Die armen Juden, die im Ersten Weltkrieg als Flüchtlinge aus Galizien nach Wien kamen, bilden eine Gruppe, die schon gut erforscht wurde (siehe z.B. Hoffmann-Holter.

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 Präsentation transkript:

Die armen Juden, die im Ersten Weltkrieg als Flüchtlinge aus Galizien nach Wien kamen, bilden eine Gruppe, die schon gut erforscht wurde (siehe z.B. Hoffmann-Holter und M. Rozenblit), die einen Kristallisationspunkt für das radikal antisemitische Bild vom „Ostjuden“ entlang des Donaukanals abgab. Die reicheren einwandernden Juden hatten dagegen mehr soziale Möglichkeiten und verteilten sich eher auch auf andere Bezirke. Dies lässt die Frage der Integration sowie der jüdischen Identitäten in einem neuen Blick erscheinen. Während des Untergangs der Monarchie und danach wurde Wien zum Ort komplexer Identitätsbildungen, die sich nur schwer rekonstruieren lassen, doch G. Gaugusch und R. Sandgruber ermöglichen eine weiter gehende prosopographische Untersuchung. Auf der Basis von Familienarchiven, die den Blick unterschiedliche Mobilitätsformen ausweiten, können zu neuen Ergebnisse führen. Jérôme Segal (Université Paris-Sorbonne, Ludwig Boltzmann-Institut für historische Sozialwissenschaft, Wien) Die Migration von wohlhabenden Juden aus Galizien nach Wien während und am Ende des Ersten Weltkriegs Die Migration von wohlhabenden Juden aus Galizien nach Wien während und am Ende des Ersten Weltkriegs

„Woher redest Du Genosse?!“ 1. Die wohlhabenden Juden aus Galizien in Wien 2. Am Beispiel „Schwarzes Gold und Gelber Stern“ => Dipl.-Ing., dr.phil. jüdische Identität, Wien, JFW, Familiengeschichte 3. Der Krieg 4. Der Antisemitismus 5. Herangehensweise 6. Neue Quellen

Prolog : Ost und West (Sidney Goldin, 1923) Spannung zw. Assimilierten und nicht-Assimilierten Unterschiedliche Integrationen “Molly Picon and the Cinematic Archetype of a Jewish Woman”, by Jérôme Segal and Monika Kaczek, Cinemascope, 2014Molly Picon and the Cinematic Archetype of a Jewish Woman

535 von den 929 Millionäre sind jüdischer Abstammung (S. 151) „Nur ein Bruchteil der als jüdisch einzustufenden Wiener Millionäre war wirklich religiös.“ (S. 152) Kontroverse Ernst Gombrich vs. Steven Beller Das Problem mit der fremden Zuschreibung 1. Die wohlhabenden Juden aus Galizien in Wien

Die Bevölkerung Galiziens „Fast die Hälfte aller österreichischen Juden leben in Galizien und der Bukowina und, da die Mehrheit ihrer Glaubensgenossen aus Polen und Russland in den angrenzenden Bezirken konzentriert ist, können wir wirklich diese Region Zentraleuropas als jüdisches Land schlechthin betrachten, mehr noch als Palästina oder andere Regionen der Welt. Das ist die Mitte des Spinnennetzes, das über den Kontinent gesponnen wurde. [...] In Drochobycz [dem Herz der erdölproduzierenden Region], stellen sie die Mehrheit.“ (Reclus 1878, S. 400, Hervorhebung JS) „Kosmopolitischer Kapitalismus“ auch jüdisch?

Die Juden in Wien Die Wiener Juden waren engagierten Österreicher, gehörten der deutschen Kulturnation an, aber nicht dem deutschen Volk. Für die Zionisten: Juden als Nation, Nach Wien weil es Krieg gibt, natürlich, aber auch um in die Welt der europäischen Kultur und Zivilisation einzutreten, Zwischen 1880 und 1914, Leute (merh. Juden) verlassen Galizien für die neue Welt… die Vereinigten Staaten. Von den Juden, die in Wien zu dieser Zeit lebten, stammte ein Viertel aus Galizien. Wie allgemein bekannt, war das jüdische intellektuelle Leben lebendig und pulsierend, wie die 150 jüdischen Tages- und Wochenzeitungen belegen, die in der Reichshaupt- und Residenzstadt publiziert wurden. Dem allseits bekannten Witz folgend, der besagt, dass der Unterschied zwischen einem Schneider und einem Psychiater eine Generation darstellt, waren die Juden in Wien laut der Bevölkerungszählung von 1934 zweifellos in einigen Berufen überrepräsentiert: Sie stellten 86% der Anwälte, 52% der Ärzte und über 70% der Geschäftsleute im Textilsektor.

