1 WiSe 2012/13 │Kognitionstheorie: Wissen über Wissen │Anna Koschinski & Marianne Jaffke │ November 2012 | Uni Bielefeld.

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 Präsentation transkript:

1 WiSe 2012/13 │Kognitionstheorie: Wissen über Wissen │Anna Koschinski & Marianne Jaffke │ November 2012 | Uni Bielefeld

Physiker, Historiker, Wissenschaftsphilosoph Harvard, Berkeley, Princeton, MIT bekannt für seine Feststellugen über den Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis und insbesondere für das Beschreiben sog. Paradigmenwechsel Thomas Samuel Kuhn

Entstehung des Werks Seine Dissertation in Theoretischer Physik stand kurz bevor Sein Interesse: Philosophie & Geschichte der Wissenschaft Beeinflusst durch die „Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache“ von Ludwik Fleck (1939)

Kuhns Paradigmen Paradigmen sind „konkrete Problemlösungen, die die Fachwelt akzeptiert hat“ … in Lehrbüchern festgehalten … meist neuartig & offen Paradigmen liefern Orientierung und Modelle für eine Gemeinschaft von Fachleuten

Stadien des Wissenschaftsbetriebs Vorparadigmatische Wissenschaft Normaler Wissenschaftsbetrieb Krise & Paradigmenwechsel Entstehung eines Paradigmas Entstehung von Anomalien Außerordentlicher Wissenschaftsbetrieb

Wie kommt es zum ‚Normalbetrieb‘ in der Wissenschaft?

Vorparadigmatische W. Experiment Schule a Schule b Schule c Schule d

Vorparadigmatische W. Ergebnis? Experiment Schule a Schule b Schule c Schule d Charakteristisch: sehr unterschiedliche Herangehensweisen; freie Wahl der Forschungsexperimente; Problematisch: konkurrierende, unvereinbare Ansätze; zumeist beschränkt auf‘s Faktensammeln;

Vorparadigmatische W. - BEISPIEL - erklär t Reibung + Anziehungskraft = elektrische Phänomen Abstoßung + Anziehungskraft = elementare Erscheinungen der Elektrizität Elektrizität = Flüssigkeit, die durch Leitungen laufen kann … Benjamin Franklins Theorie

Vorparadigmatische W. - BEISPIEL - erklär t Reibung + Anziehungskraft = elektrische Phänomen Abstoßung + Anziehungskraft = elementare Erscheinungen der Elektrizität Elektrizität = Flüssigkeit, die durch Leitungen laufen kann … Benjamin Franklins Theorie Franklins Theorie erklärt die konkurrierenden Ansätze. Eine paradigmatische Theorie der Elektrizität entsteht. Wissenschaftler können auf dieses Paradigma bauen. Nach und nach verschwinden die ‚unterlegenen‘ Schulen

Ende der Grundlagenforschung Forschungsgebiet ist nun streng definiert Basis: vergangene Leistungen das Fach verteilt sein Bemühen auf spezielle Forschungen Paradigmatische Wissenschaft

Mathematik paradigmatisch schon in der Antike Paradigmatische Wissenschaft - Weitere Beispiele - Genetik paradigmatisch s. einigen Jahren Sozialwissenschaften: vorparadigmatischer Zustand

Paradigmatische Wissenschaft = Normale Wissenschaft Normale Wissenschaft Aufgabe des Wissenschaftlers: Lösen von Problemen / Rätseln

Wissenschaftler  bestimmen bedeutsame Tatsachen  passen Fakten und Theorie an, merzen Ungenauigkeiten aus  artikulieren Paradigmen stellen Theorien überzeugend dar leiten neue Gesetze ab Normale Wissenschaft laut Kuhn

Forschung  Konsens: es geht nicht um Überprüfung oder Falsifikation des Paradigmas  es geht um eine schrittweise Verbesserung von Theorien Normalwissenschaft betreiben zu können  ist das entscheidende Kriterium für die Abgrenzung zu vor- und pseudowissenschaftlichen Theorien Normale Wissenschaft laut Kuhn Gegensatz zum Kriterium Falsifizierbarkeit (Karl Popper)

? Anomalien:  sind vom Paradigma nicht erklärte Fakten  ein gehäuftes Auftreten solcher Anomalien erregt Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Gemeinde Krisen im Wissenschaftsbetrieb sind wiederholte missglückte Versuche, Anomalien auszugleichen Probleme/Entdeckungen an zentralen Stellen: außerordentliche Wissenschaft Wissenschaft laut Kuhn Normale Außerordentl. ? ? ? „Störungen der Erwartung“

Krisen können zu Paradigmenwechsel führen = das jeweilige Paradigma wird verworfen/ersetzt Wissenschaft laut Kuhn Außerordentl. heliozentrisch geozentrisch

Wissenschaft laut Kuhn Außerordentl. Wissenschaftliche Revolutionen  mit ihnen verändern sich nicht nur Theorien, sondern das allgemeine Weltbild & die wissenschaftliche Praxis Paradigmen bedingen „Gestaltwechsel“  ein plötzlicher Wechsel von einer Wahrnehmung zur anderen Kontinentaldrift Sprache Uranus

Paradigmatische Wissenschaft (normal) Anomalien & Krise Außerordentliche Wissenschaft Wissenschaftliche Revolution Paradigmen- wechsel ? Vorparadigmatische Wissenschaft Wissenschaft laut Kuhn Paradigma: konkrete Problemlösungen, die die Fachwelt akzeptiert hat Wiederholung:

Schlauer Satz: Die Entwicklung der Wissenschaft ist kein fortschreitendes Anwachsen des Wissensvorrates durch Akkumulation, sondern ein Prozess dezidierter Brüche. Wieso nicht? ?

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