Alkohol und Drogen Dr. CHRISTIAN HUSEK Fliegerärztlicher Sachverständiger Österreich und USA Fluglehrer/Examiner CPL-IFR-Multiengine www.flugmedizin.at.

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 Präsentation transkript:

Alkohol und Drogen Dr. CHRISTIAN HUSEK Fliegerärztlicher Sachverständiger Österreich und USA Fluglehrer/Examiner CPL-IFR-Multiengine www.flugmedizin.at www.aviationteam.com

Modell der Unfallgefährdungszone Flugfehler ermöglichende oder begünstigende innere Bedingungen Achtung! Die Anforderungen übersteigen die aktuelle Leistungsfähigkeit. Es entsteht eine Zone er-höhter Unfallgefährdung Physiologische Bedingungen Psychologische Bedingungen Anstieg Abfall Umwelt- bedingungen Organisatorische Bedingungen Einsatzspezifische Flugfehler ermöglichende oder begünstigende äußere Bedingungen 100% INDIVIDUELLE LEISTUNGSFÄHIGKEIT Start Abflug Landung Anflug Warteschleife Reiseflug LEISTUNGSANFORDERUNGEN Technische Bedingungen

F acts O options R isks D ecision E xecute C heck

FLIEGERISCHE ENTSCHEIDUNGSFINDUNGSPROZESSE/ AERONAUTICAL DECISION MAKING PROCESS (6) Als verantwortlicher Pilot treffen Sie die endgültige Entscheidung und diese betrifft Ihre eigene Sicherheit ebenso wie die Ihrer Passagiere !

FLIEGERISCHE ENTSCHEIDUNGSFINDUNGSPROZESSE/ AERONAUTICAL DECISION MAKING PROCESS (7) Ihre wichtigste Verantwortlichkeit ist daher Ihre eigenen Grenzen zu kennen, insbesondere bezüglich Ihrer allgemeinen Gesundheit, Stressbelastung, Müdigkeit, Grundhaltungen/attitudes, Kenntnissen, Fähigkeiten und Erfahrung.

nur knapp 20 % sind Technikfehler HUMAN FACTORS Menschliches Fehlverhalten und menschliche Unzulänglichkeiten („human factors“) sind heute in etwa 80 % aller Flugunfälle die Ursache ! nur knapp 20 % sind Technikfehler

Hypoxie (Sauerstoffmangel): Indifferenzzone: bis 2000 m; trotz leicht abnehmender Sauerstoffsättigung keine Symptome Reaktionsschwelle: ab ca. 2000 m (bereits Einschränkung des Nachtsehens möglich): Vollständige Kompensation: erhöhte Atemfrequenz und Atemtiefe, Herzfrequenzanstieg Störschwelle: ab 3000 m: unvollständige Kompensation mit subjektiven. und objektiven Einschränkungen der Leistungsfähigkeit Kritische Schwelle: 6.600 m: Übergang zur tödlichen Zone: früher oder später (höhenabhängig): Handlungsunfähigkeit, Bewußtlosigkeit, Tod

Hypoxische Hypoxie: Symptome: subjektiv: objektiv: erhöhte Atem/ Reduzierung der Herzfrequenz Gehirnleistung Müdigkeit Reduzierung des Farbsehens Sehstörungen verminderte Kritikfähigkeit Euphorie verminderte Urteilsfähigkeit

Höhentest nach Lotig

SAUERSTOFFMANGEL: Symptome individuell stark unterschiedlich ! ACHTUNG: Zusätzliches Problem : Druckhöhe ≠ Dichtehöhe ! ( tatsächlicher Luftdruck kann geringer sein als Höhenanzeige !) Vorbeugung: Sauerstoffzufuhr ! (Maske: Beiatmung, reine Sauerstoffatmung), Kabinendrucksystem

Hypoxie: Symptomverstärkung durch: Rauchen : 1 Zigarette = 1,5 % COHb , 5-8 % COHb + 10000 ft = 14000 physiolog. Höhe ! Piloten sollte deshalb vor dem Flug (und natürlich inbesondere während des Fluges) nicht rauchen ! Alkohol (Hangover !) Medikamente/Drogen Erkrankungen (Blut, Herz, Lunge): Kranke können in Höhen, die ein Gesunder vollständig kompensiert und daher nicht bemerkt, schon schwere Sauerstoffmangelsymptome aufweisen

LVR § 3: Betrieb von Luftfahrzeugen und Luftfahrtgerät Absatz 2:   Wer sich durch die Einwirkung von Alkohol, Drogen, Suchtgiften, infolge von Müdigkeit, Erregung, geistigen oder körperlichen Mängeln oder aus anderen Gründen in einem beeinträchtigten Zustand befindet, darf keine Tätigkeit als Flugbesatzungsmitglied an Bord eines Luftfahrzeuges ausüben.

