Als die Bilder lügen lernten…?

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 Präsentation transkript:

Als die Bilder lügen lernten…? Erich Pammer, 2005

Lesen wird (nicht nur wegen PISA) immer wichtiger Lesen ist eine Basistechnik (gerade in Zeiten des Internets) Lesen wird anders – kein reines Textlesen mehr… Lesen heißt auch chatten, surfen, emailen, bloggen… Lesen heißt Buch und Internet, heißt Hypertext lesen können und …. Lesen heißt immer mehr – BILDER lesen können! Erich Pammer, 2005

Kinder lesen nicht schlechter als früher Kinder lesen anders Kinder lesen andere Textsorten aber… ca. 20% der Kinder erlernen nach wie vor nicht richtig lesen Sie werden damit vieler beruflicher und sozialer Chancen beraubt Es droht eine „Medienzweiklassengesellschaft“ Erich Pammer, 2005

Neues Lesen in Neuen Medien Klassisches Lesen (reine Schrifttexte, seitenweises Vorgehen, Buchstabe für Buchstabe, von links oben nach rechts unten) wird immer mehr verdrängt. Multimediales, mehrkanaliges Lesen von Texten Bildern Icons Tönen Grafiken Filmen tritt oft kombiniert auf, muss gleichzeitig erfasst werden muss entschlüsselt und soll gedeutet werden, bewirkt Konstruktivistische Weltsicht, die immer mehr Deutungsmöglichkeiten zulässt Kennzeichnend für die Entwicklung zu einer „offenen Welt“ Erich Pammer, 2005

Neues Lesen Hypertext – der Text entsteht erst während des Lesens Texte im Display – z.B. Teletext Plakate – Icons der Werbesprache verstehen Kataloge und Prospekte – Deutung kombinierter Inhalte TV Sendungen – Bild, Ton (Untertitel) mit Fachsprachen Zeitschriften (auf Zielgruppen orientiert) auch im Internet Lexika – z.B. Suchmaschinen bedienen heißt Eingaben richtig codieren Reiseführer, Handbücher, Bedienungsanleitungen u.v.a.m. Computerspiele – Cheatshefte Handy – SMS Blogs Videoclips Hörbücher und demnächst ebooks fordern ein mehrkanaliges, sprunghaftes und assoziatives Herangehen, das für Kinder längst selbstverständlich geworden ist. Buch und Medien sind KEINE Konkurrenz – wer liest, liest meist in allen Medien! Erich Pammer, 2005

Beispiele Zum Nachdenken: Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisätert ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das Ezniige, was wcthiig ist, ist, dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsöinldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen, acuh scihreilch ihr leibe klolgenIenn??? und wir plagen uns tausende Stunden, um Kindern lesen zu lehren… Erich Pammer, 2005

Teletext – auch im Internet - http://teletext.orf.at/ Hypertext - http://www.lsg.musin.de/deutsch/Beispiele/bildergeschichte.htm Teletext – auch im Internet - http://teletext.orf.at/ Wahlplakate als politische Aufklärung - http://www.bpb.de/die_bpb/W57CAA,0,0,Plakate_der_vergangenen_50_Jahre.html Amazon Katalog für Musik CD http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B0007V5VVA/ref=amb_center-3_206468_2/028-0878104-6437313 ZDF – Video Streaming - http://www.heute.de/ZDFheute Geolino – eine off- und online Kinderzeitung - http://www.geo.de/GEOlino/ Lexika – eine neue Form - http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite Reiseführer f. blinde Menschen auch als Hörkassette - http://www.anders-sehn.de/anders-sehn/ Online Cheats - http://members.inode.at/webmaster.linkzone/cheat.htm Blogs - http://blog.sms.at/gedichte_zum_nachdenken Videoclips - http://www.clipserver.de/Videoclips/ Ebooks - http://www.ebooks.at/ Hörbücher - http://www.vorleser.net/ ( Gutenbergprojekt - http://gutenberg.spiegel.de/ ) Erich Pammer, 2005

Exkurs: Bilder lesen lernen Von der Höhlenzeichnung bis zum Digitalbild Bilder im Informationszeitalter bieten große Chancen aber auch viele (verkannte) Gefahren Genau so wie Buchstaben muss auch Bilder lesen gelernt werden Eine riesige Bilderflut erfordert eine visuelle Alphabetisierung, die derzeit weder die Schule noch das Elternhaus leisten kann „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ – Paul Watzlawick? Erich Pammer, 2005

