Zunkunftswerkstatt - Wozu Bildung? - Bildungs- und Schulpolitik auf dem Prüfstand 16. April 2011 in Schwerin, Willy Brandt Forum.

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 Präsentation transkript:

Zunkunftswerkstatt - Wozu Bildung? - Bildungs- und Schulpolitik auf dem Prüfstand 16. April 2011 in Schwerin, Willy Brandt Forum

Grußwort von Mathias Brodkorb Sprecher der SPD-Fraktion für Schulpolitik, Hochschulen sowie für politische Bildung; stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion

Input: Anforderungen an eine zeitgemäße Schule: Bildungskanon – Lehrerbildung – Professionelle Teams – Ganztagsschule Prof. Dr. Wolfgang Nieke Universität Rostock

1. Was ist Bildung? Bildung ist Kompetenzaufbau – nicht lernen (das tun auch Tiere und Programme) – durch Eigentätigkeit; Kompetenz kann nicht gemessen werden, sondern nur ihre Anwendung: Performanz Drei Aufgaben: Qualifizierung für - die arbeitsteilige Wirtschaftsgesellschaft: Jeder soll etwas können, was andere ohne aufwendigen Lernprozess nicht können - die Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft Enkulturation: das Hineinwachsen in die Kultur, um die Welt verstehen und verändern zu können Selbstgestaltung in Gesellschaft und Kultur Damit dies für alle gelingen kann, muss die Gesellschaft in Orientierung an einem Gemeinwohl definieren, was die Mindestbildung für alle sein soll. Das aber schränkt unvermeidlich die Freiheit des Einzelnen ein. Bildungspolitik ist immer und unvermeidlich ein politischer Kampf um das Richtige.

2. Wozu Schule? Gedankenexperiment: Welche Konsequenzen hätte es, wenn es keine Schule gäbe – Zeitmaschine in die Vergangenheit: Mittelalter/Frühe Neuzeit: -Schule als Klosterschule für den klerikalen Nachwuchs und zur Vorbereitung auf das Studium von Priestern, Rechtsgelehrten und Medizinkundigen auf antiker Grundlage: 1 Prozent des Altersjahrgangs - Prinzenerziehung - Handwerk: Vormachen – Nachmachen - Rechnen auf dem Marktplatz, durch bezahlte Rechenkünstler  das Volk war leseunkundig, konnte nur an den Fingern rechnen und war völlig abhängig von den Weisungen der Oberen, vor allem der Priester Antikes Griechenland: - Pädagoge war der Sklave, der die Jungen der Besitzbürger zum Lehrer führte, der auf dem Marktplatz als freier Unternehmer Nützliches und Erbauendes unterrichtete: Rhetorik, Mathematik, Musik - davon getrennt war die Ausbildung des Körpers zur Kriegsertüchtigung: Gymnasium leitet sich von „nackt“ ab - Akademie für eine winzige Oberschicht  das Volk war leseunkundig, konnte kaum rechnen und war völlig abhängig von den Weisungen der gewählten Oberen aus dem Besitzbürgertum und von den gesungenen und theatralisch dargebotenen Mythen mit Erklärungen von Welt und Sozialität

Also: Bildung für alle ist unwahrscheinlich und muss gegen starke Widerstände durchgesetzt werden: 1.Luther wollte, dass alle Gläubigen grundsätzlich die von ihm übersetzte Bibel selbst lesen können – Folge des Buchdrucks 2. Die Merkantil-Industrialisierung in Frankreich und Preußen, weniger anderswo, forderte elementare Rechen- und Lesefertigkeiten von den handwerklich Arbeitenden: Volksschule, beaufsichtigt durch die Priester: Singen (später Musik) für die Marsch- und Kirchenlieder, Sport als Wehrertüchtigung, Religionslehre, Heimatkunde zur Fundierung eines Nationalgefühls: so entsteht der Bildungskanon, der noch heute sakrosankt ist, allerdings anders begründet wird. 3. Pflichtschule für alle zur Bildung des republikanischen Bürgers: die Grundschule als Gesamtschule in der Weimarer Verfassung 4. Education for all – inclusive education: Der Aufruf der UNESCO an Asien, Lateinamerika und Afrika (aber auch die USA), doch bitte alle in das Schulsystem aufzunehmen. In diesem Zusammenhang muss auch das Programm der inklusiven Bildung gesehen werden, das sich in erster Linie an andere Länder richtet als an Deutschland: nicht eine pädagogisch begründete Separation wird als Problem gesehen, sondern die einfache Exklusion von Behinderten als bildungsunfähig (zu teuer, zu aufwendig). Konsequenz: Die ungeliebte und vielkritisierte Schule erweist sich als Emanzipationsinstrument der Bürger gegen die Herrschaft von Adel und Klerus, später der Arbeiterklasse gegen die ideologische Verbrämung, alles müsse unvermeidlich so sein wie es ist: Von der göttlichen Ordnung zum Sachzwang.  Ohne Schulpflicht gäbe es Privatunterricht der Wohlhabenden und völlige Unbildung der Armen

