VO Einführung in die Kulturwissenschaften / Cultural Studies B

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Neues aus der Rasselbande
Advertisements

Ein attraktives und anspruchvolles Thema
lernort- deutsch - im - museum
Kulturtransfer und Translation Einige Begriffe – Einige Anwendungen
Und Ostern By C.Karmedar.
Die Welt aus unseren Augen
Wahlpflichtbereich/Neigungskurs
Der Heilige Geist macht lebendig
Nicht von dieser Schweiz!
Vokabeln Lesestücke 1 Lesestücke 2 Geschichte 1 Gemischt!
CIMABUE CENNI DI PEPPO.
Der Expressionismus.
Rilkes Malte Laurids Brigge Eine Didaktik der Überforderung?
Projekt LS Kultur /2007. In der Folgenden Präsentation stellen wir euch ein Projekt aus dem Schwerpunkt Kultur vor. Dies ist eine Kombination aus.
Was erwarten Sie vom Gymnasium?
WebQuest Kunst bei Würth Ein Unterrichtsprojekt mit Computer und Internet Klickt nun bitte weiter auf Einführung.Einführung Einführung Aufgabe Schritte.
Das Mayonnaiseglas und der Kaffee für alle die das Leben besser
Gliederung der Präsentation
Kunst und Technik - eng vereint
Der Konsum.
Robbi auf dem Weg zur KTO
Josef Haslinger (Die mittleren Jahre).
H ANS C HRISTIAN A NDERSEN. S EIN L EBEN Andersen wurde am 2. April 1805 als Sohn eines Schuhmachers in Odense / Dänemark geboren. Mit 14 Jahren floh.
Marcel Duchamp
~ °°°speziell für dich°°° ~
Die drei Farben unseres Auftrags. GESTALTEN GEMEINSCHAFT GEWINNEN Die drei Farben unseres Auftrags.
Das Geschenk , ein Mensch zu sein
Renaissancekunst Vgl. Skript S
Kunst Beschreiben Es ist…(ein) Es gibt… Es hat… einen/keinen
Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung
Artikel von Michael Lambek, 1985 Betrachtung Trance/Besessenheit: menschlich, sozial u. geschichtlich in kulturellen Kontexten, Produkt geschichtlicher,
ist das auch neu für euch.
Mit dem Gedicht „Natur und Kunst“ von Johann Wolfgang von Goethe
ist immer stärker im Nehmen
Mein Name ist Robinson. Ich kam 1632 zur Welt. Meine Eltern waren
Courage von Margitta.
Lied von Jonny Hill.
Jesus lehrt in Gleichnissen
Toleranz.
Das perfekte Herz.
Die Inhaltsangabe Teil 2
Gastfreundschaft.
Lamas spucken Viele Kinder haben Angst vor
Willkommen zum Seminar
Kurze Anleitung zum Erstellen eines Lebenslaufes
Entwurf für ein ästhetisches Profil Kunst und Medien
Habe ich den Heiligen Geist?
Echte Helden wollen Gewissheit Reihe: Gott sucht echte Helden! (3/6) Richter 6,33-40.
Verfassen von Aufsätzen
Sicherung von elektronischer Kunst und Games von Maximilian Humpert.
Liebe und du wirst wieder leben
Modulforum „Christlicher Glaube in säkularer Gesellschaft“
„Die Planeten im Weltraum…“ Wochenrückblick vom bis Nachdem unsere Raketenstationen fertig gestellt sind, wendeten wir uns in dieser.
Pierre Bourdieu Zur Soziologie symbolischer Formen
Michael Haas Karten II diskrete Phänomene Proseminar GIS1 Karten II Diskrete/ Kontinuierliche Phänomene Michael Haas / Thomas Eicker.
Hans Christian Andersen
Das Kind und seine Kompetenzen im Mittelpunkt - Rückblick der Entwicklungs- und Bildungsangebote – Die Matschpumpe im Garten zieht auch.
Renaissance Renaissace bedeutet Wiedergeburt – kulturelle Wiedergeburt der Antike. Man kann diese Epoche zwischen Mittelalter und Neuzeit sozusagen als.
Radikaler Konstruktivismus
Der Strafzettel Andi schaute kurz noch einmal auf sein Tacho, bevor er langsamer wurde: 79 innerhalb einer Ortschaft. Das vierte mal in gleicher Anzahl.
Wenn die Haifische Menschen wären Bertolt Brecht
Es ist wahr Weihnachtsgeschichte der 4.Klasse B Schweizer Schule Madrid.
Helen Keller: über die Bibel Lange bevor ich sie überhaupt verstehen konnte, begann ich bereits, die Bibel zu lesen. Heute erscheint es mir erstaunlich,
Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Übungsart: Seite: Bearbeitet von: Siegbert Rudolph Lesemotivationstraining Titel: Quelle: Nächste Folie 1 Übungsart: Titel: Geschichte: Leseübungen: Lese-Hörbuch.
HERZLICH WILLKOMMEN Mindestziel heute: Bis zum Schluss der Stunde muss ein Bild gefunden werden, und dieses der Lehrperson kommuniziert werden.
Ü BERSETZUNGSPROZESS (Z IEL UND P HASEN DES Ü BERSETZUNGSPROZESSES ) Monika Ondejčíková Katarína Ochodnická 3. AJ-NJ (PaT)
EKulturPortfolio Reinhard Bauer, BHAK Gänserndorf (April 2008) Elektronische Verwaltung des KulturPortfolios mit Mahara.
Praktische Ideen für die AP Themen: Familie und Gesellschaft; Schönheit und Ästhetik Katalin Ivanyi Fossil Ridge High School Fort Collins, CO.
 Präsentation transkript:

VO Einführung in die Kulturwissenschaften / Cultural Studies B Reinhard Sieder Kunst als spezielle Kulturproduktion

Höhle von Lascaux, Frankreich, um 15000 bis 10000 v. Chr.

