Herzlich Willkommen zur Vorstellung der Studie: Wenn die Berufsfindung und – ausbildung Brüche aufweist. Ausbildungsabbruch Jugendlicher in Ostfriesland.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Mein Kind… … weiß ganz genau, was es werden will. zu Eltern_de/Was möchte Ihr Kind/ weiß genau, was es werden will … hat noch keinen konkreten Berufswunsch.
Advertisements

Vorstellungsgespräch
Ein Praktikum sollte immer wertvoll sein
1.
Die Präsentation des Praktikums
Die wichtigste Frage des Lebens!
Folge du mir nach! Johannes-Evangelium 21,18-23.
zur Qualifizierung der Ausbildungspaten
Ergebnispräsentation
Kursleitung: Hier ist Platz für Ihren Namen
PFAD Thiele - Professionalisierung - Siegen Professionelle Pflegefamilien Chancen und Grenzen einer speziellen Ausbildung und einer professionellen.
Was ich gern lese Lesetagebuch von
Das neue Motivationshaus
Wie werden junge Menschen zu Verantwortungsträger/innen im CVJM? CVJM-Treff Württemberg, 27. November 2010, Daniel Rempe.
Was atmet. Eine Rose. Die Haut. Ein Molekül. Holz
Kommunikation in Zeiten der Veränderung
Unterrichtsmaterial (D7)
Azubi-Botschafter Herzlich Willkommen! Namen der Referenten Datum
Klein-Peter und sein Geburtstagswunsch
THOMAS SCHÖNHART. ALLER ANFANG IST SCHWER Der Weg zum Casting war der erste Test für meine Nerven, doch kurz nach der Ankunft hatte ich alles abgeschüttelt.
Heft Heften Hefter LeitHeftfaden zur Heftführung: Vertiefung _3 Gestaltung heftig Heftklammer Heftpflaster So führst du erfolgreich dein Heft, deinen Schnellhefter.
Auswertung der Umfrage zum Thema „Praktikum“
Der Sohn fragt seinen Vater:
Gestaltung von Folien mit Powerpoint
Messgrößen vereinbaren
Auswertung der Mitarbeiterumfrage aktive Mitarbeiter Stand: Umfragen.
Da ist was dran ! Michael war so eine Art Typ,
fast wia im richtigen Leben.....
Mein Name ist Robinson. Ich kam 1632 zur Welt. Meine Eltern waren
Manchmal frage ich mich:
Als ich eines Tages, wie immer traurig, durch den Park schlenderte und mich auf einer Parkbank niederließ, um über alles nachzudenken was in meinem Leben.
100 kg Wie wird’s gemacht?! Klick.
Passivität und Vandalismus TA Ausbildung Bern, 12. Veranstaltung 1 TA Ausbildung Bern, Passivität und Vandalismus,
TA Ausbildung Bern, Pam Levin, SV Anne
TRANSAKTIONEN (Transaktionsanalyse)
1 Das Projekt Netzwerk Regionale Ausbildungsverbünde Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen wird mit Mitteln des Landes.
Lernjournal als Förderinstrument
Serienlogo.
Das ist die Geschichte eines kleinen Jungen aus der Schweiz.
Ausbildung Vertriebsbegleiter Anja Jürgens, Sparkasse Paderborn
Du wurdest als Teil von Gottes ________ erschaffen!
Jetzt aber komme ich zu dir
Er: "Ich bestell Pizza. Willst du auch was?" Sie: " Nein." Er:
ICF Zurich Logo 1.
Jünger sind entschieden!
HerausgeberHerausgeber Aktiv1 Aktiv2 Zertifikat Orientierung Bewerbung Coach1 Coach2 wwwAktiv1 Aktiv2ZertifikatOrientierungBewerbungCoach1Coach2www Jugendagenturen.
Meine Geschichte Meine Familie.
Kehrtwende Ein kriminalpädagogisches Schülerprojekt
Die Sprachen der Geschlechter
MODAL-PARTIKELN.
Bewerbungsfoto Der ERSTE Eindruck zählt!
Ich habe nie gesehen was du eigentlich bist was du mir bringst was du mit mir machst wie viel du wert bist und warum ich dich mag.
Design von Peter K HEUTE MÖCHTE ICH EUCH ETWAS ÜBER DIE REINE WAHRHEIT ERZÄHLEN ZUERST DIE SPRACHE DER FRAUEN.
Eine Liebe im Frühling.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!
Evaluationsergebnisse Aufbaulehrgang TTVN –
Beruf Erziehung Jungen Zukunft
Rede der Bundes-Ministerin
So Vieles läuft anders, als ich es will.
Wir stellen uns vor BERUFSBILDENDE SCHULEN FÜR DEN LANDKREIS HELMSTEDT
VIA-Elterntraining Inhalt Besprechung der Hausaufgabe Abschlussrunde
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
Aufgaben des Beratungslehrers
In der letzten Folge von Legends of Duniel und Duvid.
Infinitiv + zu Infinitiv mit zu: Infinitiv ohne zu:
NEIN – böse Absicht ist es nicht!
Er: "Ich bestell‘ Pizza. Willst du auch was?" Sie: "Nein." Er: "Okay."
Oft wartet eine Arbeit auf uns, die wir nicht mögen. Für jeden ist das etwas anderes. Manche Dinge schieben wir endlos vor uns her. Doch.
FILM40 mm1A FILM40 mm Punchinello Ein Musical der VS 3 Wels.
Der wichtigste Körperteil
 Präsentation transkript:

Herzlich Willkommen zur Vorstellung der Studie: Wenn die Berufsfindung und – ausbildung Brüche aufweist. Ausbildungsabbruch Jugendlicher in Ostfriesland und Papenburg. AbJOP Hochschule Emden/Leer, 23.01.2014 Prof. Dr. Sylke Bartmann Prof. Dr. Astrid Hübner Antje Handelmann (MA) Esther Maren Proft-Janßen (BA)

Unterschiedliche Perspektiven auf das Phänomen des Ausbildungsabbruches Hochschule Emden/Leer, 23.01.2014 Prof. Dr. Sylke Bartmann Prof. Dr. Astrid Hübner Antje Handelmann (MA)

Ziele des Vortrages Gründe und Bedingungen für einen Ausbildungsabbruch im Hogabereich sowohl aus Sicht der Jugendlichen als auch aus Sicht der Ausbilder und Ausbilderinnen und die damit im Zusammenhang stehenden Vorstellungen und Erwartungen an eine gute Ausbildung sowie über das Passungsverhältnis der beiden genannten Akteursperspektiven aufzeigen. Auskunft geben allgemein zum Verhältnis vom Berufsfindungsprozess und Ausbildungsabbruch in Form von verschiedenen Verläufen sowie allgemein zur erfahrenen biographischen Relevanz der Ausbildung aus Sicht der Jugendlichen.

Agenda des Vortrages Ausbilderinnen und Ausbilder: Sicht auf Ausbildung und Ausbildungsabbruch im Hoga-Bereich Ausbilderinnen und Ausbilder – AusbildungsabbrecherInnen: Gegenüberstellung der beiden Perspektiven AusbildungsabbrecherInnen: Sicht auf das Verhältnis vom Berufsfindungsprozess und Ausbildungsabbruch

Emder Zeitung, 16. Januar 2014

Perspektiven der beteiligten Akteure Ausbilderinnen und Ausbilder Perspektiven der beteiligten Akteure Sicht auf Ausbildung und Ausbildungsabbruch im Hotel- und Gaststättengewerbe

Bewertung der Bewerberinnen und Bewerber

Stärken und Schwächen der Bewerberinnen und Bewerber + gepflegtes Erscheinungsbild + höfliches Auftreten + Engagement und Interesse an der Ausbildung - ungepflegtes Äußeres - Desinteresse - schlechte Schulnoten / fehlende Allgemeinbildung

Ein Praktikum vor der Ausbildung ist wichtig, um realistische Eindrücke vom Arbeitsalltag zu erlangen. n = 99

Ein Praktikum vor der Ausbildung trägt wesentlich zur Berufsorientierung bei.

