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Gender-Aspekte von Wärmeenergiekonsum
Ergebnisse der qualitativen Teilstudie Ursula Offenberger, Julia Nentwich Universität St. Gallen
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Theoretische Annahmen zu „Gender“
Geschlecht als unabhängige Variable zu untersuchen greift zu kurz Geschlecht ist eine relationale Kategorie: Fokus auf Geschlechterverhältnisse und auf Interaktion (doing gender) Geschlecht als Mehrebenenphänomen: manifestiert sich In Strukturen (z.B. Arbeitsteilung) In dualistisch organisierten Symbolsystemen (z.B. rational-emotional) In der Geschlechtszuordnung und –darstellung von Personen Forschungsfrage: Wie wird Geschlecht im Kontext von Kaufentscheidungen für nachhaltige (energieeffizient und mit erneuerbaren Energiequellen betriebene) Wärmetechnologien relevant gemacht?
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Forschungsmethoden Teilnehmende Beobachtung auf 3 Energiemessen
15 ExpertInneninterviews (u.a. Handwerker, Verkaufspersonal, EnergieberaterInnen) Dokumentenanalyse v. 20 Werbebroschüren 8 Leitfadengestützte Paarinterviews mit HeizungskäuferInnen Weil diese studie mit der untersuchung von gender-aspekten für fragen des konsums von wärmeenergie forschungsneuland betritt, handelt es sich um eine explorative untersuchung. Deshalb wurde versucht, dem Forschungsgegenstand größtmögliche Unvoreingenommenheit und Offenheit dafür entgegenzubringen, was sich aus der Beobachtung des Forschungsfeldes heraus als relevant für die Fragestellung erweist. Daher wurde zunächst die methode der teilnehmenden beobachtung gewählt, um einen ersten eindruck davon zu erhalten, wie wärmetechnologien im vertrieb beworben werden. Der geeignete ort hierfür waren messen, auf denen für private verbraucher energietechnologien präsentiert und beworben werden, und auf denen teilweise auch verkaufsberatung stattfindet. Es wurden an vier tagen drei messen in süddeutschland besucht und dort insbesondere stände beobachtet, an denen heizanlagen ausgestellt waren, wobei beobachtungsprotokolle angefertigt wurden. Außerdem wurden auf den messen mit Standvertretern (idr Handwerker, ingenieure oder Verkaufspersonal) gespräche geführt und zusätzlich in der Folgezeit telefonisch ca. 15 Experteninterviews geführt, in denen z.B. Handwerker, Energieberater, Verkaufspersonal sowie Vertreter von Organisationen der Energiewirtschaft befragt wurden. Dabei ging es z.B. um Sachfragen zu Heiztechnologien, um die marktentwicklung von erneuerbaren energietechnologien, um verständnisse von nachhaltigkeit, um kundenpräferenzen und um beratungssituationen. Auf den
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Interviewsample Kaufentscheidung im letzten Jahr Neubau und Sanierung
Verschiedene Technologien Heterosexuelle Paar- u. Familienhaushalte Theoretisches Sampling nach Wohnregion, Familienstand, Erwerbssituation und Alter Kriterium der Theoretischen Sättigung Vertretene Technologien: Pellet-, Scheitholz-,Ölkessel, Solarthermie, Geothermie, Luftwärmepumpe, Kachelofen mit Wassertaschen bzw. Anschluss an Pufferspeicher
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Auswertung Grounded Theory nach Anselm Strauss:
Vergabe theoretischer Kodes für Phänomene in den Daten Verfassen analytischer Memos Methode des ständigen Vergleichens zeigt Einzelfalltypik und fallübergreifende Tendenzen
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Ergebnisse: 1. Strukturen
Normalitätsvorstellungen von Nutzerinnen und Nutzern verweisen auf Standards von Wärmeenergiekonsum in Deutschland Die Abhängigkeit privater Haushalte durch die Technisierung von Energieversorgung und der Wunsch nach Unabhängigkeit Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit von Wärmeenergie: Heizen als „facility management“ und als „home making“
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Ergebnisse: 2. Symbolische Geschlechterdifferenzierungen
Warum „home making“ symbolisch weiblich und „facility management“ symbolisch männlich ist Die Vergeschlechtlichung von räumlicher Ordnung, von Arbeitsteilung und von Technik Gender-Skripte von Heizanlagen
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Heizen als „facility management“ oder als „home making“
Quelle:
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Ergebnisse: 3. „doing gender“ im Kontext der Kaufentscheidung
Betonung der gemeinsamen Entscheidungsfindung Die geschlechterdifferente Zuschreibung von Technikaffinität: „Sie interessiert sich jetzt vielleicht nicht so für die Technik, ich sage aber die Technik, das ist ein bisschen mein Steckenpferd“ (P 7, Abs. 239).