Tanzmaske der Inuit / Alaska, ca. 1880

Echnaton und Nefertiti mit ihren Kindern um 1345 v. Chr Echnaton und Nefertiti mit ihren Kindern um 1345 v. Chr. Altarrelief aus Kalkstein, 32,5 x 39 cm

Giotto: Beweinung Christi: 1305

„…nun wollten die Künstler die Umwelt zwingen, sie nicht nur als ehrbare Handwerker, sondern als begabte Meister anzuerkennen. (…) Es gab viele kleine Höfe in Italien, die es für dringend nötig hielten, in der Achtung der Welt zu steigen. (…) Gerade weil es so viele Zentren gab, die alle um die berühmtesten Meister warben, konnten die Künstler jetzt ihre Bedingungen stellen. (…) So geschah es, dass die Künstler sich oft die Aufträge aussuchen konnten, die ihnen am meisten zusagten, und dass sie immer weniger gezwungen waren, sich den Launen und Bedingungen ihrer Auftraggeber zu fügen. (…) Endlich war der Künstler frei.“ Ernst Gombrich, Die Geschichte der Kunst, 16. Aufl., Frankfurt a.M. 1996, S. 288.

„Plötzlich fühlten sich die Künstler berechtigt, jeden Gegenstand zu malen, angefangen von einer Szene aus Shakespeare oder Dante bis zu einem aktuellen Ereignis, das heißt alles, was an das Gefühl appellierte und das Publikum interessieren konnte.“ (E. Gombrich, Geschichte der Kunst, S. 481)

Andy Warhol: Marylin

Andy Warhol: untitled

Marcel Duchamp (1887-1968) Ready-made

Niklas Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1995, 230. „…alle anderen Realitätsverdoppelungen können in die imaginäre Realität der Kunstwelt wieder hineincopiert werden – zum Beispiel die von Realität und Traum, von Realität und Spiel, von Realität und Täuschung, ja selbst von Realität und Kunst. Anders als Sprache und Religion (die wir schon ‚fertig’ überliefert vorfinden, RS) wird Kunst hergestellt und impliziert dadurch Freiheiten und Beschränkungen der Formenwahl, die der Sprache und der Religion fremd sind.“

Verhältnisse kritisieren Wahrnehmungsgewohnheiten irritieren Drei Funktionen der darstellenden Kunst in der Moderne und ein genereller Effekt Realität imitieren Verhältnisse kritisieren Wahrnehmungsgewohnheiten irritieren Kunst prägt und verändert die Wahrnehmung von Welt.

Aby Warburg (1866-1929) Erwin Panofsky (1892-1968)

I. Phänomensinn, auch „objektiver Sinn“ (Ausdrucksweise von Karl Mannheim übernommen) fassbar auf dem Weg der („vorikonographischen“) Bildbeschreibung II. Bedeutungssinn oder „intendierter Ausdruckssinn“ (heute auch „manifester“ Sinn) fassbar auf dem Weg der Interpretation oder Bilddeutung (Panofsky: „Bedeutungsanalyse“ oder „ikononographische Analyse“) III. Dokumentensinn fassbar als Erklärung eines Zusammenhangs, in dem und für den das Bild steht (Panofsky: „ikonologische Interpretation“ = Synthese)

Ebene I: Vorikonographische Beschreibung Identifiziert werden Formen, Linien, Farben, hell und dunkel, Licht und Schatten, Aufteilung des Bildes u. a. bei dreidimensionalen Gegenständen auch die dreidimensionale Gestalt (Haus, Auto, Baum, Hund…) P. übernimmt von Mannheim die Ausdrucksweise, dies erfasse einen „objektiven Sinn“, d. h. eine Sinnebene, die für jeden Betrachter dieselbe sein sollte

Ebene 2: Ikonographische Analyse Bilder und Zeichen, Symbole, Allegorien, Anekdoten werden decodiert = gefragt: Was bedeuten sie in einer bestimmten Kultur? Symbole etc. gehören einer Reihe von Symbolen an: politische, religiöse, jugendkulturelle Symbole etc. Die Bedeutung ist konventional. Das Phänomen der ‚richtigen‘ Symbol-Konvention zuzuordnen und es als Element dieser Konvention zu lesen ist „ikonographische Analyse“

Ebene 3: Ikonologische Interpretation Das vom Bild Bedeutete wird in einen größeren Zusammenhang gestellt. Dies erfordert die Lektüre der literarischen Überlieferung:; es erfordert „diagnostische Fähigkeit“ Der größere Zusammenhang gibt dem Bild eine Bedeutung, die über das Bild selbst hinausweist. (daher: „Dokument-Sinn“)

Resümee Kunstwerke sind Sinnangebote, die kraft der kulturellen Ressourcen des Künstlers geschaffen und kraft der kulturellen Ressourcen des Kunstkonsumenten höchst unterschiedlich genutzt und angeeignet werden.