Wilhelmine Widhalm-Kupferschmidt Rezeption in Sprache und Literatur

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 Präsentation transkript:

Wilhelmine Widhalm-Kupferschmidt Rezeption in Sprache und Literatur

LEHRPLAN Die Schülerinnen und Schüler sollen folgende Ziele erreichen: 1. Kenntnisse über die Entwicklung und das Weiterleben der lateinischen Sprache erwerben und diese aktiv im Sprachvergleich (romanische und slawische Sprachen, Deutsch, Englisch) anwenden; 2. ausgehend von Originaltexten Einblick gewinnen, wie sehr Gattungen und Motive der lateinischen Literatur die westliche Kultur bis in die Gegenwart beeinflussen

Entwicklung und Weiterleben der lateinischen Sprache 1. Entwicklung und Weiterleben der lateinischen Sprache

Mögliche Inhalte Latein als Modell Sprachvergleich Weiterleben der lateinischen Sprache Wortbildungslehre

Latein als Modell Sprachschichten Sprachentwicklung Sondersprachen Sprachvergleich (kontrastive Grammatik, z.B. die Genera, Kasus, Tempora …) auch unter Einbeziehung der in der Klasse vertretenen Muttersprachen

„Mutter“ Latein Latein im System der indogerm. Sprachen „Töchter“ des Lateinischen „Ziehkinder“ des Lateinischen

„Ziehkinder“ des Lateinischen Sonderfall Deutsch Sonderfall Englisch Falls zugänglich: eine slawische Sprache

Latein und Englisch AcI Relativsätze -nd-Formen und Participia Demonstrativa (these/those – is/ille) Konditionalsätze Steigerung (magis-maxime/more-most) Wortbildungslehre, Umwandlung lateinischer Wörter in englische

Latein und Deutsch Fremdwörter Lehnwörter Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen Christianisierung des Deutschen Redewendungen

Lehnwörter am Beispiel „Wein“ Winzer (vinitor) keltern (calcare) torkeln (torculum: Drehpresse) Kelch (calix), Trichter (traiectorium) Most (mustum), Becher (spätlat. bacarium) Bottich (vulg. buttis), pfropfen (propago) pflücken (vulg. pilucare)

Lehnübersetzungen Lehnübertragungen I Wochentage Zuber (< „zwo-ber“; germ. ber- siehe „Bahre“, „gebären“) zu amphora („zweihenkelig“); „Ei-mer“ aus „Ein-ber“

Lehnübersetzungen Lehnübertragungen II rusticus, villanus (bäurisch, ungebildet) > frz. vilain (hässlich), engl. villain > dt. Tölpel: aus Törpel < Dörfel, „vom Dorf“

Christianisierung des Deutschen latinisierte griech. Wörter (Kirche, Priester, Bischof, Mönch etc.) Kloster, Propst, Predigt, Traktat Kulturelle Wirkung der Klöster (Landwirtschaft, Kulturtechniken …): Brezel, Petersilie, Lilie …

Redewendungen aus dem Lateinischen (Auswahl) nuda veritas – die nackte Wahrheit in omnium ore – in aller Munde crambe repetita – der aufgewärmte Kohl Latine loqui – „Deutsch“ reden manibus pedibusque – mit Händen und Füßen