Generierte Wirklichkeit: Die Technik macht es möglich Bilder und Filme ohne reale Entsprechungen herzustellen. Es lassen sich verschiedene Bildquellen in den Computer einscannen und beliebig mischen. Generierte Arten von Wirklichkeiten sind vor allem in der Werbung und in der Computerkunst etablierte und legitime Darstellungsprodukte. Die Schweizer Zeitung „Blitz“ machte aus der Wasserlache durch Einfärben Blut und ein Massaker… Erich Pammer, 2005

Vergangene Wirklichkeit: Ein televisuelles, dokumentarisches Bild ist nur dann real, wenn es live übertragen wird. In allen anderen Fällen bezeugt es eine Wirklichkeit, die zur Zeit der Aufnahme bestand. Erschütternde Bilder bewirkten ein Umdenken in Vietnam… Erich Pammer, 2005

Gestellte und gefälschte Wirklichkeit: Gerade im Bereich der Berichterstattungen kommt es öfters vor, dass Situationen nicht der Wahrheit entsprechen. Beispiele gab es während des Irakkrieges, wo Kriegsszenen verändert wurden, um der breiten Öffentlichkeit ein manipulatives Bild zu unterbreiten. (Teufel – Twin Towers) Erich Pammer, 2005

Wie Bilder täuschen können http://www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/Bildmanipulation.html http://www.andinet.de/bilder/taeuschungen/taeuschungen.php http://www.mcescher.com/ http://www.abcgallery.com/M/magritte/magritte.html http://www.panoptikum.net/optischetaeuschungen/ oder ein kleines Zauberkunststück www.caveofmagic.com Erich Pammer, 2005

Was ist überhaupt eine Kulturtechnik? Wer A (Alphabetisierung) sagt, muss auch B (Bildalphabetisierung) und C (Computeralphabetisierung) sagen Was ist überhaupt eine Kulturtechnik? Kulturtechniken sind Methoden, um Inhalte einer Kultur andern mitteilen und für nachfolgende Generationen überliefern zu können. Mit den heutigen Aufzeichnungsmitteln (Film, Magnetband, Disk etc.) ist es auch möglich, Bilder und Töne aufzuzeichnen und damit aufzubewahren und weiterzugeben. Fernsehen und die Benutzung des Computers sowie anderer neuen Medien sind deshalb folgerichtig ebenfalls Kulturtechniken, und wie Lesen und Schreiben müssen sie gelernt werden. Muss man also auch Bilder lesen lernen? Hier besteht sogar ein großer Nachholbedarf. Zu unrecht meint man nämlich, Bilder seien selbstverständlich. Offenbar denkt man dabei an leicht nachvollziehbare Handlungsabfolgen wie in einem Slapstick oder Trickfilm. Aber wenn man bei einem Dokumentarfilm oder einer Informationssendung des Fernsehens den Ton wegdreht, merken wir, dass man längst nicht alles versteht, was in reiner Bildform dargeboten wird. Worauf ist also zu achten beim Bilderlesen? Ein grundlegender Unterschied zur Wortsprache besteht darin, dass die Bedeutung von Bildern offen, unbestimmt ist. Innerhalb der Bilderflut gibt es zwar auch Bildzeichen mit fester Bedeutung wie Verkehrszeichen oder Piktogramme an Bahnhöfen und Flughäfen. Sonst braucht es aber zusätzliche Hinweise, um die Bedeutung eines Bildes zu verstehen. Beim Fernsehen wird einem aber doch gesagt, was die Bilder bedeuten? Erich Pammer, 2005

Was gilt es sonst noch bei der Kulturtechnik Fernsehen zu beachten? Längst nicht immer. Zum Beispiel sind die Realbilder, welche in den Nachrichtensendungen gezeigt werden, nur teilweise wirklich die Bilder vom Tag. Oft werden zur Veranschaulichung einer Wortnachricht Archivbilder herangezogen, die - streng genommen - von einem anderen Ereignis berichten. Abgesehen davon wurden auch immer schon Bilder inszeniert und gelegentlich sogar gefälscht. Auch wenn gelegentlich die Angabe «Archivbild» oder «gestellte Aufnahme» eingeblendet sind, bleibt in der Erinnerung ein «authentischer» Eindruck bestehen. Was gilt es sonst noch bei der Kulturtechnik Fernsehen zu beachten? Fernsehen spricht ja nicht nur das Sehen, sondern gleichzeitig auch das Hören an. Durch die Kombination von Bild, Wort und Ton können Fernsehdarbietungen sehr komplex gestaltet sein. Eine besondere Schwierigkeit entsteht für die Zuschauenden, wenn Einstellungen kurz geschnitten sind, Bilder hektisch einander folgen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers vom Bildteil des Fernsehens vollständig in Anspruch genommen und vom Wortteil abgezogen. Gerade bei Nachrichtensendungen ist aber die wichtige Information meistens im Wortteil enthalten. Ergebnis: Beim Zuschauer ergibt sich aus dieser Situation ein Teilverstehen, Missverstehen und Scheinverstehen. Man muss also auch lernen, Fernsehen zu hören. Erich Pammer, 2005

