Terminologie & Kultur DTT-Symposion Mannheim, 3. – 5. März 2016 Rodolfo Maslias.

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 Präsentation transkript:

Terminologie & Kultur DTT-Symposion Mannheim, 3. – 5. März 2016 Rodolfo Maslias

 Die Europäische Union ist die größte Vereinigung von Staaten mit einer gemeinsamen Gesetzgebung, die in einer Vielzahl von Lebensbereichen Anwendung findet.  Die Rechtsakte der EU werden in nationales Recht umgesetzt und in der jeweiligen Amtssprache angewandt.  Etwa 80% der Gesetze der Mitgliedsstaaten basieren auf Europäischen Rechtsakten.

 Die "EU-Gesetzgebung" basiert auf einer sehr komplexen Zusammenarbeit von Vertretern der Staaten: Kommissaren, Ministern und Abgeordneten. Jeder von ihnen vertritt in den Institutionen die Interessen seines Staates, aber auch die Kultur seines eigenen Volkes.

 Beruht dieser ständige Kompromiss auf dem Bestreben, eine gemeinsame Denkweise zu erreichen, die früher oder später die Gesetzgebung erleichtern wird, weil sie auf gemeinsamen Prinzipien, gemeinsamen Sitten und gemeinsamen Interessen basieren wird?  Oder wird die EU weiterhin auf der Zusammenarbeit zwischen Regierungen basieren, die hauptsächlich die nationalen Interessen der Staaten vertreten?

 Gemeinsame Kulturprojekte, wie die Kulturhauptstadt Europas, Subventionsprojekte für Forschungsprojekte, wie Horizon 2020, und die Anpassung von Verfahren in der Bildung, wie "Bologna„, sind Beispiele für das Anstreben einer gemeinsamen Kultur.

Die Kommission Die Kommission hat die besondere Rolle, Gesetze zu initiieren und dann ihre Anwendung zu garantieren. Diese Rechtsakte werden aber von anderen Institutionen verabschiedet und von den nationalen Regierungen angewandt. So übernimmt die Kommission eher die Rolle des Experten und des Beraters der Regierungen der EU und ihrer Vertreter in den verschiedenen Bereichen der europäischen Gesetzgebung. Der Rat Der Ministerrat und der Europäische Rat streben an, eher einen Kompromiss zwischen den verschiedensten Interessen als eine gemeinsame Politik, die auf gemeinsame Prinzipien und Regeln basiert, zu erzielen. Das Parlament Das Parlament hat „das letzte Wort„ im Gesetzgebungsprozess, aber seine Zusammensetzung und seine sehr komplexe Funktionsweise mit mehr als 700 Abgeordneten aus derart vielen Staaten, Regionen und politischen Parteien kann nur sehr schwer eine einheitliche demokratische Kontrolle erzwingen.

 Die Unterschiede zwischen der Regierungsweise der Staaten des europäischen Nordens und des Südens sind sehr groß, was hauptsächlich an der unterschiedlichen Kultur und Verhaltensweise der Völker liegt. Sogar innerhalb desselben Staates trifft man oft auf verschiedene Mentalitäten zwischen Nord und Süd, die auch zu einer ökonomischen Kluft führen.  Der gleichzeitige EU-Beitritt von vielen Staaten des früheren Ostblocks mit ihren noch sehr von der sowjetischen Zeit geprägten Staatsstrukturen hat auch eine eindeutige Kluft zwischen einer westlichen und östlichen Kultur offengelegt. Es werden noch viele Jahre vergehen, bevor diese Kluft überbrückt werden kann.

Die Staaten und Sprachen vor 2004  Während fast 40 Jahren haben 10 und dann 15 Mitglieder die Gesetzgebung der EU gemacht und geprägt. Sie haben die Grundregeln entschieden und die Verfahren der Zusammenarbeit festgesetzt. Ihre Kulturen und ihre Sprachen haben den Gemeinschaftscharakter der europäischen Familie ausgemacht. Die Staaten und Sprachen nach 2004  Die neuen Staaten versuchen, ihrer eigenen Kultur Geltung zu verschaffen: einerseits innerhalb der Gruppe der neuen Staaten und andererseits innerhalb einer schon vereinten Europäischen Union, an die sie sich nur schwer anpassen und in die sie sich nur schwer integrieren können. Ihre Kulturen und Sprachen sind längst nicht gleichgestellt, was Gebrauch und Bildung angeht.

