Dr. Gerald Neitzke, Medizinethiker Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees der MHH Abteilung Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin Medizinische.

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 Präsentation transkript:

Dr. Gerald Neitzke, Medizinethiker Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees der MHH Abteilung Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin Medizinische Hochschule Hannover (MHH) Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke Interprofessionalität

Interprofessionelles Arbeiten Approbationsordnung für Ärzte vom „§ 1: [...] Die Ausbildung soll auch [...] die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Ärzten und mit Angehörigen anderer Berufe des Gesundheitswesens fördern.“ „§ 6: Der dreimonatige Krankenpflegedienst [...] hat den Zweck, den Studienanwärtern oder Studierenden in Betrieb und Organisation eines Krankenhauses einzuführen und ihn mit den üblichen Verrichtungen der Krankenpflege vertraut zu machen.“ Grundsätze der BÄK zur ärztlichen Sterbebegleitung vom „Bei seiner Entscheidungsfindung soll der Arzt mit ärztlichen und pflegenden Mitarbeitern einen Konsens suchen.“ Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

Modelle: Praktika (Krankenpflegepraktikum) „Nesting“ gemeinsame Lehrveranstaltungen gemeinsame Stationsarbeit Interprofessioneller Ethikunterricht Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

gemeinsam lernengemeinsam arbeiten Interprofessioneller Ethikunterricht Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

Ärztinnen/Ärzte Krankenschwestern/Pfleger Pflege Fürsorge Zuwendung Heilen Behandeln Betreuung kranker Menschen in ihrem Kranksein ‚integrierte Motivation‘ Aus:Neitzke, G.: Motivation und Identitätsbildung in den medizinischen Professionen. Konsequenzen für die klinische Praxis. In: v. Engelhardt; v. Loewenich & Simon (Hrsg.): Die Heilberufe auf der Suche nach ihrer Identität. Lit-Verlag, Münster 2001, Abb. 1:Hauptmotivationen in den Heilberufen und eine ‚integrierte Motivation‘

Aus:Neitzke, G.: Motivation und Identitätsbildung in den medizinischen Professionen. Konsequenzen für die klinische Praxis. In: v. Engelhardt; v. Loewenich & Simon (Hrsg.): Die Heilberufe auf der Suche nach ihrer Identität. Lit-Verlag, Münster 2001, Abb. 2: Spektrum von Haltungen im Umgang mit kranken Menschen Heilenwollen behandeln, verändern, Krankheit bekämpfen Therapeutischer Aktionismus / Ungeduld (be-)schädigen „Negative“, nicht akzeptierte Haltungen Mögliche Konflikte Lethargie / Abstinenz vernachlässigen, verlassen Bereich „akzeptierter“ Einstellungen = Pflege / Betreuung beistehen, unterstützen, akzeptieren, zulassen Professionen und Kompetenzen

Seminargestaltung Kleingruppen 10 Medizinstudierende + 10 Auszubildende der Krankenpflege (jeweils aus dem ersten und zweiten Ausbildungsjahr) Dozentenpaar (Medizin + Pflege) 8 Unterrichtsstunden (Freitag + Samstag) Ethische Falldarstellung (ein realer Fall pro Seminar) Interprofessioneller Ethikunterricht Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

Unterrichts-Methoden Sequentielle Falldarstellung (realitätsnah) Rollenspiele (schult kommunikative Kompetenz) Kleingruppen-Diskussionen (fördert Beteiligung aller) Entscheidungsfindung im Team (Verbindlichkeit simulieren) Lernenden-zentriert Lehrer-Auszubildender-Beziehung als Modell der Helfer- Patient-Beziehung Niedrige Hierarchien (minimiert moralische Beeinflussung) Evaluation (Respekt) Interprofessioneller Ethikunterricht Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

Ein Fall Sönke Tiede, 68-jähriger Landwirt, Leberzellkarzinom Überbringen schlechter Nachrichten: Diagnoseaufklärung („Es ist Krebs“) „Informed consent“: Aufklärung und Einwilligung vor Operation Patientenwünsche (S.T. möchte vor OP noch einmal heim) Therapieentscheidung während der OP: OP-Umfang ausweiten? Wahrheit am Krankenbett (Ehefrau: „Sagen Sie es ihm nicht...“) Therapieabbruch / Therapieverzicht, Stellvertreter-Entscheidung Palliativmedizin / Sterbebegleitung Interprofessioneller Ethikunterricht Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

Professionelle Ethik Explizite Fragestellungen nach der Falldiskussion: Erfahrung der gemeinsamen Fallbearbeitung („interprofessionell“) berufsspezifische Pflichten (Aufklärung, Einwilligung etc.) gemeinsame Verpflichtungen vs. spezifische Pflichten professionelle Rolle im Stations-Team („Was ist ein Team?“) Motivationen in Medizin und Krankenpflege (‚care‘ vs. ‚cure‘) „gute“ Entscheidungsfindung („Was ist ein Konsens?“) eigenes Berufsverständnis / Verständnis der anderen Professionen Interprofessioneller Ethikunterricht Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke

Haltung der Lehrenden / Vorbilder Das Verhältnis Lehrender-Lernender ist ein Modell für die spätere Arzt/Helfer-Patient-Beziehung (zuhören, respektieren). Die Auszubildenden/Studierenden werden sich ihren späteren Patient/innen gegenüber so verhalten, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten haben (pädagogische Verantwortung). Daraus folgt: Verantwortung wird vorgelebt (Prüfungen!) Es gibt keine moralisch höherwertige Meinung Lehrende interessieren sich für die Überzeugungen der Lernenden (Respekt!) Konsens entsteht in der Gruppe (Verbindlichkeit!) Ev. Akademie Tutzing, Ethik in den Heilberufen. Lernen und LehrenDr. Gerald Neitzke