1 Die Situation der öffentlichen Haushalte in Hessen Achim Truger IMK in der Hans-Böckler-Stiftung Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Haushaltspolitik.

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 Präsentation transkript:

1 Die Situation der öffentlichen Haushalte in Hessen Achim Truger IMK in der Hans-Böckler-Stiftung Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Haushaltspolitik in der Krise“ am 10. September 2010 in Frankfurt, DGB Hessen-Thüringen

2 Ausgangspunkt: Hohe Defizite und schlechte Finanzlage Ursachenforschung: Hat Hessen „über seine Verhältnisse gelebt“? Eine ausgeblendete Ursache: Massive Steuersenkungen Düstere Zukunftsaussichten: Hessische Finanzpolitik unter der Schuldenbremse Linderung durch Ausgestaltung der Schuldenbremse? Lösung nur durch Steuererhöhungen möglich Inhalt

3 Hohes Defizit im Landeshaushalt

4 Defizite bei den Kommunen

5

6 Ausgangspunkt: Hohe Defizite und schlechte Finanzlage Ursachenforschung: Hat Hessen „über seine Verhältnisse gelebt“? Eine ausgeblendete Ursache: Massive Steuersenkungen Düstere Zukunftsaussichten: Hessische Finanzpolitik unter der Schuldenbremse Linderung durch Ausgestaltung der Schuldenbremse? Lösung nur durch Steuererhöhungen möglich Inhalt

7 Über „unsere Verhältnisse gelebt“?

8

9

10 Über „unsere Verhältnisse gelebt“?

11 Über „unsere Verhältnisse gelebt“?

12 Deutschland: Vize-Weltmeister in sparsamer Ausgabenpolitik!

13 Ausgangspunkt: Hohe Defizite und schlechte Finanzlage Ursachenforschung: Hat Hessen „über seine Verhältnisse gelebt“? Eine ausgeblendete Ursache: Massive Steuersenkungen Düstere Zukunftsaussichten: Hessische Finanzpolitik unter der Schuldenbremse Linderung durch Ausgestaltung der Schuldenbremse? Lösung nur durch Steuererhöhungen möglich Inhalt

14 Eine ausgeblendete Ursache

15 Eine ausgeblendete Ursache

16 Eine ausgeblendete Ursache

17 Eine ausgeblendete Ursache

18 Ausgangspunkt: Hohe Defizite und schlechte Finanzlage Ursachenforschung: Hat Hessen „über seine Verhältnisse gelebt“? Eine ausgeblendete Ursache: Massive Steuersenkungen Düstere Zukunftsaussichten: Hessische Finanzpolitik unter der Schuldenbremse Linderung durch Ausgestaltung der Schuldenbremse? Lösung nur durch Steuererhöhungen möglich Inhalt

19 Die Schuldenbremse eine Strukturkomponente: Eine „strukturelle“ Verschuldung wird nur noch in sehr engen Grenzen zugelassen für Bund: 0,35% des BIP ab 2016 für Länder: 0,0% ab 2020 schrittweiser Übergang ab 2011 Konsolidierungshilfen für Notlagenländer (Bremen, Saarland, Berlin, SLH, Sachsen-Anhalt) eine Konjunkturkomponente: sie vergrößert oder beschränkt die Verschuldungsmöglichkeiten symmetrisch je nach Konjunkturlage über die strukturelle Komponente hinaus (Diagnose gemäß EU-Kommissionsverfahren bei der Haushaltsüberwachung für Bund; noch unklar für Länder)

20 Die Schuldenbremse Probleme „strukturelle“ Defizite müssen bis zu einem Stichtag zurückgeführt werden  das kann gefährlich für die Konjunktur werden „strukturelles“ und „konjunkturelles“ Defizit müssen technisch-statistisch getrennt werden, damit die Haushalte „mit der Konjunktur atmen“ können  das ist technisch nicht zweifelsfrei möglich und führt zu pro-zyklischer Politik  das Problem kann sich im Übergang zum Stichtag gefährlich aufschaukeln

21 Düstere Aussichten: IMK-Beispielrechnung Wie stark dürfen die Ausgaben im hessischen HH von 2010 bis 2020 wachsen, wenn das „strukturelle Defizit“ 2020 null sein soll?  optimistisches Szenario: nominal 1,7 % pro Jahr  pessimistisches Szenario:nominal 1,3 % pro Jahr  Problem: Von 1993 bis 2008 lag der Durchschnitt bei 2,4 % pro Jahr  ohnehin schon restriktive Ausgabenpolitik müsste noch erheblich verschärft werden  „Operation sichere Zukunft“ 2 und ff. drohen!