Ein Praktikum vor der Ausbildung ist eine „Laborsituation“, die den Arbeitsalltag nicht realistisch widerspiegelt. n = 100

Verhalten in schwierigen Phasen: Gespräch mit dem Azubi

Verhalten in schwierigen Phasen: Passivität des Ausbilders

Gründe für den Ausbildungsabbruch (max. 5 Antworten)

Bewertung des Ausbildungsabbruchs: Katastrophe für den Betrieb

Bewertung des Ausbildungsabbruchs: Katastrophe für den Azubi

Verantwortung für den Verlauf der Ausbildung

Veränderungspotenzial Wunsch an sich selbst: mehr Zeit für die Auszubildenden und die Ausbildung Geduld Teilnahme an Weiterbildungen Freistellung von anderen Aufgaben durch den Betrieb stärkeres Interesse der Eltern an der Ausbildung, vor allem in schwierigen Phasen Interesse der Auszubildenden an der Ausbildung sowie eine höhere Leistungsbereitschaft

Ausbilderinnen und Ausbilder Perspektiven der beteiligten Akteure Ausbilderinnen und Ausbilder AusbildungsabbrecherInnen Gegenüberstellung

AusbildungsabbrecherInnen Perspektive der AusbilderInnen Perspektive der AusbildungsabbrecherInnen Positive Ausgangssituation: hoher Stellenwert des dualen Ausbildungssystems, einschlägige Ausbildung, langjährige Berufserfahrung, Freude am Ausbilden Positive Ausgangssituation: Praktikum vor der Ausbildung im Ausbildungsberuf, Wunschberuf, Wunschbetrieb, hohe Motivation vor Beginn der Ausbildung Abbruch der Ausbildung: Gründe: fehlende Motivation, gesundheitliche Gründe, Überforderung des Auszubildenden, nicht erfüllte Erwartungen an die Ausbildung Abbruch der Ausbildung: Gründe: schlechtes Arbeitsklima, Überstunden, nicht erfüllte Erwartungen an die Ausbildung, Konflikte mit den AusbilderInnen Erwartungen an Azubis: Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten, Umgangsformen, gepflegtes Erscheinungsbild, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme und selbstständigen Handeln Erwartungen an AusbilderInnen: Fachkompetenzen sowie personale/soziale Kompetenzen, Präsenz am Ausbildungsort Rolle des Ausbilders: Pädagogischer Impetus: zentraler Ansprechpartner und Unterstützter in Hinblick auf Probleme in der Interaktion mit Azubis Bewertung des Abbruches Keine „Katastrophe“ für den Betrieb Bewertung des Abbruches Entscheidung, die nicht leichtfertig getroffen wird

AusbildungsabbrecherInnen Perspektiven der beteiligten Akteure AusbildungsabbrecherInnen Verhältnis von Berufsfindungsprozess und Ausbildungsabbruch aus biografischer Perspektive

Verläufe von Berufsfindungsprozessen Berufsfindungsprozess orientiert sich an Machbarkeit, durch den Ausbildungsabbruch mündet die Berufsfindung in eine offene Suche

Phase der Berufsfindung - Entscheidung für eine Ausbildung „ja. was vielleicht auch noch erwähnenswert sein könnte, warum ich überhaupt auf diesen beruf hotelfachmann gekommen bin. meine schwester arbeitet auf insel_b als rezeptionistin im hotel maler. und meine eltern haben dann einfach mal irgendwann überlegt: „sag mal eduard, wie wäre es denn, wenn du das nicht auch vielleicht machst?“ daraufhin dachte ich mir, ja, hmm, das wäre eigentlich gar keine so schlechte idee. das wäre mal was neues. es ist etwas spannendes. ich habe dann, ich glaube vier verschiedene praktika absolviert in verschiedenen hotels. ich war ja, unter anderem war ich auf insel_a dann einmal als freiwillige/ ja, doch als freiwilliges praktikum war ich dann in dem hotel. da hat mir das auch noch alles gut gefallen. es/ auch die mitarbeiter waren okay. ich glaube zweitausendfünf oder zweitausendsechs war ich in kleinstadt im ringhotel. dann war ich von der einjährigen berufsfachschule aus war ich im (..) wort-hote/ nein wort wort-hotel in großstadt. das ist auch schon ziemlich bekannt und hoch-, hochgestellt. also, schon eine große reihe da. (räuspert sich) und die praktika haben mir auch alle gefallen. also, es sprach eigentlich nichts dagegen, dass ich sagen konnte, ja, der beruf hotelfachmann, der gefällt mir jetzt nicht. ähm, auch dass m/, dass meine schwester die ausbildung jetzt bestanden hatte. und ähm, das hat mich alles nur dazu geführt, dass ich gesagt habe, „ja, okay, das, das willst du jetzt machen“ (Z. 444- 461).

