Referentin: Brigitta Kreß

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Identifizierung und Ausbildung von Führungskräften
Advertisements

Internationale Verpflichtungen und die Rolle des Bundes bei der Bekämpfung Häuslicher Gewalt Sylvie Durrer.
Initiative SCHAU HIN! Was Deine Kinder machen.
Pat-Ex e.V. (
Einführung in die Geschlechterforschung: Gleichberechtigung in der Differenz 7. Sitzung am 22/6/2006.
„Wenn sie so wären wie wir……“
Agenda Einleitung Beschreibung des Qualitäts-Management-Systems (QMS)
Dafür tret‘ ich ein dafür tret‘ ich ein.
D. ZAMANTILI NAYIR – 8. SEMESTER
Empowerment – was bedeutet das konkret:
Was ist ein Team? Zwei oder mehr Leute……….
Seniorenbefragung zum Thema: Wohnen im Alter
Befragung zur Angebotsstruktur von Jungenarbeit in Sachsenanhalt
"Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss" – Über (schulische) Erziehung Referenten: Björn Anton: Andy Caspar Michael.
BERATUNG KANN MEHR FRAUENSPEZIFISCHE BERATUNGSFORMEN ZWISCHEN LÖSUNGSORIENTIERUNG UND THERAPIE PROF. DR. SABINE SCHEFFLER ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE.
Inhalte und Maßnahmen eingegeben haben,
„Unser Katapult ist fertig!“ bis
Was machen wir besser als die Wettbewerber
Work Life Balance – Balance im Unternehmen
Herzlich Willkommen! Projektteam: Frauengesundheitszentrum FEM
„Männlich“, „weiblich“……: Geschlechterrollen in Bilderbüchern
Die Aufgaben und die Arbeitsweise einer Amnesty - Gruppe
Harninkontinenz im Alltag der Betroffenen-Wünsche und Erfordernisse in der pflegerischen Beratung - Fachtagung der Kontinenz-Stoma-Beratung Österreich.
Männerbilder im Wandel
Das Leitbild der kfd.
Mensch Mann - Herausforderungen der Jungen- und Männerarbeit an die Zivilgesellschaft, an die Politik und an die Wirtschaft Luxembourg,
Schwarzbuch Klimawandel
eine vielfältige und starke Lebensform
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
Geschlechtsspezifische Sozialisation im Kindergarten
Auslegung eines Vorschubantriebes
Älteste und Leiter in der Gemeinde
Gender Mainstreaming in JOBSTARTER JOBSTARTER-Workshop in Nürnberg, März 2011 Annette Land, Christa Oberth.
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
Grundpositionen> Schulfachbezogene Entscheidungen (Skript)
Herzlich Willkommen zum Praxissemester
Erörtern 10. Jgst März 2009: Die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) kann sich einen zumindest zeitweise nach Geschlechtern getrennten.
Fachgruppe Kinder, Jugend, Familie, Frauen, Migration
Legislaturperiode 2008 bis Grundsatzerklärung Unsere Zusammenarbeit sowie alle Aktivitäten im Rahmen von RESI orientieren sich an folgenden.
Unser Leitbild Wir sind eine Gruppe schwuler Führungskräfte, die mit ihrem Engagement positive Zeichen setzen …
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG Geschlechtergleichstellung als Querschnittsaufgabe im.
Zielvereinbarungen Nutzen, Instrumente, Methoden und Erfolgsfaktoren eines wichtigen Führungsinstruments.
Körperorientierte Psychotherapie nach Ron Kurtz
Was möchten wir heute tun?
Betriebliche Gestaltungsfelder
Frust & eine klare Vision
6. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung
Jede/r, die/der an den Folgen einer Trennung leidet ist herzlich willkommen. Ort und Gruppentermine hängen von der Anzahl der Anmeldungen ab. Wenn Sie.
Management, Führung & Kommunikation
. Richard Foster: Geld, Sex und Macht
Von Unternehmen und Unternehmern
Wer zahlt den Preis für unsere Kleidung?
Thema „Hilfe mein Kind ist in der Trotzphase“
1. Handlungsfeld für Gleichstellungsbeauftragte Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch in Leitungsämtern 5. November 2014 Heike Moerland 2.
zur 2. Sitzung des Ausschusses für „couragiertes Miteinander“
Qualifizierung von GruppenleiterInnen
Auswege aus der Gender-Sackgasse Sonntagberg,
Bibliographische Literaturinformation in den Gender Studies
Gendertraining Ursula Kress, Hümeyra Ak. Gender?
„Frauen fragen Frauen“ Präsentation zum Forschungsprojekt
Copyright © Prof. (FH) Dr. Gölzner
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
Mentoring Dr. Nadja Tschirner
Argumentationstraining gegen rechte Parolen
Reflexionsfragen: Haltung gegenüber dem Kind Welche drei wichtigen Aspekte prägen Ihre Haltung zum Kind und woran sind sie zu erkennen? Sprechen Sie in.
Pflegesymposium Schladming Andrea Kynast1.
Coaching Suchttherapie Erziehungsberatung Kinder- und Jugendpsychotherapie Familienmedizin Kinder- und Jugendhilfe Supervision Paar- und Familientherapie.
Eltern und Fachpersonen «eine interdisziplinäres Team Drehtage 2016 Mehr als eine Klientin Eltern- Kind- Institution Einladung zur Kooperation Definition.
We are Family! Geschwister von Kindern mit Behinderung.
DepressionDepression BurnoutBurnout AngstAngst PatchworkPatchwork AbhängigkeitAbhängigkeit LebenskrisenLebenskrisen StressStress MobbingMobbing TrauerTrauer.
 Präsentation transkript:

Referentin: Brigitta Kreß Herzlich Willkommen im Forum 3: Gleichstellungsarbeit und Männerpolitik - Eine Standortbestimmung Referentin: Brigitta Kreß

Brigitta Kreß balancing consult Frankfurt am Main Forum 3: Gleichstellungsarbeit und Männerpolitik - Eine Standortbestimmung Brigitta Kreß balancing consult Frankfurt am Main

Inhalte und Ablauf des Forums Hintergründe der Männerpolitiken (Input) Standortbestimmung (Übungen) Strategie und Handlungsfelder (Gruppen) Ziele definieren (Erfahrungsaustausch) Vereinbarungen (Verortung)

Die Fragestellung Sind Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte auch für Männer „zuständig“? Problem: Die LGGs und Kommunalverfassungen sind in den 90ern entstanden und formulieren die Zuständigkeiten unterschiedlich und unscharf. Es treffen Anfragen über die Zuständigkeit für einzelne (Männer-)Themen ein. Die Arbeitsbelastung erlaubt kaum noch eine Zusatzaufgabe. Es gibt kaum Trennschärfe zwischen sozialpolitischen, administrativen und wissenschaftlichen Aufgabenbereichen. Es fehlt eine gemeinsame Stellungnahme über die Aufgaben, Anforderungen und Erwartungen.

Hintergründe zur Männerpolitik – Entstehung, Strömungen, Ziele

Zusammenfassung der aktuellen Situation - Die großen deutschen Männerstudien – Gefahren: Es entsteht ein Geschlechter-kampf von rechts (Politik) Das Thema Gewalt ist noch immer männlich (Täter und Opfer) Der Leistungsdruck erhöht sich für Männer in Beruf und Familie (Gesundheit). Scheidungsväter bleiben häufiger auf der Strecke (Kindeswohl). Nach: Zulehner/Volz Hoffnungen Die Vorteile der Rollen-flexibilisierung in allen Lebensbereichen werden erkannt. (Der metrosexuelle Mann) Männer erkennen die Leistungen der Frauen immer häufiger an. Aktive Vaterschaft wird zunehmend selbstverständlich Die Bedeutung männlicher Fürsorge wird erkannt. Die emanz. Männerbewegung erhält politische Unterstützung. 6

Männerbewegung in USA – Men´s Liberation Entstehung: ca. 1965 aus der Bürgerrechtsbewegung und Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg. Ziele: Befreiung aus der Männerrolle Öffnung zu Feminismus gleiche Rechten für Frauen und Männern. Methoden: Männergruppen zur Bewusstseinserweiterung (consciousness raising groups) Themen: Geschlechtsrollen Arbeitsleben Sexualität Gewalt Reproduktion/Familie Personen: junge, weiße, linke Mittelschichtsmänner

Was davon ist aktuell? Protagonisten u.a.: Prof. Raewyn Connell Es entwickelte sich daraus die kritische, emanzipatorische Männerforschung analog zur Frauenforschung: die heutige Gender Forschung, bzw. die interdisziplinären Gender Studies. Lehrstühle und Studiengänge an über 150 Universtäten in der BRD. Protagonisten u.a.: Prof. Raewyn Connell Prof. Michael Kimmel Prof. Walter Hollstein

