Hochdeutsch als Unterrichtssprache

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der Englischunterricht in der Primarstufe
Advertisements

Englischunterricht am Gymnasium (G 8)
A U S S T R A H L U N G Gedanken, Impulse.
Schulfähigkeitsprofil als Brücke zwischen Kindergarten und Schule
Projekt Bildungsplan Oberschule
Schweizer Standarddeutsch als Unterrichtssprache
Schweden Bildungssystem und Situation von Kindern mit Migrationshintergrund Nina Everts.
FRANZÖSISCH ODER LATEIN ?
Untersuchung zum durchgängigen Spracherwerb Polnisch in Kitas und Schulen Studie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald in Kooperation mit der Stabstelle.
Herzlich willkommen in Pilsen! Workshop
professioneller Akteur
Foreign Language Acquisition with the Instinct of a Child = Fremdspracherwerb mit dem Instinkt eines Kindes FLIC = Foreign Language Acquisition with the.
Sprachen lernen in der Schule
Das Optimistische Kindergarten
Sprechen in der Sekundarstufe I
Didaktik des BM-Unterrichts: Übergreifende BM-Ziele und Fachinhalte
DSB - Abschlussarbeit ENGLISCH Elisabeth Kaufmann.
Willkommen in Genf ! Klasse 8 Sprechrunde 13.
Probleme lösen „hilf mir!“: ich helfe dir beim Suchen deiner Lösung!
Humor Den Ernst der Sache hinterfragen - Witz und Humor können Flügel verleihen.
Englisch an der Primarschule
Deutschunterricht mit dem Lehrmittel «Die Sprachstarken»
Gesamtschule Eine Schule für alle.
Schulsystem in der Slowakei
Die Wahl der 2. Fremdsprache
Die Fruchtbringende Gesellschaft
Integration und besondere Massnahmen
WORKSHOP Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans bestimmt!
Kompetenzentwicklung in schwierigen Zeiten: Wie man Jugendlichen dabei helfen kann, die eigene Biografie zu gestalten Perspektive Berufsabschluss, Offenbach.
Genderorientierte Berufsorientierung – ohne Eltern geht das nicht!
Präsentation Fremdsprachenbroschüre
Mis Mami redet Portugiesisch, de Papi Italienisch – und ich? Workshop
Auswirkungen des DS auf die Entwicklung
Elternabend der Schule … vom …
Mein Kind kommt in die Schule
Die neue Fremdsprachenkonzeption in Baden-Württemberg
Das Unbehagen in der Landeskunde
QUIMS-Handlungsfeld Sprachförderung
2. Fremdsprache ab Klasse 7
Fremdsprachenunterricht in der Volksschule
Fremdsprachenunterricht in der Volksschule „Je früher desto besser?“ Expertise des Vorstandes LSH Mai Ausgangslage: Annahme Motion Germann.
Tipps für Eltern der Schulanfänger
Sprachenportfolio ESP II
„Latein oder Französisch?“
Bessere Rahmenbedingungen für eine moderne Volksschule.
Verfassungsartikel «musikalische Bildung» Darum geht es Bund und Kantone sollen gemäss dem Subsidiaritäsprinzip verpflichtet werden, die musikalische Bildung.
Durch den Fremdsprachenunterricht wird das in der Muttersprache aufgebaute Weltbild des Kindes erweitert, es wird differenziert und problematisiert. Damit.
Bloggen in der Schule Eine Präsentation über verschiedene Aspekte zum Thema „Bloggen in der Schule“
10 Tipps gegen Lampenfieber
Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V.
„Chancen durch Mehrsprachigkeit“
Das Schulsystem in Deutschland.
Englischunterricht mit dem Lehrmittel «New World».
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Sprungbrett – Integration durch Frühförderung. 2 „ Wenn man benachteiligte Kinder sehr früh fördert, sind die ökono- mischen Effekte enorm.“ James Heckmann,
Amt für Volksschule Englisch in der Primarschule Elternabend Braunau, 30. April 2009.
Lernerprofile - deutsch [Entwurfsfassung 1.1] Profil 2.
Wahl der 2. Fremdsprache am Was eignet sich für mein Kind? Eine Kurz-Präsentation des Fachbereichs Französisch am GAK.
Lernerprofile – deutsch Profil 1 [Version 1.2] Profil (1) weiblich 9 Jahre alt geboren in Südtirol (Italien) lebt seit der Geburt in Südtirol L1 Deutsch.
Die Bildungs- und Unterrichtssprache lehren im Kontext von Diversität maledive.ecml.at Lernerprofile – deutsch Profil 2.
Setzen 6!. Noten in Bremen 74 Grundschulen in Bremen davon sind über 40 Grundschulen notenfrei in Vegesack sind 4 von 6 Grundschulen notenfrei.
o relativ junger Begriff o Der Bestandteil des Lebens, der Innen- und Außenpolitik o EXPLIZITE SPRACHENPOLITIK Grundsätze, Regelungen, Gesetze, finanzielle.
Wir begrüßen Sie zur Informationsveranstaltung über das
2. Fremdsprache Wahl der. FRANZÖSISCH - keine Frage! Warum sollte man Französisch lernen? Französisch ist eine moderne und lebendige Sprache Französisch.
Schweizer Dialekte / 1. ein „Purzelbaum“ Das sind alles Schweizer Dialektausdrücke für den „Purzelbaum“. Markiere dir mit Leuchtstift jene, die du verstehen.
Informationsabend 2. Fremdsprache
Bilingualer Unterricht am Otto-Hahn-Gymnasium
Judit Langer-Buchwald
Elterninformation Fremdsprachen
Irren ist menschlich – Fehlerkorrektur (nicht nur) im DaF-Unterricht
 Präsentation transkript:

