Wundspüllösungen im Fokus Björn Jäger für die ICW AG Nordhorn
Wundspülung Die Wundspülung ist als Reinigung einer Wunde mittels einer Spüllösung definiert Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Wundbehandlung und sollte bei jedem Verbandwechsel durchgeführt werden. Durch die Wundspülung sollen Beläge, Nekrosen, Schmutz, Zelltrümmer, und Toxine aus der Wunde ausgeschwemmt werden. Die Wundspülung sollte in allen Wunden und in allen Wundstadien durchgeführt werden, dabei ist allerdings auf ein paar Grundregeln zu achten
Grundregeln der Wundspülung Verschleppen von Infektionen vermeiden sterile Lösungen verwenden ausreichend spülen Auskühlen der Wunde verhindern Spüllösung auf Körpertemperatur erwärmen keinen Druck ausüben Jet-Lavage nur zum Debridement verwenden Anschließendes trocknen der Wund mit Umgebung
Eigenschaften von Wundspüllösungen physiologischer pH-Wert ( 7,36 – 7,42 ) Isoton (Osmolarität 280 - 296 mosml/l) Steril farblos reizlos schmerzfrei nicht ätzend erwärmbar kostengünstig
Übersicht E-Lyte und Osmol Natrium Chlorid Kalium Kalzium Osmol pH-Wert Blut 135 - 144 98 - 110 3,6 - 5,6 2,2 – 2,65 280 – 296 7,36 – 7,42 NaCl 0,9 % 154 - 308 5,5 Ringerlactat 131 111 5 2 278 5,0 – 7,0 Ringer 147 156 4,0 2,2 309 Jono 137 110 1,65 291
„physiologische“ Spüllösungen Unter dem Begriff „physiologisch“ werden Elektrolytlösungen (Ringer), Aqua Dest., und Leitungswasser zusammengefasst Destilliertes Wasser sollte für Wundspülungen nicht verwendet werden, da es zu Zellschwellung und Elektrolytverschiebungen kommen kann. „physiologische“ Kochsalzlösung ist Aufgrund der fast nicht vorhandenen Elektrolyte und der höheren Osmolarität nur bedingt zur Wundspülung geeignet
„physiologische“ Spüllösungen Ringer – Ringerlactat weisen keine wesentlichen Unterschiede in den E-Lyten und der Osmolarität zum Blut auf und sind daher ideale Spüllösungen Leitungswasser das Leitungswasser in Deutschland unterliegt der Trinkwasserverordnung und darf daher keine krankheitserregenden Keime beinhalten, allerdings ist es nicht keimfrei und die Zuleitungen / Wasserhähne sind Keimverseucht, so dass der Einsatz nur mit einem Sterilfilter (Porengröße 0,2µm) bedenkenlos ist
Rechtliches zum Leitungswasser Ohne den Einsatz von Filtersystemen wird, vor dem Hintergrund der bekannten Keimbesiedlung von Leitungswasser, im Fall einer nachgewiesenen Verkeimung in der Wunde, durch Leitungswasser, von einem „bedingten Vorsatz“ ausgegangen. Das RKI hat in einer Stellungnahme darauf aufmerksam gemacht das „jede Spüllösung steril sein muss. Leitungswasser ist nicht frei von Keimen“
Besonderheit Wundantiseptika Wundantiseptika sollten neben den allgemeinen Eigenschaften noch folgende Eigenschaften aufweisen nicht Gewebetoxisch mikrobiozid mit breiten Wirkspektrum keine Resitenzen nicht Allergen
Wundantiseptika PVP-Jod besitzt eine gute Wirksamkeit und hat ein großes Wirkspektrum. Die mikrobiozide Wirkung setzt nach 30 Sekunden bis 5 Minuten ein. Eiweisfehler Verschlechterung einer Schilddrüsenerkrankung Verfärbung der Wunde
Wundantiseptika Polihexanid Wirkung gegen Bakterien Einwirkzeit 5 – 20 Minuten gute Gewebeverträglichkeit Kombination mit semi – und okklusiven Verbänden möglich Wirkt nicht gegen Viren und Sporen nicht bei freiligenden hyalinem Knorpel
Wundantiseptika Octenidin Wirkung gegen Bakterien, Pilze und einige Viren Einwirkzeit 30 Sekunden bis 5 Minuten nicht unter Druck in die Wunde einbrigen
Wundantiseptika Taurolidin hervorragende mikrobiozide Wirkung auch in Gegenwart von Blut, Serum, Eiter Einwirkzeit ab 30 Minuten
Andere Substanzen Alkohol H2O2 Chlorhexin Ethacridinlactat stark zytotoxisch sehr Schmerzhaft nur als Zusatz in anderen Spüllösungen H2O2 starke Zelltoxizität Gefahr der Luftembolie Chlorhexin Zelltoxisch Gefahr der malignen Transformation Gefahr der anaphylaktischen Reaktion Ethacridinlactat allergen hemmt die Wundheilung Wirkungslücken verfärbend
Weitere Möglichkeiten Nasstherapie mit TenderWet Jet-Lavage Wundspülung mit V.A.C
WAS WANN WIE WOMIT Indikation Allgemeines Verfahren Infizierte Wunden Solange manifeste Infektion erfolgt die Spülung mit antiseptischen Mitteln beim Verbandwechsel Octenidin, Polihexanid Ggf vorher mit „phys. Spüllösung“ Nekrosen, Beläge Radikale Abtragung möglich ? Schonende Abtragung Notwendig Chir Debridement, Jet-Lavage TenderWet Nasstherapie Fibrin, Sekret, Hämatom Keine Antiseptika indiziert Reichlich physiologische Spüllösung