Literaturauswahl Hans Widmer, Lebendige Antike. Edition Odysseus, CH-5023 Biberstein Karl-Wilhelm Weeber, Romdeutsch. Eichborn, Frankfurt 2006 Ferdinand Sommer, Vergleichende Syntax der Schulsprachen. WBD 1971 Klaus Bartels, Veni, vidi, vici. Geflügelte Worte aus dem Lateinischen. 11., erweiterte Auflage, Philipp von Zabern, Mainz 2006 Klaus Bartels, Wie Berenike auf die Vernissage kam. 77 Wortgeschichten. WBD 1996 Klaus Bartels, Wie der Steuermann im Cyberspace landete. WBD 1998 Klaus Bartels, Wie die Murmeltiere murmeln lernten. Zabern, Mainz 2001 Klaus Bartels, Trüffelschweine im Kartoffelacker. Zabern, Mainz 2003 Bernhard Kytzler, Lutz Redemund, Unser tägliches Latein. Lexikon des lateinischen Spracherbes. Philipp von Zabern, Mainz 1992 Werner Nagel u.a., Latein – Brücke zu den romanischen Sprachen. Entwicklungslinien – Sprachregeln – Texte – Übungen (Auxilia 41, Buchner, Bamberg 1997) Luigi Luca Cavalli-Sforza, Gene, Völker und Sprachen. Hanser München-Wien 1999 Hans Joachim Störig, Abenteuer Sprache. Ein Streifzug durch die Sprachen der Erde. Langenscheidt 1995 Carl Vossen, Mutter Latein und ihre Töchter. Stern-Verlag Janssen 1999 Der Altsprachliche Unterricht 1/2002: Englisch und Latein

Rezeption von Gattungen und Motiven 2. Rezeption von Gattungen und Motiven

Begriffsbestimmung lat. recipere: (wieder) aufnehmen (Stowasser, S. 429) Rezeption: Rückgriff auf etwas (Bekanntes), Wiederaufnahme, aber auch Neugestaltung Rezeption auf unterschiedlichen Ebenen Rezeption ist nicht abgeschlossen!

Beispiele für Antikerezeption in der deutschsprachigen Literatur Deutsche Klassik 20. Jhdt

Die Faustsage Theophiluslegende der Hrotswit von Gandersheim (10. Jhdt) V. 97 ff. Ocius ille magus secum duxit maledictus Trans urbem sub nocturnis secreto tenebris, Intulit inque locum multo phantasmate plenum … Sponte dedit proprii chartam scribens detrimenti, In qua spirituum testatur velle nigrorum esse sub aeternis sociis per saecula poenis.

Unterm Sternbild des Herkules. Antikes in der Lyrik der Gegenwart. Hrsg. Von Bernd Seidensticker und Peter Habermehl. Insel-TB 1789 AU 2/94: Antikerezeption in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart

Nicht nur Pyramus und Thisbe: Lat. Quellen für Shakespeare Gesta Romanorum (Kaufmann von Venedig; Lear) Geoffrey of Monmouth (Lear) Saxo Grammaticus (Hamlet) G. Buchanan (Macbeth)

Sine arte mensa Catull, c. 13 (cenabis bene, mi Fabulle, apud me) Martial, epigr. 11,52 (cenabis belle, Iuli Cerialis, apud me) und 10,48 Plinius, epist. 1,15 (heus tu, promittis ad cenam …) Ben Jonson (1527-1637): Inviting a friend to supper

Fama Vergil, Aen. IV, 173-197 Ovid, Met. XII, 39-63 G. Chaucer, The House of Fame

Dido und die Witwe Vergil: Dido und Aeneas Phaedrus, fabulae – App. Perott. 15 Petron, Witwe von Ephesos C. Huygens, Vidua quaedam J. La Fontaine, La matrone d`Éphèse Christopher Fry, A Phoenix Too Frequent

Citoyen Brutus: Rezeption der lat Citoyen Brutus: Rezeption der lat. Antike in der Französischen Revolution

Brigitte Bardot als Marianne

Altar der Natur beim Reunionsfest 1793

J. L. David

Die USA und die lat. Antike Silberne Memorialmedaille für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, 1782

Libertas Americana

Villa des Th. Jefferson, Monticello

Die Gründerväter und die Antike Lateinische State-Mottos Washington (Iustitia omnibus) plus 20 Bundesstaaten, z.B. Ad astra per aspera (Kansas) Sic semper tyrannis (Virginia) Griech. Motto Kaliforniens

Hercules in den USA JFK 1963

Buchtipp Joachim Riecker, „Das Geheimnis der Freiheit ist Mut.“ Antike Vorbilder in der amerikanischen Außenpolitik von Theodore Roosevelt bis Bill Clinton. Schöningh,Paderborn 2006.