Warum wird Schule so heftig und so anhaltend kritisiert? Als öffentliche Veranstaltung muss sie so ärmlich ausgestaltet werden, dass die demonstrative öffentliche Armut die Steuerbürger nicht aufregt. Deshalb: - große Lerngruppen sparen - schlechte Bezahlung des Lehrpersonals führt zur Selektion geringer Qualifikation: der Küster, der ausgemusterte Invalide in Preußen, Lehrerinnen mit Zuverdienst für den Haushalt in vielen Staaten. Kontrast: Wie sieht Privatunterricht aus: Eins-zu-Eins-Betreuung + Spitzenkraft: Die Geistesgrößen der Aufklärung waren fast alle Privatlehrer – von Locke bis Steiner Falsche Rahmenbedingungen und fehlende Professionalisierung machen schlechte Schule, die zu Recht kritisiert wird.

Diskursfelder zur Konstruktion einer zeitgemäßen Schule: 1)Radikale Entrümpelung des Bildungskanons: Jedes Schulfach muss auf den Prüfstand, etliche Fächer müssen neu aufgenommen werden, weil der heutige Kanon aus dem 19. Jahrhundert stammt und seitdem nicht mehr reformiert worden ist. 2) Lehrerbildung: Lehrer sind in erster Linie Fachleute für die Unterstützung von Bildungsprozessen und nicht Experten für eine Universitätsdisziplin: Es reicht nicht aus, dass Deutschlehrer Germanistik studieren. Konsequenz: Lehrer müssen auf Lebensalter spezialisiert sein, nicht auf Schulformen: Stufenlehramt statt Schulformlehramt (Bildungsrat 1970). 3) Schule hat heute – mindestens als Ganztagsschule – weitaus mehr Aufgaben als Unterricht. An Schulen müssen also zusätzliche Professionen beschäftigt werden: Sozialpädagogen, Psychologen, vielleicht sogar Krankenschwestern (Frankreich). Inklusive Pädagogik erfordert das Team teaching mit Sonderschullehrern. Eine schwache Qualifizierung aller Lehrer mit Sonderpädagogik ist wirkungslos. 4) Ganztagsschule Die deutsche Halbtagsschule hat ihre Wurzeln in der Agrargesellschaft: die Schüler mussten auf den Feldern mithelfen. Das Gymnasium war immer ganztägig, weil zumeist als Internat betrieben. Nicht das Ganztagskonzept muss begründet und gerechtfertigt werden, sondern die Halbtagsschule: Hauptargument: Freiheit der Freizeitgestaltung als hohes Gut Die gegenwärtige Diskussion ist nicht schülerorientiert, sondern mütterorientiert: Die Mütter sollen für den Arbeitsmarkt für Ganztagsarbeitsplätze zur Verfügung stehen. Halbtagsschulen verstärken den Trainingseffekt des Bildungsmilieus der Familie: der Statuserhalt in der Meritokratie ist mit der Halbtagsschule leichter zu realisieren Aber: eine Zwangsganztagsschule würde von der Mehrheit der Eltern abgelehnt

 Also kann es nur Angebots-Ganztagsschulen geben, aber die müssen tatsächlich bis 16:30 Uhr gehen, sondern haben sie keinen Effekt, weder für die Erwerbstätigkeit der Eltern noch für die kompensatorische Bildung für bildungsferne Milieus. Die gegenwärtige Praxis von Pseudo-Ganztagsschulen mit einigen Stunden am Nachmittag ist Augenwischerei. Ganztagsschule oder Ganztagsbildung: Die Schwierigkeit des Subsidiaritätsprinzips in der Verfassung, welche die gesamte weltanschauliche Bildung den Freien Trägern der Jugendbildung, dem Regelungswerk des KJHG zuordnet. Das versteht heute kaum jemand mehr, auch der amtierende Bildungsminister nicht. Diese Teilung hat Vor- und Nachteile. Eine fachliche Entscheidung kann hier nicht getroffen werden, weil die Basis eine Wertentscheidung ist, wie viel Macht der staatlich verordneten Schule gegeben werden soll und darf. 5) Selbstständige Schule Ist ein ganz falscher Denkansatz: Eine Pflichtschule ist eine staatliche Schule mit Eingriffen in die Grundrechte von Schülern und Eltern und muss deshalb verwaltungsrechtlich geregelt und politisch verantwortet werden. Das Konzept der selbstständigen Schulen greift das System faktischer Privatschulen aus dem Ausland auf: Da bestimmen tatsächlich die zahlenden Eltern zusammen mit den von ihnen eingestellten und wieder entlassbaren Lehrsklaven frei über das, was in der Schule geschieht. Der Effekt ist eine Verstärkung der Chancenungleichheit zwischen Wohlhabenden und Armen. Wer soziale Gerechtigkeit will, muss dieses Konzept kategorisch ablehnen.

