Präsentation im Rahmen der Übung zur Allgemeinen Volkswirtschaftslehre

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 Präsentation transkript:

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank – Ziele, Strategien und Instrumente Präsentation im Rahmen der Übung zur Allgemeinen Volkswirtschaftslehre – Geld und Inflation – Stuttgart, den 24.06.2002

Agenda Folgende Themen werden im Rahmen dieses Vortrags behandelt Themenumriss Das ESZB und die EZB Entstehung des ESZB Gründe für eine WWU Organisation und Aufgaben Ziele der EZB Ziel der Preisniveaustabilität Transmissionstheorien Strategien der EZB Definition einer geldpolitischen Strategie Geldpolitische Strategie der EZB Instrumente der EZB Einige Instrumente Tenderverfahren Vertiefende Literaturhinweise Thesen zur Thematik Offene Punkte und Fragen

Entstehung des ESZB Die drei Stufen zur Wirtschafts- und Währungsunion Juni 1988: Europäische Rat bestätigt das Ziel der stufenweisen Verwirklichung der WWU, Gremium verfasst den sog. „Delors-Bericht“ (WWU in drei Schritten) Ausgangslage Juni 1989: Europäische Rat beschließt Start der 1. Stufe am 1. Juli 1990, alle Beschränkungen des Kapitalverkehrs zwischen den Mitgliedstaaten wurden aufgehoben, Überarbeitung des EWG-Vertrages zur Schaffung einer institutionellen Struktur, Vertrag über die Europäische Union unterzeichnet in Maastricht (EG-Vertrag) erst im November 1993 in Kraft getreten 1. Stufe Januar 1994: Errichtung des Europäischen Währungsinstituts (EWI) Hauptaufgaben: Verstärkung der Zusammenarbeit der Zentralbanken und der Koordinierung der Geldpolitiken, sowie Vorarbeiten für das ESZB und der einheitlichen Geldpolitik, sowie für eine gemeinsame Währung Juni 1997: Europäische Rat verabschiedet den Stabilitäts- und Wachstumspakt 2. Stufe Januar 1999: Festlegung der Wechselkurse für die elf Mitgliedsstaaten, Vollzug einer gemeinsamen Geldpolitik unter der Verantwortung durch die EZB, Liquidation des EWI 3. Stufe

Einige Gründe für eine Währungsunion Folgende Gründe hatten Einfluss auf die Entscheidung einer Währungsunion Aufbau einer Währungsunion als Anreiz für die Integration weiterer Politikfelder Unterstützung der vollständigen Liberalisierung des Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs Unerwartete Wechselkursschwankungen als erheblicher Unsicherheitsfaktor für Unternehmen Währungsunion senkt die Transaktionskosten und die Kosten zur Wechselkursabsicherung Erhöhung der Preistransparenz Intensivierung des Wettbewerbs auf Güter und Finanzmärkten Beitrag zur Steigerung des Wirtschaftswachstumspotentials des Euro-Raumes

Organisation des ESZB Der wichtigste Bestandteil des ESZB ist die EZB und deren Organe Allgemeine Aufgaben des ESZB die Geldpolitik der Gemeinschaft festzulegen und auszuführen, Devisengeschäfte durchzuführen, die offiziellen Währungsreserven der teilnehmenden Mitgliedstaaten zu halten und zu verwalten, das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern, und zur reibungslosen Durchführung der von den zuständigen Behörden auf dem Gebiet der Aufsicht über die Kreditinstitute und der Stabilität des Finanzsystems ergriffenen Maßnahmen beizutragen.

Aufgaben der einzelnen Organe Die Zentralbanken der Mitgliedstaaten handeln nach den Weisungen der EZB Das Direktorium führt die laufenden Geschäfte und vollzieht die Geldpolitik entsprechend den Leitlinien und Entscheidungen des Zentralbankrates und erteilt den nationalen Zentralbanken hierzu die erforderlichen Weisungen. Zudem führt es die Befugnisse aus, die ihm durch den EZB - Rat übertragen werden . Das Direktorium beschließt mit einfacher Mehrheit. Die Aufgaben des Zentralbankrates bestehen in erster Linie darin, Leitlinien zu erlassen und Entscheidungen zu treffen, die für die Gewährleistung der Aufgabenerfüllung des ESZB notwendig sind. Er legt die Geldpolitik der Gemeinschaft fest, einschließlich der Entscheidungen in bezug auf geldpolitische Zwischenziele, Leitzinssätze und die Bereitstellung von Zentralbankgeld im ESZB. Der Erweiterte Rat nimmt die Aufgaben wahr, die die EZB vom Europäischen Währungsinstitut (EWI) übernommen hat und die infolge der für einen oder mehrere Mitgliedstaaten geltenden Ausnahmeregelungen in der dritten Stufe noch erfüllt werden müssen. Seit Beginn der Europäischen Wirtschaftsunion sind die Zentralbanken der Mitgliedstaaten in das ESZB integriert. Sie handeln gemäß den Leitlinien und Weisungen der EZB und werden durch ihren jeweiligen Präsidenten vertreten. Zu ihren Aufgaben gehören u. a. Devisengeschäfte, die genehmigte Ausgabe von Banknoten, Kredit- und Offenmarktgeschäfte und die Mindestreservepolitik.