 Die kulturelle Vielfalt des europäischen Kontinents ist auch in jedem einzelnen Staat sichtbar. Das „Europa der Regionen“ wird mit der Zeit das „Europa der Staaten“ ersetzen. Je öfter die Auferlegung von gemeinsamen Regeln Krisen, wie die Euro- oder die Flüchtlingskrise, hervorrufen, desto mehr werden sich die Sprachen und Kulturen behaupten wollen.  Diese Regionalisierung führt langsam zu einer Übertragung vieler Kompetenzen von den zentralen Regierungen zu den lokalen Entscheidungsträgern und geht einher mit einer Intensivierung der Autonomiebewegungen und ihrer Verstärkung durch demokratische Verfahren, wie z.B. die Wahlen in Spanien (Katalonien) oder in Frankreich (Korsika) zeigen.

 Die Vielfalt und die Herausforderung der Mehrsprachigkeit innerhalb mehrerer Staaten spiegelt sich in der gesamten Europäischen Union wider.  Beispiele nationaler Mehrsprachigkeit: Belgien (regionale Spaltung), Spanien (spezieller Status), Luxemburg (neue Amtssprache)  Die Sprachen von Minderheiten finden allmählich auch ihren Platz in der Bildung.  Neue Amtssprachen für die EU: Irisch wird 2022 zur vollberechtigten Amtssprache der EU und Türkisch wird wahrscheinlich bald als Amtssprache Zyperns die Sprachvielfalt der EU bereichern.

Staaten mit zentraler Verwaltung  Die Regionen haben zweitrangige politische Macht und sind nicht klar definiert. Alle Entscheidungen werden von einer zentralen Regierung getroffen und Kultur- und Bildungspolitik sind einheitlich. Staaten mit regionaler Struktur  Die Regionen, autonomen Gebiete oder Länder haben eine starke politische Macht und Entscheidungsbefugnis basierend auf politischen Institutionen, insbesondere im Bereich Kultur und Bildung.

 Die allererste Verordnung der Europäischen Union sieht vor, dass alle Amtssprachen, damals 4, gleichwertig verwendet werden und dass alle Dokumente in diese Sprachen übersetzt werden sollen. Somit wurde jede Amtssprache als Originalsprache für jeden Rechtsakt anerkannt.  Symbolischerweise behält die Mehrsprachigkeits-Verordnung ihre Nummer 1 und wird schrittweise mit 20 zusätzlichen Sprachen ergänzt.

 Amtssprache ist die offizielle Sprache eines Staates für Gesetzgebung, Verwaltung, Gerichte und Schulen. Die Festlegung einer Amtssprache vermittelt den Bürgern das Recht, dass der Staat mit ihnen in dieser Sprache kommuniziert. In manchen Staaten sind auch Nationalsprachen von Minderheiten gesetzlich als zusätzliche Amtssprachen garantiert.  Amtssprache der EU wird jede nationale Amtssprache nur auf Antrag des jeweiligen Mitgliedstaats

 Die Übersetzung begleitet alle Schritte der Gesetzgebung; vom ersten Entwurf, der in den Fachdienststellen der Kommission entsteht, durch alle Verhandlungen mit nationalen Diensten und mit Rat und Parlament bis zum endgültigen Rechtsakt, über den in jedem nationalen Parlament abgestimmt wird und der dann zum „Original-Gesetz“ wird.

 Die 552 Sprachkombinationen, die für die uneingeschränkte Anwendung der EU-Verordnung Nummer 1 gleichberechtigt verwendet werden sollten, können seit der letzten massiven Erweiterung der EU aus praktischen Gründe nicht mehr realisiert werden.  Die meisten Texte werden zuerst ins Englische, Französische und Deutsche übersetzt, damit diese Übersetzungen dann als Originale benutzt und „im Relais“ übersetzt werden können.

 Das Wichtigste bei der Umsetzung derselben Rechtsakte in allen Staaten und in allen Sprachen der Europäischen Union ist, dass überall das zugrundeliegende sprachliche Konzept in der gleichen Weise verstanden wird.  Dies kann nur durch eine gemeinsame und kohärente Terminologie erfolgen.  IATE ist eine konzept-orientierte Datenbank, die mehr 100 Bereiche abdeckt.

 Manche EU-Institutionen betreiben deskriptive Terminologie, indem sie die Terminologie der nationalen Datenbanken sammeln: Zentralbank, Gerichtshof, Übersetzungszentrum (mit der Terminologie der Agenturen)  Die Kommission und der Rat erstellen eine eigene Terminologie (Eurojargon – teilweise normative Terminologie)

Eine Sprache  Ein Gesetz, das aus der Europäischen Union ins nationale Gesetzsystem kommt, muss eine standardisierte Terminologie anwenden Mehrere Länder  Wie kann jedoch das Problem der unterschiedlichen Terminologie in derselben Sprache, die in verschiedenen Staaten in der Verwaltung verwendet wird, gelöst werden?

 Gibt es ein dominierendes Land für ein und dieselbe Sprache?  Sprache als Kultur- und Kommunikationsmittel  Sprache als Amtssprache

 Haben Sie Fragen?  Oder.... Antworten auf meine offenen Fragen?