Die profeministische Männerbewegung in der BRD Entstehung: Ca. 1970 aus der sog. Sponti-Szene (68ger Kultur / Subkultur) Ziele: Befreiung aus der Männerrolle Mehr weibliche und schwule Anteile leben. Methoden: Männergruppen Kultureller Ausdruck Politische Bildung Themen, u.a.: Sexualität Geschlechtsrolle Vaterschaft Arbeitsleben Personen: Junge, eher intellektuelle Männer (und Frauen), oft Alternativszenen

Von der Männerbewegung zur Väterbewegung Ausgangspunkt in USA (1980) (1. Männerbewegung) Kritisiert wird die „hegemoniale Männlichkeit“, die starre, stereotype Vorbilder schafft, welche real nicht zu erreichen sind. These: Ebenso wie bei der Diskriminierung von Frauen, geht es durch die Erziehung der Jungen zur traditionellen Rolle um die Erhaltung der Macht einiger weniger Männer. Ziel: jeder Mann lebt seine ganz persönliche Form von Männlichkeit und wird damit anerkannt. Instrumente: Selbsterfahrung und Reflexion in Männer- und Vätergruppen, Forschung, Beratung, Vernetzung. Zentrale Rolle erhält dabei zunehmend die Vaterrolle (2.Männerbewegung). Ihre Reflexion und Veränderung reicht in die Partnerbeziehung und damit in die Frauenrolle.

Was davon ist aktuell? Initiativen u. a.: Dachverband: Sozialpolitische Professionalisierung der Jungen- und Männerarbeit. Verbände und Vereine auf ehrenamtlicher Basis. Themen: Beratung / Therapie Väterarbeit Täterarbeit Männerbildung Jungenarbeit Männerforschung Initiativen u. a.: Dachverband: Bundesforum Männer (31 Vereine und Verbände).

Die Männerrechtsbewegung Entstehung: ca. 2000 aus der US Men´s Rights Movements Ziele: Eindämmung feministischer Ideen. Benachteiligungsempfinden von Männern durch Gleichstellungspolitik verhindern. Väterrechte juristisch stärken. Plädieren für eine „natürliche“ Geschlechterordnung. Methoden: Internet Aktivität Einzelne (Väter-) Initiativen Themen: Erhalt der traditionellen Rolle Personen: Meist von Trennung und Scheidung betroffene Männer und Väter.

Antifeministen Entstehung: ca. 2000 aus der politisch rechten Szene. Ziele: Gender Mainstreaming als „Umerziehungs- Maßnahme“ rückgängig machen. Befürchten „die Abschaffung des Mannes“. Die alte Ordnung soll wieder her. Methoden: Aggressive Aktivitäten im Internet Initiativgruppen Themen: Offene Ablehnung der Gleichstellung Selbstbetroffenheit wird politisiert Personen: Geringe Anzahl Oft politisch rechts

Co-Feministen Entstehung: Erziehungsinhalt: Das androzentristische Weltbild Parallel zu allen Bewegungen Ziele: Das bestehende System erhalten Das eigene Image verbessern Keine aktive, eigene Beteiligung oder Veränderung Verzögerung und Boykott der Gleichstellung Methoden: Gleichstellung bejahen Maßnahmen äußerlich unterstützen Durch diverse Aktionen verhindern Themen: „Bei uns werden alle gleich behandelt“ Gleichstellung ist Frauenförderung Männerbewegung ist was für Weicheier. Personen: Personalentscheider Führungskräfte / Vorgesetzte

Wer ist Co-Feminist ? 1. Wer soziale Geschlechtlichkeit ignoriert oder verneint, weil er (bewusst oder unbewusst) an eine natürliche Geschlechterordnung glaubt. 2. Wer Geschlechterpolitik als Frauenförderung versteht und sie auf diese begrenzen will. 3. Wer Gleichstellung als verstärkte Teilhabe von Frauen in den Sphären von Macht und Geld akzeptiert, sie aber als Neugestaltung der Geschlechterverhältnisse und der Überwindung einer Herrschaft des „androzentristischen Unbewussten“ ablehnt. Quelle: Marcus Theunert, Co-Feminismus, Bern 2013)

Emanzipatorische Männerpolitik Kultur Profemi- nisten Männer-rechtler (links) Co-Feministen Antifemi-nismus (rechts) Emanzipatorische Männerpolitik Väterbewegung Profeminismus Antifeminismus Ritualarbeiter Biologie Nach: Marcus Theunert, 2013