Das Ziel der Preisstabilität Preisniveaustabilität bedeutet, dass ein gewichteter Durchschnitt der Preise einer Volkswirtschaft weder dauerhaft (über mehrere Perioden) steigt noch dauerhaft sinkt. Ist dies gewährleistet, so spricht man auch von einer (Binnen-) Geldwertstabilität. EZB-Definition von Preisstabilität: Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2 % gegenüber dem Vorjahr. Quelle: Eurostat Der HVPI setzt sich aus folgenden Sektoren zusammen: Warenpreise darunter unverarbeitete Nahrungsmittel, verarbeitete Nahrungsmittel, Industrieerzeugnisse (ohne Energie), Energie und Dienstleistungen

Inflations- und Deflationssteuerungstheorien Transmissionstheorien beschreiben die Wirkungsketten von geldpolitischen Impulsen Kredittheoretischer Ansatz Vermögenstheoretischer Ansatz Liquiditätssteuerung und somit Geldmengensteuerung stehen im Vordergrund

Definition einer geldpolitischen Strategie Unter einer geldpolitischen Strategie versteht man das längerfristig gültige Verfahren, nach dem über den Instrumenteneinsatz zur Verfolgung der Ziele entschieden wird. Die Endziele der Geldpolitik sind dabei im allgemeinen in Form gesetzlicher Vorschriften vorgegeben. Quelle: Issing (1996)

Die geldpolitische Strategie der EZB Die geldpolitische Strategie der EZB beruht auf zwei Säulen und dienen dem Hauptziel der Preisstabilität Quelle: EZB

M3-Wachstum und der Referenzwert Der Referenzwert M3 beinhaltet den Bargeldumlauf zuzüglich bestimmter Verbindlichkeiten der im Euro - Währungsgebiet ansässigen Monetären Finanzinstitute (MFI): Sicht-, Termin- und Spareinlagen, Reprogeschäfte, Schuldverschreibungen, Geldmarktfondanteile und Geldmarktpapiere. Quelle: EZB

Geldpolitische Instrumente der EZB Mindestreserve-vorschriften Geldpolitischen Instrumente der EZB Die Instrumente lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen Geldpolitische Instrumente der EZB Offenmarktgeschäfte Ständige Fazilitäten Mindestreserve-vorschriften Befristete Transaktionen Definitive Offenmarkttransaktion- en Emission von Schuldverschreibungen Devisenswapgeschäfte Hereinnahme von Termineinlagen Spitzenrefinanzierungs -fazilität Einlagenfazilität Mindestreserve

Geldpolitischen Instrumente der EZB Ständige Fazilitäten Bereitstellung oder Absorption von Übernachtliquidität Signalwirkung bzgl. des allgemeinen Kurses der Geldpolitik Ober- und Untergrenze der Tagessätze für den Geldmarkt Spitzenrefinanzierungsfazilität/ Einlagenfazilität Tagesgeldmarkt in der Regel günstiger Verwaltung von den nationalen Zentralbanken Gleiche Konditionen im gesamten Eurogebiet

Geldpolitischen Instrumente der EZB Offenmarktgeschäfte Steuerung der Liquidität und der Zinssätze am Markt Signalwirkung bzgl. des geldpolitischen Kurses Initiative geht von der EZB aus EZB bestimmt über das Instrument und über die Konditionen Durchführung in Form von Standard-, Schnelltendern und bilateralen Geschäften Bsp: Emission von Schuldverschreibungen/ Strukturelle Operation Schaffung bzw. Vergrößerung eines Liquiditätsbedarfs Bsp: Hereinnahme von Termineinlagen/ Feinsteuerungsoperation Abschöpfung von Liquidität Einteilung auch in Hauptrefinanzierungsinstrument, längerfristiges Refinanzierungsgeschäft, Feinsteuerungsoperation und strukturelle Operation

Geldpolitischen Instrumente der EZB Mindestreserve Einlagen von Kreditinstituten in Relation zu bestimmten Passiveinlagen (meist Kundeneinlagen) bei der Zentralbank Prozentualer Anteil an reservepflichtigen Bilanzpositionen Mindestreserveguthaben wird verzinst Aufgaben Stabilisierung der Geldmarktzinssätze Steigerung der Zentralbankgeldnachfrage/ effiziente Liquiditätssteuerung Steigerung der Zinselastizität der Geldnachfrage

Zins- und Mengentender Die Zins- und Mengentender stellen die möglichen Formen zur öffentlichen Verteilung dar Mengentender Zinstender Zinssatz (Pensionssatz) wird von der Zentralbank vorgegeben Einholung von Mengengebote bei den Geschäftsbanken Liquiditätsmenge wird anteilsmäßige auf die Gebote verteilt Kein Vorgabe eines Zinssatz Einholung von kombinierten Zins- und Mengengeboten bei den Geschäftsbanken Staffelung der Angebote anhand des Zinssatzes Pensionssatz entspricht dem Grenzzinssatz für die vorgesehene Zuteilsmenge Alle höheren Gebote werden voll berücksichtigt, die Gebote zum Pensionssatz werden nach dem Mengentender verteilt Holländisches, Amerikanischer Tender

Literaturhinweise Folgende Literatur kann zur Vertiefung der Thematik genutzt werden Duwendag, D., Ketterer, K.-H., Kösters, W., Pohl, R. und Simmert, D. B. (1999), Geldtheorie und Geldpolitik in Europa, 5. Aufl., Berlin und Heidelberg 1999 Europäische Zentralbank (2002), Monatsbericht April 2002, Frankfurt am Main 2002 Europäische Zentralbank (2001), Die Geldpolitik der EZB, Frankfurt am Main 2001 Scheller, H. K. (2000), Die Europäische Zentralbank, Frankfurt am Main 2000 Simmert, D. B. und Welteke, E. (Hrsg., 1999), Die Europäischer Zentralbank: Europäische Geldpolitik im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Politik, Stuttgart 1999

Thesen zur Thematik Eine einheitliche Geldpolitik im Euro-Raum ist der erste Schritt zur Schaffung eines gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraumes. Der Euro besitzt als einheitliche Währung des Euro-Raumes das Potential als Weltwährung zu dienen.