Dr. Remi Stork Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Gemeinsam für eine soziale Stadt
Advertisements

(Susanne Fink, Lernen vor Ort, LK OVP) Diskussionsrunde 4
Jugendhilfeplanung Planungsaufgabe eines Jugendamtes
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Susann Kasperski Juliane Schmidt
Jedes Kind ist wichtig – Entwicklungschancen verbessern Herzlich willkommen!
Seminar Gesundheitspädagogik I
Ganztagsschulkongress Individuelle Förderung – Bildungschancen für alle September 2005, BCC Berlin Forum: Selbstverantwortlich Lernen – individuelle.
Dr. Valentin Aichele, LL.M.
6.Juli 2010 Aufwachsen offensiv mitgestalten Auftaktveranstaltung zum kommunalen Kinder- und Jugendförderplan im Rhein- Sieg-Kreis Referentin: Martina.
Familienzentren in NRW
Städte brauchen soziale Stabilität Herzlich Willkommen im Forum 3 Soziale Stadt beim Zukunftskonvent der NRWSPD.
Mo.Ki Monheim für Kinder Prävention von Armutsfolgen bei Kindern und Familien Annette Berg, Stadt Monheim am Rhein.
Prävention von Kinder- und Jugendarmut
Netzwerk Selbsthilfe Bremen e.V. Gegründet 1982 = über 25 Jahre Erfahrung in der Unterstützung von Initiativen, Vereinen und Selbsthilfegruppen aus den.
Hamburg Club Ortsgespräch 16. April 2009 Hotel Ambassador Senator Dietrich Wersich stellt die Arbeit der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und.
Erfolgreiche Bildungsbiografien kommunaler Bildungsplanung
Strategien gegen Rechtsextremismus Strategien gegen Rechtsextremismus - Tutzing, 2. Dezember 2006 Bertelsmann Stiftung / Centrum für angewandte Politikforschung.
Modellregion Integration Wetzlar
Der hessische Bildungsplan: QUAST und QuaSi im Vergleich
Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Tübingen
Die demographische Herausforderung der lokalen Politik
Start!. Inhalte der Präsentation Was verbirgt sich hinter Jugend2006? Grundlagen, Ziele, Initiatoren, Chancen, Perspektiven Die Perlenkette Jugendarbeit.
Arbeitsgruppe 6: Tagesbetreuung für Kinder C. Katharina Spieß DIW Berlin und FU Berlin Professur für Familien- und Bildungsökonomie 22. Februar 2013.
integrativen AWO - Kita
Präventionswegweiser e.V.
MitWirkung–TOR ZUM INTEGRATIONS-(BILDUNGS-)ERFOLG
Kommunale Gesamtkonzepte zur Kulturellen Bildung
Generation 50plus - „Frisch, Fröhlich, Alt“
Rahmenkonzept Frühe Hilfen in der Stadt Wetzlar
Der Übergang von der Schule in den Beruf – eine lokale Betrachtung
JUGEND-STRATEGIE DER EUROPÄISCHEN UNION: INVESTITIONEN UND EMPOWERMENT
„Kids im Verein“ > Starke Vereine stärken Kinder<
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Die Bedeutung der Bewegung in einer guten und gesunden Kita
6. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung
Armutsprävention: vor der Sozialhilfe ansetzen
Initiative Jugend und Chancen – Integration fördern Schulverweigerung – Die 2. Chance Informationsveranstaltung 16. Mai 2008, Berlin.
Unsere Vision In unserem Konzeptionsausschuss haben wir eine Vision für unsere Gemeinde erarbeitet. Diese wollen wir gerne mit Ihnen teilen und stellen.
IGS Elternabendcafé Juli 2007
HAUSOTTERSTRASSE – stationäre Jugendhilfe und Therapie
Landkreis Bad Kissingen Folie 1 Auftrag Der gesamtgesellschaftliche Auftrag besteht darin, jeden jungen Menschen in seiner Entwicklung und Erziehung zu.
Heraus Gefordert zur Arbeit mit Flüchtlingen und MigrantInnen 5Dr.
Bolivien: Hoffnung für Straßenkinder.
Home BAS – JugendhilfeHome Home BAS – JugendhilfeHome Betreutes Wohnen für Kinder, Jugendliche und junge Eltern Betreutes Wohnen für Kinder, Jugendliche.
Nockherstraße München Dr. Wolfgang Mack Miteinander oder Nebeneinander? Perspektiven der Kooperation von Schule und Jugendhilfe.
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
Ausgangslage Familienzentren sind in der Regel Angebote für Familien mit jüngeren Kindern. bundesweite Entwicklung und Förderung von Familienzentren Profile:
Matthias Reuting Förderprogramm „Junge Menschen im öffentlichen Raum“ – Säule Februar 2015.
Arbeitsphase: „Bildung ​ braucht Bewegung!“. Bildung braucht Bewegung – warum eigentlich? Und was zeichnet den Sport als Bildungspartner aus?
„Wir sind die neuen Zwerge“ Wochenrückblick – Seit Beginn des neuen Bildungsjahres sind viele neue Kinder die Zwergengruppe gekommen.
Gesundheitsförderung im Alter
Finanzielle Bildung – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe Auftaktveranstaltung der Aktionswoche Finanzkompetenz zur Stärkung der Finanzkompetenz bei Kindern,
Nordost-Indien: Bildung und Gesundheit fördern.
Die RAA in Ihrer Region Eingliederung von Flüchtlingskindern und -jugendlichen in Schulen in Brandenburg Alfred Roos.
Partizipation im Übergang – gemeinsam gestalten
Welche Bildung brauchen Kinder und Jugendliche?
© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung Freiwilligendienste in der Schule Fachtag “Freiwilligendienste im Sport bewegen Schule” Frankfurt,
Präventionskette im Landkreis Germersheim
INKLUSION DURCH INDIVIDUALISIERUNG DAS KONZEPT DER GEMEINSCHAFTSSCHULE BILLERBECK.
Hospitalhof Stuttgart, FamilienForschung Baden-Württemberg
Landeshauptstadt München Sozialreferat Amt für Soziale Sicherung Hilfen im Alter, bei Pflege und Betreuung Dipl. Soz.Gerontologe David Stoll Seite.
Soziale Arbeit in Polen – Organisation und Finanzierung, Chancen und Herausforderungen Prof. Dr. Piotr Błędowski Warsaw School of Economics (SGH) Institute.
Armut in unserem Land - Kinder sind besonders betroffen - Martin Fischer, Diakonisches Werk der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers e. V.
"Mehr Chancen durch Bildung - Investition in die Zukunft" Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Sozialwissenschaft ZEFIR.
Zentrum für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Statistik 2015.
Jugendhilfe wirkt nur als Ganzes gut
Prof. Dr. Christian Palentien, Universität Bremen Jugend heute - jung sein in schwieriger Zeit Veränderungen der Lebensbedingungen Jugendlicher.
10 Jahre Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser die Marke MGH in Brandenburg die Marke MGH in Brandenburg.
 Präsentation transkript:

