Subsidiarität und Wohlfahrtspflege in Deutschland Zürich, 20.-21. Juni 2014 Diakonisches Werk in Niedersachsen e.V.

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 Präsentation transkript:

Subsidiarität und Wohlfahrtspflege in Deutschland Zürich, Juni 2014 Diakonisches Werk in Niedersachsen e.V.

Diakonie im Sozialstaat und auf dem Sozialmarkt Soziale Marktwirtschaft – Soziale Gerechtigkeit Welches Gesellschaftsmodell entspricht der Marktwirtschaft?  Bundesdeutsche Antwort: –Sozialstaatlichkeit (Art. 20 Abs. 1 GG) – Subsidiarität (Art. 23 Abs.1 GG) – Förderung der gemeinnützigen Wohlfahrt Wohlfahrt: wertebezogenes Handeln für Mitmenschen  AWO - Caritas – Diakonie - DRK – Jüdische Wohlfahrt - Paritäter  Wunsch- und Wahlrecht der Bürger – Neutralität des Staates

Was zählt? „Wo Du dein Herz hast, das ist dein Gott“ (Martin Luther) Wo hat der Staat sein Herz?  Subsidiarität: der Staat nimmt sich zurück  Solidarität: der Zusammenhalt lebt von Werten, die dem Gesetz entzogen sind  Soziale Marktwirtschaft: Das Recht des Stärkeren wird begrenzt  Gerechtigkeit:Ausgleich und faire Teilhabe sind nötig Wo hat die Diakonie ihr Herz?  Beim Auftrag: „Was ihr getan habt … habt ihr Mir getan“ (Mt 25,40)  Beim Glaubensleben: Aus dem Glauben heraus Taten der Liebe (lutherischer Ansatz)  Beim Bedürftigen: „Arme habt ihr allezeit“  Beim Unternehmen: Helfen braucht ökonomische Kraft

2.2 Die veränderte sozialpolitische Situation – ein Paradigmenwechsel Das Kostendeckungsprinzip des Sozialstaats Staat und Kostenträger Klient Leistungs- erbringer Aufwand finanzieren

Von ökonomischer Rationalität zur Kommerzialisierung des Sozialen Kostenexplosion im Sozialwesen Durchsetzen ökonomischer Rationalität Ökonomisierung Ökonomismus = Primat der ökonomischen Rationalität Leistungswettbewerb  Gewinnerwartung Kommerzialisierung des Sozialmarktes

Wohlfahrt - a uf dem Weg vom Menschen zum Kommerz? Droht der Ausverkauf der werthaltigen Sozialität? In welchem sozialpolitischen Kontext bewegen wir uns?

Die veränderte Situation Staat Kosten- träger Bürger Mitar- beitende Wirtschaft- lichkeit Profil gibt Budget macht Vorgaben Vorgaben wählt

Die Möglichkeit zu wählen („Fördern und fordern“) MW P MW P MW P MW P BürgerIn ??

Sozialpolitische Konsequenzen Leistungserbringung statt Subvention Dienstleistung als Hilfe-Mix aus  Staatlichen Transferleistungen  Eigenbeitrag  Organisierte Freiwilligkeit als Unterstützungssystem –vermehrtes zivilgesellschaftliches Engagement (Ehrenamt) Druck auf Kommunen als Finanziers  Rückzug der öffentlichen Träger Leistungsanbieter werden einander immer ähnlicher deutsches Prinzip Gemeinnützigkeit auf dem Prüfstand

3. Herausforderung für die Diakonie Vom Menschen zum Kommerz – mitmachen oder ausklinken? Kompromiss: das Profil wird finanziert?  die gesellschaftliche Erwartung: für alle da sein  „Dubai“-stationen oder „Lumpensammler“ des Sozialmarktes? Profil finden angesichts von  steigender Bedeutung des Sozialen  niedriger Bewertung der Arbeit  steigenden Anforderungen  Bedarf an Niedriglöhnen  zu senkenden Personalkosten  größeren Anforderungen an Motivation  stärkerer Profilierung des wertorientierten Handlungsansatzes (usp)  Angleichung an Leistungsvorgaben

Ein Gegengewicht: „Soziale Gerechtigkeit!“ politisch gestalten wollen gegen die Verdinglichung des Menschen Perspektivwechsel einleiten bürgerschaftliches Engagement stärken

Die Herausforderung Suche nach dem Gleichgewicht Protest gegen die ökonomische Dominanz Wo bleibt der Mensch? Mitar- beitende Wirtschaft- lichkeit Profil Lei- tung Ideal: Balance halten Mitar- beitende Profil Lei- tung Wirt- schaft- lichkeit Heutige Drucksituation

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

a) Einsatz für den Menschen  Die Perspektive der Armen bei den Reichen einsprechen  Es ist nur wenig gut in Lampedusa!  Menschen sind kein Markt, auch keine Abnehmer, sondern mündige Marktteilnehmer  Wir werden abgeben müssen – im eigenen Interesse!  Diakonie hat das Ganze im Blick!

b) parteilich bleiben fördern und fordern akzeptieren der Nichtaktivierbaren Teilhabemöglichkeiten ohne Stigmatisierung Förderung der Kleinsten

c) politisch bleiben Diakonie braucht Überzeugungstäter  Sozialpolitik lebt von Werten jenseits der Ökonomie  Sozialpolitik ist nicht Kitt der Gesellschaft  Sozialpolitik sichert Zukunft  Sozialpolitik rechnet sich – wie eine Versicherung - erst im Nachhinein Diakonie ist Anwalt  auch gegen die öffentliche Meinung  und sammelt gerade deshalb Bundesgenossen, die sich ehrenamtlich engagieren  Diakonie ist Zivilgesellschaft

Sozialmarkt statt Subsidiarität ? Soziales muss wirtschaftlich gestaltet werden. Soziales muss frei gestalten Wohlfahrt ist die beständige und notwendige Kritik an der Ökonomisierung des Menschlichen Wohlfahrt ist Luxus, der allen wohl tut Dazu braucht die Wohlfahrt die Anerkennung aller - und trägt das ihre dazu bei.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Strukturen der Diakonie Diakonisches Werk der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers Seite 19

Strukturen der Diakonie Klassische Definition: „Lebens- und Wesensäußerung der Kirche“ Diakonie ist Kirche – sub signo crucis: mehrdeutig Kirche ohne Diakonie ist nicht christliche Kirche – Doppelgebot der Liebe Diakonie ist Wagnis und bewährt den Glauben Diakonie ist getanes Hören und Glaubensgehorsam Diakonie stellt sich der „noch nicht erlösten Welt“ Diakonie ist eschatologisch gespannt: „schon jetzt“ und „noch nicht“ Diakonie ist gemeinschaftliches Handeln Diakonie handelt ohne Ansehen der Person Glaube Hoffnung Liebe