Man wird also durch besondere Arten der Darbietung abgelenkt? Nicht nur beim Fernsehen. Bei allen Informationen, die auf uns hereinprasseln, auch beim Hörfunk, der Plakatwerbung, den Zeitungen und Zeitschriften und insbesondere bei den Werbebotschaften versucht jedermann, das kostbare Gut Aufmerksamkeit bei den Konsumierenden für sich einzunehmen. Das geschieht am erfolgreichsten mit Mitteln, die eine reflexmäßige Zuwendung zu einem Medienreiz bewirken, also mit Inhalten wie Sex und Sensationen, Klamauk und Katastrophen, zudem rasant und fetzig dargeboten. Gilt dies auch für das Internet? . Es gehört zur Informationsgesellschaft, dass auch Informationen als Ware betrachtet und gehandelt werden. Das Internet ist durchsetzt von Werbung, insbesondere auch von der Eigenwerbung von Unternehmen, von Institutionen, Personen, die alle aufmerksamkeitsheischende gestalterische Mittel einsetzen. Die Gefahr, das Risiko der Ablenkung, ist deshalb auch im Netz vorhanden. Mit Surfen gelangt man nicht nur zu gewünschten Informationen, sondern oft auch ins informationelle Abseits. Was lässt sich dagegen tun? Ein erster Schritt ist, dass man sich diese Mechanismen bewusst macht. Und dann muss man lernen, gegenüber dem schrillen, marktschreierischen Auftritt der Medienangebote eine «dicke Haut» zu entwickeln. Das heißt, man soll nicht mehr «automatisch» auf die herausfordernden Medienreize mit Zuwendung reagieren, sondern sich auf das konzentrieren, was einem wichtig ist. Erich Pammer, 2005

Was ist wichtig? Zunächst, dass man diese Frage stellt und sich dieser Frage stellt. Für das Tierreich gibt die Biologie als Antwort, dass wichtig ist und entsprechend als Reiz wahrgenommen wird, was dem Selbstaufbau, der Selbsterhaltung und der Arterhaltung dient. Auf den Menschen übertragen, könnte dies heißen: Wichtig ist, was zur eigenen, auch zur seelisch-geistigen und moralischen Entwicklung und zum Gedeihen der Gemeinschaft beiträgt. Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn wichtig ist. Informationen und Medienangebote auswählen ist das eine, aber wie soll man sie beurteilen? Das gehört mit zum Schwierigsten. Man soll zunächst nach Hinweisen über ihre Gültigkeit suchen. Auch Informationen haben ein Verfallsdatum. Dann geht es um ihre Glaubwürdigkeit. Und wenn man etwas nicht aus eigener Erfahrung oder anhand von anderen Zeugnissen oder Dokumenten überprüfen kann, soll man darauf achten, wer hinter diesen Informationen steht und sie aus welchen Motiven anbietet. Die eigentlichen Quellen sind einer bloß kolportierten Nachricht gegenüber vorzuziehen. Auch die ethische Vertretbarkeit ist ein Kriterium. Erich Pammer, 2005

Computergestützt Lesen lernen Beispiele Lesen 2000 – www.lernspiele.at Cesar – lesen 1.1 - http://www.ces-verlag.de/ Uniwort, Uniphon (www.etverlag.de ) Lernwerkstatt 6.0, Phonologo, Lesenlernen durch Schreiben, www.medienwerkstatt.de Budenberg – www.budenberg.de Lilos Lesewelt - http://www.liloslesewelt.info Antolin Projekt – sinnentnehmend lesen – www.antolin.de www.lesefit.at www.legasthenie-software.de http://www.ich-will-schreiben-lernen.de/ich-will/index.html DAF – Klickdeustch - http://www.klickdeutsch.com.br/ Erich Pammer, 2005

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Erich Pammer, 2005