Enzyklopädie und Lexikon

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 Präsentation transkript:

Enzyklopädie und Lexikon Der Versuch der allumfassenden Darstellung von Wissen

Enzyklopädie und Lexikon Johann Amon Comenius: Orbis sensualium pictus. 1658

Ablauf der Präsentation Historische, etymologische Bedeutung Scheitern des ursprünglichen Konzepts der Enzyklopädie Wikis als neuer Versuch der offenen, pluralen Gesamtheit des Wissens gerecht zu werden Problem der zeitlichen Bedingtheit des Wissens aufgezeigt an 3 enzyklopädischen Einträgen Reflexionen als Ausgangspunkt der Diskussion

Historische, etymologische Bedeutung Wortstamm enkyklios (im Jahreskreislauf immer wieder kehrend, üblich, alltäglich) paideia (Bildung) => Kombination: ἐγκύκλιος παιδεία

Historische, etymologische Bedeutung weitere Entwicklung 1490: Gelehrtenkreis um Politian: „encyclopaedeia“ Kreis der Bildung Bildunskanon – „Artes Liberales“

Historische, etymologische Bedeutung Angelo Poliziano

Historische, etymologische Bedeutung Johann Heinrich Alsted: „Encyklopaedia Cursi Philosophici“ (1630) Anspruchsänderung und somit Umdeutung des Begriffes: die Enzyklopädie soll die Gesamtheit des Wissens beinhalten

Historische, etymologische Bedeutung Umbruch 1751: Veröffentlichung „Encyclopèdie“ der beiden französischen Autoren Denis Diderot und Jean Le Rond D’Alembert Netz des Wissens, statt Kreis des Wissens

Historische, etymologische Bedeutung Jean Le Rond D’Alembert Denis Diderot

Historische, etymologische Bedeutung Lexikon Art und Weise der Wissensanordnung verlässt linear-sukzessive Ordnung der Enzyklopädie „multirelationales Wissenssystem“ statt linearem Aufbau

Historische, etymologische Bedeutung Aktuelle Bedeutung synonyme Verwendung der Begriffe „Enzyklopädie“ und „Lexikon“ neue Weiterentwicklung: Hypertext als Verfeinerung der lexikalen Konzeption

Historische, etymologische Bedeutung ENZYKLOPÄDIE LEXIKON Metapher: Kreis des Wissens Netz des Wissens Vollständigkeit Geschlossenheit Homogenität Pluralität Offenheit Heterogenität themenorientiert- systematische Wissensanordnung lexikalisch- alphabetische Wissensanordnung linear- sukzessives Lernen selektives Lernen

Scheitern des ursprünglichen Konzepts der Enzyklopädie 3 grundlegende Ansprüche an eine Enzyklopädie: einheitliche Darstellung umfassende Darstellung geschlossen- systematische Darstellung

Scheitern des ursprünglichen Konzepts der Enzyklopädie Einheitliche Darstellung: wird auf einen einheitlichen Prozess der Erzeugung des Wissens zurückgeführt ABER: unterschiedliche Systeme der Hervorbringung, Interpretation und Anordnung des Wissens stehen gleichwertig nebeneinander Pluralismen des Denkens und der Weltbilder

Scheitern des ursprünglichen Konzepts der Enzyklopädie Umfassende Darstellung: steht im Widerspruch zum quantitativen Umfang und zum dynamischen Prozess des Wissens Dynamik des Wissens Prozess, statt Festlegung

Scheitern des ursprünglichen Konzepts der Enzyklopädie Geschlossen- systematische Darstellung: Pluralität des Wissens Falsifikation statt Verifizierung Wissen bis auf Widerruf nur eine offene Darstellung des Wissens kann dem Begriff gerecht werden

Scheitern des ursprünglichen Konzepts der Enzyklopädie Die Idee der Enzykloädie- zu große Ansprüche für den Menschen

Wikis als neuer Versuch der offenen, pluralen Gesamtheit des Wissens gerecht zu werden Wikipedia als Beispiel: Warum? Ansprüche der Enzyklopädien kommerziell erfolgreich

Wikis als neuer Versuch der offenen, pluralen Gesamtheit des Wissens gerecht zu werden ständige Überarbeitungsmöglichkeit permanente Kontrolle Benutzer selbst modifizieren Wissen Wissende als Ursprung des Wissens ständige Falsifikation

Wikis als neuer Versuch der offenen, pluralen Gesamtheit des Wissens gerecht zu werden Quantitative Problematik keine Lösung ABER: größte jemals in einem Gesamtsytem zusammengefasste Quantität an Wissen (Anmerkung: persönliche Vermutung!!)

