Nockherstraße 2 81541 München Kinderdelinquenz und Familie: Zur Bearbeitung von straffälligem Verhalten im Kindes- und Jugendalter.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Advertisements

Ulrich Freese, stellv. VorsitzenderG/GKV/GKV-Reform/Folien/GKV-WSG – Bezirk Leipzig Fassung-2.ppt 1 Ulrich Freese Stellv. Vorsitzender der IG.
CPCP Institute of Clinical Pharmacology AGAH Annual Meeting, 29. Februar 2004, Berlin, Praktischer Umgang mit den Genehmigungsanträgen gemäß 12. AMG Novelle.
Seniorenbefragung zum Thema: Wohnen im Alter
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Workshop zur Medienarbeit der katholischen Kirche Aspekte des Religionsmonitors Berlin, 02. April 2008.
Freundschaftsbeziehungen und die Wahrnehmung von Gesellschaft in den Texten von AL.
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
-17 Konjunkturerwartung Europa September 2013 Indikator > +20 Indikator 0 a +20 Indikator 0 a -20 Indikator < -20 Europäische Union gesamt: +6 Indikator.
Befragung zur Angebotsstruktur von Jungenarbeit in Sachsenanhalt
Internet facts 2006-I Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2006.
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
Unzureichende Wahrnehmung / Diagnostik
Schulisches Lernen – nicht nur eine Leistung der Schule!?
Arbeitsgruppe Entwicklungspsychologie
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Entstehung von Süchten und Drogenmissbrauch durch Modell-Lernen
Studienverlauf im Ausländerstudium
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Stalking bei Sorgerechtsstreitigkeiten1 Hans-Georg W. Voß
Frühe Hilfen für Kinder als (Mit-)Betroffene häuslicher Gewalt
Mo.Ki Monheim für Kinder Prävention von Armutsfolgen bei Kindern und Familien Annette Berg, Stadt Monheim am Rhein.
1. 2 Schreibprojekt Zeitung 3 Überblick 1. Vorstellung ComputerLernWerkstatt 2. Schreibprojekt: Zeitung 2.1 Konzeption des Kurses 2.2 Projektverlauf.
Bild 1.1 Copyright © Alfred Mertins | Signaltheorie, 2. Auflage Vieweg+Teubner PLUS Zusatzmaterialien Vieweg+Teubner Verlag | Wiesbaden.
Resilienz die innere Kraft zu gedeihen.
Auftaktveranstaltung Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport 2004 am in Leipzig Kurzpräsentation der Workshop-Ergebnisse.
20:00.
Lebensgefühl und Wertorientierungen bei Jugendlichen in Deutschland Ergebnisse der Shell Jugendstudien 2002, 2006, 2010 Dr. Thomas Gensicke Senior.
Der Beitrag der Familie als Erziehungs- und Bildungspartnerin
Ressourcenorientierte Pädagogik in der stationären Erziehungshilfe
POSITIONIERUNG DES BAUSTOFFHANDELS IN OÖ 2012 WKOÖ POSITIONIERUNG DES BAUSTOFF-FACHHANDELS IN OÖ
Steuern und Gebühren Personalsituation Stadtentwicklung Verkehr Bürgerhäuser und Liegenschaften Kinderbetreuung.
Arbeitsgruppe 6: Tagesbetreuung für Kinder C. Katharina Spieß DIW Berlin und FU Berlin Professur für Familien- und Bildungsökonomie 22. Februar 2013.
Dokumentation der Umfrage
Musikschule der Stadt Linz Evaluierung der Musikschule der Stadt Linz Juli 2008.
Geg.: Zeichnungsdaten, O Ges.: F´, O´, Strahlengang
NEU! 1 2. Wo kommt diese Art von Rezeptor im Körper vor?
Verhalten von Vätern bezüglich des Elternurlaubs und der Partizipation an Haushalts- und Kinderbetreuungsaufgaben in Korrelation zum Kontakt zur Initiativ.
Fachgruppe Kinder, Jugend, Familie, Frauen, Migration
PROCAM Score Alter (Jahre)
„Kids im Verein“ > Starke Vereine stärken Kinder<
Schutzauftrag Kindeswohl KICK
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Die Stimmungslage der Nation im Sommer 2013 Allianz Zuversichtsstudie 2. Quartal 2013 Eine gemeinsame Studie der Allianz Deutschland und der Universität.
Geometrische Aufgaben
Religionsmonitor 2008 Dr. Martin Rieger Wittenberg, 07. Mai 2008.
Analyseprodukte numerischer Modelle
Analyseprodukte numerischer Modelle Tidekennwertanalysen des Schwebstofftransportes.
Avery Zweckform C Eine Alternative: normaler weißer Karton 160g/m²
Qualitätsanalyse zur DKM 2007 Die Makler Die Messe Die Unternehmen Ergebnisse einer telefonischen Befragung bei Maklern November 2007 Marketing Research.
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Jugendkriminalität Von: Samy, Kim & Fabian..
Strafen in der Stationären Erziehungshilfe
Vortrag von Rechtsanwältin Verena Nedden, Fachanwältin für Steuerrecht zur Veranstaltung Wege zum bedingungslosen Grundeinkommen der Piratenpartei Rhein-Hessen.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Zentrum für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Statistik 2013.
Männer Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern Trends und Vergleiche
Auslösung von Gewalt und Angstzustand
Textstrukturen 10 Gestalttheorie im Witz Metz-Göckel, Witzstrukturen, 1989.
Nockherstraße München Dr. Wolfgang Mack Miteinander oder Nebeneinander? Perspektiven der Kooperation von Schule und Jugendhilfe.
Lässig statt stressig –
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
J-Team: Gymnasium Ulricianum Aurich und MTV Aurich Ein Projekt im Rahmen von UlricianumBewegt.de Euro haben wir schon…  8000 mal habt ihr bereits.
TEST. 2 SK / Ressort Regeltechnik Täter Gegenspieler Zuschauer Mitspieler.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Referenten: Nicole Jahn Jan Krannich Marén Weisner Katja Wetzel
Modul für Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Ehren-und Hauptamtlich) Ev. Bildungswerk, CHH 2012 Grundlagenwissen Sexualisierte Gewalt.
Zentrum für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Statistik 2015.
Jugendhilfe im Strafverfahren
 Präsentation transkript:

Nockherstraße München Kinderdelinquenz und Familie: Zur Bearbeitung von straffälligem Verhalten im Kindes- und Jugendalter Vortrag im Rahmen des Seminars der BAG Polizei der DVJJ in Reinhausen bei Göttingen, Dipl. Päd. Sabrina Hoops

Zurück zur ersten SeiteSeite 2 Kinderdelinquenz und Familie 1) Einleitendes und Aufbau der Follow-Up-Befragung 2) Beschreibung der Untersuchungsgruppe 3) Quintessenzen der Studie l 10 Thesen zur Bearbeitung von Kinderdelinquenz l Eltern und Kinder als Experten l Fazit

Zurück zur ersten SeiteSeite 3 Kinderdelinquenz und Familie Entwicklung der Delinquenzbelastung zu den Erhebungszeitpunkten in Fällen Delinquenz- belastung zu I1 Delinquenzbelastung zu I2 Legal- bewährung Delinquenz- karriere Verdeckte Delinquenz- karriere Kippkon- stellation Karriere-Stopp Kinderstreich (n=1)1---- Geringfügige Baga- telldelinquenz (n=5) Geringfügige, ver- festigte Delinquenz (n=8) Mittlere Delin- quenz (n=6) Erhebliche Delin- quenzkarriere (n=4) Gesamt (n=24) [1]

Zurück zur ersten SeiteSeite 4 Kinderdelinquenz und Familie Entwicklung der Delinquenzbelastung zu den Erhebungszeitpunkten I1 und I2 in Fällen [1]

Zurück zur ersten SeiteSeite 5 Kinderdelinquenz und Familie Gewalthandeln in den Familien in Bezug auf die Kinder Erhebungszeitpunkt I1Erhebungszeitpunkt I2 Körperliche Gewalt in Familie nicht vorhanden 50 % Gewaltbelastet: Leichtere körperliche Gewalt in Familie vorhanden, selten praktiziert (Klapse, Ohrfeigen) 25 %38 % Stark gewaltbelastet: Gewalt in Familie stark vorhanden, häufig praktiziert (Po versohlen, Prügel mit Gegenständen, Tritte, Schubsen) 25 %12 %

Zurück zur ersten SeiteSeite 6 Kinderdelinquenz und Familie Gewaltneigung der KinderErhebungszeitpunkt I1Erhebungszeitpunkt I2 Gewaltneigung nicht vorhanden 33 %54 % Gewaltneigung vorhanden (Kind schubst und mobbt, Drohverhalten, eher selten) 29 % Gewaltneigung stark vorhanden (Kind ist verwickelt in Prügeleien, massives Drohverhalten, eher häufig) 38 %17 %

Zurück zur ersten SeiteSeite 7 Kinderdelinquenz und Familie Artikulierte Motive und Bedingungen Elternsicht I1Kindersicht I1Elternsicht I2Kindersicht I2 Anregungen durch Peers 67 %29 %57 %45 % Belastungen des Familienlebens 29 %8 %22 %15 % Medizinisch- psychologische Krankheitsbilder 16 %-17 %- Kick, Lange- weile, Austesten von Grenzen 8 %33 %35 %45 % einfach so, braucht keinen Grund -13 %-- Unerfüllte Wünsche 21 %42 %17 %45 %

Zurück zur ersten SeiteSeite 8 Kinderdelinquenz und Familie These 1 Das Phänomen Kinderdelinquenz gibt es nicht. Delinquenz im Kindes- und Jugendalter umfasst ein breites Spektrum an Delikten und geht z.T. mit weiteren Verhaltensauffälligkeiten einher.

