Deutschsprachige Literatur im XX Jahrhundert Levan Tsagareli
Experimentelle Literatur 1945-1965 Vorlesung Nr. 4
Plan Experimentelle Prosa – Wolfgang Koeppen, Arno Schmidt Nachkriegslyrik – Poetologische Voraussetzungen Konkrete Poesie Ingeborg Bachmann, Paul Celan
Experimentelle Prosa: Wolfgang Koeppen (1906-1996) Tauben im Gras (1951) Das Treibhaus (1953) Der Tod in Rom (1954)
Arno Schmidt (1914-1979) Autodidakt Literaturforscher (Fouqué, Karl May) Bargfeld Berechnungen I,II,III Leviathan Das steinerne Herz. Historischer Roman aus dem Jahre 1954 (1956) KAFF auch Mare Crisium (1960) Zettels Traum (1970) Abend mit Goldrand (1975)
Erinnerung
Jüngste Vergangenheit
Längeres Gedankenspiel
Etymtheorie und Wortspiele Interpunktion: Sie sah herum: ? Schrift ≈ Aussprache: filleicht (vielleicht), uff (auf), krixD (kriegst) Wortspiele: Zwielisation (Zivilisation+Zwielicht) rAffiniert (raffiniert+Affe) Null=Kommu=Nischt (Null Komma Null+Kommunist Fagottn Müllodies (forgotten Melodies+Müll) Roh-Mann-Tick (Romantik+Roh Mann Tick) Etyms: Eroplan (Eros+Aeroplan) Phallke (Falke+Phallos) Ärscheinung (Erscheinung+Arsch) Penix (Phönix+Penis) Nacktigall (Nachtigall+nackt)
Nachkriegslyrik: Poetologische Voraussetzungen Theodor Adorno „barbarisch“, nach Ausschwitz ein Gedicht zu schreiben Theorie des „autonomen Kunstwerks“ Hohe Kultur vs. Massenkultur Moderne Sprachkünstler = Gesellschaftskritiker Gottfried Benn Kunst als ‚Gegenwelt‘, als ‚elfenbeinerner Turm‘ Konzept des „absoluten Gedichts“ Protest gegen die Kommunikativität des feulletonistischen Zeitalters Absage an die epigonale Erlebnislyrik Widerstand gegen poetische Konventionen und sprachliche Klischees
Konkrete Poesie Vorgeschichte art club (1946) Wiener Gruppe (1952) – neue österreichische Tradition Wittgensteins Sprachphilosophie Grazer Gruppe (1964) - Forum Stadtpark: manuskripte Poetik Bruch mit älteren Lyriktraditionen Sprache = Material ≠ Instrument der Kommunikation Sprache > Sinn 2 Spielarten: Visuelle und akustische Eugen Gomringer (Schweiz) Helmut Heißenbüttel Ernst Jandl (Österreich)
Visuelle Poesie
Akustische Poesie: Ernst Jandl: schtzngrmm t-t-t-t grrrmmmmm s------c------h tzngrmm schtzn tssssssssssssssssssss grrt grrrrrt grrrrrrrrrt scht t-t-t-t-t-t-t-t-t-t tzngrmm grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr t-tt
Ingeborg Bachmann (1926-1973) Lyrik: Hörspiel: Prosa: Die gestundete Zeit (1953) Anrufung des großen Bären (1956) Hörspiel: Der gute Gott von Manhatten (1958) Prosa: Das dreißigste Jahr (1961) Simultan (1972) Romantrilogie Todesarten Malina (1971) Der Fall Franza (1978) Requiem für Fanny Goldmann
Die gestundete Zeit Es kommen härtere Tage. Die auf Widerruf gestundete Zeit wird sichtbar am Horizont. Bald musst du den Schuh schnüren und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe. Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind. Ärmlich brennt das Licht der Lupinen. Dein Blick spurt im Nebel: die auf Widerruf gestundete Zeit Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand, er steigt um ihr wehendes Haar, er fällt ihr ins Wort, er befiehlt ihr zu schweigen, er findet sie sterblich und willig dem Abschied nach jeder Umarmung. Sieh dich nicht um. Schnür deinen Schuh. Jag die Hunde zurück. Wirf die Fische ins Meer. Lösch die Lupinen! Es kommen härtere Tage.
Paul Celan (1920-1970) Paul Ancel geb. in Bukowina Tod der Eltern Selbstmord in Paris Der Sand aus den Urnen (1948) Mohn und Gedächtnis (1952) - Todesfuge Niemandsrose (1963) Poetik: Gedicht = Flaschenpost
Psalm Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm, niemand bespricht unsern Staub. Niemand. Gelobt seist du, Niemand. Dir zulieb wollen wir blühn. Dir entgegen. Ein Nichts waren wir, sind wir, werden wir bleiben, blühend: die Nichts-, die Niemandsrose. Mit dem Griffel seelenhell, dem Staubfaden himmelswüst, der Krone rot vom Purpurwort, das wir sangen über, o über dem Dorn.
ფსალმუნი აღარავინ მოგვზელს ჩვენ მიწისაგან, ჩვენს მტვერსაც კი აღარავინ განიკითხავს. აღარავინ. აღარავის დაუდო აღთქმა. შენთვის ვყვავილობთ ჩვენ შენს თვალწინ. არარაობა ვიყავით მხოლოდ, ვართ, ვიქნებით და ამად დავრჩებით, აყვავებული: არარაობა-, არცვისვარდები. სპეტაკი სულის ბუტკოთი, უდაბური ცის მტვრიანით, მზიური შარავანდედით შემკობილი სიტყვებით, და ვმღერით მის შესახებ, შესახებ ეკლის.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!