Wikis als neuer Versuch der offenen, pluralen Gesamtheit des Wissens gerecht zu werden pädagogischer Anspruch gesellschaftspolitischer Anspruch „Wissen soll allen Menschen zur Verfügung stehen!“ Problem: Wissen wird in kapitalistischer Gesellschaft zur Ware

Problem der zeitlichen Bedingtheit des Wissens aufgezeigt an 3 enzyklopädischen Einträgen 3 Einträge zum Bergiff „Gott“: aus dem 19. Jahrhundert Anfang des 20. Jahrhunderts aktueller Wikipediaeintrag

Problem der zeitlichen Bedingtheit des Wissens aufgezeigt an 3 enzyklopädischen Einträgen Gott, das übermenschliche, völlig mangellose, ewig lebendige Wesen, welches durch seinen allmächtigen Willen in unendlicher Weisheit die Welt und den Menschen schafft und erhält…. Die wahre Religion ist es, welche diejenige Lehre vom göttlichen Wesen enthält, welche Gott selbst in seiner Offenbarung dem Menschen von sich mitgetheilt hat… In den begnadigten Menschen, den Christen, lebt er nun fortan, wie sie in ihm, indem der Geist des Menschen seines göttlichen Ursprungs sich bewußt und dadurch geheiligt wird, und so ist er der heilige Geist, und die Menschen selbst erheben sich zur Gemeinschaft der Heiligen… (Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 245)

Problem der zeitlichen Bedingtheit des Wissens aufgezeigt an 3 enzyklopädischen Einträgen Der Pantheismus (s. d.) setzt Gott und All als eines, der Theismus setzt Gott außer der Welt als ein Wesen für sich, das er als persönlich auffaßt. Der Atheismus leugnet die Existenz einer Gottheit überhaupt…. (Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 399-411)

Problem der zeitlichen Bedingtheit des Wissens aufgezeigt an 3 enzyklopädischen Einträgen Als Gott beziehungsweise Gottheit wird eine im religiösen Glauben erfahrene überwiegend transzendente und personifizierte Macht bezeichnet. (Wikipedia: Gott. 18.11.2009)

Problem der zeitlichen Bedingtheit des Wissens aufgezeigt an 3 enzyklopädischen Einträgen Gesellschaft immer in ihrer geistesgeschichtlichen Gegenwart Objektives Wissen: Anspruch der Enzyklopädie bzw. des Lexikon möglich? Lösungen (?): Verlagshäuser: qualifizierte Autoren Wikis: ständige Überarbeitung und Kontrolle

Reflexionen als Ausgangspunkt der Diskussion Können das Lexikon bzw. die Enzyklopädie ihrem eigens gestellten Anspruch der Objektivität gerecht werden? Lösung des dynamischen Prozesses des Wissens: Verlage vs. Wikis Werden Wikis irgendwann den Tod der Lexika in Buchform bedeuten? Wenn ja, sollte das verhindert werden? Kann Wikipedia als wissenschaftliche Quelle anerkannt werden?

Quellenangaben Böhm, Winfried: Wörterbuch der Pädagogik. (Alfred Kröner Verlag) Stuttgart 16 2005 Encyclopedia: Online unter: http://www.britannica.com/EBchecked/topic/186603/encyclopaedia, 17.11.2009 Enzyklopädie: Online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Enzyklopädie, 18.11.2009

Quellenangaben Gott. Online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Gott, 19.11.2009 Gott (Brockhaus 1837). Online unter: http://www.zeno.org/Brockhaus-1837/A/Gott?hl=gott, 19.11.2009 Gott (Eisler 1904). Online unter: http://www.zeno.org/Eisler-1904/A/Gott?hl=gott, 19.11.2009

Quellenangaben Iske, Stefan: Vernetztes Wissen: Hypertext-Strategien im Internet. (Wilhelm Bertelsmann Verlag) Bielefeld 2002, S. 38- 42. Orbis sensualium pictus. Online Unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Orbis_sensualium_pictus, 19.11.2009

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!