2. Am Beispiel „Schwarzes Gold und Gelber Stern“ Besuch des Kaisers (1880) Landesausstellung in Lemberg nach den Vereinigten Staaten und Russland die drittgrösste erdölproduzierend e Region der Welt

1908 (Brand) 1922 „Schwarzes Gold und gelber Stern –Schwarzes Gold und gelber Stern – Mobilitätsformen der in die Ölindustrie investierenden galizischen JudenMobilitätsformen der in die Ölindustrie investierenden galizischen Juden“, DAVID Jüdische Kulturzeitschrift, 22, Nr. 84, April 2010, S.39-45

3. Der Krieg : Steigender Antisemitismus in Wien „Speisekammer der U-Boote“

4. Der Antisemitismus Ausstellung Gustav Mahler 2010 Der Viervölkerstaat als Hoffnung für die Juden « After leaving the Court Opera, Mahler earned good money during the winter months in New York, where he conducted at the Metropolitan Opear and led the New York Philarmonic into the ranks of world-class orchestra. »

5. Herangehensweise Oral history Visual history Ego-histoire => Der Film als Output Wie ich zum Thema gestoßen bin

Oral history Szlomo Leszek Szefer (1913 in Borysław geb.) Alfred Schreyer (1922 in Drohobycz geb ) „Der letzte Jude aus Drohobycz“ Myriam Katz (1923 in Krakau geboren )

Dro-Bor(ianers) heute (350 in Israel, 60 aus der 1. Generation)

Visual history Lindenberger 2004, „Vergangenes Hören und Sehen. Zeitgeschichte und ihre Herausforderung durch die audiovisuellen Medien“ (Rothfels 1953) Zeitgeschichte als „Epoche der Mitlebenden und ihre wissenschaftliche Behandlung“ definiert. „Erst unter dem Einfluss erfahrungsgeschichtlicher Fragestellungen begann die Zeitgeschichtsforschung, diese verkürzte Vorstellung vom ‚Mitleben‘ zu differenzieren. Sie entdeckte zunächst, dass die Mitlebenden kaum über Schrift und Buch, sondern eher im Medium der erzählten Lebensgeschichte auf ihre Vergangenheit Bezug nehmen.“ (Lindenberger 2004) Visual turn (iconic turn) (ab 1975, Journal of visual culture ab 2002) Einführung von Visual Hisory im Deutschsprachigem Raum: „‚Visual history‘ ist nicht nur ein System eines theoretischen und methodologischen Zugangs zur Photographie. Der Begriff ist gleichzeitig ein Programm, ein längst bekanntes Medium endlich auch in die Historiographie und in die wissenschaftliche Arbeit einzubeziehen. ‚Visual history‘ ist dafür hinaus auch noch ein Aufruf zur interdisziplinären Zusammenarbeit, denn es bedarf vieler verschiedener Zugänge und Kenntnisse, um der Photographie ihre Botschaften und Geheimnisse zu entreissen.“ (Jagschitz 1991)

Ego-histoire « Ni autobiographie faussement littéraire, ni confessions inutilement intimes, ni profession de foi abstraite, ni tentative de psychanalyse sauvage. L’exercice consiste à éclairer sa propre histoire comme on ferait l’histoire d’un autre, à essayer d’appliquer à soi-même, chacun dans son style et avec les méthodes qui lui sont chères, le regard froid, englobant, explicatif qu’on a si souvent porté sur d’autres. » (Nora 1987) „Niethammer allerdings [geht] weiter, indem er die Ansicht vertrete, dass ein solches Unterfangen automatisch in die "Dekonstruktion des Egos" führen müsse, das wiederum aus einem Geflecht von Beziehungen bestehe, die somit offen gelegt werden müssen. ” (NZZ)

Alle Juden, die zum Stichtag ( ), mehr als RM besassen, mussten ein Vermögensverzeichnis ausfüllen ( Formulare, 16,2% Doktortitel oder Ingenieursdiplom).

6. Neue Quellen TMW: A ‘car of the future’ found in a dark pastA ‘car of the future’ found in a dark past or How I found the car my great-grandfather lost 78 years ago Fotoatelier Setzer: A Jewish Viennese Photo StoryA Jewish Viennese Photo Story Anno & Döblinger Gymnasium Lehmann and Compass => The Google map of the places in Vienna where the Segal lived and workedThe Google map of the places in Vienna where the Segal lived and worked

1914 „58,6% Polen, 40,2% Ruthenen, und 1,1% Deutsche“ + „46,5% Römisch Katholiken, 42% Griechisch Katholiken, 0,5% Protestanten und 11% Israeliten“ (Orlowicz und Kordys 1914). Compass => alle Firmen, die in die Ölgeschäfte in Galizien involviert waren. Im Jahr 1920 gab es mindestens 200 solche Unternehmen mit Hauptsitz in Wien. Compass, 1934 Die wichtige Entscheidung im Ersten Weltkrieg und danach…

„Und was bringt es uns?“ Heute Spannung zw. einerseits armen Leute oder Neuösterreicher und anderseits Asylwerber, Migranten. Es wird politisch ausgenutzt: Vielfalt der jüdischen Identität (mein aktuelles Buch). Neue Methoden/Quellen