6) Gesamtschule Das längere gemeinsame Lernen ist der schrittweise Versuch, das gegliederte Schulsystem nach Ständen – Arbeiter, Bauern – Handwerker, Kaufleute – Akademiker für die höhere Dienstklasse unterhalb der Führungselite – abzulösen. Das ist nur gegen den erbitterten Widerstand der Eltern aus den beiden höheren Ständen durchzusetzen, weil sie einen Nachteil für ihre Kinder fürchten. Dass heute Eltern nur noch schwach die Realschule verteidigen, liegt daran, dass sie versuchen, ihre Kinder aufs Gymnasium gehen zu lassen. Damit ist die alte Situation eines dualen Systems wiederhergestellt. An Gesamtschulen können nur die Aufstiegswilligen der Unterschicht Interesse haben. Da diese nicht mehr die Mehrheit der Wähler darstellen, ist sie mit Regierungsprogrammen nicht durchzusetzen. „Mit Bildung verliert man Wahlen“. Sollte es dennoch gelingen, weichen die bildungsbewussten Eltern auf Privatschulen auf: die gesellschaftliche Spaltung bleibt erhalten. In allen Ländern mit einem Gesamtschulsystem gibt es Privatschulen. Also: Geboten ist eine Akzeptanz des dualen Systems mit einer Gemeinschaftsschule, die zum Abitur führt und Spezialschulen: - für besonderen Förderbedarf - für besonderen Kompetenzaufbau, der lange Lernzeiten benötigt: Musik, Sport - für besondere Neigungen: Naturwissenschaft, Sprachen, Kommunikation und Soziales Hier kann dann das herkömmliche Gymnasium seinen Platz behalten. Das längere gemeinsame Lernen wird von der Mehrheit der Wähler nicht akzeptiert, ist bildungswissenschaftlich hoch fragwürdig, erzeugt kontraproduktive Effekte für bildungsfernere SchülerInnen und sollte deshalb nicht weiter verfolgt werden.

Vision: Eine Schule, die den diskursgesicherten bildungswissenschaftlichen Einsichten entspräche, hätte folgende Merkmale: 1) einen ganz anderen Fächerkanon, der nicht traditional begründet ist, sondern auf die Funktionen von Schule in Gesellschaft und Kultur bezogen ist; 2) ganz anders ausgebildete LehrerInnen, die primär Fachleute für das Lernen unter spezifischen Bedingungen sind und nur sekundär Fachleute für irgendeinen Wissens- oder Wissenschaftsbereich; 3) Fachpersonal für die zusätzlichen pädagogischen Aufgaben: Sozialpädagogen (nicht: Sozialarbeiter), Psychologen, Krankenschwestern; 4) hat speziell als solche ausgebildete SchulleiterInnen (viersemestriges Master-Studium, wie überall sonst in der Welt); 5) zeigt sich in unterschiedlichen Organisationsformen, um Eltern Wahlmöglichkeiten zu bieten: + Halbtag oder Ganztag + Gemeinschaftsschule oder Spezialschule + Curriculum bis zum Abschluss variabel – 8 bis 10 Jahre; 12 bis 13 Jahre 6) verzichtet auf Klassenwiederholungen und Kopfnoten 7) individualisiert Lerngänge durch äußere und innere Differenzierung 8) unterstützt das Lernen multimedial und bezieht dabei außerschulische Lernangebote mit ein

anschließende Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Wolfgang Nieke Thema: Wozu Schule?

