“Modelle von Care-Politiken in Europa – Ein Überblick“

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 Präsentation transkript:

“Modelle von Care-Politiken in Europa – Ein Überblick“ Prof. Dr. Hildegard Theobald Hochschule Vechta-Universität “Häusliche Betreuung und Pflege zwischen Qualitätsanspruch und Kosten – Europäische Lösungsansätze im Vergleich.“ Fachtreffen der Europäischen Akademie der Regionen. IWAK Universität Frankfurt/ Hertie-Stiftung, 20./21. Oktober 2008

Aufbau des Vortrags Zentrale Annahme: Integration von MigrantInnen in die informelle, familiäre und/oder formelle Pflege ist abhängig von dem Care Modell Aufbau des Vortrags: Care Modelle: Dimensionen, Befragungen Care-Modelle und Migration

Care-Sektoren (I) Anttonen et al (2003): „Care is going public“ Prozess der Verortung von ehemals familiären Pflegetätigkeiten in öffentliche Sektoren: Staat, Zivilgesellschaft, Markt Skandinavien: Staat als Motor der Entwicklung Mitteleuropa (Deutschland): Zivilgesellschaft USA: Markt

Care-Sektoren (II) Unterscheidung: Ausführung der Pflegetätigkeit - Finanzierung Wer pflegt? - Wer bezahlt? Neuere Politiken: Komplexes Zusammenspiel von Finanzierung und Ausführung zwischen den Sektoren Basis: Care-Politiken „Soziale Rechte und Regulierungen“

Einstellungen gegenüber familiärer Versorgung Sollen sich in Zukunft erwerbstätige Kinder verstärkt um ihre pflegebedürftigen Eltern kümmern? (Zustimmung/Ablehnung) in % Total Männer Frauen Griechenland: 85,2 84,4 85,9 Italien: 75,5 74,7 76,2 Spanien: 51,9 51,2 52,5 Österreich: 51,3 47,6 54,7 Deutschland: 39,5 36,2 42,5 Großbritannien: 34,2 38,2 30,5 Frankreich: 15,6 10,3 20,3 Niederlande: - 6,6 -5,6 -7,6 Schweden: -17,2 -11,0 -23,3 Alber/Köhler (2004), Eurobarometer 2002

Bevorzugte Form der Versorgung Frage: Welche Form der Versorgung würden Sie für die eigenen Eltern bevorzugen, wenn diese ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können? Umzug: Ambulant Institutionen Familie Griechenland 88,7 16,9 0,4 Spanien 84,1 10,5 5,4 Italien 68,8 29,3 1,9 Deutschland 63,4 25,2 11,4 Österreich 54,4 33,4 11,4 G-britannien 54,2 29,3 16,5 Frankreich 41,6 43,3 15,1 Niederlande 22,0 42,4 35,5 Schweden 16,4 40,6 43,0 Alber/Köhler (2004), Eurobarometer (2002)

Finanzierung der Versorgung Frage: Wer soll die Versorgung finanzieren? In % 1 2 3 4 Österreich 11,3 44,0 22,8 11,3 Griechenland 9,1 27,5 40,7 22,1 Italien 12,4 24,5 43,3 17,1 Spanien 13,1 31,9 38,1 14,8 Deutschland 20,0 11,6 48,7 19,0 Frankreich 17,1 16,3 50,7 14,1 Großbritannien 12,1 13,0 59,6 12,4 Niederlande 14,1 6,9 66,2 10,0 Schweden 8,9 2,5 81,0 6,8 1= Eltern selbst; 2= Kinder; 3=Staat etc., 4= alle gleich Alber/Köhler (2004); Eurobarometer 2002

Versorgung älterer Familienmitglieder Anteil an der Bevölkerung (ab 15 Jahre), die regelmäßig ein älteres Familienmitglied (ab 60 Jahre) unterstützen. In % Niederlande: 25,9 Deutschland: 20,9 Österreich: 20,8 Schweden: 18,7 Griechenland: 17,5 Frankreich: 15,5 Großbritannien: 15,2 Italien: 13,5 Spanien: 11,2 Alber/Köhler (2004), Eurobarometer 2002

