Übersicht Internationale Wettbewerbsfähigkeit Neue Industriepolitik

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 Präsentation transkript:

Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Neue Industriepolitik Michael Peneder Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) AW-Vorlesung, Wien 2014-02-27

Übersicht Internationale Wettbewerbsfähigkeit Neue Industriepolitik Gefährliche Leidenschaft oder natürliches Anliegen? Das doppelte Dilemma der EU Mehrschichtenmodell (Indikatoren & Bestimmungsfaktoren) Neue Industriepolitik Die vielen „Gesichter“ der Industriepolitik Warum Industrie? Ist der Strukturwandel reversibel? Warum eine aktive Industriepolitik notwendig ist und dennoch die Deindustrialisierung beschleunigen wird!

‘Gefährliche Leidenschaft’ ... Paul Krugman (MIT Press, 1996) „So let‘s start telling the truth: competitiveness is a meaningless word when applied to national economies. And the obsession with competitiveness is both wrong and dangerous“ Argumente Internationaler Handel ist kein Nullsummenspiel Bedeutung der Binnenwirtschaft Primat der Produktivität Wettbewerb/sfähigkeit sei daher nur auf Ebene einzelner Unternehmen relevant

... oder natürliches Anliegen? Wettbewerb als Folge von relativen Knappheiten Produktive Ressourcen (Bildung, technische Fertigkeiten, Kapital, Energie, andere Rohstoffe, etc.) Effiziente Institutionen und attraktive Rahmenbedingungen … beeinflusst die Standortwahl von Unternehmen damit auch die Branchenspezialisierung und die gesamtwirtschaftlichen Einkommen Mikro-, Meso- und Makro Ebene bilden ein System Wettbewerbsfähigkeit ist ein legitimes, sinnvolles und notwendiges Anliegen der Wirtschaftspolitik!

Das ‘doppelte Dilemma‘ der EU BIP pro Kopf, EKS Quelle: GGDC, WIFO-Berechnungen

Mehrschichtenmodell Produkti vität Nachhalt igkeit BIP p.c., BIP p.h., MFP Nachhalt igkeit Ökologisc h, Sozial & Ökonomis ch Produkti onsfakto ren Wissen, Arbeit, Kapital, Rohstoffe Struktur en Nachfrage, Wettbewerb, Technologische Regime, Aussenhandel & FDI, Spezialisierung, Demografie, etc. Kulturell e Werte & Normen z.B. Unternehmertum, Leistung, Kollektive Güter, Solidarität, Ethik Institutio nen Bildungs- & Innovatio nssysteme , Arbeits- & Kapitalm ärkte, Regulieru ng, Binnenma rkt, Infrastru ktur, Steuern, etc.

Viele “Gesichter” der Industriepolitik Wett bewe rbsfä higk eit Hohe Produkti vität (d.h. Realeink ommen) + weitere gesellsch aftliche Ziele (z.B. Ökologie, Gesundhe it)  Abstimm ung auf spezifisc he Rahmen bedingu ngen in den Industrie zweigen Stru ktur wan del Zielt auf Produktionsfaktoren (Wissen, Kapital, Arbeit, Energie, etc.)  unterschiedliche Auswirkungen auf einzelne Industriezweige Zielt auf Aktivitäten mit hohem Potential (z.B. Wertschöpfung, Wachstum, Beschäftigung) Industrie (Handelbare) Dienstleistungen Landwirtschaft Eng  Definition der IP  Umfassend Funktional  Zielgrößen der IP  Sektoral

Warum Industrie? Argumente für einen “manufacturing imperative” Träger technologischer Entwicklung F&E-Ausgaben der Unternehmen ca. 4x so hoch wie Wertschöpfungsanteil (EU, USA, Japan, Südkorea) Überdurchschnittliches Produktivitätswachstum Relativ hohe Löhne (bei vgl.baren Bildungsabschlüssen) Trägerfunktion im indirekten Dienstleistungshandel Anteil an extra-EU Value Added Exports: Dienstleistungen 57% vs. Sachgütererzeugung 37% (Anteil Dienstleistungen an Bruttoexporten beträgt 33%) Quelle: z.B. Stoellinger et al. (2013)

Triade Sachgüteranteil am BIP, 1970-2012 Quelle: UN National Accounts Main Aggregates Database NB: EU 28: Aggregat ohne LUX, CYP, MLT; EU North West: AUT, BEL, GER, DEN, FIN, FRA, GBR, IRE, NDL, SWE; EU East: BGR, CZE, EST, HUN, LTU, LVA ,POL, ROM, SVN, SVK; EU South: HRV, ESP, GRC, PRT, ITA

Schwellenländer Sachgüteranteil am BIP, 1970-2012 Quelle: UN National Accounts Main Aggregates Database

Strukturwandel Bestimmungsfaktoren Einkommenselastizität der Nachfrage Produktivitätsentwicklung Wettbewerbsfähigkeit Komparative Standortvorteile & dynamische Spezialisierung (Skalenerträge, Lerneffekte, Cluster, etc.) Fragmentierung globaler Wertschöpfungsketten Hohe Einkommen haben ambivalente Wirkung Erhöhen Druck auf wettbewerbs-/preissensitive Produktion Unterstützen wissensintensive/komplexe Produktion (Nachfrage, Ausbildung, komplementäre Dienstleistungen, Institutionen, etc.)

Sachgüteranteil und Einkommen 1995- 2009 Wertschöpfung (Branchen) Inländischer Endverbrauch (Güter) Quelle: WIOD, AMECO NB: 33 Länder (ohne Luxemburg)

Sachgüteranteil & BIP p.c. 2011 Wertschöpfung (Branchen) Inländischer Endverbrauch (Güter)

Fazit Abnehmender Anteil am Endverbrauch hat systematische, bei steigenden Einkommen nicht reversible Ursachen Unterdurchschnittliches Nachfrage- & überdurchschnittliches Produktivitätswachstum Drückt auch Anteil von Wertschöpfung & Beschäftigung Höhere Wettbewerbsfähigkeit kann über Außenbeitrag entgegenwirken Weil es aber alle machen, folgt daraus ... Notwendigkeit einer aktiven Industriepolitik Zuwachs an Realeinkommen (d.h. Produktivitätsgewinne) Beschleunigung der Deindustrialisierung i.S. der Anteile an den nominellen Einkommen sowie an der Beschäftigung! Reale Produktion; Beschäftigung ….

Danke für Ihr Interesse! Siehe auch ... Peneder M. (2014), “Warum die Neue Industriepolitik die Deindustrialisierung beschleunigen wird”, FIW Policy Brief No.23 http://www.fiw.ac.at/index.php?id=462#c12671 Danke für Ihr Interesse!