Hochdeutsch als Unterrichtssprache Fragen, Bedenken, Einwände Chur, 30. Mai 07 Thomas Bachmann

Von «Deutsch fédéral» bis «Bühnenhochdeutsch» Zu starker Fokus auf «Lautung» Bühnenhochdeutsch/Nachrichtendeutsch = Berufssprache Ausschlaggebend: die «konzeptionelle» Qualität des gesprochenen Hochdeutschen Ziel: lebendiges Schweizer Hochdeutsch mit vielen mündlichen Registern

Die Frage nach der Korrektur Korrigieren: mit Augenmass! Weniger ist mehr! Korrektur # Korrektur! An den Inhalten orientierte Korrekturen Das Primat der beiläufigen, impliziten Korrektur An den Normen der Mündlichkeit orientierte Korrektur

Sprache, Herkunft und Identität Schulsprache zu Gotthelfs Zeiten: Hochdeutsch! Identität ist mit Sprache verknüpft, aber nicht an eine (bestimmte) Sprache gebunden! Entscheidend für «Überleben Dialekte”: Aspekte der ausserschulischen «Dialekt-bewegungen” Möglichkeiten und Grenzen (!) der Schule

Zeitfenster für Mundart und Hochdeutsch im Unterricht Was spricht dafür: keine Bindung an Situationen Was spricht dagegen: Interpretations-spielräume und herkömmliche Praxis Gefahr: «quantitative» Vorgabe wird «qualitativ» interpretiert Gefahr: Vorgabe «legitimiert» herkömmliche Praxis

Und wenn die Kinder nicht Hochdeutsch sprechen wollen? Sprechmodell sein Codewechsel anbieten (implizit) Korrekturpraxis (eigene und fremde) überprüfen Druck wegnehmen, Prioritäten setzen Ermuntern, spielerische Zugänge

Hochdeutsch: aber nicht im Klassenkreis und im Turnen?! Gut gehütete Mythen – und der Blick auf die Praxis von NovizInnen Die Bedeutung der sprachlichen Sozialisation und Praxis Jede Sprache kann grundsätzlich alles! Die Folgen einer situationsspezifischen Verwendung von Mundart und Hoch-deutsch im Unterricht

Hochdeutsch: eine Fremdsprache? Lesen und schreiben wir in der «Fremdsprache Hochdeutsch»? Was ist «fremd» am gesprochenen Hochdeutsch? Wir «entfremden» uns selbst dem Hochdeutschsprechen gegenüber! Ausschlaggebend dafür: die Forderung «Rede wie gedruckt!»