Care Modelle (I) Bettio/ Plantenga (2004) Skandinavisches Modell: Öffentliche Dienstleistungen -- Hoher Anteil an Dienstleistungen -- Universell, Mittelschichten einschließend -- Kaum Geldleistungen -- Familiäre Leistungen: 70% der häuslichen Versorgung

Care-Modelle (II) Südeuropa: „All in the family“ Betonung familiärer Pflege Wenig staatliche Unterstützung, symbolisch Primat von Geldleistungen Familiäre Leistungen: 75-80% der häuslichen Versorgung Mitteleuropa: „Staatlich unterstützte familiäre Pflege“ Staatliche Verantwortung: Unterstützung

Care Modelle und Migration v. Hooren (2008): Informelle Pflege und Migration: Familien als Arbeitgeber Niedrige soziale Absicherung: Südeuropa Mittlere soziale Absicherung Gewährung von Pflegegeld/ Wenig Kontrolle: Österreich, Deutschland Keine Migration in der informellen Pflege: - Hohe soziale Absicherung: Schweden, Niederlande

Care-Modelle – und soziale Rechte Theobald (2008): „Soziale Rechte“ Normen Institutionelle Regulierungen: -- Zugänglichkeit: Universell, einkommensabhängig, familienorientiert -- Leistungsumfang: Niveau, Bereiche: häusliche/institutionelle Pflege, Hausarbeit -- Leistungsform: Geld-, versus Dienstleistungen, Kontrolle

Migration und informeller Sektor (I) Dominanz: Migration informeller Sektor Südeuropa: Wenig ausgebaute soziale Absicherung Begrenzt: Zugänglichkeit, Leistungsumfang, Unkontrollierte Geldleistungen Mitteleuropa: Österreich, Deutschland Mittleres Absicherungsniveau Zugänglichkeit: Universell Begrenzter Leistungsumfang

Migration und formeller Sektor (II) Dominanz: Migration formeller Sektor Schweden Großbritannien: Mischform Basis: Care-Politiken Migrationspolitiken Nationales Beschäftigtenregime Professionalisierung von Pflege

Resümee Unterschiedliche Care – Modelle in Europa - Südeuropa, Skandinavien, Mitteleuropa -- Norm: Familie, Staat -- Regulierungen: Zugänglichkeit, Leistungsumfang, Form -- Einstellungen -- Verhaltensweisen Care-Modelle und Migration Südeuropa, Mitteleuropa: Häusliche, informelle Versorgung und Migration Schweden, Großbritannien: Formelle Versorgung und Migration

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Hildegard.Theobald@uni-vechta.de

Literatur Alber, J./Köhler, U. (2004). Health and care in an enlarged Europe. Report European Foundation for the Improvement of Living and Working conditions. Dublin. www.eurofound.eu.int/qual_life Anderson, B. (2006). A very private business: migration and domestic work. Centre on Migration, Policy and Society. Working Paper No 28. University of Oxford Anttonen, A. / Baldock, J./ Sipilä, J. (2003). The Young, the Old and the State: Social Care Systems in five industrial Nations. Cheltenham: Edward Elgar. Bettio, F., /Plantenga, J. (2004). Comparing care regimes in Europe, Feminist Economics, 10, 1, 85-113. Burau, V. / Theobald, H. Blank, R.H. (2007). Governing Home Home Care: A Cross-national comparison. Cheltenham_: Edward Elgar. v. Hooren, F. (2008). Bringing policies back in: How soical and migration policies affect the employment of immigrants in domestic work for the elderly in the EU – 15. Paper presented at the International Conference „Transforming care at local, national and transnational levels. Copenhagen, 26-28 June 2008. www.sfi.dk/transformingcare Simonazzi, A. (2008). Care regimes and national employment models. Working Paper n. 113. Universita La Sapienza, Dipartimento Di Economia Pubblica, Roma, Italy Theobald, H. (2008). Care-Politiken, Care-Arbeitsmarkt und Ungleichheit: Schweden, Deutschland und Italien im Vergleich. Berliner Journal für Soziologie, 18, 2008,2, 257- 281.