22 Düstere Aussichten: IMK-Beispielrechnung Wie hätte der Haushalt 2008 ausgesehen, wenn von 1998 bis 2008 die Ausgaben statt um 2,4 % pro Jahr um  optimistisches Szenario: nominal 1,7 % pro Jahr  pessimistisches Szenario:nominal 1,3 % pro Jahr gestiegen wären?  Die Ausgaben wären um 1,2 Mrd. Euro (6 %) bzw. 1,7 Mrd. Euro (8 %) geringer ausgefallen!  das wären 65 % bzw. 95 % der öffentlichen Investitionen!  oder 17 % bzw. 24 % des Personaletats 2008!

23 IMK-Beispielrechnung Quelle: Hessisches Finanzministerium,

24 Ausgangspunkt: Hohe Defizite und schlechte Finanzlage Ursachenforschung: Hat Hessen „über seine Verhältnisse gelebt“? Eine ausgeblendete Ursache: Massive Steuersenkungen Düstere Zukunftsaussichten: Hessische Finanzpolitik unter der Schuldenbremse Linderung durch Ausgestaltung der Schuldenbremse? Lösung nur durch Steuererhöhungen möglich Inhalt

25 Schuldenbremse ökonomisch hoch problematisch z.B.: Ziel der mittelfristigen Konstanz der Schuldenstandsquote braucht kein Defizit von null So lange sie im Grundgesetz steht, muss man sie natürlich einhalten aber: Gestaltungsspielräume vernünftig ausnutzen oder einnahmenseitige Voraussetzungen für ihre Einhaltung schaffen sie ohne Bedingungen in die Landesverfassung aufzunehmen, heißt unnötig eine zusätzliche irrationale Bindung einzugehen Ausgestaltung der Schuldenbremse?

26 Stellschrauben der Schuldenbremse Wahl des Konjunkturbereinigungsverfahrens Bund hat mit Verfahren der EU-Kommission ein sehr intransparentes und anfälliges Verfahren gewählt  Möglichst Verfahren mit träger Strukturkomponente wählen (z.B. Schweiz) Wahl der Budgetsensitivität meistens pauschal und sehr ungenau  Möglichst exakte Schätzung versuchen

für den Bund Präzisierung in Art. 115 GG + Ausführungsgesetz + Verwaltungsvorschriften durch BMF und BMWI für Länder eigentlich nur Art. 109 GG + Bedingungen für Konsolidierungshilfen + evtl. Druck über Stabilitätsrat Aber sonst: viel mehr Freiheiten als der Bund ! Stellschrauben auf Länderebene

Konjunkturbereinigungsverfahren (s.o.) Budgetsensitivität (s.o., aber auch Chance für Kommunen!) volkswirtschaftliches BIP oder Länder-BIP? Nebenhaushalte? Privatisierungserlöse? Finanzielle Transaktionen? Gestaltung des Übergangs?  aber: mehr Spielraum nicht immer sinnvoll und häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden  Linderung möglich, aber fundamentale Probleme können nicht finanztechnisch gelöst werden Stellschrauben auf Länderebene

29 Ausgangspunkt: Hohe Defizite und schlechte Finanzlage Ursachenforschung: Hat Hessen „über seine Verhältnisse gelebt“? Eine ausgeblendete Ursache: Massive Steuersenkungen Düstere Zukunftsaussichten: Hessische Finanzpolitik unter der Schuldenbremse Linderung durch Ausgestaltung der Schuldenbremse? Lösung nur durch Steuererhöhungen möglich Inhalt

Der Staat ist auf allen Ebenen unterfinanziert Weitere Entstaatlichung programmiert Um das zu verhindern  bedarf es deutlicher Steuererhöhungen  Diese können ökonomisch und verteilungspolitisch unproblematisch vorgenommen werden Das taugt auch politisch zum Gewinnerthema  die Lebensqualität der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung kann enorm verbessert werden  Finanziert wird das von den Gewinnern der Umverteilung der letzten Jahrzehnte Das fundamentale Problem

31 Ende der Präsentation Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!