Einstellungsschnittmengen Emanzipatorische Frauen Emanzi- patorische Männer Konservative Frauen Konser-vative Männer

Berührungspunkte, Themenfelder, Kooperations-möglichkeiten

Was passiert auf der systemisch-symbolischen Ebene? Bei einer Kooperation wird auch Verantwortung über eine bestimmt Zielgruppe (z.B. Jungenarbeit) abgegeben. Dies zeigt Vertrauen in die Fürsorge des Fachmannes. Es zeigt Grenzen und Zuständigkeiten auf. Es entlastet und gibt Ressourcen frei für Anderes. Es hat Vorbildfunktion auf institutioneller bzw. gesellschaftlicher Ebene. Gleichzeitig sollte der Vorgang weiter beobachtet werden. Achtung! Nicht steuern, kontrollieren oder bemuttern, sondern den Fachaustausch auf Augenhöhe pflegen.

Kritischen Betrachtung der Männeraktionen auf der systemisch-symbolische Ebene Es stellt sich für einige Männer auch eine Machtfrage, ähnlich wie bei der mütterlichen Macht. GB hat klare institutionelle Aktionsbereiche, und Verantwortungen bzw. Machtbereiche, die Männern vorenthalten bleiben. Damit befindet sie sich, in den Augen einiger konservativer Männer, in deren Revier. Um der GB dieses Revier streitig zu machen, wird oft mit Inhalten, Kompetenzen, Zuständigkeiten und organisatorischen Verzögerungen gerungen. Ein idealer Aktionsbereich für Co-Feministen.

Mögliche Reibungsflächen Verteilungskampf um: Ressourcen Einflussnahme Mitgestaltung Wertebestätigung Definitionsmacht Fallstricke: Benachteiligungs-feminismus Opferposition Defizitäres Fremdbild

Was manche emanzipatorische Männer befürchten: Sie möchten keine Bevormundung Bemutterung Diffamierung Stereotypisierung Sie möchten ernstgenommen werden, gefragt werden, zugehört bekommen, männlich bleiben, ein eigenes Profil. Oft besteht die Angst, etwas falsch zu machen, sich nicht politisch korrekt zu verhalten, weil man die Regeln nicht gelernt hat.

Emanzipatorische Männer… …respektieren das Fachwissen der GBen. …zeigen sensible (manchmal humorvolle) Selbstkritik. …pflegen den offenen Dialog. …suchen ihre eigenen Profile. …kämpfen nicht um die Ressourcen der GB. Sind gute Bündnispartner

Mögliche Ziele einer gemeinsamen Genderpolitik Gestaltungsgerechtigkeit Gemeinsame Achtsamkeit Geschlechterdialog auf machtfreier Ebene

Standort-bestimmung

Was sagt das innere Team? Selbstbeobachtung Kontrollfrage zum eigenen Männerbild: Wie erlebte ich Männer in meinen Rollen als Frau/Partnerin Tochter Schwester Mutter Freundin Kollegin Was sagt das innere Team?

Die Grenze zwischen Person und Funktion Leitfragen zur Einschätzung: Wie kann ich sicher sein, dass mein Kooperationspartner den Gleichstellungsgedanken ernsthaft unterstützt? (Kontrollfragen) Woran erkenne ich, dass (m)eine Entscheidung vorwiegend durch persönliche Betroffenheit getroffen wurde? (Selbstbeobachtung) Wie reagiere ich auf plötzliche Anforderungen? Wie kann eine echte Vertrauensebene geschaffen werden?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Brigitta Kreß

1. Übung 1. Einzelarbeit: Erinnern sie sich an eine Situation, bei der die Abgrenzung zwischen Frauenrolle und Profession besonders schwierig war. 2. Dreiergruppe: Bericht, Erfahrungsaustausch und Lösungsansätze. 3. Bericht im Plenum: Was hat verblüfft?

2. Kleingruppenarbeit AG 1 ohne Kooperationserfahrung (mit Männerorganisationen): Konstruieren sie ein Kooperationsgespräch. Welche Eigenschaften sollte der Bewerber mitbringen? Sammeln Sie Kontrollfragen. AG 2 mit wenig Kooperationserfahrung: Welche Aktionsfelder und –formen wären für eine Zusammenarbeit günstig? AG 3 mit Erfahrung: Wodurch kann das GB-Netzwerk eine Absicherung bieten?