DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007

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 Präsentation transkript:

DISSENS e.V., Berlin Oktober 2007 Olaf Stuve, Mart Busche Intersektionalität und Gewaltprävention Theoretische Impulse Fortbildung „Intersektionale Gewaltprävention“ Berlin, Dissens e.V., 4. - 5. Februar 2008 © DISSENS e.V., Berlin

Struktur der Fortbildung Ankommen, Vorstellungsrunde Block I: Theorie Intersektionale Analyseebenen Intersektionale Kategorienmodelle Gewaltdefinitionen Ansätze der Gewaltprävention Diskussion und Vertiefung © DISSENS e.V., Berlin Januar 2008

Struktur der Fortbildung Block II: Intersektionalität und ich Intersektionalität in meiner Arbeit I Praxisbeispiel (Film): intersektionale Lesarten Intersektionalität in meiner Arbeit II Planung und Vereinbarungen Feedback © DISSENS e.V., Berlin Seite 3 Januar 2008

Intersektionalität – ein neuer Begriff für alt bekanntes? Intersektionale Kategorienmodelle Die us-amerikanisch Juristin Kimberlé Crenshaw verwendet 1987 erstmals den Begriff der Intersetionalität Verobenheit und Zusammenwirken verschiedener gesellschaftlicher Kategorien statt Addition. Geschlecht, Klasse, „Rasse“ als die zentralen Kategorien Anschluss weiterer Kategorien wie Sexualität, Religion, Nationalität, Alter, körperliche Verfasstheit

Analyseebenen in der Intersektionalität: Anti-kategorial Intra-kategorial Inter-kategorial

Antikategorialer Ansatz Dekontruktion von Hauptkategorien wird als wesentlicher Bestandteil der Dekonstruktion von Ungleichheit selbst angesehen Argwohn gegenüber Kategorien: Sprache kreiert kategorial geordnete Wirklichkeit Argwohn gegenüber Kategorisierungsprozessen und darauf basierender Forschung: Kategorisierung führt zu Abgrenzung, Abgrenzung führt zu Ungleichheit Bsp: Darstellung unterschiedlicher Sprech- positionen und Widersprüche (Forscher_in - Interviewee) © DISSENS e.V., Berlin Seite 6 Januar 2008

Intrakategorialer Ansatz Hinterfragt kategotiale Abgrenzung, erkennt aber gleichzeitig die dauerhafte und stabilen Verhältnisse an, die durch Kategorien repräsentiert werden Wird beispielsweise benutzt für die Beforschung spezieller sozialer Gruppen an kaum berücksichtigten Schnittstellen verschiedener Kategorien © DISSENS e.V., Berlin Seite 7 Januar 2008

Interkategorialer Ansatz Mit dem interkategorialen Ansatz werden die gesellschaftlichen Kategorien auf ihrer strukturellen Ebene betrachtet, das heisst als Geschlechterverhältnisse, als Klassenverhätnisse, als rassistische Verhältnisse, als heteronormative Verhältnisse. Mit diesem Ansatz geraten die gesellschaftlichen Differenzlinien zu gesellschaftlichen “Platzanweisern”, die soziale Ungleichheiten (re)produzieren. Die Ungleichheitsforschung ist für diesen Ansatz typisch

Wie viel Kategorien sind in Intersektionalität nötig und möglich? Nach: Leiprecht/Lutz 2005 Degele/Winker 2007 Busche/Stuve 2008

Intersektionalität als Mehrebenenanalyse (Nina Degele/Gabriele Winker) Untersuchungsebenen Gesellschaftliche Strukturen inkl. Institutionen (Makroebene) Interaktiv hergestellte Prozesse der Identitätsbildung (Mikroebene) Kulturelle Symbole (Repräsentationsebene) nicht additiv Untersuchungsgegenstand: soziale Praxen (Interaktionen & Handlungen) © DISSENS e.V., Berlin Seite 10 Januar 2008

Strukturkategorien Klasse Geschlecht Rasse/”Rasse” Körper © DISSENS e.V., Berlin Seite 11 Januar 2008

Soziale Praxen Klasse Geschlecht Rasse Körper Klasse Geschlecht Rasse Arbeit Einkommen/Vermögen Bildung Soziale Herkunft/ Familie/Soziale Netze Generativität/Elternschaft Geschlechtszuordnung sexuelle Orientierung Nationale Zugehörigkeit Religion/Weltanschauung Alter Klasse Geschlecht Rasse Körper Intersektionale Relevanz von Differenzkategorien auf drei Materialisierungebenen Gesellschaftstrukturen Identitätskontruktionen Repräsentationen © DISSENS e.V., Berlin Seite 12 Januar 2008

Kriterien intersektionaler Bildung auf den Ebenen Institutionelle Rahmenbedingungen Bildungs- und Sozialarbeiter_innen Teilnehmer_innen Inhalte © DISSENS e.V., Berlin Januar 2008

Intersektionalität in Bezug auf institutionelle Rahmenbedingungen Finanzierung der intersektionalen Arbeit Ausschreibungen, Programme („innovativ“) Gesichert für welchen Zeitraum? Absicherung durch Träger/Institution Philosophie (Prioritätensetzung, Räume etc.) Personal Organisationsentwicklung (Fortbildungen, Personalentscheidungen etc.) Einbettung © DISSENS e.V., Berlin Seite 14 Januar 2008

Intersektionalität in Bezug auf Bildungsarbeiter_innen Bildungswirklichkeit in der Bundesrepublik Berücksichtigung der Wirklichkeit in Bildung Konzeption Umsetzung Sprecher_innen-Postionen © DISSENS e.V., Berlin Januar 2008

Intersektionalität in Bezug auf Teilnehmer_innen Keine Defizitperspektive Identitätskritisch Verstehend Multiperspektivität © DISSENS e.V., Berlin Januar 2008

Intersektionalität in Bezug auf Inhalte Was als Angebot thematisiert wird: Rassismus als Alltagserfahrung Sexismus und Homophobie als Alltagserfahrung Soziale Ausgrenzung als Alltagserfahrung Was die Teilnehmenden thematisieren Wie finden Thematisierungen statt © DISSENS e.V., Berlin Januar 2008

Gewalt-Modell

Gewalt WHO: Der absichtliche Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichem Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden,Fehlentwicklung oder Deprivation führt. GgM: Personale Gewalt ist jede Handlung eines anderen Menschen, die mir Verletzungen zufügt und von der ich annehme, dass sie mich verletzen sollte oder zumindest Verletzungen billigend in Kauf genommen wurden. DJI: Gewalt wird vorrangig im Sinne eines auf Personen zielgerichteten physisch, psychisch, sozial bzw. materiell schädigenden Handelns von Kindern und Jugendlichen bzw. Kinder und Jugendliche betreffend verstanden. © DISSENS e.V., Berlin Seite 19 Januar 2008

Gewaltprävention Primäre Gewaltprävention Sekundäre Gewaltprävention Tertiäre Gewaltprävention Unspezifische Gewaltprävention Spezifische Gewaltprävention: Zeitpunkt Zielsetzung Zielgruppen Formen der Gewaltausübung (angenommene) Ursachen der Gewalt Intersektionale Gewaltprävention