Dr. Jens Siebel, FH Kaiserslautern Das IS-LM-Schema

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Aufgabe 31 Die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage sei beschrieben durch folgende Geldnachfragefunktion:
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 Präsentation transkript:

Dr. Jens Siebel, FH Kaiserslautern Das IS-LM-Schema

Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema Einleitung Das IS-LM-Schema ist ein wichtiges makroökonomisches Modell, beschreibt simultan den Gütermarkt und den Geldmarkt, analysiert die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von Fiskalpolitik und Geldpolitik, ist kurzfristig orientiert, kann grafisch und analytisch hergeleitet werden. Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Gütermarkt (Die IS-Kurve) (1) Alle Kombinationen von Zinssatz (r) und Volkseinkommen (Y), bei denen der Gütermarkt im Gleichgewicht ist. Der Gütermarkt ist im Gleichgewicht, wenn Produktion (Güterangebot) = Güternachfrage bzw. Investition = Ersparnis (Investment = Savings). Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Gütermarkt (Die IS-Kurve) (2) Herleitung (1) Y: Volkseinkommen, YN: Gesamtnachfrage, YA: Gesamtangebot, C: Privatkonsum, I: Investition, G: Staatskonsum, T: Steuern YN=C(Y-T)+I(r)+G, dC/dY>0, dI/dr<0 YN=YA=Y (Gleichgewichtsbedingung) Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Gütermarkt (Die IS-Kurve) (3) Herleitung (2) YA YN YN(Y,r0) Y0: Gleichgewichtseinkommen bei einem Zinssatz r0. Y1<Y0 : Gleichgewichtseinkommen bei einem Zinssatz r1>r0 (geringere Investitionen). Dies kann man in einem eigenen Diagramm darstellen. Die IS-Kurve zeigt für jeden Zinssatz r das für ein Gütermarkt-Gleichgewicht erforderliche Volkseinkommen Y. YN(Y,r1) r1>r0 Y Y1 Y0 r r1 r0 IS Y Y1 Y0 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Gütermarkt (Die IS-Kurve) (4) Die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, wenn die Steuern sinken, die Staatsausgaben steigen, positive Outputschocks auftreten. r IS1 IS0 Y Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Gütermarkt (Die IS-Kurve) (5) Die IS-Kurve verschiebt sich nach links, wenn die Steuern steigen, die Staatsausgaben sinken, negative Outputschocks auftreten. r IS0 IS1 Y Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Geldmarkt (Die LM-Kurve) (1) Alle Kombinationen von Zinssatz (r) und Volks-einkommen (Y), bei denen der Geldmarkt im Gleich-gewicht ist. Der Geldmarkt ist im Gleichgewicht, wenn Geldangebot = Geldnachfrage (Money Supply = Liquidity). Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Geldmarkt (Die LM-Kurve) (2) Herleitung (1) MA: Geldangebot, MN: Geldnachfrage, LT: Transaktionskasse, LS: Spekulationskasse MN=LT(Y)+LS(r) dLT/dY>0, dLS/dr<0 MA=MN=M (Gleichgewichtsbedingung) Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Geldmarkt (Die LM-Kurve) (3) r0: Gleichgewichtszinssatz bei einem Volks-einkommen Y0. r1>r0: Gleichgewichtszinssatz bei einem Volkseinkommen Y1>Y0. Dies kann man in einem eigenen Diagramm darstellen. Die LM-Kurve zeigt für jedes Volkseinkommen Y den für ein Geldmarktgleichgewicht erforderlichen Zinssatz r. Herleitung (2) r MA r r1 LM r1 r0 r0 MN(r,Y1) MN(r,Y0) M Y Y0 Y1 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Geldmarkt (Die LM-Kurve) (4) Die LM-Kurve verschiebt sich nach rechts, wenn das Geldangebot steigt. r LM0 LM1 Y Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Der Geldmarkt (Die LM-Kurve) (5) Die LM-Kurve verschiebt sich nach links, wenn das Geldangebot sinkt. r LM1 LM0 Y Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Simultane Darstellung von Güter- und Geldmarkt IS Y*: gleichgewichtiges Volkseinkommen r*: gleichgewichtiger Zinssatz r* LM Y Y* Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve: Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld- und Gütermarkt Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Wirkungen expansiver Fiskalpolitik Der Staat senkt die Steuern oder erhöht die Staatsausgaben. Höherer Privatkonsum nach Steuer-senkung bzw. höheres Produktions-niveau nach Erhöhung der Staats-ausgaben.  