Impulsreferat: Kosten! Nutzen? Versorgungsforschung

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 Präsentation transkript:

Impulsreferat: Kosten! Nutzen? Versorgungsforschung Friedrich Overkamp

Die allgemeine Lage Gesundheitsmarkt = konstanter Wachstumsmarkt Bisher keine „Kostenexplosion“ (Ausgaben 1992 10.1%, 2007 11.1% bezogen auf Bruttoinlandprodukt) Aber: Ein signifikantes Finanzierungsproblem zeichnet sich ab (steigende Ausgaben, unsichere Einnahmen)!

Die allgemeine Lage Akzeleration des pharmakologischen Fortschritts führt dazu, dass die Schere zwischen den Möglichkeiten der Behandlung und den ökonomischen Ressourcen immer weiter auseinander geht  Knappheit  Gefahr der Rationierung  Bestimmung des (Zusatz-)Nutzens zunehmend wichtiger

Dynamik der Entwicklung von Krebsmedikamenten Stickstoff-Lost Methotrexat 5-Fluorouracil 6-Mercaptopurin Cyclophosphamid Cytosin-Arabinosid Daunorubicin Adriamycin Bleomycin Vincristin Vinblastin Vindesine Mitoxantron Etoposid Teniposid Cis-Platin Carboplatin 2-Chorodeoxyadenosin Deoxycoformicin Fludarabin Gemcitabin Paclitaxel Docetaxel Vinorelbin Topotecan Irinotecan 1970 1980 1990 2008 DNA Capecitabin Pemetrexed Oxaliplatin Rituximab Cetuximab Gefitinib Imatinib Dasatinib Nilotinib Sunitinib Sorafinib Lapatinib Bortezumib Bevazizumab Herzeptin Alemtuzumab Ibitomumab-Tiuxetan Thalidomid Lenaidomid 5-Azacytidine Decitabine 2010 ?? Derzeit >> 200 Wirkstoffe in klinischer Entwicklung 1946-1960 © Prof. Dr. M. Freund 2008

Beispiel: Chronische myeloische Leukämie Rudolf Virchow 1845 Beispiel: Chronische myeloische Leukämie 1700 Fälle/Jahr in Deutschland www.kompetenznetz-leukaemie.de

Chronische myeloische Leukämie Therapie mit Imatinib (Glivec) Minot 1924 10 Jahre Hydroxyurea Ital. COOP Group 1998 Interferon alpha IFN alpha +AraC vs. Simonsson 2005 Imatinib

Interessen Kostenträger/Solidargemeinschaft: Kosteneinsparungen Pharmaindustrie: Gewinnoptimierung Patienten/Ärzte: Maximaler Nutzen

Interessenausgleich IfG Institut für Gesundheitsökonomik

Optimierung IfG Institut für Gesundheitsökonomik

Das Problem Wo sollen in einer alternden Bevölkerung unter zahlreichen mitbewerbenden Disziplinen die finanziellen Mittel eingesetzt werden? Auf welcher Basis wird entschieden? Wie können valide Daten zur Kosten-Nutzen-Bewertung generiert werden? Wer entscheidet?

Bewertung Kosten-Nutzen Unterzeichnet die Beschlüsse des g-BA Genehmigt Heilmethoden im ambulanten Bereich verbietet Heilmethoden im stationären Bereich führt eine Liste für erlaubten und verbotenen off-label-use Expertengruppen beim BfArM z.B. off-label-use Gutachten Bewertung Kosten-Nutzen

Wie kommen wir an die Evidenz als Grundlage für die Bewertungen? Unterzeichnet die Beschlüsse des g-BA Genehmigt Heilmethoden im ambulanten Bereich verbietet Heilmethoden im stationären Bereich führt eine Liste für erlaubten und verbotenen off-label-use Expertengruppen beim BfArM z.B. off-label-use Gutachten Bewertung Kosten-Nutzen

Nutzen-Risiko-Bewertung Angesichts von Jahrestherapiekosten für einzelne neue Wirkstoffe in der Größenordnung von 50.000 bis 80.000 € stellen sich immer häufiger Fragen nach dem Nutzen bzw. dem Zusatznutzen sowie den Risiken der neuen Therapien Diese Bewertung ist aber anhand der Zulassungsstudien häufig nicht möglich

Problem der (bisherigen) Evidenz Phase II - oder III - Studien: Nachweise der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und pharmazeutischen Qualität, aber keine Abwägung der Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen Aussagen zur rationalen und ökonomischen Arzneimitteltherapie zum Zeitpunkt der Zulassung oft nicht möglich

(Heraus)forderungen  Schnellerer Zugang zu innovativen Substanzen  Ärzte mit Expertise benennen  Nicht kommerzielle klinische Studien / Versorgungsforschung / Studien zur Nutzenbewertung nach Zulassung  Ständig aktualisierte Empfehlungen für eine rationale Arzneimitteltherapie  Mehr öffentliche Mittel für die klinische Forschung

(Heraus)forderungen  Innovative Finanzierungsmodelle (u.a. GKV)  Studienqualität erhöhen, neue Endpunkte definieren, neues Design im Hinblick auf Kosten-Nutzen-Bewertungen  Stärkere Nutzung der Register  Identifikation von wesentlich mehr prädiktiven Parametern („molekulare Onkologie“)  Kein „Gießkannenprinzip“

Mehr – und bessere - Forschung in der Versorgung Herzlichen Dank für Ihr Interesse overkamp@dgho.de