Das Erleben der Ausbildungszeit „was man jetzt über das hotel sagen kann, was eigentlich ausschlaggebend auch dafür war, dass ich so krank wurde. das betriebsklima war ziemlich schlecht. man hat nicht in einer gruppe zusammen gearbeitet. es wurde als einzelner/ wurde man immer sozusagen gewertet. die auszubildenden hatten keinerlei (.) möglichkeit überhaupt irgendetwas zu sagen. man kam in das hotel rein und man hörte schon direkt, „ich habe keine lust mehr zu arbeiten.“ oder „ich bin froh, wenn ich zu hause bin.“ man bekam fast täglich an den kopf geworfen, „azubis haben sowieso kein wort zu melden. die sind doch sowieso nur scheiße.“ (Z. 85 - 92)

Schritte der Entscheidung zum Ausbildungsabbruch (I/II) „ich habe mir halt während dieser zeit habe ich mir gedanken darüber gemacht, ob ich diese ausbildung weiterhin fortführen will auf der insel. wo mich die krankheiten plagen. wo mich das heimweh plagt. oder ob ich das vielleicht aufhören möchte oder beenden möchte. letztendlich sind wir dann auch mit meiner familie zusammen zu dem entschluss gekommen, dass es keinen sinn mehr hat, dass ich diese ausbildung fortsetze“ (Z. 78 – 84).

Schritte der Entscheidung zum Ausbildungsabbruch (II/II) „als ich dann allerdings abgebrochen hatte, dann stand ich sozusagen auch mit leeren händen da. also, ich hatte keinen anderen berufswunsch. ich hatte mich jetzt so sehr darauf spezialisiert. und, ähm, ja, seitdem muss man immer hin und her suchen. also, man mag vielleicht dies machen. man mag das machen. und man hat hier seine interessen, aber wenn man das jetzt alles zusammen führen will, dann entsteht kein richtiger berufswunsch. das sind alles verschiedene kleine berufe, aber kein richtiger, fester, großer, in dem das alles zusammen kommt“ (Z. 461 – 468).

Verläufe von Berufsfindungsprozessen Berufsfindungsprozess orientiert sich an Machbarkeit, durch den Ausbildungsabbruch mündet die Berufsfindung in eine offene Suche Ein von Beginn an auf die Person bezogener Berufsfindungsprozess, der biographisch relevanter ist als der Ausbildungsabbruch (Pragmatischer) Berufsfindungsprozess ist an die Erfüllung der Norm ‚Ausbildung’ orientiert, der Ausbildungsabbruch verändert diese Orientierung nicht

Zusammenfassung Ein Ausbildungsabbruch kann auch Optionen eröffnen und sollte nicht immer auf jeden Fall verhindert werden. Gleichzeitig könnten Abbrüche verhindert werden, gäbe es unterstützende Maßnahmen, die bei betrieblichen Veränderungen greifen. Der Berufsfindungsprozess ist im Spannungsfeld von gesellschaftlicher Norm und persönlicher Identifikation zu verorten, eine zu starke Gewichtung der Norm führt eher zu problematischen Verläufen.

Prävention Gestaltung und Begleitung von Praktika im Rahmen der Berufsorientierung: Jungen Menschen einen Erfahrungsraum bieten, der realistisch einen Einblick in die Ausbildung und deren Inhalte ermöglicht. Biografisch orientierte Beratung: Begleitung und Gestaltung von Beratungsprozessen in Orientierung an der Person und nicht an der Norm.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Podiumsdiskussion These 1: Der Abbruch einer Ausbildung ist nur für die Jugendlichen ein Problem, für Betriebe nicht. These 2: Wenn sich die Bedingungen im Hotel-­ und Gaststättengewerbe nicht verändern, werden Betriebe zukünftig keine Auszubildenden mehr finden können. These 3: Maßnahmen zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen orientieren sich nicht an den Jugendlichen.