Hochdeutsch im Kindergarten Die Chancen des frühen Beginns Chur, 30. Mai 07, PHGR Thomas Bachmann

(1) Titel sprechen und versprechen 2004: zwei Studien zu „Hochdeutsch-Kindergarten“ und „Hochdeutsch in der 1. Klasse“ Titel ermuntern zur konsequenten Ver-wendung von Hochdeutsch als Unterrichtssprache: «Die Chancen des frühen Beginns» «Hochdeutsch – Vom Grüezi bis zum Adieu »

(2) Die andere Seite: Vorbehalte und Bedenken «Hochdeutsch als Unterrichtssprache» stösst auch auf Widerstand. Fokus der Kritik auf: Aspekten des Spracherwerbs, der Sprachförderung und der Sprachenpolitik.

(3) Alltagstheorie < > fach-licher Diskurs Gegensatz zwischen «Alltagstheorie» und «fachlichem Diskurs» Ziel der Studien: fachliche «Versprechen » überprüfen … … nämlich dass die Kinder gerade von der «frühen» Verwendung von Hochdeutsch als Unterrichtssprache besonders profitie-ren!

(4) Gesetzmässigkeiten «frühes Sprachenlernen» Die Rezeption kommt vor der Produktion Motor für das Lernen = Sprachanwendung Lernen ist stark pragmatisch orientiert Einstellungen Sprache gegenüber sind positiv Hohe Frustrationstoleranz gegenüber Fehlern Basis für späteres systematisches sprach-liches Lernen

(5) Befunde zu Hochdeutsch in Kindergarten und 1. Klasse Übersicht (vgl. Handout) Befunde Studie zum Kindergarten (a) Wirkkraft im Kindergarten (b) Wirkkraft in der 1. Klasse Befunde Studie zur 1. Klasse

Ausgewählte Befunde KG Positive Einstellung gegenüber Hoch-deutsch: Einfluss Hochdeutschkinder-garten ist stärker als Familiensprache. Besuch Hochdeutschkindergarten fördert konsequente/zunehmende Verwendung des gesprochenen Hochdeutschen. Freude am Hochdeutschsprechen: nicht auf Kosten der Mundart!

Befunde KG: Fortsetzung Besuch Hochdeutschkindergarten fördert Imitationslernen, Probierhaltung und Risikobereitschaft. Bezüglich Einstellung und Praxis: es profitieren insbesondere Kinder mit Schweizerdeutsch sprechenden Eltern.

Ausgewählte Befunde 1. Kl. Besuch Hochdeutschkindergarten unter-stützt die konsequente Verwendung des Hochdeutschen nachhaltig. Kinder aus dem Hochdeutschkindergarten verwenden Hochdeutsch und Mundart weniger situationsspezifisch als Kinder aus dem Mundartkindergarten.

Befunde 1. Kl.: Fortsetzung Nachhaltiger Einfluss des Hochdeutsch-kindergartens auf Probierhaltung und Imitationslernen in der 1. Klasse. Der von der Lehrperson praktizierte Gebrauch von Hochdeutsch als Lern- und Beziehungssprache wird von den Kindern übernommen.

Befunde 1. Kl.: Fortsetzung Das Anliegen, dass sich alle Kinder mitteilen können, ist prioritär und steht vor dem Anspruch, dass die Kinder konsequent Hochdeutsch sprechen. Kinder mit Migrationshintergrund sind darauf angewiesen, dass ihnen die Lehrperson eine klare sprachliche Orientierung gibt.