Dr. Remi Stork Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Wirksam gegen Ausgrenzung? Herausforderungen der Kinderarmut für soziale Organisationen und Kommunen Ökumenisches Forum „Kinderarmut“ am 09.11.2011 in Steinhagen Dr. Remi Stork Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. 1

Wirksam gegen Ausgrenzung Wirksam gegen Ausgrenzung? Zentrale Herausforderungen der wachsenden Kinderarmut für soziale Organisationen und Kommunen Auftakt – Wie sich Armut von Kindern äußert 2. Konzeptionelle und methodische Antworten für Kitas, Schulen und soziale Organisation 3. Gemeinsame Strategien in den Kommunen 4. Fazit Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

1. Wie sich Armut von Kindern äußert (1) Materielle Situation des Haushaltes (“familiäre Armut“) In welchen Lebensbereichen müssen Kinder und Jugendliche in Armutslagen mit erheblichen Einschränkungen leben? Dimensionen der Lebenslage des Kindes (2) Materielle Versorgung des Kindes Grundversorgung (z.B. Wohnen, Nahrung, Kleidung) (3) „Versorgung“ im kulturellen Bereich Bildung, Musik, Sport (z.B. Arbeits-, Spiel- und Sprachverhalten) (4) Situation im sozialen Bereich Soziale Integration (z.B. Freundschaften, soziale Kompetenzen) (5) Psychische und physische Lage Gesundheit (z.B. Gesundheitszustand, körperliche Entwicklung) Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Quelle: Hock/Holz/Wüstendörfer: Folgen familiärer Armut im frühen Kindesalter 2000: 18. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

2. Konzeptionelle und methodische Antworten für Kitas, Schulen und soziale Organisationen Die Herausforderung sozialer Organisationen besteht darin, ihren pädagogischen Blick um den Blick auf sozioökonomische Belastungen zu erweitern und komplexe Lebenslagen zu verstehen. Armutssensibles Handeln ist keine Alternative zu politischem Handeln, vielmehr zentrale Herausforderung im Alltag evangelischer Dienste und Einrichtungen. Jugendhilfe kann prekäre Lebenslagen nicht beseitigen und sollte ihren Fokus auf das Bewältigungshandeln und die individuellen Verwirklichungs-chancen junger Menschen und ihrer Familien legen. Es geht um das Erkennen und Erlernen aktiver und produktiver Bewältigungs-strategien, Handlungskompetenzen und Verwirklichungsmöglichkeiten von Wünschen und Zielen. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Spannungsfelder armutssensiblen Handelns Verzicht auf Stigmatisierung ohne „Gleichmacherei auf niedrigem Niveau“ (Bsp. Kita: Kindergeburtstag - Musikangebote … Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