Zukunftswerkstatt Phasen: 1)Kritikphase - 2)Visionsphase - 3)Umsetzungsphase -

Kritikphase

Brainstorming nach Themengebieten sortiert - Schule als Lernfabrik - kein Raum für Kreativität - keine Profilbildung im Stundenplan - Fächerkanon - keine Spezialisierung - zu wenig Praxisbezug - unser „jüngster“ Lehrer wird 50 - zu alte Lehrer - Umsetzung Ganztagsschule - mehr Freizeit in der Schule - kein normaler Tagesablauf - Hausaufgaben - Klingel gibt den „Takt“ vor - 16 verschiedene Bildungssysteme - Bildungspolitik = Parteienpolitik - keine dauerhafte Politik - zu wenig Praktikum - fehlende Berufsorientierung - Finanzminister bestimmt Schulpolitik - zu wenig Geld - Materialien - baulicher Zustand - Lehrkräftemangel - Aufgabe von Schule in d. Gesellschaft - Geringschätzung des Berufsbildes - zu große Erwartungen - zu wenig Verdienst - Aussonderung - mehrgliedriges Schulsystem - Schichtreproduktion / Selektion - Orientierungsstufe - Konkurrenz durch Notenvergabe - Kopfnoten - ungerechte Bewertungsmaßstäbe - Schulessen als Indikator für Reichtum - fehlende Evaluation des Unterrichts - schlechtes Verhältnis Schüler/Lehrer - Hierarchie / Mobbing - fehlende Mitbestimmung - Rechte für Schüler - Schule ist undemokratisch - überlastete, demotivierte, überforderte Lehrer - fehlende Unterstützung - zu große Klassen - keine ind. Förderung - Abitur nach 12 Jahren statt 13 - schlechte Rahmenbedingungen - ÖPNV arbeitet nicht mit Schulen zusammen - keine Binnendifferenzierung - keine ind. Förderung - keine Nachhilfe an der Schule

Visionsphase

- Stufenlehrermodell 1) Primarlehramt 1-6 2) Sek. I LA ) Sek. II LA 11-12(13) - längeres gemeinsames Lernen - inklusive Schule ind. Vorbereitung für Lehrer - nur die besten werden Lehrer - päd. Personal verdient gleich viel auf hohem Niveau - Lehrer als Teil der Gemeinschaft - Lehrerentlohnung verbessern - BA 180 ECTS; BW 120 ECTS - Zwang zur Weiterbildung - Forderung nach jungen, gerechten, kompetenten, begeisterten Lehrern - Umsetzung der „echten“ Ganztagsschule - Abschaffung von Noten - Schüler setzen Themen - moderne Feedbackkultur - Praxisorientierung - ökologische Schule - Schulsozialarbeiter und Psychologen an jeder Schule - Unterrichtsstunde „Aktuelles“ - neues Fach „Kulturenkunde“ - eingliedriges Schulsystem - sozialen Aufstieg ermöglichen - bundesweit einheitliches Schulsystem - Schule als Teil des soz. Lebens - Schülerprojekte fördern (Bands…) - kleinere Klassen - Abschaffung von Kopfnoten - Supervision für Lehrer - Schulvollversammlungen - Einbindung akt. Probleme - kein „Sitzenbleiben“ - ind. Pausenmöglichkeiten - Erweiterung der Mittagspause - Binnendifferenzierung - Outplacement - Raum- u. Außengestaltung durch Schüler - Schule hat keine örtl. Begrenzung - Fair Trade (Essen, Bücher, …) - Nachhilfe von externem Personal Brainstorming nach Themengebieten sortiert Lehrerfort- u. Weiterbildung Neustart des Systems Schule?! Veränderungen im alten System

Umsetzung Gruppen- bildung nach Themen

Umsetzung

Ergebnisse Übereinkunft zur Weiterarbeit 1) Praxisbezug der LA-StudentenInnen stärken Idee: Die Studierenden arbeiten einen Tag der Woche in der Schule und begleiten einen Lehrer/Klasse Win-Win-Situation  Lehrer erhält Einblick in neuste Methoden + finanzneutrale Entlastung  StudentIn erhält Praxisbezug 1) Konzept  Nils bis Mitte Mai 2) Prüfung + Überarbeitung  Wolfgang, Maik 3) Diskussion und Einbringung  Jusos in 6 Monaten 2) Abschaffung der KopfnotenPostkartenaktion Landtag  Jusos bis Juli 3) Abschaffung des „Sitzenbleibens“Sammlung von Argumenten  Jan bis Ende Mai 4) Entwicklung einer Strategie hin zum eingliedrigen Schulsystem AfB, AKB 5) einheitliche SchulträgerschaftAfB, AKB, GEW

Ergebnisse Übereinkunft zur Weiterarbeit 6) Wechsel im BildungsministeriumWahlkampf!!! 7) Ziele  Gesellschaft Positive soziale, wirtschaftliche, ökologische Bedeutung - Willige sollen aktiv mitarbeiten (Stupa, Schülerrat) - Kritik öffentlich thematisieren - Seminare etc. in die Schulen tragen - Klare Forderungen als Wahlprüfsteine Schule soll Lebensperspektive aufbauen! 1)Berufsorientierung  Annett 2)Verwaltungsvorschrift  Annett 3)Mapping der Seminarlandschaft 4)Netzwerke ausbauen AK-Bildung lädt zur Weiterarbeit ein bis Ende Juli  Lisa, Christoph, Paul