Übersicht Ausgangslage

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Übersicht Ausgangslage Christliche Werte im Kontext einer pluralistischen Gesellschaft Braucht der freie Markt eine normative Verankerung? Fazit, Schlussbemerkungen

Gibt es einen Moralverlust zu beklagen? 1. Ausgangslage Gibt es einen Moralverlust zu beklagen? Was hat Ethik mit der aktuellen Krise zu tun? Brauchen wir mehr Moral oder mehr ethische Kompetenz? Was trägt eine religiös geprägte Moral zu ethischer Kompetenz bei? Moralverlust: Medien handeln die aktuelle Krise oft moralisch Aufgeladen ab: Google hat 372‘000 Einträge unter dem Sichwort „Abzocker“. Es werden Schuldige gesucht und gefunden, Versager gebrandmarkt und so weiter. Gibt es tatsächlich einen Moralverlust zu beklagen? War es früher anders oder besser? Kardinaltugenden: Mut, Mässigung, Klugheit, Gerechtigkeit. Wurde aus Mut Arroganz und das Recht des Stärkeren? Verkehrte sich Mässigung in Masslosigkeit, ihr Gegenteil? Wurde aus Klugheit und Weisheit Schlauheit und von Opportunismus geleiteter Egoismus? Trat Egoismus an die stelle von Gerechtigkeit, die als Gleichmacherei und als Schlagwort der Gutmenschen und sozialromantisch angehauchten Weltverbesserer diffamiert? Ich möchte diese Frage offen lassen oder sogar bezweifeln, dass es früher wirklich viel besser war. Vielleicht bricht vieles erst jetzt, in dieser Krise, so richtig hervor, was immer schon im Verhalten angelegt war. Festhalten kann man: Wenn die fundamentalen Markttugenden, die Respektierung des Eigentums und die Einhaltung von Verträgen nicht mehr eingehalten werden, dann funktionieren Märkte nicht mehr. Das haben wir in der Tat erlebt: Märkte für bestimmte Papiere brachen ganz zusammen. Viele Menschen sehen sich um ihr Eigentum geprellt, weil sie in Papiere investierten, die ihnen sichere Renditen versprachen, im Endeffekt aber ihr Geld zu Verschwinden brachten. Man hat wider Treu und Glauben gehandelt und Eigentum vernichtet: Die Folge ist vollkommen klar: Eine fundamentale Verunsicherung, ein Verlust von Vertrauen in Institutionen wie Finanzdienstleister, aber auch in das Funktionieren von Märkten. Es gibt ein Problem mit der Moral in der aktuellen Krise. Ich habe folgende These: Die Moral ging nicht erst jetzt verloren, sie war gar nicht vorgesehen. Damit komme ich zur zweiten Frage: Was hat die Ethik mit der aktuellen Krise zu tun? Die Ethik ist die Reflexion und Begründung moralischer Werte und Normen. Die Marktwirtschaft, und damit auch alle real existierenden Märkte, wurden in den Hörsälen renommierter Universitäten und Hochschulen, in Denkfabriken und in wirtschaftsliberalen Kreisen, in liberalen politischen Parteien zu wertfreien, zu moralfreien Zonen erklärt. Die Chance der aktuellen Krise ist die, dass sie diesen Irrglauben als Ideologie entlarvt: Was in der analytischen und deskriptiven Perspektive einen hohen Erkenntnisgewinn ermöglicht: Die Ausdifferenzierung ökonomischer und moralischer Aspekte des Geschehens an Märkten, führt in der gestaltenden, in der normativen Perspektive zu Fehlleistungen. Die Moral ist eine Dimension des menschlichen Lebens in all seinen Formen und Kontexten. Seit wir das Paradies verloren haben gibt es im Zusammenhang mit menschlichem Handeln keine moralfreien Zonen mehr. Wo ein Bereich menschlichen Urteilens und Handelns zur moralfreien Zone erklärt wird, ist ab sofort die Unmoral systematisch im Vorteil. Wer sich um Moral kümmert, muss Ineffizienzen und Nachteile befürchten, er hat einen Zusatzaufwand. Dieser Umstand ist aus ethischer Perspektive scharf zu kritisieren. Es gilt nicht den Moralverlust zu beklagen, sondern den ideologischen Versuch, die Moral als eine relevante Dimension des menschlichen Handelns an Märkten auszublenden. Meine These deshalb: Wir brauchen nicht mehr Moral, sondern mehr ethische Kompetenz. Wenn wir nach mehr Moral rufen, dann stellt sich sofort die Frage: „Welche Moral?“. Die christliche? Die atheistisch-humanistische? Die muslimische? Die buddistische ist auch nicht schlecht? Oder ist mit Blick auf den Erfolg des chinesischen Wirtschaftsmodells nicht doch die konfuzianische Moral vorzuziehen? Die Konsequenz könnte eben ein Kampf der Kulturen oder Ideologien sein, die jeweils versuchen, die von ihnen vertretene Moral als die bessere darzustellen. Wir brauchen mehr ethische Kompetenz: Das heisst, wir brauchen Menschen, die sich bewusst sind, dass ihr Handeln in moralischen Werten wurzelt, die darüber hinaus in der Lage sind, diesen Umstand zu reflektieren und sich zu fragen, was das für Konsequenzen hat in ihrem Handeln, in ihrem Engagement in Politik, in Unternehmen etc. Es braucht Menschen, die in der Lage sind, mit Menschen anderer moralischer Hintergründe ins Gespräch zu treten über gemeinsame Projekte. Es braucht Menschen, welche die Rahmenordnungen, die Institutionen und ihr eigenes Verhalten bewusst, differenziert und im Dialog mit anderen auch in der moralischen Perspektive gestalten können. Was kann nun hier eine religiös geprägte Moral beitragen? Sie kann der normative Anker sein. Der bekenntnishafte Ausgangspunkt, von dem her argumentiert wird, und der auch entsprechend plausibilisiert werden kann. Es geht also nicht darum, seine eigene Moral den anderen aufzuzwingen, sondern darzulegen, was deren Vorteile sind, wo sie anschlussfähig ist an die Vorstellungen anderer moralischer Hintergründe etc. Erst die Sicherheit bezüglich der eigenen religiösen oder moralischen Wurzeln nimmt einem die Angst vor dem Gespräch mit Menschen anderer Hintergründe und Überzeugungen. Wer sich selber besser kennt, kann offener auf Fremde zu gehen.