Im § 3 Abs. 2 LVR ist jede Beeinträchtigung erfasst, auch wenn sie nur als vorübergehend anzusehen ist und auch dann, wenn sie die Ausübung der Tätigkeit unter normalen Umständen nicht behindert; somit ergibt sich daraus vor allem etwa ein absolutes Alkohol-, Drogen- und Suchtgiftverbot, da auch kleinste Alkohol-, Drogen- und Suchtgiftmengen gegebenenfalls zu Beeinträchtigungen führen können.   Besonders bei größeren Flugvorhaben ist auf eine einwandfreie körperliche Verfassung (einschließlich entsprechender Nahrungsaufnahme, genügend Schlaf usw.) zu achten (FUK). Aus Sicherheitsgründen werden grundsätzlich – außer in Not- und anderen Ausnahmefällen – auch keine Personen befördert werden dürfen (vgl. § 134 Abs. 1 LFG), die unter Alkohol- oder Suchtgifteinwirkung stehen.

Federal Aviation Regulation (FAR) 91.17 no person may operate or attempt to operate an aircraft: • within 8 hours of having consumed alcohol • while under the influence of alcohol • with a blood alcohol content of 0.04% or greater • while using any drug that adversely affects safety

relevante Substanzen: Alkohol Cannabis Cocain Amphetamine Opiate Benzodiazepine Medikamente

Alkohol: „Breitbandpsychopharmakon“: Wirkung dosisabhängig: bis 0,5 Promille: stimulierend, euphorisierend 0,5 – 1 Promille: Koordinationsprobleme über 1 Promille: Müdigkeit über 2 Promille: Bewußtseinseinschränkung,Atemdepression, Tod rasche Resorption Abbau in der Leber: ca. 0,1 Promille/Stunde „Hangover“: Blutspiegel nahe 0,0 Promille, dennoch anhaltende Beeinträchtigung der Koordination und Entscheidungsfähigkeit

Drogen-Häufigkeit: Strassenverkehr: Universität Innsbruck 2003: häufig Cannabis wenig Opiate, Cocain, keine Amphetamine Medikamente ??

Cannabis (THC): Nach Aufnahme (Rauchen) rascher Übertritt in fettreiche Gewebe (auch Gehirn)  kurzer Gipfel (>100µg/l) und rasche Abnahme von THC im Blut (<1µg/l nach 5h) Abbau zur (inaktiven) THC-Carbonsäure (THC-COOH) und Ausscheidung im Urin THC wird praktisch nicht im Urin ausgeschieden, Urin-Schnelltests weisen THC-COOH nach

Cannabis: Wirkung (1) Wirkungsverlauf: Beginn wenige Minuten nach dem Rauchen, Höhepunkt nach 5 min, Ende nach ca. 2-4 h, Fahrunsicherheit für mind. 6 h und höchstens 24 h Subjektives Rauschmaximum bei bereits stark abgefallenen Blutspiegeln keine enge Dosis-Wirkung-Beziehung

Cannabis: Wirkung (2) Rauschwirkung: variiert, alkoholähnlich, kaum vorhersehbar, umständeabhängig psychische Störungen, veränderte Stimmungslage, Störung der Zeitempfindung, des Sehens und des Hörens Verlust der Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden

Cannabis: Wirkung (3) Typische Fahrfehler: Nichteinhalten der Spur/Abkommen von der Fahrbahn. Störung von Automatismen Fehleinschätzung beim Überholen, bei Abständen, bei Geschwindigkeiten Übersehen von Ampeln und Verkehrszeichen Additive Leistungsminderung mit Alkohol Flashbacks, atypische Räusche Keine relevante Entzugssymptomatik

Cocain: (1) weite Pupillen, Puls- und Blutdruckzunahme, Schwitzen, motorische Unruhe, Erregung bei längerem Gebrauch Konzentrationsstörungen, paranoid-halluzinatorische Psychosen. Paranoide Umformungen des Erlebens, Verneinung der Cocainabhängigkeit

Cocain: (2) Drei-phasiger Rausch: Euphorie (erhöhte Risikobereitschaft, Enthemmung, Antriebssteigerung, optische und taktile Halluzinationen) Dysphorie (angstbesetzte negative Verkennungen, paranoide Halluzinationen, Verfolgungswahn Depression und Erschöpfung