Zurück zur ersten SeiteSeite 9 Kinderdelinquenz und Familie These 2 Kinderdelinquenz ist vor allem im Bagatellbereich eine passagere und ubiquitäre Erscheinung.

Zurück zur ersten SeiteSeite 10 Kinderdelinquenz und Familie These 3 Eine prompte, produktive Bearbeitung von Kinderdelinquenz begünstigt eine Immunisierung. D.h.: Delinquentes Verhalten im Kindes- und Jugendalter erfordert eine (informelle) Reaktion.

Zurück zur ersten SeiteSeite 11 Kinderdelinquenz und Familie These 4: Konsistentes, gesprächsorientiertes Elternverhalten fördert eine erfolgreiche Delinquenzbearbeitung. Inkonsistentes, permissives oder konsistent- sanktionsorientiertes Elternverhalten fördert das Risiko weiterer Delinquenz.

Zurück zur ersten SeiteSeite 12 Kinderdelinquenz und Familie These 5: Persistierendes Delinquenzverhalten ist oft verbunden mit massiven familialen Risikofaktoren.

Zurück zur ersten SeiteSeite 13 Kinderdelinquenz und Familie These 6: Kinderdelinquenz kann eine Chance für Familienbeziehungen und für die Entwicklung des Kindes sein.

Zurück zur ersten SeiteSeite 14 Kinderdelinquenz und Familie These 7: Nimmt die Familie ihre orientierungsgebende Funktion nicht war, wenden sich die Kinder anderen Orientierungsträgern zu.

Zurück zur ersten SeiteSeite 15 Kinderdelinquenz und Familie These 8: Die Steuerungsfunktion der formalen Strafmündigkeit ist begrenzt.

Zurück zur ersten SeiteSeite 16 Kinderdelinquenz und Familie These 9: Mit zunehmendem Alter der Kinder verliert die Sozialisationsinstanz Familie an Einfluss und andere Faktoren gewinnen an Bedeutung.

Zurück zur ersten SeiteSeite 17 Kinderdelinquenz und Familie These 10: Rechtzeitige institutionelle Hilfen können Defizite ausgleichen und zur Delinquenzbearbeitung beitragen.

Zurück zur ersten SeiteSeite 18 Kinderdelinquenz und Familie Kinder und Eltern als Experten: Früher ansetzen, konsequent bleiben. Reden, reden, reden. Dran bleiben und nicht aufgeben.

Zurück zur ersten SeiteSeite 19 Kinderdelinquenz und Familie Fazit: Gefragt ist ein zielgruppenspezifisches Engagement in verschiedenen Handlungsfeldern (Familie, Schule, Jugendhilfe, Polizei, u.a.: l präventiv ausgerichtete bzw. zeitnahe Angebote und Orte sozialer Unterstützung, um mögliche Gefährdungen, auf die Straftaten hinweisen können, frühzeitig zu erkennen l Familienunterstützende Angebote l Intensivangebote für massiv auffällige Kinder und Jugendliche, die ihnen einen Ausblick eröffnen. l Aber auch: Toleranz und Besonnenheit, keine kurzatmigen, forciert vorgetragenen Lösungen

Zurück zur ersten SeiteSeite 20 Kinderdelinquenz und Familie Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Zurück zur ersten SeiteSeite 21 Kinderdelinquenz und Familie Literatur: l Hoops, Sabrina/Permien, Hanna/Rieker, Peter: Zwischen null Toleranz und null Autorität. Strategien von Familie und Jugendhilfe im Umgang mit Kinderdelinquenz. München 2001 l Hoops, Sabrina: Gewalt im Kindes- und Jugendalter. "Von Tätern, Opfern und Opfern, die zu Täter werden, und Möglichkeiten, diesen Kreislauf zu durchbrechen." In: DGgKV (Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung (DGgKV). Interdisziplinäre Fachzeitschrift. 1/2008, Jg. 11, S l Hoops, Sabrina: Kinderdelinquenz und Familie. Eine qualitative Follow-Up-Studie zur Bearbeitung von straffälligem Verhalten im Kindes- und Jugendalter. Unv. Dissertation, Leipzig 2007