Chancen und Risiken von PPP-Projekten Dr. Maria Oppen Referat auf der Fachtagung „Öffentlich-private Partnerschaften in Europa“ des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. und des Observatoriums für die Entwicklung der sozialen Dienste in Europa am 21. September 2007 in Berlin
Forschungsprojekte zu PPP und „Corporate Citizenship“ Fragestellung: Unter welchen Bedingungen lassen sich Innovationen der gemeinwohl-bezogenen Dienstleistungsproduktion durch Zusammenarbeit von öffentlichen, privat-gewerblichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren realisieren? Zentrale Hypothese: Unterschiedliche Formen von Expertise, Erfahrungswissen und Know-how werden kombiniert und wechselseitiges Lernen ermöglicht, so dass neue Definitionen von Problemen und neue Vorstellungen zu möglichen Problemlösungen entstehen können. Forschungsregion: Europäische Länder mit einer entwickelten politischen PPP-Strategie (Großbritannien, Schweden, Dänemark, Finnland, Niederlande, Schweiz, Deutschland) Untersuchungsgegenstand: 18 PPP-Projekte, die in ihren Ländern durch wissenschaft-liche Experten als „erfolgversprechend“ eingestuft worden sind, davon – 9 Projekte personenbezogene Dienstleistungen; – 9 Projekte intrastrukturbezogene Dienstleistungen; 9 CC-Projekte im sozialen und Bildungssektor in Deutschland, die mit Preisen ausgezeich-net wurden. Untersuchungsmethode: Fallstudien auf Basis von Daten- und Dokumentenanalysen, Experteninterviews (ca. 120) und Besichtigungen der Projekte
Definitionsprobleme von PPP Formenvielfalt: „Es gibt so viele Formen wie PPP.“ Typisierungsversuch: Joint Venture/Kontraktbeziehung/Netzwerk Lebenszyklus: Initiierung/Etablierung/Differenzierung/ Stabilisierung Initiierung: bottom-up versus top-down public (PPP) versus private (CC) Gemeinsamkeiten: eher horizontal als hierarchisch Verhandlung statt Anweisung Vertrauen statt Kontrolle Kooperation statt Arbeitsteilung geteilte Kosten – geteilter Nutzen
Triebkräfte für die Entstehung von PPP Erweiterte Handlungs-/Experimentierspielräume Pluralisierung der Problemlagen Ausdifferenzierung/Fragmentierung der Angebote Sinkende Ressourcen bei wachsenden Bedarfen Begrenzte endogene Veränderungspotenziale
Risiken von PPP • Zielverschiebung vom Gemeinwohl zur Marktorientierung • Einschränkung der öffentlichen Steuerungskapazität und Kontrollverlust • Verantwortungsdiffusion, Accountability-Probleme • Destabilisierung durch Turbulenzen in den Partnerorganisationen • Entstehung von Abhängigkeitsverhältnissen • Ausufernde Transaktionskosten • Verstärkung sozialer Ungleichheit/Ungerechtigkeit
Chancen von PPP • Ressourcenmobilisierung (neue Geldquellen, Management-Know-how, Fachexpertise) • Mobilisierung bürgerschaftlichen Engagements/Nutzerbeteiligung/ Sponsoring • Effizienzsteigerung, Kostensenkung • Technische/bauliche Modernisierung • Arbeitsorganisatorische Rationalisierung/Process-Redesign • Produktinnovationen/neue Problemlösungen • Pluralisierung des Angebotsspektrums • Steigerung der Lernfähigkeit und Flexibilität in der öffentlichen Aufgabenbewältigung
Voraussetzungen für erfolgversprechende PPP liegen nicht vorrangig in den traditionellen Regulierungsinstrumenten zur öffentlichen Steuerung und Kontrolle, sondern in „weichen“ Koordinationsformen: Þ Aufbau und Restabilisierung von Vertrauen Þ Wechselseitiger Respekt und Anerkennung von Differenz Þ Herstellung und Absicherung von Transparenz Þ Verfahren der wechselseitigen Rechtfertigung (interne Accountability) Þ Verfahren der öffentlichen Rechtfertigung (externe Accountability) Þ Verabredung von Konfliktregulierungsmodalitäten Þ Gemeinsame Entwicklung einer inspirierenden, motivierenden Idee bzw. Vision Þ Breit anerkannte charismatische Führungspersönlichkeiten (Entrepreneurship)