3. Gemeinsame Strategien in den Kommunen 3.1 Mehr Bildung: denn Bildungsgerechtigkeit schafft Einkommensgerechtigkeit Besuch weiterführender Schulen (1. Kind) nach Äquivalenzeinkommen (Quelle: ZEFIR) Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Anteil der Kinder mit Sprachauffälligkeiten in der Kita in Mülheimer Stadtteilen (Quelle: ZEFIR) Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

3.2 Mehr Prävention: denn frühe Förderung bereitet die Bildungsgerechtigkeit vor Mit einem entsprechend verankerten Kompetenzbegriff ist auch die Voraussetzung für eine in der deutschen Berufsbildung verbreitete Unterscheidung in die fachliche, soziale und personale (o. weitgehend synonym verwendet „humane“; BADER 2000, 39) Dimensionen von Handlungskompetenz geschaffen worden. Die fachliche Dimension schließt dabei Fertigkeiten und Kenntnisse ein, während Methoden und Lernkompetenz quer zu diesen Teilkategorien vermittelt werden (vgl. SLOANE 2004, 576). Es ist darauf hinzuweisen, dass eine trennscharfe Abgrenzung zwischen den Kompetenzdimensionen nicht möglich ist. „Kompetenzen (...) Dispositionen zur Bewältigung bestimmter Anforderungen. Solche Kompetenzen sind fach- und lernbereichsspezifisch ausformuliert, da sie an bestimmten Inhalten erworben werden müssen.“ Die Definition von Kompetenz , die im Rahmen der OECD (vgl. RYCHEN/ SALGANIK 2003, 43) verwendet wird, kommt dem deutschen Verständnis integrierter beruflicher Handlungskompetenz nahe und ist dann praktikabel, wenn Kenntnisse und Fertigkeiten als Subkategorien von Kompetenzen verstanden werden und ohne diese nicht handlungswirksam werden. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Zu den modernen kommunalen Präventionsangeboten zählen insbesondere: Babybegrüßungsdienste Familienhebammen Frühe Hilfen Kostenlose Angebote der Familienbildung und –Beratung Gute Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen (incl. Hausaufgaben) Jugendarbeit Angebote im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets (Essen, Sport, Musik, …) Die sog. Präventionsketten bilden ein an Lebenslagen und Lebensläufen orientiertes integriertes Konzept !!! Das Problem Prävention, die sich rechnet, ist extrem teuer! („Ypsilanti-Schock“) Eine aktuelle Prognos-Studie schätzt, dass NRW jährlich mehrere zusätzliche Milliarden aufbringen muss, um dauerhaft Einsparungen bei den „Sozialen Folgekosten“ zu erzielen. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Runde Tische im Sozialraum Übergangsmanagement Kita / Schule u.a. 3.3 Mehr Vernetzung: denn keine Organisation kann soziale Benachteiligungen alleine ausgleichen Familienzentren / Bürgerzentren Runde Tische im Sozialraum Übergangsmanagement Kita / Schule u.a. Kommunale Bildungslandschaften Frühwarnsysteme und Kinderschutznetzwerke (Gesundheit, Jugendhilfe, Bildung, Justiz …) Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

4. Fazit Die Vermeidung von Ausgrenzung, Stigmatisierung und Chancen- ungerechtigkeit sind die zentralen Herausforderungen für Organisationen und Kommunen. Positiv gewendet geht es um den Aufbau und die Förderung von Verwirklichungs- und Befähigungskulturen. Dazu ist eine Prioritätensetzung auf allen Ebenen (Politik, Verwaltung, Träger, Organisation) ebenso erforderlich wie Spielräume (Zeit und Geld) zum Handeln. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.

Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut? Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut?

Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut? „Es geht nicht nur um eine bessere materielle Versorgung von Kindern. Genauso wichtig ist es, Eigenaktivität, Verantwortungsgefühl und Konfliktfähigkeit von klein auf zu fördern, um Kinder für die Herausforderungen einer globalisierten Arbeitswelt stark zu machen“, sagte Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF-Deutschland. „Die Politik muss (…) das Wohlergehen von Kindern in ihren vielfältigen Lebenswelten in den Mittelpunkt stellen“, sagte der Herausgeber des UNICEF-Berichts, Professor Dr. Hans Bertram. In Deutschland wächst die Kluft zwischen den Kindern, die gesund, abgesichert und gefördert aufwachsen, und solchen, deren Alltag durch Hoffnungslosigkeit, Mangel und Ausgrenzung geprägt ist. Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut?