklungen Staatliche Entwicklungen Gesellschaftlich-kulturelle Entwicklungen Technische Entwicklungen Medienentwicklungen

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management In den Trends/Entwicklungen der Orientierungsumwelt liegen die Chancen und Risiken für eine soziale Organisation - beispielsweise die Pfarrei Eine Strategie, ein Konzept setzt prioritär auf die Chancen in der Orientierungsumwelt - ohne blind gegenüber Risiken zu sein. Allgemein gilt: die Orientierungswelt wird eher erlitten als gestaltet

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Die Transaktionsumwelt des Systems „Kirche“ Es ist die Umwelt eines Systems im näheren Sinn Sie wird von einer Organisation unmittelbar gestaltet. Zuhanden dieses externen Bereichs formuliert und realisiert eine Organisation Dienstleistungsziele Daraus ergibt sich die Frage. Welche Dienstleistungen erbringen wir? Für wen erbringen wir diese Dienstleistungen? Zu welchen Bedingungen erbringen wir diese Dienstleistungen? Dies gilt auch für das System „Kirche“ in seinen unterschiedlichsten Entfaltungen

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Zuhanden dieses externen Bereichs formuliert eine soziale Organisation auch Beeinflussungsziele Für welche Werte und Ideen stehen wir ein? Was ist uns politisch und sozial wichtig? In welchen Bereichen nehmen wir Stellung? In der Transaktionsumwelt befinden sich auch die relevanten Adressatengruppen einer Organisation Anspruchsgruppen, Zielgruppen, Partner, Kunden Bei ihnen will eine soziale Organisation ihre Dienstleistungs- und Beeinflussziele realisieren. Sie haben auch ein Bild von der sozialen Organisation

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Bestandteil der Transaktion ist auch die „Branche“ und die Konkurrenz Mit der Branche - zum Beispiel - Religionsgemeinschaften - können wir gemeinsame Dienstleistungs- und Beeinflussungsziele teilen (gemeinsame Interessen, Synergien, Einsparungen) Die Konkurrenz liegt für eine kirchliche Organisation zunächst im Freizeitbereich (Freizeit-Akteure, Sport, Kultur). Sodann gehören zur Konkurrenz auch andere „Sinn- und Religionsanbieter Grundsätzlich gilt: Von der Branche und den Konkurrenten kann/muss gelernt werden (Benchmarking)

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Bezüglich ihrer Transaktionsumwelt hat eine Organisation Stärken und Schwächen Bei einem Konzept oder einer Strategie setzt eine Organisation zuerst auf ihre Stärken - ohne für die Schwächen blind zu sein Grundsätzlich gilt: Die Transaktionsumwelt muss gestaltet werden. Sie ist das eigentliche Betätigungsfeld einer Organisation Wer nicht gestaltet wird irrelevant und verschwindet in der Bedeutungslosigkeit

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Die Organisation selbst besitzt: Einen Abgabebereich: Dienstleistungen und Beeinflussungen Und einen Beschaffungsbereich (Finanzen - Fundraising - Personal) Beide Bereiche müssen systematisch bearbeitet werden Dies geschieht in Auseinandersetzung mit Branche und Konkurrenz Allgemein gilt: NPO‘s werden eher durch den Beschaffungsbereich gesteuert

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Jede Organisation hat nicht nur ein externes Umfeld, sondern auch eine interne Struktur Das heisst: eine Aufbauorganisation (Bereiche und Verantwortlichkeiten) Sie verfügt über Abläufe - z.B. Entscheidungsprozesse, Arbeitsprozesse Beides muss systematisch gepflegt werden

Kirche als soziale Organisation - Erkenntnisse aus dem NPO-Management Jede Organisation hat nicht nur externe, sondern auch interne Adressaten oder Anspruchsgruppen: Mitarbeitende Ehrenamtliche Mitarbeitende Gremien (Laiengremien, politische Gremien) Die internen Anspruchsgruppen einer Organisation sind die ersten Botschafter/innen einer Organisation

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Ausgangslage - warum Marketingorientierung für die Kirche? Gesellschaftliche Aspekte Kirche als Institution leidet unter erheblichen Akzeptanzproblemen; Kirchenkrise, keine Religionskrise Theologisch: Missionsbefehl Mt 28,18: Kirche muss zu den Menschen hingehen - Bedürfnis- bzw. Marketingorientierung Gebot der Vernunft Paulus: Prüft alles und behaltet das Gute!

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Marketing-Orienierung will, dass die Kirche Weiterhin besteht (Schadensbegrenzung), Einbrüche verhindern) Sich ausbreitet (Wachstumsziele) Die Dinge besser macht (Qualitätsziele) Ihre Tätigkeiten fokussiert (Rückzugsziele, Innovationsziele)

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Marketing-Orientierung heisst Aussenorientierung statt Innenorientierung Marketing-Orientierung heisst Pflege, Management von Austauschbeziehungen Zentraler Stellenwert hat die Partnerbeziehung bzw. Kundenbeziehung (Kundenorientierung) Marketing geht nach innen (z.B. Mitarbeitende, Gremien, Freiwillige) Marketing geht nach aussen (Partner, Bezugsgruppen) Es gibt adaptatives (sich anpassendes) und beeinflussendes Marketing (vgl. Beeinflussungsziele)

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Instrumente der Marketing-Orientierung Leitbild Vision Mission (Aufgabe) Wertebasis eineer Organisation Marketing- und Kommunikationskonzept Wie wollen wir unser Leitbild umsetzen? Wie wollen wir Chancen nutzen? Wie wollen wir auf unsere Stärken setzen?

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Elemente des Marketing- und Kommunikationskonzepts Situationsanalyse (SWOT: Stärken, Schwächen, Chancen, Herausforderungen/Risiken) Ziele formulieren: Was wollen wir erreichen? Bei welchen Anspruchsgruppen? Mit welchen Dienstleistungen? Über welche Kommunikationskanäle? Dienstleistungspolitik formulieren Kommunikationspolitik festlegen Controlling - überprüfen: Wurden Ziele erreicht?

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Erfolgreiches externes Marketing setzt internes Marketing voraus (Impuls 1) Wie sieht es mit der Mitarbeitenden-Zufriedenheit aus? Führungsphilosophie? Mitarbeitenden-Gespräche? Personalmarketing Ehrenamtliche Interne vor externer Kommunikation

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Marketing-Orientierung kann eine Dienstleistungspolitik- bzw. Produktepolitik erleichtern (Impuls 2) Es gibt in der Kirche oder in der Pfarrei eine Vielfalt von Angeboten in Liturgie, Diakonie, Katechese und Bildung Es gibt aber auch erklärte Produkteschwächen (z.B. Sprache) Mangelnde Professionalität, Kompetenzen Negative Ausstrahlungen der Institution (Skandale, Kontroversen) Produktepolitik ist entscheidend für die Legitimation / Akzeptanz der Kirche

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Das Marketing trägt dazu bei: Neue, zukunftsträchtige Produkte aufzunehmen Angebotslücken, Erfolgschancen zu finden Innovationen zu wagen Kooperation zu proben Wichtig: gemeinsames Lernen, Austauschprozesse

Konkretion: Marketing-Orientierung für die Kirche - Möglichkeiten und Grenzen Marketing-Orientierung hilft, eine bewusste Kommunikationspolitik zu gestalten (Impuls 3) Stärke der Kirche „Face to Face“-Kommunikation (unzählige Gelegenheiten) Systematische Öffentlichkeits- und Medienarbeit Jeder Kontakt, jede Kommunikation ist auch Image-Gestaltung, ebenso die Wahl des Kommunikationsweges Eigene Medien mit klar erkennbarem Profil entwickeln Einen einheitlichen, unverwechselbaren Auftritt suchen (Coporate Design)

Feststellungen in theologischer Absicht Zurück zum Konzept der sozialen Organisation (1): Marketing-Orientierung ist eine von drei Grundstrategien Daneben gibt es die Grundstrategie der Zukunftsorientierung:Probleme früh erkennen, sich auf gesellschaftliche Entwicklungen einlassen, Problemlösungen formulieren Demokratie-Orientierung z. B. durch partizipativ-demokratische Verfahren, Grundsatz des Machtausgleichs, Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse

Feststellungen in theologischer Absicht Die Marketing-Orientierung der sozialen Organisationen baut auf einer zweiseitigen Austauschbeziehung auf (2): Die Organisation gibt den Anspruchsgruppen etwas und sie erwartet etwas von ihnen Auch die umgekehrte Richtung gilt: Die Anspruchsgruppen geben etwas und erwarten etwas von den Organisationen Z.B. kirchliches Angebot an Liturgie und Katechese - Erwartung, dass das Angebot genutzt und finanziert wird Z.B. Spender/innen leisten einen Beitrag - ihre Erwartung: Dank, Information, Ausdruck deer Wertschätzung, Transparenz Anreiz-Beitragsprinzip: universelles Gesetz des NPO-Bereichs

Feststellungen in theologischer Absicht Auch die Kirche als soziale Organisation untersteht dem Prinzip von Anreiz und Beitrag. Sie ist also auf die Partizipation der Anspruchsgruppen angewiesen Soziale Organisationen geben ihr Organisationsziel trotz Marketing-Orientierung nicht auf (3). sie passen sich nicht einfach ihren Anspruchsgruppen an - im Gegenteil, sie gewinnen an Profil Optimale, nicht maximale Marketing-Orientierung Marketingorientierung führt zur Besinnung auf das Wesentliche (Leitbild, „Mission“) - das Wesentliche rückt ins Zentrum

Feststellungen in theologischer Absicht Ekklesiologische Voraussetzungen (4) Es gibt in der katholischen Kirche zwei konkurrierende Kirchenbilder Ein hierarchisch-juridisches Kirchenbild, das den Papst oder den Bischof als erstes und vorrangiges theologisches Subjekt sieht Die durch das Zweite Vatikanum eingeleitete Ekklesiologie, wonach Kirche durch das „Volk Gottes“ konstituiert wird Setzt auf die Gleichheit aller Getauften Sie alle sind berufen und gesandt („aktive Adressaten“)

Feststellungen in theologischer Absicht Kirchenmanagement und Marketing-Orientierung, die von partnerschaftlichen Austauschbeziehungen ausgehen, verlangen nach einer „Volk-Gottes-Ekklesiologie“ Sie sind auch nur im Rahmen einer solchen Ekklesiologie legitim

Feststellungen in theologischer Absicht Kirchlich-dogmatische Vorbehalte gegen betriebswirtschaftliche Betrachtungsweisen (5) Unverfügbarkeit der Gnade, Unverzwecklichkeit des Menschen in Gefahr? Die Logik der Betriebswirtschaft als Verrat an der Logik des Evangeliums? Das Planbare in der Kirche und das nichtplanbare Reich Gottes sind zwei Wirklichkeiten Zwei Antworten: Antwort I: „Anknüpfung im Widerspruch“ (Hilberath); Bereich des „Sehens“

Feststellungen in theologischer Absicht Antwort II: Das Ökonomische ist eine Reflexionsperspektive (Famos) Es ist ein bestimmter Blickwinkel Der nichts ausspart, sondern auf alle Grundvollzüge zu beziehen ist. Es ist jedoch nicht der einzige Blickwinkel - es gibt daneben theologische, historische, psychologische, rechtliche Reflexionsperspektiven Plädoyer für eine ganzheitliche, vermittelnde Betrachtungsweise

Feststellungen in theologischer Absicht „Erfolg ist keiner der Namen Gottes“ (Martin Buber)(5) Walter Dirks, Der barmherzige Samariter : Ich muss dem weisen Rabbi Buber widersprechen: „Es gibt eine gewichtige Ausnahme. Der Helfende will den Erfolg seiner Hilfsversuche. Der Mann aus Samaria wollte, dass der Kranke Jude ernstlich und wirksam gesund wird“ Das Bonmot lädt zu einem theologisch motivierten zurückhaltenden Umgang mit dem Stichwort „Erfolg“ ein. Jenseits eines ekklesialen Triumphalismus Jenseits jeder unzulässigen Selbstgewissheit Im Wissen um die Vorläufigkeit alles Historischen

Feststellungen in theologischer Absicht Zwei nichtkirchliche „Zeugen“ solche Zurückhaltung Tschou Enlai auf die Frag, wie er denn die Wirkung und den Erfolg der Französischen Revolution beurteile: „It‘s to soon to tell“ Albert Einstein: „Not everything that can be counted counts and not everything that counts can be counted“