Technik und Ethik Johann Götschl

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 Präsentation transkript:

Technik und Ethik Johann Götschl Univ. Prof. Dr. Johann Götschl University of Graz Hon. Professor: Graz University of Technology Visiting Professor: Danube University Krems Research Field: Philosophy of Science A-8010 Graz, Merangasse 18 Tel.: ++43 316 380-2315 E-Mail: johann.goetschl@uni-graz.at Technik und Ethik Johann Götschl WS 2016/17

Perspektive 1: 4 Orientierungsmodelle: moderate Veränderung M3: M4: gefährliche Veränderung M2: expon. Veränderung M1: schrittweise Veränderung

Perspektive 2: Multidimensionale Interdependenzen Potential für Lebensorientierung Potential für Humanität Potential für Metaphysik (second life) Wissenschaft und Technologie Potential für Produktivität Potential für Destruktion Potential für Wssensgenerierung

Perspektive 3: Multidimensionale Interdependenzen von Wissenschaft und Ethik von Euthanasie von Wissenschaft Ethik: Kernbegriff „Verantwortung“ von Generationen-dynamik von Technologie Von Wirtschaft von Umwelt

entscheidend: Kreativitätsdiagramm Perspektive 4: Hauptgründe für neue Korrelationen zwischen Wissenschaft/Technologie und Werten (Verantwortung) entscheidend: Kreativitätsdiagramm Imitierende Menschen Lernende Menschen Zwei Haupttrends (Trajektorien): (1) Zunahme von Kreativität/Innovationsraten (2) Schrumpfen der „Halbwertszeiten“

Moderne Welt (Beispiele): Perspektive 5: Neue strukturelle Koppelungen zwischen wissenschaftlich-technologischen Komponenten und ethischen Komponenten Clashes zwischen: Ethischen Welt von wissenschaftliche/ Dimensionen „living systems“ technische Dimensionen Moderne Welt (Beispiele): eher positive Muster eher negative Muster Wissenschaftl. Erkenntnis 1. Nukleare Industrialisierung non-invasive Technologien 2. Ökologische Deformation Wissenschaftlich-technisch basierte Wohlfahrtsgesellschaft 3. Asymmetrische Verteilung von Einkommen Wissenschaftlich-technisch basierte Gerechtigkeit 4. Überbevölkerung Pluralistische Gesellschaften 5. sensitive Abhängigkeit von Stabilitäten (Rüstungswettlauf)

Perspektive 6: Neuer Hintergrund für Wissenschaft und Gesellschaft? Anstieg wissenschaftsbasierter Technologien Anstieg der technologiebasierten Wissenschaften Anstieg von mergings/Fusionen von Wissenschaft und Technologie mit der Gesellschaft …..deswegen besonders zu beachten: 4.1. Wissenschaft und Technologie sind nicht wertfrei, sondern in höchstem Grad objektiv 4.2. Wissenschaft (Wissenschafter) ist basiert auf einem einheitlichen Begriffsrahmen von Erkenntnis und Werten (Ethik) Zentrales Zwischenergebnis: Alle Formen von Wissen/Technologien enthalten Werte (Ethik) und alle Werte (Ethik) enthalten Wissen/Technologien

Eine gegenwärtige Wissenshierarchie (Wissenspyramide): IV: Wahres Wissen/Gewissheit III: Objektives Wissen II: Intersubjektives Wissen I: Alltagswissen/Subjektives Wissen (common sense)

Perspektive 7: Formale Ethik Kategorischer Imperativ (I. Kant): Verkürzt: "Handle so, dass die Maxime Deines Handelns als Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung gelten kann" Erste Interpretation: Handlungen (Entscheidungen) sollen ethisch begründet werden.; die anzustrebende Begründung sollte dem Grundsatz der "universalistischen Begründung" entsprechen. "Technik und Technologie" sind Artefakte, d.h. sozio-kognitive, sozio-kulturelle und sozio-ökonomische" Konstruktion. Entscheidend: Zunehmend komplexe und dynamische Beziehungen zwischen Mensch/Gesellschaft und Technik/Technologie, d.h. kategorische Verschiebungen im Mensch-Maschine (Technik) Interface finden statt. Zentral: Technik als dominant kausal-deterministischer Prozess in Kopplung mit nicht-deterministisch-sozialen Prozessen und nicht-menschlichen Umweltprozessen.

Perspektive 8: Inhaltliche (materiale) Ethik Unterschied zwischen formaler ETHIK und materialer (= inhaltlicher) ETHIK a) nochmals formal: "Kategorischer Imperativ“ von I. Kant inhaltliche (materiale Ethik) bezieht sich dominant auf Lebensinhalte; zentral z.B. inhaltlicher (materialer) Imperativ von Albert Schweitzer (verkürzt): „Ich bin Leben, inmitten von Leben, das leben will“ Beim Lösen von Problemen bzw. von Konflikten sind in der Regel immer formal-ethische und inhaltlich-ethische (material-ethische) Prinzipien in verschränkter Weise zu berücksichtigen. Differenzierte gegenwärtige Perspektive = die Wertpyramide (Siehe Perspektive 9)

Perspektive 9: Ziel: Eine Zukunft der Einheit von Kompetenz (Exzellenz) und Verantwortung (Ethik)? Die gegenwärtige Werthierarchie: IV: Prinzip der Gerechtigkeit III: Prinzip der Vorsorge/Prävention II: Prinzip der Autonomie I: Prinzip der Nicht-Schädigung Ausgewählte Aspekte: A1: Ethik hat nicht die Hauptfunktion, Wissenschaft und Technologie zu verhindert, sondern: gangbare Alternativen zu kreieren A2: Ethik ist ein Instrument in Richtung „sozio-technischer Lösungen“ A3: Ethikperspektiven: Interdependenz von Wissen, Wertung, Entscheidung, Verwirklichung (Anwendung)

Zur Komplexität und Dynamik des Netzwerkes von Wissensebenen und Wertungsebenen Orientierungen an einer Wissenshierarchie (Wissenspyramide) Orientierungen an einer Werthierarchie (Wertpyramide) IV: Wahres Wissen/Gewissheit IV: Prinzip der Gerechtigkeit III: Prinzip der Vorsorge/Prävention III: Objektives Wissen II: Intersubjektives Wissen II: Prinzip der Autonomie I: Alltagswissen/Subjektives Wissen (common sense) I: Prinzip der Nicht-Schädigung