Kognitive Täuschungen und richterliche Entscheidfindung

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Excel – Kurs Philip Clasen
Advertisements

Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Fairness bei Spielen HU-Berlin Stochastik und ihre Didaktik
Telefonnummer.
Wärmepumpen und Deckenstrahlungsheizung
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
-17 Konjunkturerwartung Europa September 2013 Indikator > +20 Indikator 0 a +20 Indikator 0 a -20 Indikator < -20 Europäische Union gesamt: +6 Indikator.
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Differentielles Paar UIN rds gm UIN
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Sybille Fischer und Raoul Guschlbauer
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 12.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 12.
KAPITEL 4 Lektion A Vokabeln Spass muss sein. das Brettspiel, -e.
Kurzformaufgaben Mit welcher Zahl geht die Zahlenreihe ...5, 4, 8, 7, 14… weiter?  13  28  15  9.
Bild 1.1 Copyright © Alfred Mertins | Signaltheorie, 2. Auflage Vieweg+Teubner PLUS Zusatzmaterialien Vieweg+Teubner Verlag | Wiesbaden.
Urteilen zwischen Intuition und Reflexion
20:00.
Wahrscheinlichkeits-rechnung
Im Zuge unserer Befragung gaben uns 260 Personen über ihr Leseverhalten Auskunft.
„Küsse deine Freunde“ – FlexKom-App teilen
Zusatzfolien zu B-Bäumen
Kopfrechnen Logisch 4 Seite 52 Start. 1 Wie viel fehlt bis zu 1 h? 43 min.
In der Schule.
Ärgern Sie sich auch darüber dass Sie vor über 10 Jahren keine Microsoft Aktien gekauft haben? SwissGrillHouse.ch – Alte Steinacherstrasse 35 – 8804 Au.
Eine Einführung in die CD-ROM
Dokumentation der Umfrage
für Weihnachten oder als Tischdekoration für das ganze Jahr
1 Ein kurzer Sprung in die tiefe Vergangenheit der Erde.
Erfolgs Plan 2+2=9 x4=21.
Trendumfrage 2011 Das Zahlungsverhalten in Österreich
Wir üben die Malsätzchen
Und auch: Das Hattie-Quiz
NEU! 1 2. Wo kommt diese Art von Rezeptor im Körper vor?
Das entscheidende Kriterium ist Schönheit; für häßliche Mathematik ist auf dieser Welt kein beständiger Platz. Hardy.
PROCAM Score Alter (Jahre)
Der Einfluss kognitiver Täuschungen auf richterliche Urteilsfindung: Behavioral Law and Economics oder empirischer Rechtsrealismus? Mark Schweizer.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Geometrische Aufgaben
Das ist die Geschichte eines kleinen Jungen aus der Schweiz.
Symmetrische Blockchiffren DES – der Data Encryption Standard
Internet-User 1999 in der Schweiz "Haben Sie schon einmal das Internet benutzt ?" - nach sozio-demografischen Merkmalen WISO Telefonumfrage ECATT99.
Zahlentheorie und Zahlenspiele Hartmut Menzer, Ingo Althöfer ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Uhrzeiten Offiziell >> Konversationell
Der Einfluss kognitiver Täuschungen auf richterliche Urteilsfindung
Wie groß ist jeder Winkel der Figur ?
Avery Zweckform C Eine Alternative: normaler weißer Karton 160g/m²
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Vortrag von Rechtsanwältin Verena Nedden, Fachanwältin für Steuerrecht zur Veranstaltung Wege zum bedingungslosen Grundeinkommen der Piratenpartei Rhein-Hessen.
Imperfekt Wie sagt man das mit Imperfekt
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Unternehmensbewertung Thomas Hering ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List of Figures Tabellenübersicht.
Es war einmal ein Haus
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
J-Team: Gymnasium Ulricianum Aurich und MTV Aurich Ein Projekt im Rahmen von UlricianumBewegt.de Euro haben wir schon…  8000 mal habt ihr bereits.
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt Wie.
Sehen, Hören, Schmecken: wenn uns unsere Sinne täuschen
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
 Präsentation transkript:

Kognitive Täuschungen und richterliche Entscheidfindung Mark Schweizer

Täuschung

Warum kognitiv? Kognition Emotion Motivation

Drei Beispiele Darstellungseffekt (framing) Kompromisseffekt Ankereffekt (anchoring)

Spiel um Gewinne Würden Sie lieber Fr. 20 sicher erhalten oder einen Würfel werfen, wobei sie Fr. 120 erhalten, wenn Sie eine 6 würfeln, bei allen anderen Zahlen aber nichts?

Spiel um Verluste Würden Sie lieber Fr. 20 bezahlen oder einen Würfel werfen, wobei sie Fr. 120 bezahlen müssen, wenn Sie eine 6 würfeln, bei allen anderen Zahlen aber nichts bezahlen?

Erwarteter Wert 1. Fr. 20 = 1/6 x Fr. 120 2. –Fr. 20 = 1/6 x –Fr. 120

Risikoscheu bei möglichen Gewinnen

Risikogeneigt bei möglichen Verlusten

Kläger wählt zwischen möglichen Gewinnen

Beklagter wählt zwischen möglichen Verlusten

Folge: Beklagte gehen zu hohe Risiken ein und schlagen selbst günstige Ver-gleichsange-bote aus

Kläger Beklagte 50% 50%

Kläger Beklagte 70% 30%

Sicht Kläger Erwarteter Wert: 100‘000 x 0,5 = 50‘000 Klage auf Fr. 100‘000, 50% Chance zu gewinnen Erwarteter Wert: 100‘000 x 0,5 = 50‘000

Sicht Kläger Klage auf Fr. 100‘000, 50% Chance zu gewinnen Ungedeckte Anwaltskosten: Fr. 10‘000 Erwarteter Wert: 100‘000 x 0,5 – 10‘000= 40‘000

Erwarteter Wert Erwarteter Wert (Kläger): 100‘000 x 0,5 – 10‘000= 40‘000 Erwarteter Wert (Beklagter): -100‘000 x 0,5 – 10‘000= -60‘000

Vergleichsangebot Kläger: Fr. 50‘000 sicherer Gewinn oder Beklagter zahlt Fr. 50‘000 an Kläger Kläger: Fr. 50‘000 sicherer Gewinn oder 50% Chance, Fr. 90‘000 zu gewinnen 50% Chance, Fr. 10‘000 zu verlieren Beklagter: Fr. 50‘000 sicherer Verlust oder 50% Risiko Fr. 110‘000 zu verlieren 50% Risiko Fr. 10‘000 zu verlieren

Vergleichsempfehlung durch Richter ___ Vergleichsempfehlung durch Richter Sicht Kläger Sicht Beklagter CH 57% 43% USA 40% 25%

Kompromisseffekt Fr. 169.- 50% 22% 50% Fr. 239.- 50% 57% 29% Fr. 469.- 21% 21%

Obere Gruppe Qual. Mord 13% Mord 57% Vors. Tötung 30% Fahrl. Tötung - Untere Gruppe - 38% 55% 7%

Ohne Gefängnis 65% Ordentl. Verwahrung 35% Mit 45% 53% 2% Lebensl. Verwahrung

________________________________________________________________________

Ankereffekt (anchoring) 65 10

10 65 25% 45% (35%)

Strafantrag: 12 Monate 34 Monate Strafmass: 28 Monate 36 Monate

Eigene Studie Keine Anträge Kläger fordert Fr. 3‘000‘000, kein Antrag Beklagter Kläger fordert Fr. 3‘000‘000, Beklagter bietet Fr. 10‘000

Wer den ersten Anker setzt, ist im Vorteil

Bescheidenheit ist eine Zier doch weiter kommt man ohne ihr

Setzen Sie sich hohe Ziele Sie werden enttäuscht sein Aber trotzdem mehr erreicht haben

www.decisions.ch/dissertation.html