Wärmekonsum in Haushalten – eine soziologische Perspektive Arbeitstreffen mit der Marktforschung von Bosch Thermotechnik 19. Juli 2017 Dr. Ursula Offenberger.

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 Präsentation transkript:

Wärmekonsum in Haushalten – eine soziologische Perspektive Arbeitstreffen mit der Marktforschung von Bosch Thermotechnik 19. Juli 2017 Dr. Ursula Offenberger

Übersicht 1.Projektkontext 2.Theoretischer Hintergrund 3.Forschungsdesign 4.Ergebnisse 5.Diskussion

1. Projektkontext Sozial-ökologische Forschung, Förderung durch BMBF Rennings et al. 2013: Sustainable Energy Consumption in Residential Buildings. ZEW Economic Studies, Springer. Teilprojekt zur Bedeutung von Geschlechterverhältnissen für (nachhaltigen) Wärmeverbrauch in Haushalten Laufzeit Abschluss der Dissertation 2013/2015 Offenberger 2016: Geschlecht und Gemütlichkeit. Paarentscheidungen über das beheizte Zuhause. Reihe Qualitative Soziologie, DeGruyter.

Kirsten Justesen 2002: Icefeet (project meltingtime), kirstenjustesen.com.

2. Theoretischer Hintergrund Science and Technology Studies (STS) Technik und Gesellschaft bedingen sich gegenseitig Symbolischer Interaktionismus Menschen handeln aufgrund der Bedeutung, die sie Dingen und Situationen zuschreiben Soziale Konstruktion von Geschlecht Unsere Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit, von Männern und Frauen, sind sozial und historisch bedingt Qualitative Sozialforschung: Grounded Theory Der Einzelfall ist immer allgemeiner Natur Konzeptuelle statt statistische Repräsentativität Theoretisches Sampling: Systematischer Fallvergleich führt zu theoretischer Sättigung Datengewinnung, Theoriearbeit und Analyse als zyklische Prozesse

3. Forschungsdesign Erkenntnisinteresse: Anschaffung und Nutzung von Wärmetechnologien in Haushalten verstehen Teilnehmende Beobachtung auf Verbrauchermessen Inszenierung von Energietechnologien Interaktionen zwischen ExpertInnen und NutzerInnen Expertiseninterviews Handwerker Energieberater Ingenieure Dokumente Werbebroschüren Webseiten von Heizungsfirmen Webseiten von Verbänden Paarinterviews mit Eigenheimbesitzenden

3. Forschungsdesign: Fallanalysen 9 Haushalte Stadt-Land, Alter, Beruf, Kinder, Wärmekonzept, Alt-Neubau Eingeschränkte Repräsentativität durch Nord-Süd-, Hetero-, Standesamt-Bias Heterosexuelle verheiratete Paare sind die grösste Gruppe der Eigenheimbesitzenden in Deutschland Offenes Kodieren (Zeile für Zeile, Wort für Wort) Memoschreiben Dichte Fallbeschreibungen, Fallvergleiche

Holz als Sympathieträger Zufriedenheit mit Spareffekt Emotional-sinnliche Aspekte Ölgestank Erneuerbare Energien als Risikoschutz Eigenarbeit: Do it Yourself Holzmachen: männliche Vergemeinschaftung im Wald “Das wird nachher weltbest, wenn wir fertig sind” Beispiele aus dem Kodierprozess Demonstrativer Konsum Öl und Angst vor (dem) Fremden Ökonomisches Kalkül? Wunsch nach Unabhängigkeit Heizung als Haustier: “den Ofen füttern” Die andere Wärme des Holzofens Scheitholzbereitung

Forschungsleitende These Anschaffung und Nutzung erneuerbarer Wärmetechnologien in Eigentümerhaushalten lassen sich in ihrer Bedeutung für Nutzerinnen und Nutzer umfassender verstehen, wenn sie in einem grösseren Zusammenhang betrachtet werden, den ich als die Entstehung von „Zuhause“ fasse. Anschaffung und Nutzung von Wärmetechnologien bilden demnach einen Bestandteil einer Entwicklung, in der das Eigenheim von Menschen in deren eigenes Heim oder „Zuhause“ verwandelt wird. In die Entstehung eines „Zuhauses“ fliessen die verschiedensten Aushandlungen ein, in denen Relationen etabliert und stabilisiert werden, etwa zwischen Menschen und Objekten, zwischen Objekten und Räumen, zwischen Räumen und Menschen, und zwischen Menschen untereinander.

4. Ergebnisse

4. Ergebnisse: Paarinterne Arbeitsteilung bei Bau- und Sanierungsentscheidungen Beispiel Herr Sirius (Neubau): «Themenbezogen teilweise. Also was so Farbe, Design oder solche Sachen angeht, denke ich mal, also eher das Gestalterische, würde ich eher sagen, da überlasse ich das meiner Frau ein bisschen. Also ich melde mich natürlich auch in dem Fall, aber sozusagen da bin ich jetzt nicht so mit Engagement dabei, sagen wir mal so, weil ich da flexibler bin von der Farbe her, ob dunkler oder so. Bei den technischen Dingen bin es eher ich, der so ein bisschen die Richtung oder den Vorschlag eigentlich macht, natürlich mit ihr dann bespricht, oder so, aber da jeder ein bisschen einen anderen Schwerpunkt hat, gibt es da eigentlich weniger Diskussionen darüber, also würde ich mal annehmen.» (männliche) Technik vs. (weibliche) Ästhetik

4. Ergebnisse: Paarinterne Arbeitsteilung bei Bau- und Sanierungsentscheidungen Männliche Technik vs. weibliche Ästhetik? Beispiel Küche: Interviewerin (zu Herrn und Frau Sirius): Aber dann war es ja da genau umgekehrt, weil Sie gesagt haben für das Technische wären Sie zuständig und für Farben Sie, aber in dem Fall war es aber gerade anders rum. In der Küche gibt es auch viel Technisches. Herr Sirius: Das ist richtig. Aber da ist mein Interesse nicht ganz so tief gewesen. Frau Sirius: Ja also da habe ich, bei den Sachen habe ich geguckt, dass sie Energie sparen müssen, das war für mich das A und O. Herr Sirius: Ne stimmt. Also da muss man eine Ausnahme machen. Also da war es wirklich fast klassisch. Frau Sirius: Ja, da hast Du nach der Farbe geguckt, und ich habe die Anordnung der elektrischen Geräte entschieden. Das stimmt. (…) Auch dass es dann halt Energie, also A+ und AA+ und solche Sachen eben, das war mir dann auch/ Herr Sirius: Induktion. Keine normale Platte, sondern Induktion, dass man dann auch sagen kann, das ist einfach moderner und hat einen Vorteil und solche Dinge. Und da hast Du Dich dann eigentlich eingelesen, eingearbeitet. Ja sehr viel vorbereitet, aber am Schluss wie gesagt war das ja eigentlich eine gemeinschaftliche Entscheidung.

4. Ergebnisse und Diskussion: Was ist Technik? Quelle:

Danke für Ihr Interesse!