Cocain: (3) Fahrunsicherheit in allen Rauschphasen zunächst erhöhte Risikobereitschaft und Enthemmung, dann Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen Blendempfindlichkeit (Pupillen weit !) auch im Entzug absolut fahrunsicher

Amphetamine (1) Amphetamin MDMA (Methylendioxymet-A.); „Ecstasy, XTC“) MDE (Methylendioxyethyl-A.) gehören zur Gruppe synthetischer Stimulantien (Weckamine). Legale Verwandte: Ephedrin, Appetitzügler, Ritalin u.a.

Amphetamine (2) Wirkung: stimulieren Ausschüttung körper-eigenen Adrenalins/Noradrenalins Gefühl physischer Stärke und geistiger Leistungsfähigkeit Todesfälle auch durch Verkennung der eigenen Leistungsgrenzen weite Pupillen, Unrast, Herzjagen, Bluthochdruck, Schweißausbrüche, Sehstörungen, Angst, Halluzinationen, Verfolgungswahn, Mundtrockenheit

Amphetamine (3) Es besteht grundsätzlich Fahrunsicherheit. Motorische Unruhe, Enthemmung, erhöhte Risikobereitschaft, Fehleinschätzungen bis Realitätsverlust später plötzliche Ermüdung/Erschöpfung Wirkung ist stark von der individuellen Gewöhnung abhängig, die sich rasch entwickelt.

Morphin und andere Opiate (1): Opium: getrockneter Saft der Mohnkapsel Morphin: Schmerzmittel Heroin (Diacetylmorphin): 5-10x stärker wirksam als Morphin Codein, Dihydrocodein: Hustenmittel Umbau im Körper zu Morphin in therapeutischer Dosis 30 mg irrelevant. Als Suchtersatzmittel (>300 mg) relevant Opioide: (synth.) Morphin-Abkömmlinge Backmohn: enthält Morphin und Codein (aber wenig, ggf. gutachtliche Würdigung)

Morphin und andere Opiate (2): Leitsymptom: enge Pupillen, auch im Dunkeln, Apathie, Schläfrigkeit, Benommenheit, evtl. Speichelfluß Fahrunsicherheit: oft Schlangenlinien, Dunkelheitsfahrten gefahrenträchtig fahrig, unruhig, unkoordiniert Entzugserscheinungen machen fahrunsicher Konsumenten sind eher selten motorisierte Verkehrsteilnehmer

andere Substanzen (1): Methadon: Morphinsubstitutionsmittel bei optimaler Einstellung kann Fahrsicherheit gegeben sein. Sonst (auch in Verbindung mit Alkohol) Fahrunsicherheit analog Opiate LSD: potentes Halluzinogen. Erregung, dann Trugwahrnehmung. Absolute Fahrunsicherheit Schnüffelstoffe (Lösungsmittel, Lachgas): Jugendliche, Techno-Szene. Kurze Räusche, kurze Nachweisbarkeit durch schnelle Abatmung

andere Substanzen (2): Benzodiazepine : im Szenejargon „Langsame“ (Valium, Rohypnol, Somnubene, Praxiten,Temesta, u.v.m.): verbreitete Beruhigungsmittel und Suchtersatzstoffe mit unterschiedlicher Wirkdauer. Sedierung und Muskelschwäche Fahrunsicherheit möglich (hang-over) Psychopharmaka (Antidepressiva, Neuroleptika): Fahrsicherheit oft durch die Grunderkrankung aufgehoben, bei guter Einstellung Fahrsicherheit möglich

“Whenever we talk about a pilot who has been killed in a flying accident, we should all keep one thing in mind. He...made a judgment. He believed in it so strongly that he knowingly bet his life on it. That his judgment was faulty is a tragedy,… Every instructor, supervisor, and contemporary who ever spoke to him had the opportunity to influence his judgement, so a little bit of all of us goes with every pilot we lose.” --Anonymous

DANKE für IHRE AUFMERKSAMKEIT ! “Whenever we talk about a pilot who has been killed in a flying accident, we should all keep one thing in mind. He...made a judgment. He believed in it so strongly that he knowingly bet his life on it. That his judgment was faulty is a tragedy,… DANKE für IHRE AUFMERKSAMKEIT ! Every instructor, supervisor, and contemporary who ever spoke to him had the opportunity to influence his judgement, so a little bit of all of us goes with every pilot we lose.” --Anonymous