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Ergebnisse: 3. „doing gender“ im Kontext der Kaufentscheidung
Die paarinterne Verteilung von Zuständigkeiten über die Grenzziehung zwischen Technik und Ästhetik: „(…) im Treppenhaus haben wir so Lichter. Es ging um die Thematik LED-Lichter, weil LED sozusagen eine Thematik ist, wo man sagt man spart eigentlich Energie, aber das war bis jetzt eigentlich noch nicht umsetzen, weil die Farbe von der LED, das heisst die Leuchtkraft ist noch nicht ausreichend, dass das Treppenhaus nur mit LED/ das wäre ein bisschen pfunzelig geworden“ (P7, Abs. 191).
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Ergebnisse: 3. „doing gender“ im Kontext der Kaufentscheidung
„Interviewerin: Und wer kennt sich da jetzt alles aus damit, wie voll man machen muss, und wann, und so, und worauf man achten muss? Mann: Also da ist jetzt meine Frau drin bewandert. Interviewerin: Ok. Frau: So bewandert [HÖRBARES AUSATMEN] Mann: Ah doch, schon eher. Frau: Ja eher, klar. Mann: Du bist ja schon/ du kannst dann schon sagen, wenn du jetzt am, am Brauchwasserkessel guckst: es hat 40 Grad, dann kannst du genau sagen: da langt jetzt eine halbe Füllung, oder man muss ganz voll machen, um die Grade zu erreichen. Frau: Genau (…)“ (P2, Abs. 131ff).
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Ergebnisse: 3. „doing gender“ im Kontext der Kaufentscheidung
Interaktionen mit Experten: Entstehen homosozialer Beziehungen „Within these informal relationships men are often concerned to identify with other men within the ‚in-group‘, while simultaneously differentiating themselves from other groups of men and from women.“ (Collinson und Hearn 1994: 14)
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Ergebnisse: 3. „doing gender“ im Kontext der Kaufentscheidung
Holzmachen als Männlichkeitsritual „Mann: Aber Holz machen kann auch nicht jeder. Man braucht: Motorsäge, man braucht Schutzkleidung, man braucht eventuell Traktor und Wagen/ gut, viele nehmen Auto und Hänger, was auch nicht so geschickt ist im Wald, man kann auch nicht immer überall hinfahren, also wenn ich die Investitionen sehe, was ich da brauche, ist also auch nicht so ohne. Von der Zeit wollen wir gar nicht sprechen. Also wenn ich jetzt eine Arbeit im Geschäft habe und gehe Holz machen, dann verdiene ich im Geschäft mehr wie wenn ich Holz mache, in einer Stunde. Das ist keine Frage, das Holzmachen muss ich als Hobby sehen. Also so ist es auch nicht. Und wenns ich dann im Kreuz hab nachher, eventuell, dann kann ichs sowieso nicht mehr. Also Holzmachen ist keine leichte Arbeit“ (P 2, Abs. 240).
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Fazit Aufgrund seiner engen Verknüpfung von Wärmeenergie und symbolisch und strukturell männlichen Aspekten von Technologie stellt das Feld von Wärmeenergie(konsum) eine „Gelegenheitsstruktur“ (Hirschauer 2001) für männliche Geschlechtsdarstellungen dar Durch das Zusammenspiel von technologischen, räumlichen, symbolischen und die Arbeitsteilung betreffende Strukturen entstehen dominante Verständnisse von Wärmeenergie(konsum), die symbolisch weibliche Aspekte in den Hintergrund drängen und den Deutungshorizont einengen können
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