2. Christliche Werte im Kontext einer pluralistischen Gesellschaft Was konkret können christliche Werte zur ethischen Kompetenz beitragen? Z.B. Nächstenliebe (Vgl. Mt 22,34 – 40 „Die Frage des Pharisäers nach dem grössten Gebot“) Z.B. Solidarität mit den Armen (Vgl. Mt 25, 31 – 46 „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben) Z.B. Das Gebot der Feindesliebe (Mt 5, 43 – 48)

2. Christliche Werte im Kontext einer pluralistischen Gesellschaft Respekt Fairness Solidarität / Verantwortung Wo bleibt nun das speziell „Christliche“?

3. Braucht der freie Markt eine normative Verankerung? Der Markt verfügt von sich aus über keine ethische Steuerung: Adam Smith, Begründer der klassischen liberalen Theorie, war sich dieses Umstandes – im Gegensatz zu vielen „Liberalen“ der Gegenwart – noch durchaus bewusst: Göttliche Weltordnung Soziale Kontrolle und Einbettung Gewissen und Empathie Ethische Kompetenz ist gefordert: In der Gestaltung der Globalen, weltregionalen und nationalen Rahmenordnung In der Gestaltung von Institutionen (Märkte, Unternehmen) Im persönlichen (Führungs-)Verhalten Stichwort: Hypokrates

3. Schwerpunkte des Auf- und Ausbaus Wirtschaft soll gesellschaftlichen Nutzen stiften und Menschen in Verantwortung brauchen zunehmend ethische, und nicht nur wirtschaftliche Kompetenz. >>> Hinweis auf Broschüre, wo Prof Höffe einen Hippokratischen Eid vorschlägt.

4. Fazit, Schlussbemerkungen Wir brauchen nicht mehr Moral, sondern mehr ethische Kompetenz Es braucht mehr Menschen in Führungspositionen, welche die Wirtschaft nicht als wertfreie – und damit Sinn-entleerte – Sphäre betrachten, sondern als sinnvollen Bereich menschlicher Tätigkeit vor dem Horizont guten und gelingenden Lebens. Christliche Werte können dazu einen Beitrag leisten, indem sie Motivationshintergrund und Ausgangsbasis des freien und offenen Diskurses in der pluralistischen Gesellschaft, in der globalisierten Welt sind.