Verschiebung der IS-Kurve von IS0 nach IS1  Bewegung von A nach B Das höhere Volkseinkommen erhöht die Geldnachfrage und damit den Zinssatz.  Bewegung von B nach C  Neues Gleichgewicht: Y*1, r*1. Fazit: Volkseinkommen und Zinssatz haben sich erhöht. Anfangsgleichgewicht: Y*0, r*0. r LM C r*1 A B r*0 IS1 IS0 Y Y*0 Y*1 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Wirkungen kontraktiver Fiskalpolitik Der Staat erhöht die Steuern oder senkt die Staatsausgaben. Geringerer Privatkonsum nach Steuererhöhung bzw. geringeres Produktionsniveau nach Senkung der Staatsausgaben.  Verschiebung der IS-Kurve von IS0 nach IS1  Bewegung von A nach B Das geringere Volkseinkommen mindert die Geldnachfrage und damit den Zinssatz.  Bewegung von B nach C  Neues Gleichgewicht: Y*1, r*1. Fazit: Volkseinkommen und Zinssatz haben sich verringert. Anfangsgleichgewicht: Y*0, r*0. r LM B A r*0 C r*1 IS0 IS1 Y Y*1 Y*0 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Wirkungen expansiver Geldpolitik Die Zentralbank erhöht die Geldmenge. Bei gegebenem Einkommen sinkt der Zinssatz.  Verschiebung der LM-Kurve von LM0 nach LM1.  Bewegung von A nach B Der niedrigere Zinssatz erhöht die Investitionen und damit das Volkseinkommen.  Bewegung von B nach C  Neues Gleichgewicht: Y*1, r*1. Fazit: Das Volkseinkommen hat sich erhöht und der Zinssatz verringert. Anfangsgleichgewicht: Y*0, r*0. r LM0 LM1 A r*0 C r*1 B IS Y Y*0 Y*1 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Wirkungen kontraktiver Geldpolitik Die Zentralbank verringert die Geldmenge. Bei gegebenem Einkommen steigt der Zinssatz.  Verschiebung der LM-Kurve von LM0 nach LM1  Bewegung von A nach B Der höhere Zinssatz verringert die Investitionen und damit das Volkseinkommen.  Bewegung von B nach C  neues Gleichgewicht: Y*1, r*1. Fazit: Das Volkseinkommen hat sich verringert und der Zinssatz erhöht. Anfangsgleichgewicht: Y*0, r*0. r LM1 LM0 B C r*1 A r*0 IS Y Y*1 Y*0 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema Beispiel 1 Rezession in den USA im Jahr 2001: Einbruch der Investitionsausgaben: Verschiebung der IS-Kurve von IS0 auf IS1. Neues Gleichgewicht: Y*1, r*1. Anfangsgleichgewicht: Y*0, r*0. r LM0 Konjunkturprogramm der Regierung: Verschiebung der IS-Kurve von IS1 auf IS2. r*0 LM1 UND Expansive Geldpolitik der FED: Verschiebung der LM-Kurve von LM0 auf LM1. Neues Gleichgewicht: Y*2, r*2. IS0 r*1 r*2 IS1 IS2 Y Y*1 Y*2 Y*0 Fazit: Linderung des wirtschaftlichen Einbruchs Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema Beispiel 2 Fiskal- und Geldpolitik in Deutschland nach der Wiedervereinigung: Anstieg des Staatskonsums: Verschiebung der IS-Kurve von IS0 auf IS1. Neues Gleichgewicht: Y*1, r*1. Zinserhöhung durch die Deutsche Bundesbank, um ein Überhitzen der Konjunktur zu vermeiden: Verschiebung der LM-Kurve von LM0 auf LM1. Neues Gleichgewicht: Y*2, r*2. Anfangsgleichgewicht: Y*0, r*0. r LM1 LM0 r*2 r*1 IS1 r*0 IS0 Fazit: Hohe Wachstumsraten bei hohen Zinssätzen Y Y*0 Y*2 Y*1 Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema

Grenzen des IS-LM-Schemas Die Zeitdauer zwischen politischer Maßnahme und Auswirkung ist in der Realität schwer prognostizierbar. Effekte expansiver Maßnahmen sind in der Realität schwer vorherzusagen. Keine dynamische Analyse möglich (nur komparative Statik). Vernachlässigung langfristiger Konsequenzen (z. B. Schuldenfalle, Immobilienkrise). Dr. Jens Siebel: Das IS-LM-Schema