Francisci Petrarcae Martin Opitz (1624).

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 Präsentation transkript:

Francisci Petrarcae Martin Opitz (1624)

Übersicht Vortrag des Sonetts Themen Inhalt der einzelnen Strophen Form Sprache Epoche Barock Biografie: Martin Opitz

Sonett Ist Liebe lauter nichts, wie dass sie mich entzündet? Ist sie dann gleichwohl was, wem ist ihr Tun bewusst? Ist sie auch gut und recht, wie bringt sie böse Lust? Ist sie nicht gut, wie dass man Freud aus ihr empfindet? Lieb ich ohn allen Zwang, wie kann ich Schmerzen tragen? Muss ich es tun, was hilft‘s, dass ich solch Trauen führ? Heb ich es ungern an, wer dann befiehlt es mir? Tue ich es aber gern, um was hab ich zu klagen? Ich wanke wie das Gras so von den kühlen Winden Um Versperzeit bald hin geneiget wird, bald her: Ich walle wie ein Schiff, das durch das wilde Meer Von Wellen umgejagt nicht kann zu Rande finden. Ich weiß nicht was ich will, ich will nicht was ich weiß: Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.

Themen Hauptthemen: das lyrische Ich bemüht sich, die Liebe mit ihren verschiedenen Facetten und Erscheinungsformen zu definieren Widersprüchlichkeit von Gefühlen Unsicherheit des lyrischen Ichs Adressat: großes Publikum; insbesondere Verliebte + Menschen, die die Liebe anzweifeln oder auf der Suche nach dem Sinn der Liebe sind Titel: Sonett trägt den Namen von Francesco Petrarca Martin Opitz lässt sich von seiner Liebeslyrik inspirieren, verpönt ihn aber zugleich

Inhalte der einzelnen Strophen Quartett: Existenz der Liebe wird hinterfragt  die Liebe zeigt sich zwar durch Gefühle und Verliebtsein, lässt sich aber nicht kontrollieren und bleibt dem Menschen unbewusst Ethische Bewertung der Liebe  gegensätzliche Auswirkungen: Freude und böses Verlangen 2. Quartett: Frage, ob der Mensch freiwillig und gerne oder unfreiwillig und ungerne liebt Schlussfolgerung: das lyrische Ich findet auf die rhetorischen Frage der Quartette keine konkreten Antworten

Inhalte der einzelnen Strophen 3. + 4. Terzett: beide Terzette sind durch ein Enjambement (Vers 11 + 12) miteinander verknüpft das lyrische Ich gibt Definitionsversuch der Liebe schließlich auf und beschreibt stattdessen die Widersprüchlichkeit, die es selbst empfindet Fazit/Intention: Liebe lässt sich nicht konkret definieren, sondern nur in ihrer Widersprüchlichkeit empfinden

Form Strophen, Verse: 4 Strophen, 14 Verse  Quartette mit umarmenden Reimen (abba), 2 Terzette mit Schweifreimen (abb) Metrum: 6-hebiger Jambus (Alexandriner) Kadenzen: Beginn + Ende jeweils eine männliche Kadenz; Wechselspiel von weiblichen + männlichen Kadenzen im Verlauf des Sonetts

Sprache Personifikation: „mich entzündet“ (Vers 1)  Liebe ergreift rasch Besitz von einer Person (Bezug zu Feuer) + kein Entkommen, wenn man sich verliebt Anaphern: „Ist sie…“ (Verse 2-4)  die Wirkung der Fragen wird verstärkt, sie wirken eindringlicher auf den Leser + die Unfähigkeit des lyrischen Ichs, die Fragen zu beantworten, rückt in den Vordergrund Oxymoron: „böse Lust“ (Vers 3)  Leichtsinnigkeit + Kehrseite der Liebe Antithetik (Verse 1-8, Quartette) der Themen Existenz, Ethik, Freiwilligkeit  verweifelter Versuch des lyrischen Ichs durch Antithesen an eine Definition der Liebe zu kommen; Widersprüchlichkeit + Schattenseite der Liebe werden betont

Sprache Vergleiche/Metaphern: „wie das Gras“ (Vers 9), Gras steht für Zerbrechlichkeit + Standhaftigkeit; „wie ein Schiff“ (Vers 11), Schiff symbolisiert Stabilität + Brüchigkeit  lyrisches Ich fühlt sich den Widersprüchen der Liebe hilflos ausgeliefert Enjambement (Vers 11 + 12) verknüpft die Terzette miteinander + die Dynamik der Schiffs-Metapher wird hervorgehoben Inversion: „bald hin… bald her“ (Vers 10): Betonung der Unentschlossenheit des lyrischen Ichs

Sprache Chiasmus: „ Ich weiß nicht was ich will, ich will nicht was ich weiß“ (Vers 13): einsichtige Wendung; das lyrische Ich gibt auf, eine schlüssige Definition für die Liebe zu finden  mangelnde Entschlusskraft Antithese/Parallelismus: „Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß“ (Vers 14)  Verwirrung + emotionaler Zustand des lyrischen Ichs wird unterstrichen

Epoche: Barock Petrarkismus (hergeleitet von Francesco Petrarca, 1304-1374) prägte die europäische Liebeslyrik bis ins 18. Jahrhundert Sprecher: immer der Mann festes Motiv: „Schönheitskatalog“ (die Auflistung weiblicher Körperteile in ihren Vorzügen) Unerfülltheit der Liebe Motiv der Vergänglichkeit Gebrauch von Antithetik (Widersprüchlichkeit der Liebe)

Biografie: Martin Opitz Geburt: 23. Dezember 1597 im schlesischen Bunzlau 1617: Veröffentlichung von „Aristarchus sive de contemptu linguae teutonicae“ (Betrachtung der deutschen Sprache) 1618: Opitz beginnt sein Jurastudium in Frankfurt; wechselnd anschließend 1619 nach Heidelberg

1622: Opitz wird Lehrer am Gymnasium Weißenburg in Siebenbürgen, er verfasst die „Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Krieges Rückkehr nach Schlesien im Jahr 1623; das „Buch der Deutschen Poeterey“ wird 1624 veröffentlicht 1625: Opitz wird von Kaiser Ferdinand II. mit dem Dichterlorbeer gekrönt; die „Acht Bücher Deutschen Poematum“ (Gedichtbände) erscheinen

1630: Übersiedlung nach Paris 1636: Umzug nach Danzig; Opitz tritt in den Dienst des polnischen Königs Vladisl VI. und wird Sekretär und Gedichtschreiber letztes Werk: „Annolied“ (Jahr 1639) stirbt am 20. August 1939 an der Pest